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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Walzwerke und ihre Theile.
den Walzenumfang anlegen, so dass das herauskommende Walzstück
buchstäblich abgestreift wird. Bei dem Walzwerke Fig. 196 ist links
die Anordnung dieser Abstreifplatte, welche hier zugleich den Tisch
für das herauskommende Walzstück bildet, deutlich zu erkennen.

Das zwischen den Walzen herauskommende Walzstück muss nun,
so lange das Walzen noch fortgesetzt werden soll, emporgehoben werden,
um bei Duowalzwerken über die Oberwalze zurückgegeben, bei Trio-
walzwerken zwischen Mittel- und Oberwalze zurückgewalzt zu werden.
Leichte Walzstücke lassen sich von Hand emporheben; bei mittel-
schweren benutzt man wohl eine Einrichtung, wie sie in Fig. 183 auf
S. 701 dargestellt ist. Ein eiserner Hebel hängt an einer Kette und
dient zum Ergreifen und Anheben des Walzstückes; die Kette aber
ist an einer Rolle befestigt, welche auf einer in der Höhe angebrachten
Schiene läuft und sich leicht nach jeder beliebigen Stelle des Walz-
werkes bewegen lässt.

Für schwere Walzstücke jedoch, insbesondere auch für lange und
breite Bleche, reicht eine derartige Vorrichtung nicht aus. Man benutzt
hier bewegliche Walztische, welche das ganze Walzstück aufnehmen
und emporheben. Die Abbildungen des Lauth'schen Walzwerkes
Fig. 198 und 199 auf S. 714 u. 715 zeigen einen derartigen Walztisch
der einfachsten Art. Derselbe ist gitterartig aus Eisenstäben zusammen-
gesetzt, und zwischen den Stäben sind Rollen eingelassen, deren Ober-
kante ein wenig über die Stäbe hervorragt, so dass das Walzstück
auf ihnen gleitet. Die beiden äussersten Glieder des Gitters sind weit
nach rückwärts verlängert und ruhen hier mit horizontalen Zapfen in
Lagern. Die Bewegung des Walztisches kann, wenn das Gewicht des-
selben gering ist, auf die in Fig. 198 skizzirte Art und Weise ge-
schehen, d. h. von Hand mit Hilfe zweier gekuppelter Hebel, an
welchen der Tisch in Ketten hängt; schwerere Walztische dagegen
erfordern eine maschinelle Vorrichtung zum Heben. Häufig dient ein
Dampfcylinder hierfür, welcher entweder vertieft unterhalb des Tisches
oder in der Höhe angebracht und dessen Kolbenstange mit dem Ende
des Tisches verbunden ist; mitunter auch benutzt man hydraulischen
Druck; seltener lässt man vom Walzwerke selbst aus durch Frictions-
scheiben mit Seil die Bewegung ausführen, eine Vorrichtung, die zwar
den Vortheil der Einfachheit für sich hat, bei welcher aber der Seil-
verbrauch sehr bedeutend zu sein pflegt.

Ist das Gewicht des Walzstückes einigermaassen bedeutend, so pflegt
man statt des einen Walztisches deren zwei (am beiden Seiten der
Walzen) anzuordnen, welche gleichzeitig gehoben und gesenkt werden.
Man vermeidet hierdurch die Stösse, welche das zwischen Ober- und
Mittelwalze oder -- bei Duowalzwerken -- über die Oberwalze zurück-
kommende Walzstück bei seinem Niederfallen verursachen würde, und
die Beschädigungen, welche es bei diesem Niederfallen erleiden könnte.
Die Bewegung beider Walztische lässt sich ohne Schwierigkeit mit
Hilfe einer und derselben Vorrichtung bewirken.

