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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Arbeitsverfahren beim Puddeln in feststehenden Oefen.
es gehen will, zu Kugeln und rollt dieselben auf der Herdsohle hin
und her, um die hier noch zerstreut liegenden Eisenkörnchen anzu-
schweissen. Ist eine Luppe in dieser Weise geformt, so rollt man sie
hinüber zur Feuerbrücke und setzt sie hier, während man mit der
Formung einer neuen beginnt, einer starken Hitze aus, um das Aus-
fliessen der Schlacke zu befördern.

Ist alles Eisen in dieser Weise verarbeitet, so schliesst man
wohl auf kurze Zeit die Arbeitsthür durch ein vorgesetztes Blech, um
möglichst hohe Temperatur im Ofen zu erlangen; dann beginnt das
Zängen.

Ein aus Eisenstäben hergestellter zweirädriger Karren wird bis vor
die Thürschwelle geschoben, die Einsatzthür wird geöffnet, und mit
einer Zange wird die zuerst gefertigte Luppe herausgeholt, um dann
rasch nach dem Zängeapparate (Hammer, Luppenquetsche) gefahren
zu werden. Hier packt sie der bereit stehende Arbeiter und formt sie
nun allmählich zu einem prismatisch vierseitigen Blocke mit abgestumpf-
ten Kanten. Im Anfange des Zängens giebt man nur schwache Schläge
oder schwachen Druck, um einer Zertrümmerung vorzubeugen; reich-
liche Schlackenmengen fliessen aus und das Eisen schweisst mehr und
mehr zusammen. Schliesslich lässt man den vollen Druck oder den
vollen Schlag des Hammers auf den Block wirken.

Das Verhalten der Luppe beim Zängen giebt schon ein Merkmal
für die Beschaffenheit. Ein gleichmässig entkohltes Eisen schweisst mit
Leichtigkeit zusammen. Zeigen sich an einzelnen Stellen blaue Flämm-
chen, so deutet diese Erscheinung auf noch rohe Stellen; das Eisen
schweisst hier schlecht und die Luppe muss mit grösserer Vorsicht
behandelt werden; sehr rohe Luppen fallen mitunter in Stücken aus
einander und müssen aufs Neue in den Ofen zurückgebracht werden,
obgleich auch hierdurch eine gründliche Verbesserung nicht mehr zu
erreichen ist.

Während des Zängens der ersten Luppe wird die zweite herbei-
geholt, u. s. f. Inzwischen aber ist das in der Nähe des Zängeapparates
aufgestellte Luppen- oder Rohschienenwalzwerk angelassen, die Arbeiter
zur Bedienung desselben haben ihre Plätze eingenommen und die noch
glühende Luppe wird rasch zum Walzwerk hingeschleift, um hier sofort
zu Rohschienen ausgewalzt zu werden.

Die Einrichtung eines Luppenwalzwerkes ist aus Fig. 183 auf
S. 701 ersichtlich. Statt des Duowalzwerkes sind in dem letzten Jahr-
zehnte auch verschiedentlich Triowalzwerke zur Anwendung gebracht
worden. Es pflegt zwei Walzgerüste zu enthalten, das eine zum Vor-
walzen in Spitzbogenkalibern, das andere mit geschlossenen Flach-
kalibern. Zur Bedienung desselben sind vier bis fünf Mann er-
forderlich.

Das Zängen und Rohschienenwalzen geht nun ununterbrochen fort,
bis alle Luppen aus dem Ofen herausgeholt und in Rohschienen um-
gewandelt sind. Die letzteren, gewöhnlich Flacheisenstäbe, werden,
sobald sie die Walzen verlassen haben, auf eine gusseiserne Richtplatte
gezogen, hier mit hölzernen Hämmern gerichtet und der Erkaltung
überlassen. Sie haben ein rissiges, unganzes Aeussere, sind reichlich
von Schlacke durchsetzt und bilden das Material für die weitere Ver-

Das Arbeitsverfahren beim Puddeln in feststehenden Oefen.
es gehen will, zu Kugeln und rollt dieselben auf der Herdsohle hin
und her, um die hier noch zerstreut liegenden Eisenkörnchen anzu-
schweissen. Ist eine Luppe in dieser Weise geformt, so rollt man sie
hinüber zur Feuerbrücke und setzt sie hier, während man mit der
Formung einer neuen beginnt, einer starken Hitze aus, um das Aus-
fliessen der Schlacke zu befördern.

