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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Ueber einige Eigenthümlichkeiten des Flusseisens.
Stellen ziemlich deutliche, wenn auch selbstverständlich nicht so scharf
wie in dem ersten Falle hervortretende Unterschiede; z. B. bei einem
Blocke aus Martinflusseisen 1.06 m hoch, 0.53 x 0.43 m stark:
[Tabelle]

Letztere Analysenreihe lässt erkennen, dass allerdings in den
wenigsten Fällen die durch Saigerung hervorgerufenen Abweichungen
der chemischen Zusammensetzung gross genug sein werden, um eine
besondere praktische Bedeutung zu besitzen. Mehrere der Abweichungen
sind nicht bedeutender als die auch bei den genauesten Analysen vor-
kommenden kleinen Unterschiede.

Auch jene Folge der Saigerung, welche beim Gusseisen als An-
brand bezeichnet zu werden pflegt (S. 293), ist beim Flusseisen mit-
unter deutlich zu erkennen. Tropfen einer Legirung mit niedriger
Schmelztemperatur werden beim Erstarren und Zusammenziehen des
übrigen Metalles zwischen den Poren desselben aus dem Innern her-
ausgequetscht und erstarren an der Aussenfläche des Gussblockes in
Form rundlicher oder plattgedrückter Kügelchen.


Zertheilt man einen gegossenen, übrigens noch unbearbeiteten
Flusseisenblock oder ein anderes aus dem Flusseisen gefertigtes Guss-
stück in zwei Hälften, so wird man nur in einzelnen Fällen eine voll-
ständig dichte Bruchfläche erkennen; mit Hilfe einer Lupe wird man
fast immer mehrere, wenn auch bisweilen nur kleine, Hohlräume auf
der Bruchfläche wahrnehmen können; häufig treten solche Hohlräume
in grösserer Zahl und in grösseren Abmessungen (bis zu einigen Centi-
metern Durchmesser und Länge) auch dem unbewaffneten Auge deut-
lich entgegen; und in einzelnen Fällen ist die ganze Bruchfläche mit
solchen Hohlräumen durchsetzt.

Die Eigenschaft, solche Hohlräume im Innern beim Uebergange
aus dem geschmolzenen in den festen Zustand zu bilden, theilt
das Flusseisen mit zahlreichen anderen Metallen (Kupfer, Nickel,
Silber u. s. w.); und je stärker ausgeprägt diese Eigenschaft hervortritt,
desto weniger gut eignet sich begreiflicherweise das betreffende Metall
zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen durch Giessen. Auch
manche Sorten Gusseisen, besonders manganreichere und siliciumärmere,
lassen jene Eigenschaft erkennen.

Bei dem Flusseisen benachtheiligt diese Entstehung von Hohl-
räumen im Innern die Brauchbarkeit auch dann, wenn der gegossene
Gegenstand nicht etwa unmittelbar als Gebrauchsgegenstand (Guss-
waare) dienen soll, sondern, wie es weit häufiger der Fall ist, zuvor
einer mechanischen Bearbeitung durch Hämmern oder Walzen unter-
zogen wird; und in der That ist die Eigenschaft des Flusseisens, solche
Hohlräume zu bilden, die schwächste Seite desselben.

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Ueber einige Eigenthümlichkeiten des Flusseisens.
Stellen ziemlich deutliche, wenn auch selbstverständlich nicht so scharf
wie in dem ersten Falle hervortretende Unterschiede; z. B. bei einem
Blocke aus Martinflusseisen 1.06 m hoch, 0.53 × 0.43 m stark:
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Letztere Analysenreihe lässt erkennen, dass allerdings in den
wenigsten Fällen die durch Saigerung hervorgerufenen Abweichungen
der chemischen Zusammensetzung gross genug sein werden, um eine
besondere praktische Bedeutung zu besitzen. Mehrere der Abweichungen
sind nicht bedeutender als die auch bei den genauesten Analysen vor-
kommenden kleinen Unterschiede.

Auch jene Folge der Saigerung, welche beim Gusseisen als An-
brand bezeichnet zu werden pflegt (S. 293), ist beim Flusseisen mit-
unter deutlich zu erkennen. Tropfen einer Legirung mit niedriger
Schmelztemperatur werden beim Erstarren und Zusammenziehen des
übrigen Metalles zwischen den Poren desselben aus dem Innern her-
ausgequetscht und erstarren an der Aussenfläche des Gussblockes in
Form rundlicher oder plattgedrückter Kügelchen.


