Lehmann, Rudolf: Deutsche Poetik. München, 1908.ple_132.001
ple_132.009 ple_132.023 1) ple_132.034 Interessant ist es, mit diesen Versen folgende Zeilen Friedrich de la Motte ple_132.035 Fouques zu vergleichen: ple_132.036 Linde säuseln kühle Lüfte, ple_132.037 Und im süßen Himmelsglanze ple_132.038 Bilden spielend sich zum Kranze ple_132.039 Töne, Worte, Farb' und Düfte. 2) ple_132.040
Sehr richtig sagt Ferd. Brunetiere (L'evolution de la poesie lyrique en France. ple_132.041 Paris 1901. S. 253): "Tout symbole suppose une idee sans le support de laquelle il n'est ple_132.042 qu'un conte de nourrice; et toute symbolique implique ou exige, a vrai dire, une metaphysique, ple_132.043 j'entends une certaine conception des rapports de l'homme avec la nature ple_132.044 ambiante ou, si vous l'aimez mieux, avec l'inconnaissable." ple_132.001
ple_132.009 ple_132.023 1) ple_132.034 Interessant ist es, mit diesen Versen folgende Zeilen Friedrich de la Motte ple_132.035 Fouqués zu vergleichen: ple_132.036 Linde säuseln kühle Lüfte, ple_132.037 Und im süßen Himmelsglanze ple_132.038 Bilden spielend sich zum Kranze ple_132.039 Töne, Worte, Farb' und Düfte. 2) ple_132.040
Sehr richtig sagt Ferd. Brunetière (L'évolution de la poésie lyrique en France. ple_132.041 Paris 1901. S. 253): „Tout symbole suppose une idée sans le support de laquelle il n'est ple_132.042 qu'un conte de nourrice; et toute symbolique implique ou exige, à vrai dire, une métaphysique, ple_132.043 j'entends une certaine conception des rapports de l'homme avec la nature ple_132.044 ambiante ou, si vous l'aimez mieux, avec l'inconnaissable.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0146" n="132"/> <lb n="ple_132.001"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>La nature est un temple où de vivants piliers</l> <lb n="ple_132.002"/> <l>Laissent parfois sortir de confuses paroles;</l> <lb n="ple_132.003"/> <l>L'homme y passe à travers des forêts de symboles</l> <lb n="ple_132.004"/> <l>Qui l'observent avec des regards familiers. </l> </lg> <lg> <lb n="ple_132.005"/> <l>Comme de longs échos qui de loin se confondent,</l> <lb n="ple_132.006"/> <l>Dans une ténébreuse et profonde unité,</l> <lb n="ple_132.007"/> <l>Vaste comme la nuit et comme la clarté,</l> <lb n="ple_132.008"/> <l>Les parfums, les couleurs, et les sons se répondent.<note xml:id="ple_132_1" place="foot" n="1)"><lb n="ple_132.034"/> Interessant ist es, mit diesen Versen folgende Zeilen <hi rendition="#g">Friedrich de la Motte <lb n="ple_132.035"/> Fouqués</hi> zu vergleichen: <lb n="ple_132.036"/> <lg><l>Linde säuseln kühle Lüfte,</l><lb n="ple_132.037"/><l>Und im süßen Himmelsglanze</l><lb n="ple_132.038"/><l>Bilden spielend sich zum Kranze</l><lb n="ple_132.039"/><l>Töne, Worte, Farb' und Düfte.</l></lg></note></l> </lg> </hi> </p> <p><lb n="ple_132.009"/> Diese Verse Beaudelaires bezeichnen die charakteristische Grundanschauung. <lb n="ple_132.010"/> Bisweilen wird diese Methode mit einer eigentümlichen Mischung von <lb n="ple_132.011"/> Raffinement und Pedanterie durchgeführt; das berüchtigte Sonett Artur <lb n="ple_132.012"/> Rimbauds über die Bedeutung der Vokale gibt eine naiv drastische Anleitung <lb n="ple_132.013"/> dazu. Bisweilen auch gelingt es einem wirklichen Dichter wie Verlaine, <lb n="ple_132.014"/> der übrigens keineswegs im Banne der Schule geblieben ist, ein <lb n="ple_132.015"/> echtes Gedicht auf dieser Grundlage zu schaffen; das S. 83 angeführte <lb n="ple_132.016"/> ist ein Beispiel davon. Im ganzen aber fehlt dieser Art von Poesie der <lb n="ple_132.017"/> Inhalt. Jedes Sinnbild bedarf eines Sinnes, wenn es nicht, wie ein loses <lb n="ple_132.018"/> Märchen verklingend, täuschen soll: und gerade dieser wird ihm hier versagt.<note xml:id="ple_132_2" place="foot" n="2)"><lb n="ple_132.040"/> Sehr richtig sagt Ferd. Brunetière (L'évolution de la poésie lyrique en France. <lb n="ple_132.041"/> Paris 1901. S. 253): „Tout symbole suppose une idée sans le support de laquelle il n'est <lb n="ple_132.042"/> qu'un conte de nourrice; et toute symbolique implique ou exige, à vrai dire, une métaphysique, <lb n="ple_132.043"/> j'entends une certaine conception des rapports de l'homme avec la nature <lb n="ple_132.044"/> ambiante ou, si vous l'aimez mieux, avec l'inconnaissable.“</note> <lb n="ple_132.019"/> Es ist die bloße Stimmung, die hier die verschiedensten Elemente <lb n="ple_132.020"/> zusammenhalten soll. Nichts als der Ausdruck einer solchen Stimmung <lb n="ple_132.021"/> will das symbolistische Gedicht sein und es nähert sich auch hierin wieder <lb n="ple_132.022"/> der Musik.