fortschwemmen können, so weit war es der- selben auch möglich, Millionen derselben, von einer Art Größe und Schwere fortzufüh- ren. Warum hat man, so viel mir wissend, noch niemahls einen Wallfisch, einen See- hund, oder ein ander Ungeheuer versteinert, oder auch nur in denen grösten Schiefer- Brüchen abgedrucket gefunden? Vermuth- lich aus der Ursache, weil diese Thiere 1) grös- ser und also stärcker gewesen der Fluth zu wiederstehen, folglich nicht so weit ins Land geführet worden. 2) Jst es sehr begreiflich, daß, so bald diese Thiere gemercket, daß das Was- ser zu fallen anfange, sie sich mit dem ins Meer zurück fallenden Wassern wieder dahin begeben. Dahergegen die Muscheln, Schne- cken und Fische auf dem Grund ruhig gele- gen, so wie solche noch jetzo zu thun pflegen, da sie bey Stürmen sich feste in den Schlamm verbergen, oder an die Felsen anhalten, um von denen Wellen nicht fortgeschwemmet zu werden. Da nun die Wasser nach der Zeit gefallen, so sind diese Geschöpfe sitzen geblie- ben, wo sie angeschwommen waren, daher rühret es, daß man solche auf Höhen so gut als in Gründen findet, ja auf denen erstern noch viel eher, weil daselbst die Fluth, als sie über die höchsten Berge, nach Mosis Be- schreibung. 15 Ellen gegangen, auch am er- sten die Spitzen derselben verlassen, und folg- lich die mehresten dieser Geschöpfe darauf sitzen
geblie-
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fortſchwemmen koͤnnen, ſo weit war es der- ſelben auch moͤglich, Millionen derſelben, von einer Art Groͤße und Schwere fortzufuͤh- ren. Warum hat man, ſo viel mir wiſſend, noch niemahls einen Wallfiſch, einen See- hund, oder ein ander Ungeheuer verſteinert, oder auch nur in denen groͤſten Schiefer- Bruͤchen abgedrucket gefunden? Vermuth- lich aus der Urſache, weil dieſe Thiere 1) groͤſ- ſer und alſo ſtaͤrcker geweſen der Fluth zu wiederſtehen, folglich nicht ſo weit ins Land gefuͤhret worden. 2) Jſt es ſehr begreiflich, daß, ſo bald dieſe Thiere gemercket, daß das Waſ- ſer zu fallen anfange, ſie ſich mit dem ins Meer zuruͤck fallenden Waſſern wieder dahin begeben. Dahergegen die Muſcheln, Schne- cken und Fiſche auf dem Grund ruhig gele- gen, ſo wie ſolche noch jetzo zu thun pflegen, da ſie bey Stuͤrmen ſich feſte in den Schlamm verbergen, oder an die Felſen anhalten, um von denen Wellen nicht fortgeſchwemmet zu werden. Da nun die Waſſer nach der Zeit gefallen, ſo ſind dieſe Geſchoͤpfe ſitzen geblie- ben, wo ſie angeſchwommen waren, daher ruͤhret es, daß man ſolche auf Hoͤhen ſo gut als in Gruͤnden findet, ja auf denen erſtern noch viel eher, weil daſelbſt die Fluth, als ſie uͤber die hoͤchſten Berge, nach Moſis Be- ſchreibung. 15 Ellen gegangen, auch am er- ſten die Spitzen derſelben verlaſſen, und folg- lich die mehreſten dieſer Geſchoͤpfe darauf ſitzen
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fortſchwemmen koͤnnen, ſo weit war es der-
ſelben auch moͤglich, Millionen derſelben,
von einer Art Groͤße und Schwere fortzufuͤh-
ren. Warum hat man, ſo viel mir wiſſend,
noch niemahls einen Wallfiſch, einen See-
hund, oder ein ander Ungeheuer verſteinert,
oder auch nur in denen groͤſten Schiefer-
Bruͤchen abgedrucket gefunden? Vermuth-
lich aus der Urſache, weil dieſe Thiere 1) groͤſ-
ſer und alſo ſtaͤrcker geweſen der Fluth zu
wiederſtehen, folglich nicht ſo weit ins Land
gefuͤhret worden. 2) Jſt es ſehr begreiflich, daß,
ſo bald dieſe Thiere gemercket, daß das Waſ-
ſer zu fallen anfange, ſie ſich mit dem ins
Meer zuruͤck fallenden Waſſern wieder dahin
begeben. Dahergegen die Muſcheln, Schne-
cken und Fiſche auf dem Grund ruhig gele-
gen, ſo wie ſolche noch jetzo zu thun pflegen,
da ſie bey Stuͤrmen ſich feſte in den Schlamm
verbergen, oder an die Felſen anhalten, um
von denen Wellen nicht fortgeſchwemmet zu
werden. Da nun die Waſſer nach der Zeit
gefallen, ſo ſind dieſe Geſchoͤpfe ſitzen geblie-
ben, wo ſie angeſchwommen waren, daher
ruͤhret es, daß man ſolche auf Hoͤhen ſo gut
als in Gruͤnden findet, ja auf denen erſtern
noch viel eher, weil daſelbſt die Fluth, als ſie
uͤber die hoͤchſten Berge, nach Moſis Be-
ſchreibung. 15 Ellen gegangen, auch am er-
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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