Ist alles Eisen in dieser Weise verarbeitet, so schliesst man
wohl auf kurze Zeit die Arbeitsthür durch ein vorgesetztes Blech, um
möglichst hohe Temperatur im Ofen zu erlangen; dann beginnt das
Zängen.

Ein aus Eisenstäben hergestellter zweirädriger Karren wird bis vor
die Thürschwelle geschoben, die Einsatzthür wird geöffnet, und mit
einer Zange wird die zuerst gefertigte Luppe herausgeholt, um dann
rasch nach dem Zängeapparate (Hammer, Luppenquetsche) gefahren
zu werden. Hier packt sie der bereit stehende Arbeiter und formt sie
nun allmählich zu einem prismatisch vierseitigen Blocke mit abgestumpf-
ten Kanten. Im Anfange des Zängens giebt man nur schwache Schläge
oder schwachen Druck, um einer Zertrümmerung vorzubeugen; reich-
liche Schlackenmengen fliessen aus und das Eisen schweisst mehr und
mehr zusammen. Schliesslich lässt man den vollen Druck oder den
vollen Schlag des Hammers auf den Block wirken.

Das Verhalten der Luppe beim Zängen giebt schon ein Merkmal
für die Beschaffenheit. Ein gleichmässig entkohltes Eisen schweisst mit
Leichtigkeit zusammen. Zeigen sich an einzelnen Stellen blaue Flämm-
chen, so deutet diese Erscheinung auf noch rohe Stellen; das Eisen
schweisst hier schlecht und die Luppe muss mit grösserer Vorsicht
behandelt werden; sehr rohe Luppen fallen mitunter in Stücken aus
einander und müssen aufs Neue in den Ofen zurückgebracht werden,
obgleich auch hierdurch eine gründliche Verbesserung nicht mehr zu
erreichen ist.

Während des Zängens der ersten Luppe wird die zweite herbei-
geholt, u. s. f. Inzwischen aber ist das in der Nähe des Zängeapparates
aufgestellte Luppen- oder Rohschienenwalzwerk angelassen, die Arbeiter
zur Bedienung desselben haben ihre Plätze eingenommen und die noch
glühende Luppe wird rasch zum Walzwerk hingeschleift, um hier sofort
zu Rohschienen ausgewalzt zu werden.

Die Einrichtung eines Luppenwalzwerkes ist aus Fig. 183 auf
S. 701 ersichtlich. Statt des Duowalzwerkes sind in dem letzten Jahr-
zehnte auch verschiedentlich Triowalzwerke zur Anwendung gebracht
worden. Es pflegt zwei Walzgerüste zu enthalten, das eine zum Vor-
walzen in Spitzbogenkalibern, das andere mit geschlossenen Flach-
kalibern. Zur Bedienung desselben sind vier bis fünf Mann er-
forderlich.

