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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
man eine Curve, welche anfangs steil abfallend sich nach dem Ende
hin mehr und mehr verflacht.

Es verhalte sich z. B. der Querschnitt des Anfangskalibers für
irgend einen zu walzenden Stab zu dem des Endkalibers = 120 : 16.28,
und man habe sich für 12 anzuwendende Kaliber entschieden, so ist
der durchschnittliche Abnahmecoefficient
+/- = [Formel 1] = 0.847. 1)

Berechnet man mit Hilfe desselben die Kaliberquerschnitte für den
Fall, dass der Abnahmecoefficient unverändert bleibt, so erhält man
folgende Ziffern

0 Stich     120.0
1 "     101.37
2 "     86.02
3 "     61.67
6 "     44.21
8 "     31.69
10 "     22.66
12 "     16.28

und trägt man nun diese Werthe als Ordinaten ein, so erhält man die
in Fig. 203 als volle Linie verzeichnete Curve.

Hätte man in den ersten Kalibern in Rücksicht auf die höhere
Temperatur des Eisenstabes einen kleineren Coefficienten (stärkeren Druck),
in den Endkalibern dagegen einen höheren Coefficienten (schwächeren
Druck) als den mittleren gewählt, so würde man, wie leicht zu ermessen
ist, eine Curve erhalten haben, welche anfänglich steiler abfiel als die
gezeichnete, um später flacher als diese auszulaufen. Umgekehrt wird
man, wenn man zuvor eine derartige Curve entwirft, leicht die ent-
fallenden Querschnitte aus der Länge der Ordinaten abnehmen und die
jedesmaligen Abnahmecoefficienten daraus berechnen können.

Läge andererseits die Aufgabe vor, die erforderlichen Kaliber auf
zwei Walzgerüste mit je 6 Stichen zu vertheilen, den in der Mitte der
Walzen gelegenen Kalibern aber einen geringeren, den an den Enden
gelegenen einen stärkeren Druck, als der mittlere ist, zu geben, so
würde sich eine Curve von der punktirt gezeichneten Form ergeben.
Diejenigen Kaliber, bei welchen die punktirte Linie am flachsten ist
(3 und 9), haben den grössten Abnahmecoefficienten, d. h. geringsten
Druck und müssen in der Mitte der Walze liegen.

Bei der Construction der Kaliber ist vor Allem der Umstand
zu berücksichtigen, dass die Abnahme des Querschnittes nur in der
Höhenrichtung, niemals in der Breite stattfinden kann. Mit anderen
Worten: jedes Kaliber muss mindestens ebenso breit sein als das Walz-
stück, welches hindurchgehen soll; gewöhnlich nimmt man das Kaliber
etwas breiter, um die Entstehung eines allzu beträchtlichen Seiten-
druckes zu vermeiden. Ist dieser Seitendruck zu gross, so haftet nicht

1) Nach E. Blass, Beitrag zur Theorie der Abnahmecoefficienten bei der
Walzenkalibrirung. "Stahl und Eisen" 1882, S. 189.

Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
man eine Curve, welche anfangs steil abfallend sich nach dem Ende
hin mehr und mehr verflacht.

Es verhalte sich z. B. der Querschnitt des Anfangskalibers für
irgend einen zu walzenden Stab zu dem des Endkalibers = 120 : 16.28,
und man habe sich für 12 anzuwendende Kaliber entschieden, so ist
der durchschnittliche Abnahmecoëfficient
± = [Formel 1] = 0.847. 1)

Berechnet man mit Hilfe desselben die Kaliberquerschnitte für den
Fall, dass der Abnahmecoëfficient unverändert bleibt, so erhält man
folgende Ziffern

0 Stich     120.0
1 „     101.37
2 „     86.02
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8 „     31.69
10 „     22.66
12 „     16.28

und trägt man nun diese Werthe als Ordinaten ein, so erhält man die
in Fig. 203 als volle Linie verzeichnete Curve.

Hätte man in den ersten Kalibern in Rücksicht auf die höhere
Temperatur des Eisenstabes einen kleineren Coëfficienten (stärkeren Druck),
in den Endkalibern dagegen einen höheren Coëfficienten (schwächeren
Druck) als den mittleren gewählt, so würde man, wie leicht zu ermessen
ist, eine Curve erhalten haben, welche anfänglich steiler abfiel als die
gezeichnete, um später flacher als diese auszulaufen. Umgekehrt wird
man, wenn man zuvor eine derartige Curve entwirft, leicht die ent-
fallenden Querschnitte aus der Länge der Ordinaten abnehmen und die
jedesmaligen Abnahmecoëfficienten daraus berechnen können.

