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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Flusseisens.
ebenfalls aus feuerfestem Thon gebrannte Stopfen a in der aus der
Abbildung leicht erkennbaren Art und Weise befestigt wird. Die Stange
selbst wird mit feuerfester Masse umkleidet und getrocknet. l ist der
[Abbildung] Fig. 241.
Schieber, in dessen Kopfe die Ventilstange
mit Hilfe eines Bolzens befestigt wird; c und
d sind, wie bei Fig. 240, die Führungen für
den Schieber, f ist der Hebel zur Bewegung
desselben.

Ungefähr in der Mitte der Höhe der
Pfanne ist an derselben ein starker schmiede-
eiserner Ring g (Fig. 240 und 241) befestigt,
an welchem zwei zum Tragen der Pfanne
dienende Zapfen sich befinden.

Diese Giesspfanne würde nun, wie es in
Eisengiessereien üblich ist, mit Hilfe eines
gewöhnlichen Hand- oder Dampfkrahnes (Lauf-
oder Drehkrahnes) bewegt werden können; in
Anbetracht der im Laufe eines Tages sich
vielfach wiederholenden Benutzung der Giess-
pfanne in den Flusseisenwerken und der grossen
Unglücksfälle, welche bei gewöhnlichen Krah-
nen durch Reissen einer Kette oder durch das
Schwanken der in Ketten hängenden Giess-
pfanne herbeigeführt werden können, zieht
man es jedoch hier fast regelmässig vor,
hydraulische Hebevorrichtungen anzuwenden, deren Bewegung gleich-
mässiger und bei denen vor allen Dingen die Anwendung von Ketten
oder Seilen ganz ausgeschlossen ist.

In jedem Falle muss der für diesen Zweck dienende hydraulische
Krahn ein Heben und Senken der Pfanne um ein gewisses, wenn auch
nicht gerade sehr beträchtliches Maass gestatten, damit die Pfanne so-
wohl während der Aufnahme des flüssigen Metalles aus dem Ofen als
während der Entleerung in Gussformen von verschiedener Höhe leicht
in die geeignetste Stellung hierfür gebracht werden kann. Ausserdem
ist selbstverständlich eine Vorwärtsbewegung in wagerechter Ebene
erforderlich.

Nach der Einrichtung der letzteren lassen sich zwei verschiedene
Systeme dieser hydraulischen Giesskrahne unterscheiden.

Bei dem einen derselben ist der Krahn als Drehkrahn eingerichtet,
d. h. die Pfanne befindet sich an dem vorderen Ende eines wagerechten
Armes oder Auslegers, welcher auf dem Kopfe des senkrecht beweg-
lichen hydraulischen Kolbens befestigt ist und um denselben im Kreise
herumbewegt werden kann. Es ist dieses diejenige Einrichtung, welche
insbesondere bei fast allen älteren Bessemerwerken gefunden wird. Die
anzufüllenden Gussformen werden im Kreise in einer etwa 1--1.3 m
tiefen, kreisförmigen durch Mauerwerk begrenzten Vertiefung des
Bodens aufgestellt, in deren Mittelpunkte der hydraulische Druck-
cylinder, eingelassen im Boden, sich befindet, und durch Drehung des

Die Darstellung des Flusseisens.
ebenfalls aus feuerfestem Thon gebrannte Stopfen a in der aus der
Abbildung leicht erkennbaren Art und Weise befestigt wird. Die Stange
selbst wird mit feuerfester Masse umkleidet und getrocknet. l ist der
[Abbildung] Fig. 241.
Schieber, in dessen Kopfe die Ventilstange
mit Hilfe eines Bolzens befestigt wird; c und
d sind, wie bei Fig. 240, die Führungen für
den Schieber, f ist der Hebel zur Bewegung
desselben.

Ungefähr in der Mitte der Höhe der
Pfanne ist an derselben ein starker schmiede-
eiserner Ring g (Fig. 240 und 241) befestigt,
an welchem zwei zum Tragen der Pfanne
dienende Zapfen sich befinden.

Diese Giesspfanne würde nun, wie es in
Eisengiessereien üblich ist, mit Hilfe eines
gewöhnlichen Hand- oder Dampfkrahnes (Lauf-
oder Drehkrahnes) bewegt werden können; in
Anbetracht der im Laufe eines Tages sich
vielfach wiederholenden Benutzung der Giess-
pfanne in den Flusseisenwerken und der grossen
Unglücksfälle, welche bei gewöhnlichen Krah-
nen durch Reissen einer Kette oder durch das
Schwanken der in Ketten hängenden Giess-
pfanne herbeigeführt werden können, zieht
man es jedoch hier fast regelmässig vor,
hydraulische Hebevorrichtungen anzuwenden, deren Bewegung gleich-
mässiger und bei denen vor allen Dingen die Anwendung von Ketten
oder Seilen ganz ausgeschlossen ist.

