Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

tzes, Kalck-Stein sey? welches er auch an
verschiedenen Orten deutlich erwiesen. Wenn
wir nun erwegen, was vor Theile dem
Meere durch die unzähligen hineinfliessenden
Flüsse und Bäche zugeführet werden, wenn
wir bedencken, was in dem Meer vor eine
unsägliche Menge von Thieren, Fischen, Mu-
scheln, Schnecken u. d. g. leben und sterben,
solglich darinne verwesen, und ihre Theile
dem Wasser mittheilen; wenn wir beden-
cken, was die Natur durch die Länge der
Zeit vor Veränderungen an denen Körpern
vornehmen könne, glaube ich nicht, daß wir
die Saltzigkeit der See denen Erdbränden
zuschreiben dürfen. Ja, was noch einen
Haupt-Grund wider diese seine Meynung
abgiebt, ist erstlich dessen eigner Satz, da er
sagt, daß als schon Thiere und Menschen
gewesen, dennoch noch immer Feuer-
speyende Berge gewesen, und die Welt
hier und dar gebrennet hätte. Wäre
nun dieses wahr, so müsten ja die Flüsse und
Quellen, welche doch schon auf den Erdbo-
den seyn musten, durch die in der Luft, von
den unterirrdischen Brande aufgetriebene
zarte Theile, alle saltzig geworden seyn.
Wäre dieses andem, so müste zweytens noch
heutiges Tages, in der Gegend, wo die Feuer-
fpeyende Berge, als Aetna, Vesuvius, etc.
wüthen, alle Quellen und Flüsse gesaltzen
seyn, welches doch aber der Erfahrung schnur

stracks
D 2

tzes, Kalck-Stein ſey? welches er auch an
verſchiedenen Orten deutlich erwieſen. Wenn
wir nun erwegen, was vor Theile dem
Meere durch die unzaͤhligen hineinflieſſenden
Fluͤſſe und Baͤche zugefuͤhret werden, wenn
wir bedencken, was in dem Meer vor eine
unſaͤgliche Menge von Thieren, Fiſchen, Mu-
ſcheln, Schnecken u. d. g. leben und ſterben,
ſolglich darinne verweſen, und ihre Theile
dem Waſſer mittheilen; wenn wir beden-
cken, was die Natur durch die Laͤnge der
Zeit vor Veraͤnderungen an denen Koͤrpern
vornehmen koͤnne, glaube ich nicht, daß wir
die Saltzigkeit der See denen Erdbraͤnden
zuſchreiben duͤrfen. Ja, was noch einen
Haupt-Grund wider dieſe ſeine Meynung
abgiebt, iſt erſtlich deſſen eigner Satz, da er
ſagt, daß als ſchon Thiere und Menſchen
geweſen, dennoch noch immer Feuer-
ſpeyende Berge geweſen, und die Welt
hier und dar gebrennet haͤtte. Waͤre
nun dieſes wahr, ſo muͤſten ja die Fluͤſſe und
Quellen, welche doch ſchon auf den Erdbo-
den ſeyn muſten, durch die in der Luft, von
den unterirrdiſchen Brande aufgetriebene
zarte Theile, alle ſaltzig geworden ſeyn.
Waͤre dieſes andem, ſo muͤſte zweytens noch
heutiges Tages, in der Gegend, wo die Feuer-
fpeyende Berge, als Aetna, Veſuvius, ꝛc.
wuͤthen, alle Quellen und Fluͤſſe geſaltzen
ſeyn, welches doch aber der Erfahrung ſchnur

