me und Beine gehet, so bedienen sie sich zweyer Stückgen Brett, davon sie das eine an demjenigen Arm befestigen, auf welchen sie zu fahren gedencken; das andere aber an dem Fuß und zwar bey dem Knie und dicken Beine. Diese Stückgen Brett heissen Fahr- Bretter, auch an einigen Orten Krumhöl- tzer, und die sich deren bedienen, werden da- her auch Krumhöltzer genennet. Andre wollen lieber, daß man es Krumhälßer schrei- ben und nennen soll, und zwar darum, weil die meisten Flötz-Arbeiter von ihrer zarten Kindheit an, durch dieses beschwerliche Fah- ren sich die Schultern verrencken und ver- rücken, daher sie denn meistentheils bey her- annahenden Jahren krumme und schiefe Hälse bekommen. Jch werde mich hierüber mit keinen Menschen in Streit einlassen, und habe diese Anmerckung bloß deswegen her- gesetzt, um meinem Leser das Wort, Krum- höltzer, flötzverständlich zu machen. Jch kehre also nach dieser kleinen Ausschweiffung wieder zu meinen Stein-Kohlen-Flötzen, und will meinen Lesern noch ein paar dergleichen Stein-Kohlen Flötz Lagen und Schichten anzeigen. Jch will dazu das nicht weit von Wettin gelegne Löbegin nehmen, und meine Leser bitten, mir dahin mit ihrer Auf- mercksamkeit zu folgen, um so mehr, da sich dieses dasige Flötz gantz besonders erweiset, und beynahe mehr vor ein Geschütte als ein
Flötz,
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me und Beine gehet, ſo bedienen ſie ſich zweyer Stuͤckgen Brett, davon ſie das eine an demjenigen Arm befeſtigen, auf welchen ſie zu fahren gedencken; das andere aber an dem Fuß und zwar bey dem Knie und dicken Beine. Dieſe Stuͤckgen Brett heiſſen Fahr- Bretter, auch an einigen Orten Krumhoͤl- tzer, und die ſich deren bedienen, werden da- her auch Krumhoͤltzer genennet. Andre wollen lieber, daß man es Krumhaͤlßer ſchrei- ben und nennen ſoll, und zwar darum, weil die meiſten Floͤtz-Arbeiter von ihrer zarten Kindheit an, durch dieſes beſchwerliche Fah- ren ſich die Schultern verrencken und ver- ruͤcken, daher ſie denn meiſtentheils bey her- annahenden Jahren krumme und ſchiefe Haͤlſe bekommen. Jch werde mich hieruͤber mit keinen Menſchen in Streit einlaſſen, und habe dieſe Anmerckung bloß deswegen her- geſetzt, um meinem Leſer das Wort, Krum- hoͤltzer, floͤtzverſtaͤndlich zu machen. Jch kehre alſo nach dieſer kleinen Ausſchweiffung wieder zu meinen Stein-Kohlen-Floͤtzen, und will meinen Leſern noch ein paar dergleichen Stein-Kohlen Floͤtz Lagen und Schichten anzeigen. Jch will dazu das nicht weit von Wettin gelegne Loͤbegin nehmen, und meine Leſer bitten, mir dahin mit ihrer Auf- merckſamkeit zu folgen, um ſo mehr, da ſich dieſes daſige Floͤtz gantz beſonders erweiſet, und beynahe mehr vor ein Geſchuͤtte als ein
Floͤtz,
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me und Beine gehet, ſo bedienen ſie ſich
zweyer Stuͤckgen Brett, davon ſie das eine
an demjenigen Arm befeſtigen, auf welchen
ſie zu fahren gedencken; das andere aber an
dem Fuß und zwar bey dem Knie und dicken
Beine. Dieſe Stuͤckgen Brett heiſſen Fahr-
Bretter, auch an einigen Orten Krumhoͤl-
tzer, und die ſich deren bedienen, werden da-
her auch Krumhoͤltzer genennet. Andre
wollen lieber, daß man es Krumhaͤlßer ſchrei-
ben und nennen ſoll, und zwar darum, weil
die meiſten Floͤtz-Arbeiter von ihrer zarten
Kindheit an, durch dieſes beſchwerliche Fah-
ren ſich die Schultern verrencken und ver-
ruͤcken, daher ſie denn meiſtentheils bey her-
annahenden Jahren krumme und ſchiefe
Haͤlſe bekommen. Jch werde mich hieruͤber
mit keinen Menſchen in Streit einlaſſen, und
habe dieſe Anmerckung bloß deswegen her-
geſetzt, um meinem Leſer das Wort, Krum-
hoͤltzer, floͤtzverſtaͤndlich zu machen. Jch
kehre alſo nach dieſer kleinen Ausſchweiffung
wieder zu meinen Stein-Kohlen-Floͤtzen, und
will meinen Leſern noch ein paar dergleichen
Stein-Kohlen Floͤtz Lagen und Schichten
anzeigen. Jch will dazu das nicht weit von
Wettin gelegne Loͤbegin nehmen, und
meine Leſer bitten, mir dahin mit ihrer Auf-
merckſamkeit zu folgen, um ſo mehr, da ſich
dieſes daſige Floͤtz gantz beſonders erweiſet,
und beynahe mehr vor ein Geſchuͤtte als ein
Floͤtz,
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/270>, abgerufen am 24.11.2024.
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