Läge andererseits die Aufgabe vor, die erforderlichen Kaliber auf
zwei Walzgerüste mit je 6 Stichen zu vertheilen, den in der Mitte der
Walzen gelegenen Kalibern aber einen geringeren, den an den Enden
gelegenen einen stärkeren Druck, als der mittlere ist, zu geben, so
würde sich eine Curve von der punktirt gezeichneten Form ergeben.
Diejenigen Kaliber, bei welchen die punktirte Linie am flachsten ist
(3 und 9), haben den grössten Abnahmecoëfficienten, d. h. geringsten
Druck und müssen in der Mitte der Walze liegen.

Bei der Construction der Kaliber ist vor Allem der Umstand
zu berücksichtigen, dass die Abnahme des Querschnittes nur in der
Höhenrichtung, niemals in der Breite stattfinden kann. Mit anderen
Worten: jedes Kaliber muss mindestens ebenso breit sein als das Walz-
stück, welches hindurchgehen soll; gewöhnlich nimmt man das Kaliber
etwas breiter, um die Entstehung eines allzu beträchtlichen Seiten-
druckes zu vermeiden. Ist dieser Seitendruck zu gross, so haftet nicht

1) Nach E. Blass, Beitrag zur Theorie der Abnahmecoëfficienten bei der
Walzenkalibrirung. „Stahl und Eisen“ 1882, S. 189.
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[726/0796] Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung. man eine Curve, welche anfangs steil abfallend sich nach dem Ende hin mehr und mehr verflacht. Es verhalte sich z. B. der Querschnitt des Anfangskalibers für irgend einen zu walzenden Stab zu dem des Endkalibers = 120 : 16.28, und man habe sich für 12 anzuwendende Kaliber entschieden, so ist der durchschnittliche Abnahmecoëfficient ± = [FORMEL] = 0.847. 1) Berechnet man mit Hilfe desselben die Kaliberquerschnitte für den Fall, dass der Abnahmecoëfficient unverändert bleibt, so erhält man folgende Ziffern 0 Stich 120.0 1 „ 101.37 2 „ 86.02 3 „ 61.67 6 „ 44.21 8 „ 31.69 10 „ 22.66 12 „ 16.28 und trägt man nun diese Werthe als Ordinaten ein, so erhält man die in Fig. 203 als volle Linie verzeichnete Curve. Hätte man in den ersten Kalibern in Rücksicht auf die höhere Temperatur des Eisenstabes einen kleineren Coëfficienten (stärkeren Druck), in den Endkalibern dagegen einen höheren Coëfficienten (schwächeren Druck) als den mittleren gewählt, so würde man, wie leicht zu ermessen ist, eine Curve erhalten haben, welche anfänglich steiler abfiel als die gezeichnete, um später flacher als diese auszulaufen. Umgekehrt wird man, wenn man zuvor eine derartige Curve entwirft, leicht die ent- fallenden Querschnitte aus der Länge der Ordinaten abnehmen und die jedesmaligen Abnahmecoëfficienten daraus berechnen können. Läge andererseits die Aufgabe vor, die erforderlichen Kaliber auf zwei Walzgerüste mit je 6 Stichen zu vertheilen, den in der Mitte der Walzen gelegenen Kalibern aber einen geringeren, den an den Enden gelegenen einen stärkeren Druck, als der mittlere ist, zu geben, so würde sich eine Curve von der punktirt gezeichneten Form ergeben. Diejenigen Kaliber, bei welchen die punktirte Linie am flachsten ist (3 und 9), haben den grössten Abnahmecoëfficienten, d. h. geringsten Druck und müssen in der Mitte der Walze liegen. Bei der Construction der Kaliber ist vor Allem der Umstand zu berücksichtigen, dass die Abnahme des Querschnittes nur in der Höhenrichtung, niemals in der Breite stattfinden kann. Mit anderen Worten: jedes Kaliber muss mindestens ebenso breit sein als das Walz- stück, welches hindurchgehen soll; gewöhnlich nimmt man das Kaliber etwas breiter, um die Entstehung eines allzu beträchtlichen Seiten- druckes zu vermeiden. Ist dieser Seitendruck zu gross, so haftet nicht 1) Nach E. Blass, Beitrag zur Theorie der Abnahmecoëfficienten bei der Walzenkalibrirung. „Stahl und Eisen“ 1882, S. 189.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/796>, abgerufen am 25.11.2024.