eine Schraube, Dampfdruck oder hydraulischen Druck bewegt werden. Die von Hand geformten Tiegel pflegt man, obgleich sie etwas kost- spieliger zu sein pflegen, den mit der Maschine geformten vor- zuziehen.
Nach dem Formen lässt man die Tiegel erst vorsichtig an der Luft trocknen, dann kommen sie in ganz schwach erwärmte Räume, von hier in stärker erhitzte Kammern, um schiesslich -- jedoch erst unmittelbar vor der Benutzung -- in Rothgluth gebrannt zu werden. Diese Arbeit des Trocknens erfordert einen Zeitraum von mehreren Monaten, so dass für eine grössere Gussstahlhütte stets eine ziemlich bedeutende Zahl von Tiegeln in Vorbereitung begriffen sein muss.
Als Schmelzöfen für die Tiegelgussstahldarstellung bediente man sich bis gegen die Mitte der sechziger Jahre fast ausschliesslich der mit Koks geheizten Tiegelschachtöfen von der nämlichen Einrichtung, wie sie durch die Abbildungen Fig. 159 und 160 auf S. 619 dargestellt ist. Flammofenheizung mit directer Feuerung gab nicht den erforder- lichen Temperaturgrad, auch die Gasfeuerung war bis zu jener Zeit noch nicht ausreichend ausgebildet, um befriedigende Erfolge zu ver- sprechen.
In kleineren Schmelzwerken ist auch heute noch der Tiegelschacht- ofen mit Rost und Essenzug der am häufigsten benutzte. Man hat ein- und mehrtieglige Oefen; geht die Zahl der Tiegel, welche in einen Ofen eingesetzt werden sollen, über drei hinaus, so pflegt man sie in Parallelreihen aufzustellen, deren jede drei bis vier Tiegel enthält; dass aber mit der Anzahl der Tiegel auch die Schwierigkeit wächst, eine gleichmässige Erhitzung derselben herbeizuführen, wurde schon bei der früheren Besprechung eines Tiegelschmelzofens erwähnt. Zwölf dürfte die grösste Zahl der Tiegel sein, welche überhaupt in einen gemein- schaftlichen Ofen eingesetzt werden, gewöhnlich sind es weniger.
Zur Erzielung der erforderlichen hohen Temperatur ist ein kräftiger Essenzug nothwendig. Deshalb giebt man in der Regel jedem Schmelz- ofen eine besondere Esse, obschon man mitunter auch Anlagen findet, bei welchen die Gase mehrerer Oefen durch einen sehr weiten Sammel- kanal einer gemeinschaftlichen Centralesse zugeführt werden.
Sämmtliche vorhandene Oefen werden in Reihen einer neben dem andern aufgestellt und zwar in der Weise, wie es die schon erwähnten Abbildungen Fig. 159 und 160 erkennen lassen, d. h. mit ihrer Gicht- öffnung in der Ebene des Giessraumes oder nur wenig darüber. Die Roste sämmtlicher Oefen sind von einem ausreichend geräumigen Kellerraume aus leicht zugänglich, und es muss bei der Anlage Vorsorge getroffen werden, dass der Luftzutritt nach den Rosten nicht behindert und ein leichter Verkehr zwischen den Arbeitern im Giessraume wie den Arbeitern bei der Feuerung möglich sei.
Der Koksverbrauch zum Schmelzen von 1000 kg Stahl in solchen Oefen pflegt, abweichend nach der Grösse und Zahl der Tiegel eines Ofens wie nach der Beschaffenheit der Koks, zwischen 2000 und 5000 kg zu schwanken, in den meisten Fällen 2500--3000 kg zu betragen.
Die Tiegelgussstahldarstellung.
eine Schraube, Dampfdruck oder hydraulischen Druck bewegt werden. Die von Hand geformten Tiegel pflegt man, obgleich sie etwas kost- spieliger zu sein pflegen, den mit der Maschine geformten vor- zuziehen.
Nach dem Formen lässt man die Tiegel erst vorsichtig an der Luft trocknen, dann kommen sie in ganz schwach erwärmte Räume, von hier in stärker erhitzte Kammern, um schiesslich — jedoch erst unmittelbar vor der Benutzung — in Rothgluth gebrannt zu werden. Diese Arbeit des Trocknens erfordert einen Zeitraum von mehreren Monaten, so dass für eine grössere Gussstahlhütte stets eine ziemlich bedeutende Zahl von Tiegeln in Vorbereitung begriffen sein muss.
Als Schmelzöfen für die Tiegelgussstahldarstellung bediente man sich bis gegen die Mitte der sechziger Jahre fast ausschliesslich der mit Koks geheizten Tiegelschachtöfen von der nämlichen Einrichtung, wie sie durch die Abbildungen Fig. 159 und 160 auf S. 619 dargestellt ist. Flammofenheizung mit directer Feuerung gab nicht den erforder- lichen Temperaturgrad, auch die Gasfeuerung war bis zu jener Zeit noch nicht ausreichend ausgebildet, um befriedigende Erfolge zu ver- sprechen.
In kleineren Schmelzwerken ist auch heute noch der Tiegelschacht- ofen mit Rost und Essenzug der am häufigsten benutzte. Man hat ein- und mehrtieglige Oefen; geht die Zahl der Tiegel, welche in einen Ofen eingesetzt werden sollen, über drei hinaus, so pflegt man sie in Parallelreihen aufzustellen, deren jede drei bis vier Tiegel enthält; dass aber mit der Anzahl der Tiegel auch die Schwierigkeit wächst, eine gleichmässige Erhitzung derselben herbeizuführen, wurde schon bei der früheren Besprechung eines Tiegelschmelzofens erwähnt. Zwölf dürfte die grösste Zahl der Tiegel sein, welche überhaupt in einen gemein- schaftlichen Ofen eingesetzt werden, gewöhnlich sind es weniger.
