die Beschaffenheit des fertigen Eisens verbessert, sofern der zurück- bleibende Mangangehalt für die Verwendung desselben nicht nachtheilig ist. Je kohlenstoffärmer also das Eisen werden soll, je mehr Sauerstoff es bei Beendigung des Blasens schon aufgenommen hatte, desto zweck- mässiger wird ein solches Verfahren sein.
4. Der Entphosphorungsprocess in der Birne mit basi- schem Futter (Thomasprocess). Dieser in der Jetztzeit zu hoher Bedeutung gelangte, in allgemeinen Zügen schon oben geschilderte Process verläuft folgendermaassen.
Man benutzt ein Roheisen, welches 1.5--3 Proc. Phosphor, mit- unter noch etwas mehr, 0.0--1.5 Proc. Silicium und bis zu 3 Proc. Mangan enthält. Die Gründe, weshalb ein hoher Phosphorgehalt die Durchführung des Verfahrens erleichtert, wurden schon oben besprochen; über 3 Proc. geht man jedoch nicht gern hinaus, da mit dem Phosphor- gehalte auch der Abbrand wächst. Je höher der Phosphorgehalt ist und je stärker das Roheisen beim Schmelzen überhitzt wurde, desto niedriger kann der Siliciumgehalt sein. Ein mässiger Mangangehalt befördert die Dünnflüssigkeit der basischen Schlacke wie die Ausscheidung des in den benutzten Roheisensorten gewöhnlich reichlicher als im grauen Roheisen vorhandenen Schwefels.
Vor dem Einlassen des Roheisens wird der erforderliche Kalk- zuschlag in die Birne gebracht. Derselbe beträgt gewöhnlich 14 bis 16 Proc. vom Gewichte des Roheisens. Möglichst reiner Kalkstein wird gebrannt1) und gewöhnlich unmittelbar aus dem Brennofen der Birne zugeführt. Auf einigen Werken setzt man dem Kalke, um dünnflüssigere Schlacken zu erhalten, kleine Mengen Flussspath zu (in Creusot 11/2 Proc. vom Gewichte des Eisens). Alsdann beginnt das Einlassen des Roh- eisens, das Blasen und das Aufkippen der Birne.
Bei dem gewöhnlich geringen Siliciumgehalte und der Nothwendig- keit, mit hoher Anfangstemperatur zu arbeiten, beginnt sofort die Ver- brennung des Kohlenstoffes, an den mehrfach erwähnten Merkmalen erkennbar. Während der Koch- und Gaarperiode unterscheidet sich der Verlauf des Processes äusserlich nicht wesentlich von dem Verlaufe bei anderen Methoden des Bessemerprocesses; die Flamme wird anfäng- lich immer lebhafter, um dann ziemlich rasch zu verschwinden. Nun aber tritt beim Thomasprocess ein wichtiger Unterschied ein. Bei Be- endigung der Kohlenstoffverbrennung ist die grösste Menge des Phos- phors noch im Eisen enthalten; an die Gaarperiode muss sich mithin eine vierte Periode reihen, das sogenannte Nachblasen, während welcher der Phosphor verschlackt wird. Auf einigen Werken kippt man vor dem Beginne des Nachblasens die Birne, lässt die Schlacke abfliessen und schlägt aufs Neue 5--6 Proc. Kalk zu (Creusot); ge- wöhnlich reicht die vorhandene Schlacke aus, die Entphosphorung zu bewirken und das Nachblasen reiht sich ohne Unterbrechung an die Entkohlung. Die Zeitdauer des Nachblasens pflegt 4--5 Minuten zu betragen, wenn für die Entkohlung 8--10 Minuten erforderlich waren.
1) Abbildung eines Kalkbrennofens vergl. Fig. 47--49 auf S. 212.
Die Darstellung des Flusseisens.
die Beschaffenheit des fertigen Eisens verbessert, sofern der zurück- bleibende Mangangehalt für die Verwendung desselben nicht nachtheilig ist. Je kohlenstoffärmer also das Eisen werden soll, je mehr Sauerstoff es bei Beendigung des Blasens schon aufgenommen hatte, desto zweck- mässiger wird ein solches Verfahren sein.
4. Der Entphosphorungsprocess in der Birne mit basi- schem Futter (Thomasprocess). Dieser in der Jetztzeit zu hoher Bedeutung gelangte, in allgemeinen Zügen schon oben geschilderte Process verläuft folgendermaassen.
Man benutzt ein Roheisen, welches 1.5—3 Proc. Phosphor, mit- unter noch etwas mehr, 0.0—1.5 Proc. Silicium und bis zu 3 Proc. Mangan enthält. Die Gründe, weshalb ein hoher Phosphorgehalt die Durchführung des Verfahrens erleichtert, wurden schon oben besprochen; über 3 Proc. geht man jedoch nicht gern hinaus, da mit dem Phosphor- gehalte auch der Abbrand wächst. Je höher der Phosphorgehalt ist und je stärker das Roheisen beim Schmelzen überhitzt wurde, desto niedriger kann der Siliciumgehalt sein. Ein mässiger Mangangehalt befördert die Dünnflüssigkeit der basischen Schlacke wie die Ausscheidung des in den benutzten Roheisensorten gewöhnlich reichlicher als im grauen Roheisen vorhandenen Schwefels.
Vor dem Einlassen des Roheisens wird der erforderliche Kalk- zuschlag in die Birne gebracht. Derselbe beträgt gewöhnlich 14 bis 16 Proc. vom Gewichte des Roheisens. Möglichst reiner Kalkstein wird gebrannt1) und gewöhnlich unmittelbar aus dem Brennofen der Birne zugeführt. Auf einigen Werken setzt man dem Kalke, um dünnflüssigere Schlacken zu erhalten, kleine Mengen Flussspath zu (in Creusot 1½ Proc. vom Gewichte des Eisens). Alsdann beginnt das Einlassen des Roh- eisens, das Blasen und das Aufkippen der Birne.