</p> <p><lb n="ple_132.023"/> Die Einseitigkeit der französischen Lyrik erklärt sich, wie gesagt, aus <lb n="ple_132.024"/> ihrer Vorgeschichte. Dem französischen Dichter kann es, wenn er die ältere <lb n="ple_132.025"/> Lyrik seiner Literatur betrachtet, wohl scheinen, als ob Faßlichkeit des Inhalts <lb n="ple_132.026"/> und Bestimmtheit der Anschauung ein für allemal Kraft und Tiefe der <lb n="ple_132.027"/> Stimmung beeinträchtigen müssen. Nicht so dem Deutschen. Ihm müssen <lb n="ple_132.028"/> die großen Lyriker seines Volks von Goethe bis Heine, ihm müssen besonders <lb n="ple_132.029"/> Eichendorff und Mörike, deren Formbehandlung sehr oft der der <lb n="ple_132.030"/> modernsten Dichtung nahe kommt, gelehrt haben, daß sich Bestimmtheit <lb n="ple_132.031"/> des Erlebnisses und der Anschauung sehr wohl mit jener Zartheit der Umrisse, <lb n="ple_132.032"/> jener Tiefe der Stimmung, jenem musikalischen Elemente der Poesie <lb n="ple_132.033"/> vereinigen lassen, die der Symbolismus sucht. Es ist daher eine Verirrung, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0146]
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La nature est un temple où de vivants piliers ple_132.002
Laissent parfois sortir de confuses paroles; ple_132.003
L'homme y passe à travers des forêts de symboles ple_132.004
Qui l'observent avec des regards familiers.
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Comme de longs échos qui de loin se confondent, ple_132.006
Dans une ténébreuse et profonde unité, ple_132.007
Vaste comme la nuit et comme la clarté, ple_132.008
Les parfums, les couleurs, et les sons se répondent. 1)
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Diese Verse Beaudelaires bezeichnen die charakteristische Grundanschauung. ple_132.010
Bisweilen wird diese Methode mit einer eigentümlichen Mischung von ple_132.011
Raffinement und Pedanterie durchgeführt; das berüchtigte Sonett Artur ple_132.012
Rimbauds über die Bedeutung der Vokale gibt eine naiv drastische Anleitung ple_132.013
dazu. Bisweilen auch gelingt es einem wirklichen Dichter wie Verlaine, ple_132.014
der übrigens keineswegs im Banne der Schule geblieben ist, ein ple_132.015
echtes Gedicht auf dieser Grundlage zu schaffen; das S. 83 angeführte ple_132.016
ist ein Beispiel davon. Im ganzen aber fehlt dieser Art von Poesie der ple_132.017
Inhalt. Jedes Sinnbild bedarf eines Sinnes, wenn es nicht, wie ein loses ple_132.018
Märchen verklingend, täuschen soll: und gerade dieser wird ihm hier versagt. 2) ple_132.019
Es ist die bloße Stimmung, die hier die verschiedensten Elemente ple_132.020
zusammenhalten soll. Nichts als der Ausdruck einer solchen Stimmung ple_132.021
will das symbolistische Gedicht sein und es nähert sich auch hierin wieder ple_132.022
der Musik.
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Die Einseitigkeit der französischen Lyrik erklärt sich, wie gesagt, aus ple_132.024
ihrer Vorgeschichte. Dem französischen Dichter kann es, wenn er die ältere ple_132.025
Lyrik seiner Literatur betrachtet, wohl scheinen, als ob Faßlichkeit des Inhalts ple_132.026
und Bestimmtheit der Anschauung ein für allemal Kraft und Tiefe der ple_132.027
Stimmung beeinträchtigen müssen. Nicht so dem Deutschen. Ihm müssen ple_132.028
die großen Lyriker seines Volks von Goethe bis Heine, ihm müssen besonders ple_132.029
Eichendorff und Mörike, deren Formbehandlung sehr oft der der ple_132.030
modernsten Dichtung nahe kommt, gelehrt haben, daß sich Bestimmtheit ple_132.031
des Erlebnisses und der Anschauung sehr wohl mit jener Zartheit der Umrisse, ple_132.032
jener Tiefe der Stimmung, jenem musikalischen Elemente der Poesie ple_132.033
vereinigen lassen, die der Symbolismus sucht. Es ist daher eine Verirrung,
1) ple_132.034
Interessant ist es, mit diesen Versen folgende Zeilen Friedrich de la Motte ple_132.035
Fouqués zu vergleichen: ple_132.036
Linde säuseln kühle Lüfte, ple_132.037
Und im süßen Himmelsglanze ple_132.038
Bilden spielend sich zum Kranze ple_132.039
Töne, Worte, Farb' und Düfte.
2) ple_132.040
Sehr richtig sagt Ferd. Brunetière (L'évolution de la poésie lyrique en France. ple_132.041
Paris 1901. S. 253): „Tout symbole suppose une idée sans le support de laquelle il n'est ple_132.042
qu'un conte de nourrice; et toute symbolique implique ou exige, à vrai dire, une métaphysique, ple_132.043
j'entends une certaine conception des rapports de l'homme avec la nature ple_132.044
ambiante ou, si vous l'aimez mieux, avec l'inconnaissable.“
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