In jedem Falle muss der für diesen Zweck dienende hydraulische
Krahn ein Heben und Senken der Pfanne um ein gewisses, wenn auch
nicht gerade sehr beträchtliches Maass gestatten, damit die Pfanne so-
wohl während der Aufnahme des flüssigen Metalles aus dem Ofen als
während der Entleerung in Gussformen von verschiedener Höhe leicht
in die geeignetste Stellung hierfür gebracht werden kann. Ausserdem
ist selbstverständlich eine Vorwärtsbewegung in wagerechter Ebene
erforderlich.

Nach der Einrichtung der letzteren lassen sich zwei verschiedene
Systeme dieser hydraulischen Giesskrahne unterscheiden.

Bei dem einen derselben ist der Krahn als Drehkrahn eingerichtet,
d. h. die Pfanne befindet sich an dem vorderen Ende eines wagerechten
Armes oder Auslegers, welcher auf dem Kopfe des senkrecht beweg-
lichen hydraulischen Kolbens befestigt ist und um denselben im Kreise
herumbewegt werden kann. Es ist dieses diejenige Einrichtung, welche
insbesondere bei fast allen älteren Bessemerwerken gefunden wird. Die
anzufüllenden Gussformen werden im Kreise in einer etwa 1—1.3 m
tiefen, kreisförmigen durch Mauerwerk begrenzten Vertiefung des
Bodens aufgestellt, in deren Mittelpunkte der hydraulische Druck-
cylinder, eingelassen im Boden, sich befindet, und durch Drehung des

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[824/0904] Die Darstellung des Flusseisens. ebenfalls aus feuerfestem Thon gebrannte Stopfen a in der aus der Abbildung leicht erkennbaren Art und Weise befestigt wird. Die Stange selbst wird mit feuerfester Masse umkleidet und getrocknet. l ist der [Abbildung Fig. 241.] Schieber, in dessen Kopfe die Ventilstange mit Hilfe eines Bolzens befestigt wird; c und d sind, wie bei Fig. 240, die Führungen für den Schieber, f ist der Hebel zur Bewegung desselben. Ungefähr in der Mitte der Höhe der Pfanne ist an derselben ein starker schmiede- eiserner Ring g (Fig. 240 und 241) befestigt, an welchem zwei zum Tragen der Pfanne dienende Zapfen sich befinden. Diese Giesspfanne würde nun, wie es in Eisengiessereien üblich ist, mit Hilfe eines gewöhnlichen Hand- oder Dampfkrahnes (Lauf- oder Drehkrahnes) bewegt werden können; in Anbetracht der im Laufe eines Tages sich vielfach wiederholenden Benutzung der Giess- pfanne in den Flusseisenwerken und der grossen Unglücksfälle, welche bei gewöhnlichen Krah- nen durch Reissen einer Kette oder durch das Schwanken der in Ketten hängenden Giess- pfanne herbeigeführt werden können, zieht man es jedoch hier fast regelmässig vor, hydraulische Hebevorrichtungen anzuwenden, deren Bewegung gleich- mässiger und bei denen vor allen Dingen die Anwendung von Ketten oder Seilen ganz ausgeschlossen ist. In jedem Falle muss der für diesen Zweck dienende hydraulische Krahn ein Heben und Senken der Pfanne um ein gewisses, wenn auch nicht gerade sehr beträchtliches Maass gestatten, damit die Pfanne so- wohl während der Aufnahme des flüssigen Metalles aus dem Ofen als während der Entleerung in Gussformen von verschiedener Höhe leicht in die geeignetste Stellung hierfür gebracht werden kann. Ausserdem ist selbstverständlich eine Vorwärtsbewegung in wagerechter Ebene erforderlich. Nach der Einrichtung der letzteren lassen sich zwei verschiedene Systeme dieser hydraulischen Giesskrahne unterscheiden. Bei dem einen derselben ist der Krahn als Drehkrahn eingerichtet, d. h. die Pfanne befindet sich an dem vorderen Ende eines wagerechten Armes oder Auslegers, welcher auf dem Kopfe des senkrecht beweg- lichen hydraulischen Kolbens befestigt ist und um denselben im Kreise herumbewegt werden kann. Es ist dieses diejenige Einrichtung, welche insbesondere bei fast allen älteren Bessemerwerken gefunden wird. Die anzufüllenden Gussformen werden im Kreise in einer etwa 1—1.3 m tiefen, kreisförmigen durch Mauerwerk begrenzten Vertiefung des Bodens aufgestellt, in deren Mittelpunkte der hydraulische Druck- cylinder, eingelassen im Boden, sich befindet, und durch Drehung des

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/904>, abgerufen am 21.11.2024.