Dünnflüssigkeit befördert; man schliesst also die Essenklappe, oder sucht in sonstiger Weise die Temperatur zu ermässigen.
Die Schmelztemperatur des Eisens aber wird höher, je mehr der Kohlenstoffgehalt desselben abnimmt, und bald zeigen sich daher Eisen- körnchen, welche schaumartig auf der flüssigen Masse schwimmen. Immer stärker wird die Kohlenoxydgasbildung, immer dickflüssiger das Eisen, und das Bad steigt bis zur Höhe der Thürschwelle, wobei gewöhnlich ein Theil der Schlacke über die Schwelle abfliesst. Die Koch- periode hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht; seit dem Beginne des Rührens sind etwa 15 Minuten bei gaarfrischendem Roheisen, 20 bis 30 Minuten bei rohfrischendem verflossen.
Dieser Zustand währt mehrere Minuten. Alsdann aber verräth die veränderte Beschaffenheit des Eisens und der Schlacken deutlich die fortgeschrittene Entkohlung. Mehr und mehr Eisenkörner erscheinen an der Oberfläche; die Arbeit des Rührens wird immer schwieriger, da immer grössere Mengen des entstandenen schmiedbaren, nicht mehr flüssigen Eisens sich der Bewegung des Hakens entgegensetzen. Die Temperatur im Ofen wird gesteigert, um eine vorzeitige Erstarrung des Eisens zu hintertreiben. Die Gasbildung lässt nach, die Schlacke sinkt, und bald sieht man grössere Gruppen zusammengeschweisster Eisen- körner aus derselben hervorragen.
Die Kochperiode hat nunmehr ihr Ende erreicht, das Rühren mit dem Haken ist nicht mehr möglich und würde auch keinen Zweck haben. Soll Stahl erzeugt werden, so kommt es nunmehr darauf an, das Eisen möglichst gleichmässig auszubreiten und von der Schlacke bedeckt zu halten, damit nicht die Gase auf die herausragenden Theile oxydirend einwirken; arbeitet man auf sehniges Eisen, so folgt die sogenannte Gaarfrischperiode, während welcher unter der Einwirkung der Gase wie der Schlacke eine fortgesetzte Entkohlung stattfindet.
Zunächst kommt es zur Erlangung eines gleichmässig entkohlten Eisens darauf an, zu verhüten, dass einzelne Theile stärker, andere weniger stark von der Oxydationswirkung betroffen werden. Mit Hilfe theils einer Brechstange (der Spitze), theils der schon benutzten Kratzen arbeitet man also unausgesetzt die Eisenhaufen um, so dass das unter der Schlacke befindliche Eisen zu oberst, die oberen Theile nach unten kommen, zertheilt grössere Anhäufungen, damit nicht die inneren Theile roh, d. h. kohlenstoffreich bleiben, kratzt das in den Ecken befindliche Eisen los und bringt es in die Mitte. Während dieses Durcharbeitens aber sucht man das Eisen schon in einzelnen Haufen abzutheilen, deren jeder das ungefähre Gewicht einer Luppe erhält, und schiebt schliess- lich diese noch locker auf einander liegenden Haufen nach der Fuchs- brücke hinüber. Diese Arbeit heisst Umsetzen. Gewöhnlich verarbeitet man den ganzen Einsatz zu 4--6 Luppen, so dass also jeder Haufen etwa 35 kg Eisen enthält.
Arbeitet man auf Stahl, so verläuft diese Arbeit des Umsetzens rascher und das Eisen (der Stahl) wird von Schlacke bedeckt gehalten.
Nun folgt das Luppenmachen. Mit der Brechstange drückt man die einzelnen Haufen zusammen, so dass die Eisenkörnchen zusammen- schweissen und möglichst viel Schlacke herausfliesst, formt sie, so gut
Die Darstellung des Schweisseisens.
Dünnflüssigkeit befördert; man schliesst also die Essenklappe, oder sucht in sonstiger Weise die Temperatur zu ermässigen.
