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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Puddelofen.
besonderen Aufwandes von Heizmaterial, während bei directer Feue-
rung und auch bei einfacherer Gasfeuerung die abziehenden heissen
Gase des Puddelofens erfahrungsmässig vollständig zur Erzeugung des
erforderlichen Dampfes ausreichen. Hierdurch wird allerdings die bei
Siemensfeuerungen erreichbare Brennstoffersparung zum grossen Theile
wieder ausgeglichen. Endlich mag auch der Umstand hinzukommen,
dass in jener Zeit, wo auch einfacher eingerichtete, billigere und für
die Durchführung des Puddelprocesses unleugbar gut geeignete Feue-
rungen (z. B. Bicherouxfeuerung) anfingen, bekannter zu werden (in
den siebenziger Jahren dieses Jahrhunderts), das Zeitalter des Puddelns
bereits seinen Höhepunkt überschritten hatte und im Niedergange be-
griffen war, man also neue Puddelhütten nicht mehr anlegte und
weniger Veranlassung fand, vorhandene Feuerungseinrichtungen noch
zu ändern.

Ein in den siebenziger Jahren erbauter Puddelofen mit directer
Feuerung ist in Fig. 217--221 abgebildet. Die allgemeine Einrichtung
desselben ist die nämliche wie bei allen anderen derartigen Herdflamm-
öfen (S. 110) und wird leicht aus der Abbildung ersichtlich sein. An
der einen Seite des Ofens liegt der Rost, welcher, gemäss der ver-
schiedenen Beschaffenheit des zur Verwendung kommenden Brenn-
stoffes, als Planrost oder als Treppenrost eingerichtet sein kann und
von einer Schüröffnung an der Vorderseite des Ofens aus bedient wird;
über die Feuerbrücke hinweg gelangt die Flamme auf den Herd, um,
nachdem sie diesen verlassen hat, durch einen Fuchskanal entweder
unmittelbar nach einer Esse oder -- was weit häufiger ist -- zunächst
nach einem Dampfkessel und von hier nach der Esse geführt zu
werden.

Eigenthümlich ist die Einrichtung des Herdes, wie sie der Zweck
des Ofens bedingt. Die Grundform desselben entspricht keineswegs
den früher (S. 110 ff.) erörterten Bedingungen für eine möglichst
günstige Ausnutzung der entwickelten Wärme; sie ist jedoch noth-
wendig, damit man im Stande sei, von einer einzigen bestimmten
Stelle an der Vorderseite des Ofens aus da, wo die kleine Thüröffnung
sich befindet, mit einer eingeschobenen Eisenstange sämmtliche Stellen
des Herdes zu erreichen. Wenn also der Abstand der Feuerbrücke
von der Fuchsbrücke, d. i. die Länge des Herdes, sowie die Breite
desselben an der Fuchs- oder Feuerbrücke bestimmt sind, so beschreibt
man von jenem Punkte aus einen Bogen, welcher die rückseitige Be-
grenzung des Herdes bildet; und durch gerade Linien verbindet man
die Thüröffnung mit der Feuerbrücke und Fuchsbrücke.

Die Sohle des Ofenherdes wird, wie schon oben erwähnt wurde,
durch Gusseisenplatten gebildet, welche quer von einer Seite des Ofens
zur andern hinübergehen und frei auf eisernen Trägern oder ge-
mauerten Pfeilern aufliegen, so dass die Luft von unten her zutreten
und abkühlend auf die Platten wirken kann.

Auch die Seitenbegrenzungen des Herdes sind gekühlt. Am voll-
kommensten wird dieser Zweck in der durch die Abbildung veranschau-
lichten Art und Weise erreicht. Ein hohl gegossenes sogenanntes
Herdeisen oder Legeeisen umschliesst den ganzen Herd mit Aus-
nahme der Thüröffnung und wird durch hindurchgeleitetes Wasser kühl

Der Puddelofen.
besonderen Aufwandes von Heizmaterial, während bei directer Feue-
rung und auch bei einfacherer Gasfeuerung die abziehenden heissen
Gase des Puddelofens erfahrungsmässig vollständig zur Erzeugung des
erforderlichen Dampfes ausreichen. Hierdurch wird allerdings die bei
Siemensfeuerungen erreichbare Brennstoffersparung zum grossen Theile
wieder ausgeglichen. Endlich mag auch der Umstand hinzukommen,
dass in jener Zeit, wo auch einfacher eingerichtete, billigere und für
die Durchführung des Puddelprocesses unleugbar gut geeignete Feue-
rungen (z. B. Bicherouxfeuerung) anfingen, bekannter zu werden (in
den siebenziger Jahren dieses Jahrhunderts), das Zeitalter des Puddelns
bereits seinen Höhepunkt überschritten hatte und im Niedergange be-
griffen war, man also neue Puddelhütten nicht mehr anlegte und
weniger Veranlassung fand, vorhandene Feuerungseinrichtungen noch
zu ändern.

Ein in den siebenziger Jahren erbauter Puddelofen mit directer
Feuerung ist in Fig. 217—221 abgebildet. Die allgemeine Einrichtung
desselben ist die nämliche wie bei allen anderen derartigen Herdflamm-
öfen (S. 110) und wird leicht aus der Abbildung ersichtlich sein. An
der einen Seite des Ofens liegt der Rost, welcher, gemäss der ver-
schiedenen Beschaffenheit des zur Verwendung kommenden Brenn-
stoffes, als Planrost oder als Treppenrost eingerichtet sein kann und
von einer Schüröffnung an der Vorderseite des Ofens aus bedient wird;
über die Feuerbrücke hinweg gelangt die Flamme auf den Herd, um,
nachdem sie diesen verlassen hat, durch einen Fuchskanal entweder
unmittelbar nach einer Esse oder — was weit häufiger ist — zunächst
nach einem Dampfkessel und von hier nach der Esse geführt zu
werden.

