Ledermann, Frieda: Zur Geschichte der Frauenstimmrechtsbewegung. Berlin, 1918.Parlamente um Gewährung des Wahlrechts für Reich, Parlamente um Gewährung des Wahlrechts für Reich, <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0025" n="25"/> Parlamente um Gewährung des Wahlrechts für Reich,<lb/> Staat und Gemeinde, anläßlich der Einführung neuer<lb/> Gesetze, Einwirkung auf Abgeordnete vor Einrei-<lb/> chung der Eingaben oder vor neuen, für die Frauen<lb/> wichtigen Gesetzesvorlagen. So arbeitete man u. a.<lb/> gelegentlich der Reform des Strafrechts, der Erwei-<lb/> terung und Zusammenfassung der Reichsversiche-<lb/> rung, der Einführung der Privatbeamtenversicherung.<lb/> Die Beteiligung der Frauen an den Krankenkassen-<lb/> wahlen wurde lebhaft betrieben. Sie bedarf noch<lb/> weiter einer intensiven Bearbeitung, ebenso wie die<lb/> Vertrauensmännerwahl für die Privatbeamtenversiche-<lb/> rung, weil angesichts der Zunahme weiblicher Er-<lb/> werbsarbeit und der damit verbundenen Anforderun-<lb/> gen an die körperliche Leistungsfähigkeit der Arbei-<lb/> terinnen die Wahl von Frauen als Vorstandsmitglieder<lb/> der Krankenkassen von erhöhter Bedeutung ist. Auf<lb/> Anregung des Preußischen Landesvereins hatten meh-<lb/> rere Frauen beantragt, in die städtische Wählerliste<lb/> aufgenommen zu werden. Sie haben den Prozeß bis<lb/> zur letzten Instanz durchgeführt, wobei das Ober-<lb/> verwaltungsgericht gegen sie entschied. Anläßlich der<lb/> Jahrhundertfeier der Steinschen Reformen wurde dem<lb/> Preußischen Städtetag eine Denkschrift mit der Bitte<lb/> überreicht, eine Aenderung der preußischen Städte-<lb/> ordnung zugunsten des weiblichen Gemeindewahl-<lb/> rechts zu erwirken. Der schlesische Verband hat sich<lb/> besonders zur Ausübung des Frauenstimmrechts der<lb/> ländlichen Besitzerinnen mit Erfolg eingesetzt. Die<lb/> Wahlbeteiligung der einfachen Frauen in den Land-<lb/> kreisen war überraschend groß, wenn vorher ge-<lb/> arbeitet wurde, teilweise größer als die der Männer.<lb/> Eine Eingabe betreffend die Forderung des direkten<lb/> Wahlrechts der grundbesitzenden Frauen in den Land-<lb/> gemeinden wurde im Abgeordnetenhaus lebhaft be-<lb/> fürwortet und der Regierung zur Berücksichtigung<lb/></p> </body> </text> </TEI> [25/0025]
Parlamente um Gewährung des Wahlrechts für Reich,
Staat und Gemeinde, anläßlich der Einführung neuer
Gesetze, Einwirkung auf Abgeordnete vor Einrei-
chung der Eingaben oder vor neuen, für die Frauen
wichtigen Gesetzesvorlagen. So arbeitete man u. a.
gelegentlich der Reform des Strafrechts, der Erwei-
terung und Zusammenfassung der Reichsversiche-
rung, der Einführung der Privatbeamtenversicherung.
Die Beteiligung der Frauen an den Krankenkassen-
wahlen wurde lebhaft betrieben. Sie bedarf noch
weiter einer intensiven Bearbeitung, ebenso wie die
Vertrauensmännerwahl für die Privatbeamtenversiche-
rung, weil angesichts der Zunahme weiblicher Er-
werbsarbeit und der damit verbundenen Anforderun-
gen an die körperliche Leistungsfähigkeit der Arbei-
terinnen die Wahl von Frauen als Vorstandsmitglieder
der Krankenkassen von erhöhter Bedeutung ist. Auf
Anregung des Preußischen Landesvereins hatten meh-
rere Frauen beantragt, in die städtische Wählerliste
aufgenommen zu werden. Sie haben den Prozeß bis
zur letzten Instanz durchgeführt, wobei das Ober-
verwaltungsgericht gegen sie entschied. Anläßlich der
Jahrhundertfeier der Steinschen Reformen wurde dem
Preußischen Städtetag eine Denkschrift mit der Bitte
überreicht, eine Aenderung der preußischen Städte-
ordnung zugunsten des weiblichen Gemeindewahl-
rechts zu erwirken. Der schlesische Verband hat sich
besonders zur Ausübung des Frauenstimmrechts der
ländlichen Besitzerinnen mit Erfolg eingesetzt. Die
Wahlbeteiligung der einfachen Frauen in den Land-
kreisen war überraschend groß, wenn vorher ge-
arbeitet wurde, teilweise größer als die der Männer.
Eine Eingabe betreffend die Forderung des direkten
Wahlrechts der grundbesitzenden Frauen in den Land-
gemeinden wurde im Abgeordnetenhaus lebhaft be-
fürwortet und der Regierung zur Berücksichtigung
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(2015-06-26T14:08:50Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-26T14:08:50Z)
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