ſtracks
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="51"/>
tzes, Kalck-Stein &#x017F;ey? welches er auch an<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Orten deutlich erwie&#x017F;en. Wenn<lb/>
wir nun erwegen, was vor Theile dem<lb/>
Meere durch die unza&#x0364;hligen hineinflie&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Ba&#x0364;che zugefu&#x0364;hret werden, wenn<lb/>
wir bedencken, was in dem Meer vor eine<lb/>
un&#x017F;a&#x0364;gliche Menge von Thieren, Fi&#x017F;chen, Mu-<lb/>
&#x017F;cheln, Schnecken u. d. g. leben und &#x017F;terben,<lb/>
&#x017F;olglich darinne verwe&#x017F;en, und ihre Theile<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er mittheilen; wenn wir beden-<lb/>
cken, was die Natur durch die La&#x0364;nge der<lb/>
Zeit vor Vera&#x0364;nderungen an denen Ko&#x0364;rpern<lb/>
vornehmen ko&#x0364;nne, glaube ich nicht, daß wir<lb/>
die Saltzigkeit der See denen Erdbra&#x0364;nden<lb/>
zu&#x017F;chreiben du&#x0364;rfen. Ja, was noch einen<lb/>
Haupt-Grund wider die&#x017F;e &#x017F;eine Meynung<lb/>
abgiebt, i&#x017F;t er&#x017F;tlich de&#x017F;&#x017F;en eigner Satz, da er<lb/>
&#x017F;agt, daß als &#x017F;chon Thiere und Men&#x017F;chen<lb/>
gewe&#x017F;en, dennoch noch immer Feuer-<lb/>
&#x017F;peyende Berge gewe&#x017F;en, und die Welt<lb/>
hier und dar gebrennet ha&#x0364;tte. Wa&#x0364;re<lb/>
nun die&#x017F;es wahr, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;ten ja die Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
Quellen, welche doch &#x017F;chon auf den Erdbo-<lb/>
den &#x017F;eyn mu&#x017F;ten, durch die in der Luft, von<lb/>
den unterirrdi&#x017F;chen Brande aufgetriebene<lb/>
zarte Theile, alle &#x017F;altzig geworden &#x017F;eyn.<lb/>
Wa&#x0364;re die&#x017F;es andem, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te zweytens noch<lb/>
heutiges Tages, in der Gegend, wo die Feuer-<lb/>
fpeyende Berge, als Aetna, Ve&#x017F;uvius, &#xA75B;c.<lb/>
wu&#x0364;then, alle Quellen und Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;altzen<lb/>
&#x017F;eyn, welches doch aber der Erfahrung &#x017F;chnur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tracks</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0129] tzes, Kalck-Stein ſey? welches er auch an verſchiedenen Orten deutlich erwieſen. Wenn wir nun erwegen, was vor Theile dem Meere durch die unzaͤhligen hineinflieſſenden Fluͤſſe und Baͤche zugefuͤhret werden, wenn wir bedencken, was in dem Meer vor eine unſaͤgliche Menge von Thieren, Fiſchen, Mu- ſcheln, Schnecken u. d. g. leben und ſterben, ſolglich darinne verweſen, und ihre Theile dem Waſſer mittheilen; wenn wir beden- cken, was die Natur durch die Laͤnge der Zeit vor Veraͤnderungen an denen Koͤrpern vornehmen koͤnne, glaube ich nicht, daß wir die Saltzigkeit der See denen Erdbraͤnden zuſchreiben duͤrfen. Ja, was noch einen Haupt-Grund wider dieſe ſeine Meynung abgiebt, iſt erſtlich deſſen eigner Satz, da er ſagt, daß als ſchon Thiere und Menſchen geweſen, dennoch noch immer Feuer- ſpeyende Berge geweſen, und die Welt hier und dar gebrennet haͤtte. Waͤre nun dieſes wahr, ſo muͤſten ja die Fluͤſſe und Quellen, welche doch ſchon auf den Erdbo- den ſeyn muſten, durch die in der Luft, von den unterirrdiſchen Brande aufgetriebene zarte Theile, alle ſaltzig geworden ſeyn. Waͤre dieſes andem, ſo muͤſte zweytens noch heutiges Tages, in der Gegend, wo die Feuer- fpeyende Berge, als Aetna, Veſuvius, ꝛc. wuͤthen, alle Quellen und Fluͤſſe geſaltzen ſeyn, welches doch aber der Erfahrung ſchnur ſtracks D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/129
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/129>, abgerufen am 21.11.2024.