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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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Man siehet also auch hieraus, wie die
Natur allezeit gleichförmig bey Hervorbrin-
gung derer Steinkohlen-Flötze agirt habe.
Beyläufig muß ich hier meinen Lesern erkläh-
ren, was das Wort Krumhöltzer sagen will,
weil es im vorigen Verzeichniß derer Schich-
ten vorgekommen. Das Hauen derer Stein-
Kohlen wird gemeiniglich nach Wispel, Ton-
nen, Maaßen etc. verdinget, so daß die Berg-
Leute nach Beschaffenheit, vor Langung und
Förderung eines Wispels Kohlen etwas ge-
wisses bekommen. Da nun auf denen
Flötzen, welche wir oben Krumb-Höl-
tzer-Flötze genennet, die Kohlen nur
8 bis 9 Zoll mächtig anstehen, so wür-
den sie entweder sehr zu kurtz kommen, wenn
sie vor ihren Oertern eine solche Höhe neh-
men wollten, daß sie bequem davor sitzen
oder stehen könten, und würden sehr langsam
auf ihr Lohn kommen, weil sie in solchem Fall
allezeit 20 mahl so viel Berge hauen würden,
als Ertzte, welche Bergförderung aber ihnen
nicht bezahlt wird, so bald sie Kohlen oder
Schiefern haben. Dieser Sache nun also
vorzukommen, nehmen sie die Höhe nicht hö-
her, als daß sie mit genauer Noth lang aus-
gestreckt, entweder auf dem Bauche oder auf
der Seite liegend, vor ihr Ort fahren, oder
vielmehr rutschen können. Dergleichen
Fahrung ist oft kaum 11. 12. 16. 20 Zoll
hoch. Weil es nun dabey sehr über die Ar-

men

Man ſiehet alſo auch hieraus, wie die
Natur allezeit gleichfoͤrmig bey Hervorbrin-
gung derer Steinkohlen-Floͤtze agirt habe.
Beylaͤufig muß ich hier meinen Leſern erklaͤh-
ren, was das Wort Krumhoͤltzer ſagen will,
weil es im vorigen Verzeichniß derer Schich-
ten vorgekommen. Das Hauen derer Stein-
Kohlen wird gemeiniglich nach Wiſpel, Ton-
nen, Maaßen ꝛc. verdinget, ſo daß die Berg-
Leute nach Beſchaffenheit, vor Langung und
Foͤrderung eines Wiſpels Kohlen etwas ge-
wiſſes bekommen. Da nun auf denen
Floͤtzen, welche wir oben Krumb-Hoͤl-
tzer-Floͤtze genennet, die Kohlen nur
8 bis 9 Zoll maͤchtig anſtehen, ſo wuͤr-
den ſie entweder ſehr zu kurtz kommen, wenn
ſie vor ihren Oertern eine ſolche Hoͤhe neh-
men wollten, daß ſie bequem davor ſitzen
oder ſtehen koͤnten, und wuͤrden ſehr langſam
auf ihr Lohn kommen, weil ſie in ſolchem Fall
allezeit 20 mahl ſo viel Berge hauen wuͤrden,
als Ertzte, welche Bergfoͤrderung aber ihnen
nicht bezahlt wird, ſo bald ſie Kohlen oder
Schiefern haben. Dieſer Sache nun alſo
vorzukommen, nehmen ſie die Hoͤhe nicht hoͤ-
her, als daß ſie mit genauer Noth lang aus-
geſtreckt, entweder auf dem Bauche oder auf
der Seite liegend, vor ihr Ort fahren, oder
vielmehr rutſchen koͤnnen. Dergleichen
Fahrung iſt oft kaum 11. 12. 16. 20 Zoll
hoch. Weil es nun dabey ſehr uͤber die Ar-

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[178/0269] Man ſiehet alſo auch hieraus, wie die Natur allezeit gleichfoͤrmig bey Hervorbrin- gung derer Steinkohlen-Floͤtze agirt habe. Beylaͤufig muß ich hier meinen Leſern erklaͤh- ren, was das Wort Krumhoͤltzer ſagen will, weil es im vorigen Verzeichniß derer Schich- ten vorgekommen. Das Hauen derer Stein- Kohlen wird gemeiniglich nach Wiſpel, Ton- nen, Maaßen ꝛc. verdinget, ſo daß die Berg- Leute nach Beſchaffenheit, vor Langung und Foͤrderung eines Wiſpels Kohlen etwas ge- wiſſes bekommen. Da nun auf denen Floͤtzen, welche wir oben Krumb-Hoͤl- tzer-Floͤtze genennet, die Kohlen nur 8 bis 9 Zoll maͤchtig anſtehen, ſo wuͤr- den ſie entweder ſehr zu kurtz kommen, wenn ſie vor ihren Oertern eine ſolche Hoͤhe neh- men wollten, daß ſie bequem davor ſitzen oder ſtehen koͤnten, und wuͤrden ſehr langſam auf ihr Lohn kommen, weil ſie in ſolchem Fall allezeit 20 mahl ſo viel Berge hauen wuͤrden, als Ertzte, welche Bergfoͤrderung aber ihnen nicht bezahlt wird, ſo bald ſie Kohlen oder Schiefern haben. Dieſer Sache nun alſo vorzukommen, nehmen ſie die Hoͤhe nicht hoͤ- her, als daß ſie mit genauer Noth lang aus- geſtreckt, entweder auf dem Bauche oder auf der Seite liegend, vor ihr Ort fahren, oder vielmehr rutſchen koͤnnen. Dergleichen Fahrung iſt oft kaum 11. 12. 16. 20 Zoll hoch. Weil es nun dabey ſehr uͤber die Ar- men

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/269>, abgerufen am 20.05.2024.