Zertheilt man einen gegossenen, übrigens noch unbearbeiteten
Flusseisenblock oder ein anderes aus dem Flusseisen gefertigtes Guss-
stück in zwei Hälften, so wird man nur in einzelnen Fällen eine voll-
ständig dichte Bruchfläche erkennen; mit Hilfe einer Lupe wird man
fast immer mehrere, wenn auch bisweilen nur kleine, Hohlräume auf
der Bruchfläche wahrnehmen können; häufig treten solche Hohlräume
in grösserer Zahl und in grösseren Abmessungen (bis zu einigen Centi-
metern Durchmesser und Länge) auch dem unbewaffneten Auge deut-
lich entgegen; und in einzelnen Fällen ist die ganze Bruchfläche mit
solchen Hohlräumen durchsetzt.

Die Eigenschaft, solche Hohlräume im Innern beim Uebergange
aus dem geschmolzenen in den festen Zustand zu bilden, theilt
das Flusseisen mit zahlreichen anderen Metallen (Kupfer, Nickel,
Silber u. s. w.); und je stärker ausgeprägt diese Eigenschaft hervortritt,
desto weniger gut eignet sich begreiflicherweise das betreffende Metall
zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen durch Giessen. Auch
manche Sorten Gusseisen, besonders manganreichere und siliciumärmere,
lassen jene Eigenschaft erkennen.

Bei dem Flusseisen benachtheiligt diese Entstehung von Hohl-
räumen im Innern die Brauchbarkeit auch dann, wenn der gegossene
Gegenstand nicht etwa unmittelbar als Gebrauchsgegenstand (Guss-
waare) dienen soll, sondern, wie es weit häufiger der Fall ist, zuvor
einer mechanischen Bearbeitung durch Hämmern oder Walzen unter-
zogen wird; und in der That ist die Eigenschaft des Flusseisens, solche
Hohlräume zu bilden, die schwächste Seite desselben.

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[811/0891] Ueber einige Eigenthümlichkeiten des Flusseisens. Stellen ziemlich deutliche, wenn auch selbstverständlich nicht so scharf wie in dem ersten Falle hervortretende Unterschiede; z. B. bei einem Blocke aus Martinflusseisen 1.06 m hoch, 0.53 × 0.43 m stark: Letztere Analysenreihe lässt erkennen, dass allerdings in den wenigsten Fällen die durch Saigerung hervorgerufenen Abweichungen der chemischen Zusammensetzung gross genug sein werden, um eine besondere praktische Bedeutung zu besitzen. Mehrere der Abweichungen sind nicht bedeutender als die auch bei den genauesten Analysen vor- kommenden kleinen Unterschiede. Auch jene Folge der Saigerung, welche beim Gusseisen als An- brand bezeichnet zu werden pflegt (S. 293), ist beim Flusseisen mit- unter deutlich zu erkennen. Tropfen einer Legirung mit niedriger Schmelztemperatur werden beim Erstarren und Zusammenziehen des übrigen Metalles zwischen den Poren desselben aus dem Innern her- ausgequetscht und erstarren an der Aussenfläche des Gussblockes in Form rundlicher oder plattgedrückter Kügelchen. Zertheilt man einen gegossenen, übrigens noch unbearbeiteten Flusseisenblock oder ein anderes aus dem Flusseisen gefertigtes Guss- stück in zwei Hälften, so wird man nur in einzelnen Fällen eine voll- ständig dichte Bruchfläche erkennen; mit Hilfe einer Lupe wird man fast immer mehrere, wenn auch bisweilen nur kleine, Hohlräume auf der Bruchfläche wahrnehmen können; häufig treten solche Hohlräume in grösserer Zahl und in grösseren Abmessungen (bis zu einigen Centi- metern Durchmesser und Länge) auch dem unbewaffneten Auge deut- lich entgegen; und in einzelnen Fällen ist die ganze Bruchfläche mit solchen Hohlräumen durchsetzt. Die Eigenschaft, solche Hohlräume im Innern beim Uebergange aus dem geschmolzenen in den festen Zustand zu bilden, theilt das Flusseisen mit zahlreichen anderen Metallen (Kupfer, Nickel, Silber u. s. w.); und je stärker ausgeprägt diese Eigenschaft hervortritt, desto weniger gut eignet sich begreiflicherweise das betreffende Metall zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen durch Giessen. Auch manche Sorten Gusseisen, besonders manganreichere und siliciumärmere, lassen jene Eigenschaft erkennen. Bei dem Flusseisen benachtheiligt diese Entstehung von Hohl- räumen im Innern die Brauchbarkeit auch dann, wenn der gegossene Gegenstand nicht etwa unmittelbar als Gebrauchsgegenstand (Guss- waare) dienen soll, sondern, wie es weit häufiger der Fall ist, zuvor einer mechanischen Bearbeitung durch Hämmern oder Walzen unter- zogen wird; und in der That ist die Eigenschaft des Flusseisens, solche Hohlräume zu bilden, die schwächste Seite desselben. 52*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/891>, abgerufen am 02.06.2024.