Die Schmelztemperatur des Eisens aber wird höher, je mehr der Kohlenstoffgehalt desselben abnimmt, und bald zeigen sich daher Eisen- körnchen, welche schaumartig auf der flüssigen Masse schwimmen. Immer stärker wird die Kohlenoxydgasbildung, immer dickflüssiger das Eisen, und das Bad steigt bis zur Höhe der Thürschwelle, wobei gewöhnlich ein Theil der Schlacke über die Schwelle abfliesst. Die Koch- periode hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht; seit dem Beginne des Rührens sind etwa 15 Minuten bei gaarfrischendem Roheisen, 20 bis 30 Minuten bei rohfrischendem verflossen.
Dieser Zustand währt mehrere Minuten. Alsdann aber verräth die veränderte Beschaffenheit des Eisens und der Schlacken deutlich die fortgeschrittene Entkohlung. Mehr und mehr Eisenkörner erscheinen an der Oberfläche; die Arbeit des Rührens wird immer schwieriger, da immer grössere Mengen des entstandenen schmiedbaren, nicht mehr flüssigen Eisens sich der Bewegung des Hakens entgegensetzen. Die Temperatur im Ofen wird gesteigert, um eine vorzeitige Erstarrung des Eisens zu hintertreiben. Die Gasbildung lässt nach, die Schlacke sinkt, und bald sieht man grössere Gruppen zusammengeschweisster Eisen- körner aus derselben hervorragen.
Die Kochperiode hat nunmehr ihr Ende erreicht, das Rühren mit dem Haken ist nicht mehr möglich und würde auch keinen Zweck haben. Soll Stahl erzeugt werden, so kommt es nunmehr darauf an, das Eisen möglichst gleichmässig auszubreiten und von der Schlacke bedeckt zu halten, damit nicht die Gase auf die herausragenden Theile oxydirend einwirken; arbeitet man auf sehniges Eisen, so folgt die sogenannte Gaarfrischperiode, während welcher unter der Einwirkung der Gase wie der Schlacke eine fortgesetzte Entkohlung stattfindet.
Zunächst kommt es zur Erlangung eines gleichmässig entkohlten Eisens darauf an, zu verhüten, dass einzelne Theile stärker, andere weniger stark von der Oxydationswirkung betroffen werden. Mit Hilfe theils einer Brechstange (der Spitze), theils der schon benutzten Kratzen arbeitet man also unausgesetzt die Eisenhaufen um, so dass das unter der Schlacke befindliche Eisen zu oberst, die oberen Theile nach unten kommen, zertheilt grössere Anhäufungen, damit nicht die inneren Theile roh, d. h. kohlenstoffreich bleiben, kratzt das in den Ecken befindliche Eisen los und bringt es in die Mitte. Während dieses Durcharbeitens aber sucht man das Eisen schon in einzelnen Haufen abzutheilen, deren jeder das ungefähre Gewicht einer Luppe erhält, und schiebt schliess- lich diese noch locker auf einander liegenden Haufen nach der Fuchs- brücke hinüber. Diese Arbeit heisst Umsetzen. Gewöhnlich verarbeitet man den ganzen Einsatz zu 4—6 Luppen, so dass also jeder Haufen etwa 35 kg Eisen enthält.
Arbeitet man auf Stahl, so verläuft diese Arbeit des Umsetzens rascher und das Eisen (der Stahl) wird von Schlacke bedeckt gehalten.