Zur Erzielung der erforderlichen hohen Temperatur ist ein kräftiger Essenzug nothwendig. Deshalb giebt man in der Regel jedem Schmelz- ofen eine besondere Esse, obschon man mitunter auch Anlagen findet, bei welchen die Gase mehrerer Oefen durch einen sehr weiten Sammel- kanal einer gemeinschaftlichen Centralesse zugeführt werden.
Sämmtliche vorhandene Oefen werden in Reihen einer neben dem andern aufgestellt und zwar in der Weise, wie es die schon erwähnten Abbildungen Fig. 159 und 160 erkennen lassen, d. h. mit ihrer Gicht- öffnung in der Ebene des Giessraumes oder nur wenig darüber. Die Roste sämmtlicher Oefen sind von einem ausreichend geräumigen Kellerraume aus leicht zugänglich, und es muss bei der Anlage Vorsorge getroffen werden, dass der Luftzutritt nach den Rosten nicht behindert und ein leichter Verkehr zwischen den Arbeitern im Giessraume wie den Arbeitern bei der Feuerung möglich sei.
Der Koksverbrauch zum Schmelzen von 1000 kg Stahl in solchen Oefen pflegt, abweichend nach der Grösse und Zahl der Tiegel eines Ofens wie nach der Beschaffenheit der Koks, zwischen 2000 und 5000 kg zu schwanken, in den meisten Fällen 2500—3000 kg zu betragen.
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Die Tiegelgussstahldarstellung.
eine Schraube, Dampfdruck oder hydraulischen Druck bewegt werden.
Die von Hand geformten Tiegel pflegt man, obgleich sie etwas kost-
spieliger zu sein pflegen, den mit der Maschine geformten vor-
zuziehen.
Nach dem Formen lässt man die Tiegel erst vorsichtig an der
Luft trocknen, dann kommen sie in ganz schwach erwärmte Räume,
von hier in stärker erhitzte Kammern, um schiesslich — jedoch erst
unmittelbar vor der Benutzung — in Rothgluth gebrannt zu werden.
Diese Arbeit des Trocknens erfordert einen Zeitraum von mehreren
Monaten, so dass für eine grössere Gussstahlhütte stets eine ziemlich
bedeutende Zahl von Tiegeln in Vorbereitung begriffen sein muss.
Als Schmelzöfen für die Tiegelgussstahldarstellung bediente man
sich bis gegen die Mitte der sechziger Jahre fast ausschliesslich der
mit Koks geheizten Tiegelschachtöfen von der nämlichen Einrichtung,
wie sie durch die Abbildungen Fig. 159 und 160 auf S. 619 dargestellt
ist. Flammofenheizung mit directer Feuerung gab nicht den erforder-
lichen Temperaturgrad, auch die Gasfeuerung war bis zu jener Zeit
noch nicht ausreichend ausgebildet, um befriedigende Erfolge zu ver-
sprechen.
In kleineren Schmelzwerken ist auch heute noch der Tiegelschacht-
ofen mit Rost und Essenzug der am häufigsten benutzte. Man hat ein-
und mehrtieglige Oefen; geht die Zahl der Tiegel, welche in einen
Ofen eingesetzt werden sollen, über drei hinaus, so pflegt man sie in
Parallelreihen aufzustellen, deren jede drei bis vier Tiegel enthält; dass
aber mit der Anzahl der Tiegel auch die Schwierigkeit wächst, eine
gleichmässige Erhitzung derselben herbeizuführen, wurde schon bei der
früheren Besprechung eines Tiegelschmelzofens erwähnt. Zwölf dürfte
die grösste Zahl der Tiegel sein, welche überhaupt in einen gemein-
schaftlichen Ofen eingesetzt werden, gewöhnlich sind es weniger.
Zur Erzielung der erforderlichen hohen Temperatur ist ein kräftiger
Essenzug nothwendig. Deshalb giebt man in der Regel jedem Schmelz-
ofen eine besondere Esse, obschon man mitunter auch Anlagen findet,
bei welchen die Gase mehrerer Oefen durch einen sehr weiten Sammel-
kanal einer gemeinschaftlichen Centralesse zugeführt werden.
Sämmtliche vorhandene Oefen werden in Reihen einer neben dem
andern aufgestellt und zwar in der Weise, wie es die schon erwähnten
Abbildungen Fig. 159 und 160 erkennen lassen, d. h. mit ihrer Gicht-
öffnung in der Ebene des Giessraumes oder nur wenig darüber. Die Roste
sämmtlicher Oefen sind von einem ausreichend geräumigen Kellerraume
aus leicht zugänglich, und es muss bei der Anlage Vorsorge getroffen
werden, dass der Luftzutritt nach den Rosten nicht behindert und ein
leichter Verkehr zwischen den Arbeitern im Giessraume wie den Arbeitern
bei der Feuerung möglich sei.
Der Koksverbrauch zum Schmelzen von 1000 kg Stahl in solchen
Oefen pflegt, abweichend nach der Grösse und Zahl der Tiegel eines
Ofens wie nach der Beschaffenheit der Koks, zwischen 2000 und 5000 kg
zu schwanken, in den meisten Fällen 2500—3000 kg zu betragen.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 845. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/925>, abgerufen am 05.12.2024.
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