Bei den schon oben (S. 715) erwähnten amerikanischen Block-
walzwerken hat man Walztische angebracht, welche eine selbstthätige
Bewegung der zu verdichtenden Flusseisenblöcke ermöglichen. Die
Rollen dieser Tische nehmen die ganze Breite derselben ein und tragen

Die Walzwerke und ihre Theile.
den Walzenumfang anlegen, so dass das herauskommende Walzstück
buchstäblich abgestreift wird. Bei dem Walzwerke Fig. 196 ist links
die Anordnung dieser Abstreifplatte, welche hier zugleich den Tisch
für das herauskommende Walzstück bildet, deutlich zu erkennen.

Das zwischen den Walzen herauskommende Walzstück muss nun,
so lange das Walzen noch fortgesetzt werden soll, emporgehoben werden,
um bei Duowalzwerken über die Oberwalze zurückgegeben, bei Trio-
walzwerken zwischen Mittel- und Oberwalze zurückgewalzt zu werden.
Leichte Walzstücke lassen sich von Hand emporheben; bei mittel-
schweren benutzt man wohl eine Einrichtung, wie sie in Fig. 183 auf
S. 701 dargestellt ist. Ein eiserner Hebel hängt an einer Kette und
dient zum Ergreifen und Anheben des Walzstückes; die Kette aber
ist an einer Rolle befestigt, welche auf einer in der Höhe angebrachten
Schiene läuft und sich leicht nach jeder beliebigen Stelle des Walz-
werkes bewegen lässt.

Für schwere Walzstücke jedoch, insbesondere auch für lange und
breite Bleche, reicht eine derartige Vorrichtung nicht aus. Man benutzt
hier bewegliche Walztische, welche das ganze Walzstück aufnehmen
und emporheben. Die Abbildungen des Lauth’schen Walzwerkes
Fig. 198 und 199 auf S. 714 u. 715 zeigen einen derartigen Walztisch
der einfachsten Art. Derselbe ist gitterartig aus Eisenstäben zusammen-
gesetzt, und zwischen den Stäben sind Rollen eingelassen, deren Ober-
kante ein wenig über die Stäbe hervorragt, so dass das Walzstück
auf ihnen gleitet. Die beiden äussersten Glieder des Gitters sind weit
nach rückwärts verlängert und ruhen hier mit horizontalen Zapfen in
Lagern. Die Bewegung des Walztisches kann, wenn das Gewicht des-
selben gering ist, auf die in Fig. 198 skizzirte Art und Weise ge-
schehen, d. h. von Hand mit Hilfe zweier gekuppelter Hebel, an
welchen der Tisch in Ketten hängt; schwerere Walztische dagegen
erfordern eine maschinelle Vorrichtung zum Heben. Häufig dient ein
Dampfcylinder hierfür, welcher entweder vertieft unterhalb des Tisches
oder in der Höhe angebracht und dessen Kolbenstange mit dem Ende
des Tisches verbunden ist; mitunter auch benutzt man hydraulischen
Druck; seltener lässt man vom Walzwerke selbst aus durch Frictions-
scheiben mit Seil die Bewegung ausführen, eine Vorrichtung, die zwar
den Vortheil der Einfachheit für sich hat, bei welcher aber der Seil-
verbrauch sehr bedeutend zu sein pflegt.

Ist das Gewicht des Walzstückes einigermaassen bedeutend, so pflegt
man statt des einen Walztisches deren zwei (am beiden Seiten der
Walzen) anzuordnen, welche gleichzeitig gehoben und gesenkt werden.
Man vermeidet hierdurch die Stösse, welche das zwischen Ober- und
Mittelwalze oder — bei Duowalzwerken — über die Oberwalze zurück-
kommende Walzstück bei seinem Niederfallen verursachen würde, und
die Beschädigungen, welche es bei diesem Niederfallen erleiden könnte.
Die Bewegung beider Walztische lässt sich ohne Schwierigkeit mit
Hilfe einer und derselben Vorrichtung bewirken.