Das Zängen und Rohschienenwalzen geht nun ununterbrochen fort,
bis alle Luppen aus dem Ofen herausgeholt und in Rohschienen um-
gewandelt sind. Die letzteren, gewöhnlich Flacheisenstäbe, werden,
sobald sie die Walzen verlassen haben, auf eine gusseiserne Richtplatte
gezogen, hier mit hölzernen Hämmern gerichtet und der Erkaltung
überlassen. Sie haben ein rissiges, unganzes Aeussere, sind reichlich
von Schlacke durchsetzt und bilden das Material für die weitere Ver-

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[789/0865] Das Arbeitsverfahren beim Puddeln in feststehenden Oefen. es gehen will, zu Kugeln und rollt dieselben auf der Herdsohle hin und her, um die hier noch zerstreut liegenden Eisenkörnchen anzu- schweissen. Ist eine Luppe in dieser Weise geformt, so rollt man sie hinüber zur Feuerbrücke und setzt sie hier, während man mit der Formung einer neuen beginnt, einer starken Hitze aus, um das Aus- fliessen der Schlacke zu befördern. Ist alles Eisen in dieser Weise verarbeitet, so schliesst man wohl auf kurze Zeit die Arbeitsthür durch ein vorgesetztes Blech, um möglichst hohe Temperatur im Ofen zu erlangen; dann beginnt das Zängen. Ein aus Eisenstäben hergestellter zweirädriger Karren wird bis vor die Thürschwelle geschoben, die Einsatzthür wird geöffnet, und mit einer Zange wird die zuerst gefertigte Luppe herausgeholt, um dann rasch nach dem Zängeapparate (Hammer, Luppenquetsche) gefahren zu werden. Hier packt sie der bereit stehende Arbeiter und formt sie nun allmählich zu einem prismatisch vierseitigen Blocke mit abgestumpf- ten Kanten. Im Anfange des Zängens giebt man nur schwache Schläge oder schwachen Druck, um einer Zertrümmerung vorzubeugen; reich- liche Schlackenmengen fliessen aus und das Eisen schweisst mehr und mehr zusammen. Schliesslich lässt man den vollen Druck oder den vollen Schlag des Hammers auf den Block wirken. Das Verhalten der Luppe beim Zängen giebt schon ein Merkmal für die Beschaffenheit. Ein gleichmässig entkohltes Eisen schweisst mit Leichtigkeit zusammen. Zeigen sich an einzelnen Stellen blaue Flämm- chen, so deutet diese Erscheinung auf noch rohe Stellen; das Eisen schweisst hier schlecht und die Luppe muss mit grösserer Vorsicht behandelt werden; sehr rohe Luppen fallen mitunter in Stücken aus einander und müssen aufs Neue in den Ofen zurückgebracht werden, obgleich auch hierdurch eine gründliche Verbesserung nicht mehr zu erreichen ist. Während des Zängens der ersten Luppe wird die zweite herbei- geholt, u. s. f. Inzwischen aber ist das in der Nähe des Zängeapparates aufgestellte Luppen- oder Rohschienenwalzwerk angelassen, die Arbeiter zur Bedienung desselben haben ihre Plätze eingenommen und die noch glühende Luppe wird rasch zum Walzwerk hingeschleift, um hier sofort zu Rohschienen ausgewalzt zu werden. Die Einrichtung eines Luppenwalzwerkes ist aus Fig. 183 auf S. 701 ersichtlich. Statt des Duowalzwerkes sind in dem letzten Jahr- zehnte auch verschiedentlich Triowalzwerke zur Anwendung gebracht worden. Es pflegt zwei Walzgerüste zu enthalten, das eine zum Vor- walzen in Spitzbogenkalibern, das andere mit geschlossenen Flach- kalibern. Zur Bedienung desselben sind vier bis fünf Mann er- forderlich. Das Zängen und Rohschienenwalzen geht nun ununterbrochen fort, bis alle Luppen aus dem Ofen herausgeholt und in Rohschienen um- gewandelt sind. Die letzteren, gewöhnlich Flacheisenstäbe, werden, sobald sie die Walzen verlassen haben, auf eine gusseiserne Richtplatte gezogen, hier mit hölzernen Hämmern gerichtet und der Erkaltung überlassen. Sie haben ein rissiges, unganzes Aeussere, sind reichlich von Schlacke durchsetzt und bilden das Material für die weitere Ver-

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/865>, abgerufen am 23.07.2024.