Nun folgt das Luppenmachen. Mit der Brechstange drückt man die einzelnen Haufen zusammen, so dass die Eisenkörnchen zusammen- schweissen und möglichst viel Schlacke herausfliesst, formt sie, so gut
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0864"n="788"/><fwplace="top"type="header">Die Darstellung des Schweisseisens.</fw><lb/>
Dünnflüssigkeit befördert; man schliesst also die Essenklappe, oder sucht<lb/>
in sonstiger Weise die Temperatur zu ermässigen.</p><lb/><p>Die Schmelztemperatur des Eisens aber wird höher, je mehr der<lb/>
Kohlenstoffgehalt desselben abnimmt, und bald zeigen sich daher Eisen-<lb/>
körnchen, welche schaumartig auf der flüssigen Masse schwimmen.<lb/>
Immer stärker wird die Kohlenoxydgasbildung, immer dickflüssiger<lb/>
das Eisen, und das Bad steigt bis zur Höhe der Thürschwelle, wobei<lb/>
gewöhnlich ein Theil der Schlacke über die Schwelle abfliesst. Die Koch-<lb/>
periode hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht; seit dem Beginne des<lb/>
Rührens sind etwa 15 Minuten bei gaarfrischendem Roheisen, 20 bis<lb/>
30 Minuten bei rohfrischendem verflossen.</p><lb/><p>Dieser Zustand währt mehrere Minuten. Alsdann aber verräth<lb/>
die veränderte Beschaffenheit des Eisens und der Schlacken deutlich<lb/>
die fortgeschrittene Entkohlung. Mehr und mehr Eisenkörner erscheinen<lb/>
an der Oberfläche; die Arbeit des Rührens wird immer schwieriger,<lb/>
da immer grössere Mengen des entstandenen schmiedbaren, nicht mehr<lb/>
flüssigen Eisens sich der Bewegung des Hakens entgegensetzen. Die<lb/>
Temperatur im Ofen wird gesteigert, um eine vorzeitige Erstarrung des<lb/>
Eisens zu hintertreiben. Die Gasbildung lässt nach, die Schlacke sinkt,<lb/>
und bald sieht man grössere Gruppen zusammengeschweisster Eisen-<lb/>
körner aus derselben hervorragen.</p><lb/><p>Die Kochperiode hat nunmehr ihr Ende erreicht, das Rühren mit<lb/>
dem Haken ist nicht mehr möglich und würde auch keinen Zweck<lb/>
haben. Soll Stahl erzeugt werden, so kommt es nunmehr darauf an,<lb/>
das Eisen möglichst gleichmässig auszubreiten und von der Schlacke<lb/>
bedeckt zu halten, damit nicht die Gase auf die herausragenden Theile<lb/>
oxydirend einwirken; arbeitet man auf sehniges Eisen, so folgt die<lb/>
sogenannte Gaarfrischperiode, während welcher unter der Einwirkung<lb/>
der Gase wie der Schlacke eine fortgesetzte Entkohlung stattfindet.</p><lb/><p>Zunächst kommt es zur Erlangung eines gleichmässig entkohlten<lb/>
Eisens darauf an, zu verhüten, dass einzelne Theile stärker, andere<lb/>
weniger stark von der Oxydationswirkung betroffen werden. Mit Hilfe<lb/>
theils einer Brechstange (der Spitze), theils der schon benutzten Kratzen<lb/>
arbeitet man also unausgesetzt die Eisenhaufen um, so dass das unter<lb/>
der Schlacke befindliche Eisen zu oberst, die oberen Theile nach unten<lb/>
kommen, zertheilt grössere Anhäufungen, damit nicht die inneren Theile<lb/>
roh, d. h. kohlenstoffreich bleiben, kratzt das in den Ecken befindliche<lb/>
Eisen los und bringt es in die Mitte. Während dieses Durcharbeitens<lb/>
aber sucht man das Eisen schon in einzelnen Haufen abzutheilen, deren<lb/>
jeder das ungefähre Gewicht einer Luppe erhält, und schiebt schliess-<lb/>
lich diese noch locker auf einander liegenden Haufen nach der Fuchs-<lb/>
brücke hinüber. Diese Arbeit heisst <hirendition="#g">Umsetzen</hi>. Gewöhnlich verarbeitet<lb/>
man den ganzen Einsatz zu 4—6 Luppen, so dass also jeder Haufen<lb/>
etwa 35 kg Eisen enthält.</p><lb/><p>Arbeitet man auf Stahl, so verläuft diese Arbeit des Umsetzens<lb/>
rascher und das Eisen (der Stahl) wird von Schlacke bedeckt gehalten.</p><lb/><p>Nun folgt das <hirendition="#g">Luppenmachen</hi>. Mit der Brechstange drückt man<lb/>
die einzelnen Haufen zusammen, so dass die Eisenkörnchen zusammen-<lb/>
schweissen und möglichst viel Schlacke herausfliesst, formt sie, so gut<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[788/0864]
Die Darstellung des Schweisseisens.