Bei dem gewöhnlich geringen Siliciumgehalte und der Nothwendig- keit, mit hoher Anfangstemperatur zu arbeiten, beginnt sofort die Ver- brennung des Kohlenstoffes, an den mehrfach erwähnten Merkmalen erkennbar. Während der Koch- und Gaarperiode unterscheidet sich der Verlauf des Processes äusserlich nicht wesentlich von dem Verlaufe bei anderen Methoden des Bessemerprocesses; die Flamme wird anfäng- lich immer lebhafter, um dann ziemlich rasch zu verschwinden. Nun aber tritt beim Thomasprocess ein wichtiger Unterschied ein. Bei Be- endigung der Kohlenstoffverbrennung ist die grösste Menge des Phos- phors noch im Eisen enthalten; an die Gaarperiode muss sich mithin eine vierte Periode reihen, das sogenannte Nachblasen, während welcher der Phosphor verschlackt wird. Auf einigen Werken kippt man vor dem Beginne des Nachblasens die Birne, lässt die Schlacke abfliessen und schlägt aufs Neue 5—6 Proc. Kalk zu (Creusot); ge- wöhnlich reicht die vorhandene Schlacke aus, die Entphosphorung zu bewirken und das Nachblasen reiht sich ohne Unterbrechung an die Entkohlung. Die Zeitdauer des Nachblasens pflegt 4—5 Minuten zu betragen, wenn für die Entkohlung 8—10 Minuten erforderlich waren.
1) Abbildung eines Kalkbrennofens vergl. Fig. 47—49 auf S. 212.
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[908/0996]
Die Darstellung des Flusseisens.
die Beschaffenheit des fertigen Eisens verbessert, sofern der zurück-
bleibende Mangangehalt für die Verwendung desselben nicht nachtheilig
ist. Je kohlenstoffärmer also das Eisen werden soll, je mehr Sauerstoff
es bei Beendigung des Blasens schon aufgenommen hatte, desto zweck-
mässiger wird ein solches Verfahren sein.
4. Der Entphosphorungsprocess in der Birne mit basi-
schem Futter (Thomasprocess). Dieser in der Jetztzeit zu hoher
Bedeutung gelangte, in allgemeinen Zügen schon oben geschilderte
Process verläuft folgendermaassen.
Man benutzt ein Roheisen, welches 1.5—3 Proc. Phosphor, mit-
unter noch etwas mehr, 0.0—1.5 Proc. Silicium und bis zu 3 Proc.
Mangan enthält. Die Gründe, weshalb ein hoher Phosphorgehalt die
Durchführung des Verfahrens erleichtert, wurden schon oben besprochen;
über 3 Proc. geht man jedoch nicht gern hinaus, da mit dem Phosphor-
gehalte auch der Abbrand wächst. Je höher der Phosphorgehalt ist und
je stärker das Roheisen beim Schmelzen überhitzt wurde, desto niedriger
kann der Siliciumgehalt sein. Ein mässiger Mangangehalt befördert
die Dünnflüssigkeit der basischen Schlacke wie die Ausscheidung des
in den benutzten Roheisensorten gewöhnlich reichlicher als im grauen
Roheisen vorhandenen Schwefels.
Vor dem Einlassen des Roheisens wird der erforderliche Kalk-
zuschlag in die Birne gebracht. Derselbe beträgt gewöhnlich 14 bis
16 Proc. vom Gewichte des Roheisens. Möglichst reiner Kalkstein wird
gebrannt 1) und gewöhnlich unmittelbar aus dem Brennofen der Birne
zugeführt. Auf einigen Werken setzt man dem Kalke, um dünnflüssigere
Schlacken zu erhalten, kleine Mengen Flussspath zu (in Creusot 1½ Proc.
vom Gewichte des Eisens). Alsdann beginnt das Einlassen des Roh-
eisens, das Blasen und das Aufkippen der Birne.
Bei dem gewöhnlich geringen Siliciumgehalte und der Nothwendig-
keit, mit hoher Anfangstemperatur zu arbeiten, beginnt sofort die Ver-
brennung des Kohlenstoffes, an den mehrfach erwähnten Merkmalen
erkennbar. Während der Koch- und Gaarperiode unterscheidet sich der
Verlauf des Processes äusserlich nicht wesentlich von dem Verlaufe
bei anderen Methoden des Bessemerprocesses; die Flamme wird anfäng-
lich immer lebhafter, um dann ziemlich rasch zu verschwinden. Nun
aber tritt beim Thomasprocess ein wichtiger Unterschied ein. Bei Be-
endigung der Kohlenstoffverbrennung ist die grösste Menge des Phos-
phors noch im Eisen enthalten; an die Gaarperiode muss sich mithin
eine vierte Periode reihen, das sogenannte Nachblasen, während
welcher der Phosphor verschlackt wird. Auf einigen Werken kippt
man vor dem Beginne des Nachblasens die Birne, lässt die Schlacke
abfliessen und schlägt aufs Neue 5—6 Proc. Kalk zu (Creusot); ge-
wöhnlich reicht die vorhandene Schlacke aus, die Entphosphorung zu
bewirken und das Nachblasen reiht sich ohne Unterbrechung an die
Entkohlung. Die Zeitdauer des Nachblasens pflegt 4—5 Minuten zu
betragen, wenn für die Entkohlung 8—10 Minuten erforderlich
waren.
1) Abbildung eines Kalkbrennofens vergl. Fig. 47—49 auf S. 212.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/996>, abgerufen am 12.12.2024.
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