Bei den schon oben (S. 715) erwähnten amerikanischen Block-
walzwerken hat man Walztische angebracht, welche eine selbstthätige
Bewegung der zu verdichtenden Flusseisenblöcke ermöglichen. Die
Rollen dieser Tische nehmen die ganze Breite derselben ein und tragen

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[717/0787] Die Walzwerke und ihre Theile. den Walzenumfang anlegen, so dass das herauskommende Walzstück buchstäblich abgestreift wird. Bei dem Walzwerke Fig. 196 ist links die Anordnung dieser Abstreifplatte, welche hier zugleich den Tisch für das herauskommende Walzstück bildet, deutlich zu erkennen. Das zwischen den Walzen herauskommende Walzstück muss nun, so lange das Walzen noch fortgesetzt werden soll, emporgehoben werden, um bei Duowalzwerken über die Oberwalze zurückgegeben, bei Trio- walzwerken zwischen Mittel- und Oberwalze zurückgewalzt zu werden. Leichte Walzstücke lassen sich von Hand emporheben; bei mittel- schweren benutzt man wohl eine Einrichtung, wie sie in Fig. 183 auf S. 701 dargestellt ist. Ein eiserner Hebel hängt an einer Kette und dient zum Ergreifen und Anheben des Walzstückes; die Kette aber ist an einer Rolle befestigt, welche auf einer in der Höhe angebrachten Schiene läuft und sich leicht nach jeder beliebigen Stelle des Walz- werkes bewegen lässt. Für schwere Walzstücke jedoch, insbesondere auch für lange und breite Bleche, reicht eine derartige Vorrichtung nicht aus. Man benutzt hier bewegliche Walztische, welche das ganze Walzstück aufnehmen und emporheben. Die Abbildungen des Lauth’schen Walzwerkes Fig. 198 und 199 auf S. 714 u. 715 zeigen einen derartigen Walztisch der einfachsten Art. Derselbe ist gitterartig aus Eisenstäben zusammen- gesetzt, und zwischen den Stäben sind Rollen eingelassen, deren Ober- kante ein wenig über die Stäbe hervorragt, so dass das Walzstück auf ihnen gleitet. Die beiden äussersten Glieder des Gitters sind weit nach rückwärts verlängert und ruhen hier mit horizontalen Zapfen in Lagern. Die Bewegung des Walztisches kann, wenn das Gewicht des- selben gering ist, auf die in Fig. 198 skizzirte Art und Weise ge- schehen, d. h. von Hand mit Hilfe zweier gekuppelter Hebel, an welchen der Tisch in Ketten hängt; schwerere Walztische dagegen erfordern eine maschinelle Vorrichtung zum Heben. Häufig dient ein Dampfcylinder hierfür, welcher entweder vertieft unterhalb des Tisches oder in der Höhe angebracht und dessen Kolbenstange mit dem Ende des Tisches verbunden ist; mitunter auch benutzt man hydraulischen Druck; seltener lässt man vom Walzwerke selbst aus durch Frictions- scheiben mit Seil die Bewegung ausführen, eine Vorrichtung, die zwar den Vortheil der Einfachheit für sich hat, bei welcher aber der Seil- verbrauch sehr bedeutend zu sein pflegt. Ist das Gewicht des Walzstückes einigermaassen bedeutend, so pflegt man statt des einen Walztisches deren zwei (am beiden Seiten der Walzen) anzuordnen, welche gleichzeitig gehoben und gesenkt werden. Man vermeidet hierdurch die Stösse, welche das zwischen Ober- und Mittelwalze oder — bei Duowalzwerken — über die Oberwalze zurück- kommende Walzstück bei seinem Niederfallen verursachen würde, und die Beschädigungen, welche es bei diesem Niederfallen erleiden könnte. Die Bewegung beider Walztische lässt sich ohne Schwierigkeit mit Hilfe einer und derselben Vorrichtung bewirken. Bei den schon oben (S. 715) erwähnten amerikanischen Block- walzwerken hat man Walztische angebracht, welche eine selbstthätige Bewegung der zu verdichtenden Flusseisenblöcke ermöglichen. Die Rollen dieser Tische nehmen die ganze Breite derselben ein und tragen

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/787>, abgerufen am 17.09.2024.