Dünnflüssigkeit befördert; man schliesst also die Essenklappe, oder sucht
in sonstiger Weise die Temperatur zu ermässigen.
Die Schmelztemperatur des Eisens aber wird höher, je mehr der
Kohlenstoffgehalt desselben abnimmt, und bald zeigen sich daher Eisen-
körnchen, welche schaumartig auf der flüssigen Masse schwimmen.
Immer stärker wird die Kohlenoxydgasbildung, immer dickflüssiger
das Eisen, und das Bad steigt bis zur Höhe der Thürschwelle, wobei
gewöhnlich ein Theil der Schlacke über die Schwelle abfliesst. Die Koch-
periode hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht; seit dem Beginne des
Rührens sind etwa 15 Minuten bei gaarfrischendem Roheisen, 20 bis
30 Minuten bei rohfrischendem verflossen.
Dieser Zustand währt mehrere Minuten. Alsdann aber verräth
die veränderte Beschaffenheit des Eisens und der Schlacken deutlich
die fortgeschrittene Entkohlung. Mehr und mehr Eisenkörner erscheinen
an der Oberfläche; die Arbeit des Rührens wird immer schwieriger,
da immer grössere Mengen des entstandenen schmiedbaren, nicht mehr
flüssigen Eisens sich der Bewegung des Hakens entgegensetzen. Die
Temperatur im Ofen wird gesteigert, um eine vorzeitige Erstarrung des
Eisens zu hintertreiben. Die Gasbildung lässt nach, die Schlacke sinkt,
und bald sieht man grössere Gruppen zusammengeschweisster Eisen-
körner aus derselben hervorragen.
Die Kochperiode hat nunmehr ihr Ende erreicht, das Rühren mit
dem Haken ist nicht mehr möglich und würde auch keinen Zweck
haben. Soll Stahl erzeugt werden, so kommt es nunmehr darauf an,
das Eisen möglichst gleichmässig auszubreiten und von der Schlacke
bedeckt zu halten, damit nicht die Gase auf die herausragenden Theile
oxydirend einwirken; arbeitet man auf sehniges Eisen, so folgt die
sogenannte Gaarfrischperiode, während welcher unter der Einwirkung
der Gase wie der Schlacke eine fortgesetzte Entkohlung stattfindet.
Zunächst kommt es zur Erlangung eines gleichmässig entkohlten
Eisens darauf an, zu verhüten, dass einzelne Theile stärker, andere
weniger stark von der Oxydationswirkung betroffen werden. Mit Hilfe
theils einer Brechstange (der Spitze), theils der schon benutzten Kratzen
arbeitet man also unausgesetzt die Eisenhaufen um, so dass das unter
der Schlacke befindliche Eisen zu oberst, die oberen Theile nach unten
kommen, zertheilt grössere Anhäufungen, damit nicht die inneren Theile
roh, d. h. kohlenstoffreich bleiben, kratzt das in den Ecken befindliche
Eisen los und bringt es in die Mitte. Während dieses Durcharbeitens
aber sucht man das Eisen schon in einzelnen Haufen abzutheilen, deren
jeder das ungefähre Gewicht einer Luppe erhält, und schiebt schliess-
lich diese noch locker auf einander liegenden Haufen nach der Fuchs-
brücke hinüber. Diese Arbeit heisst Umsetzen. Gewöhnlich verarbeitet
man den ganzen Einsatz zu 4—6 Luppen, so dass also jeder Haufen
etwa 35 kg Eisen enthält.
Arbeitet man auf Stahl, so verläuft diese Arbeit des Umsetzens
rascher und das Eisen (der Stahl) wird von Schlacke bedeckt gehalten.
Nun folgt das Luppenmachen. Mit der Brechstange drückt man
die einzelnen Haufen zusammen, so dass die Eisenkörnchen zusammen-
schweissen und möglichst viel Schlacke herausfliesst, formt sie, so gut
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/864>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.