Eigenthümlich ist die Einrichtung des Herdes, wie sie der Zweck
des Ofens bedingt. Die Grundform desselben entspricht keineswegs
den früher (S. 110 ff.) erörterten Bedingungen für eine möglichst
günstige Ausnutzung der entwickelten Wärme; sie ist jedoch noth-
wendig, damit man im Stande sei, von einer einzigen bestimmten
Stelle an der Vorderseite des Ofens aus da, wo die kleine Thüröffnung
sich befindet, mit einer eingeschobenen Eisenstange sämmtliche Stellen
des Herdes zu erreichen. Wenn also der Abstand der Feuerbrücke
von der Fuchsbrücke, d. i. die Länge des Herdes, sowie die Breite
desselben an der Fuchs- oder Feuerbrücke bestimmt sind, so beschreibt
man von jenem Punkte aus einen Bogen, welcher die rückseitige Be-
grenzung des Herdes bildet; und durch gerade Linien verbindet man
die Thüröffnung mit der Feuerbrücke und Fuchsbrücke.

Die Sohle des Ofenherdes wird, wie schon oben erwähnt wurde,
durch Gusseisenplatten gebildet, welche quer von einer Seite des Ofens
zur andern hinübergehen und frei auf eisernen Trägern oder ge-
mauerten Pfeilern aufliegen, so dass die Luft von unten her zutreten
und abkühlend auf die Platten wirken kann.

Auch die Seitenbegrenzungen des Herdes sind gekühlt. Am voll-
kommensten wird dieser Zweck in der durch die Abbildung veranschau-
lichten Art und Weise erreicht. Ein hohl gegossenes sogenanntes
Herdeisen oder Legeeisen umschliesst den ganzen Herd mit Aus-
nahme der Thüröffnung und wird durch hindurchgeleitetes Wasser kühl

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[775/0847] Der Puddelofen. besonderen Aufwandes von Heizmaterial, während bei directer Feue- rung und auch bei einfacherer Gasfeuerung die abziehenden heissen Gase des Puddelofens erfahrungsmässig vollständig zur Erzeugung des erforderlichen Dampfes ausreichen. Hierdurch wird allerdings die bei Siemensfeuerungen erreichbare Brennstoffersparung zum grossen Theile wieder ausgeglichen. Endlich mag auch der Umstand hinzukommen, dass in jener Zeit, wo auch einfacher eingerichtete, billigere und für die Durchführung des Puddelprocesses unleugbar gut geeignete Feue- rungen (z. B. Bicherouxfeuerung) anfingen, bekannter zu werden (in den siebenziger Jahren dieses Jahrhunderts), das Zeitalter des Puddelns bereits seinen Höhepunkt überschritten hatte und im Niedergange be- griffen war, man also neue Puddelhütten nicht mehr anlegte und weniger Veranlassung fand, vorhandene Feuerungseinrichtungen noch zu ändern. Ein in den siebenziger Jahren erbauter Puddelofen mit directer Feuerung ist in Fig. 217—221 abgebildet. Die allgemeine Einrichtung desselben ist die nämliche wie bei allen anderen derartigen Herdflamm- öfen (S. 110) und wird leicht aus der Abbildung ersichtlich sein. An der einen Seite des Ofens liegt der Rost, welcher, gemäss der ver- schiedenen Beschaffenheit des zur Verwendung kommenden Brenn- stoffes, als Planrost oder als Treppenrost eingerichtet sein kann und von einer Schüröffnung an der Vorderseite des Ofens aus bedient wird; über die Feuerbrücke hinweg gelangt die Flamme auf den Herd, um, nachdem sie diesen verlassen hat, durch einen Fuchskanal entweder unmittelbar nach einer Esse oder — was weit häufiger ist — zunächst nach einem Dampfkessel und von hier nach der Esse geführt zu werden. Eigenthümlich ist die Einrichtung des Herdes, wie sie der Zweck des Ofens bedingt. Die Grundform desselben entspricht keineswegs den früher (S. 110 ff.) erörterten Bedingungen für eine möglichst günstige Ausnutzung der entwickelten Wärme; sie ist jedoch noth- wendig, damit man im Stande sei, von einer einzigen bestimmten Stelle an der Vorderseite des Ofens aus da, wo die kleine Thüröffnung sich befindet, mit einer eingeschobenen Eisenstange sämmtliche Stellen des Herdes zu erreichen. Wenn also der Abstand der Feuerbrücke von der Fuchsbrücke, d. i. die Länge des Herdes, sowie die Breite desselben an der Fuchs- oder Feuerbrücke bestimmt sind, so beschreibt man von jenem Punkte aus einen Bogen, welcher die rückseitige Be- grenzung des Herdes bildet; und durch gerade Linien verbindet man die Thüröffnung mit der Feuerbrücke und Fuchsbrücke. Die Sohle des Ofenherdes wird, wie schon oben erwähnt wurde, durch Gusseisenplatten gebildet, welche quer von einer Seite des Ofens zur andern hinübergehen und frei auf eisernen Trägern oder ge- mauerten Pfeilern aufliegen, so dass die Luft von unten her zutreten und abkühlend auf die Platten wirken kann. Auch die Seitenbegrenzungen des Herdes sind gekühlt. Am voll- kommensten wird dieser Zweck in der durch die Abbildung veranschau- lichten Art und Weise erreicht. Ein hohl gegossenes sogenanntes Herdeisen oder Legeeisen umschliesst den ganzen Herd mit Aus- nahme der Thüröffnung und wird durch hindurchgeleitetes Wasser kühl

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/847>, abgerufen am 16.07.2024.