als leichtoxydirbarer Körper den Kohlenstoff vor dem Verbrennen; und das entstehende Manganoxydul erhöht als kräftige Base die Neigung des Phosphors, aus dem Roheisen auszutreten, um Phosphate zu bilden.
Das Krupp'sche Verfahren ist in Essen und auf einigen anderen, besonders ausserdeutschen Werken in Anwendung.
Als Mischapparat pflegt ein mit Siemensfeuerung versehener Pernot- ofen (S. 128) benutzt zu werden, dessen Herd mit Eisenerzstücken aus- gekleidet ist. Der äussere Durchmesser des in Essen angewendeten Ofenherdes beträgt 3.6 m, die Tiefe 0.9 m, die Stärke des Futters an den Wänden 0.33 m, am Boden 0.23 m, so dass sich eine innere Weite des Herdes von 2.94 m und eine Tiefe von 0.67 m ergiebt. An einer Stelle des Umfanges ist eine Abstichöffnung angebracht. Der jedes- malige Roheiseneinsatz (welcher in Essen, wo keine Hochöfen vor- handen sind, im Cupolofen geschmolzen wird) beträgt gewöhnlich 5 t. Als Entphosphorungsmaterial pflegt man Erze, gemischt mit Hammer- schlag, zu benutzen, deren Kieselsäuregehalt nicht über 15 Proc. betragen soll; bei Verarbeitung von Roheisen mit mehr als 1 Proc. Silicium wird den Erzen eine gewisse Menge Kalk zugeschlagen. Ein geringer Kieselsäuregehalt dagegen (mindestens 6 Proc.) ist erforder- lich, jedenfalls, um der Schlacke die erforderliche Schmelzbarkeit zu verleihen. Die erforderliche Menge des Zuschlages beträgt durchschnitt- lich 20 Proc. vom Roheisengewichte, bei sehr hohem Phosphorgehalte jedoch mehr. Die Erze werden vor dem Roheisen in den Ofen ge- bracht und am Rande des Herdes vertheilt, während dieser langsam gedreht und ziemlich stark erhitzt wird. Nach dem Einlassen des Roh- eisens wird die Drehung des Ofens beschleunigt (11 Umgänge per Minute); sobald sich deutliche Kohlenoxydgasbildung zeigt, was nach Verlauf von 5 -- 8 Minuten der Fall zu sein pflegt, wird das Eisen abgestochen. Für die ganze Verarbeitung eines Einsatzes incl. Reparatur des Herdfutters, Einlassen, Abstechen u. s. w. ist eine Gesammtzeit von etwa 75 Minuten erforderlich, so dass in 24 Stunden 9 Einsätze ver- arbeitet werden können. Der Gewichtsverlust pflegt 1.5 -- 2 Proc. vom Roheisengewichte zu betragen.
Ueber den chemischen Erfolg des Processes geben folgende von Holley mitgetheilte 1) Analysen Aufschluss.
[Tabelle]
Die erfolgende Schlacke enthielt:
[Tabelle]
1) Vergl. Literatur.
Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
als leichtoxydirbarer Körper den Kohlenstoff vor dem Verbrennen; und das entstehende Manganoxydul erhöht als kräftige Base die Neigung des Phosphors, aus dem Roheisen auszutreten, um Phosphate zu bilden.
Das Krupp’sche Verfahren ist in Essen und auf einigen anderen, besonders ausserdeutschen Werken in Anwendung.
Als Mischapparat pflegt ein mit Siemensfeuerung versehener Pernot- ofen (S. 128) benutzt zu werden, dessen Herd mit Eisenerzstücken aus- gekleidet ist. Der äussere Durchmesser des in Essen angewendeten Ofenherdes beträgt 3.6 m, die Tiefe 0.9 m, die Stärke des Futters an den Wänden 0.33 m, am Boden 0.23 m, so dass sich eine innere Weite des Herdes von 2.94 m und eine Tiefe von 0.67 m ergiebt. An einer Stelle des Umfanges ist eine Abstichöffnung angebracht. Der jedes- malige Roheiseneinsatz (welcher in Essen, wo keine Hochöfen vor- handen sind, im Cupolofen geschmolzen wird) beträgt gewöhnlich 5 t. Als Entphosphorungsmaterial pflegt man Erze, gemischt mit Hammer- schlag, zu benutzen, deren Kieselsäuregehalt nicht über 15 Proc. betragen soll; bei Verarbeitung von Roheisen mit mehr als 1 Proc. Silicium wird den Erzen eine gewisse Menge Kalk zugeschlagen. Ein geringer Kieselsäuregehalt dagegen (mindestens 6 Proc.) ist erforder- lich, jedenfalls, um der Schlacke die erforderliche Schmelzbarkeit zu verleihen. Die erforderliche Menge des Zuschlages beträgt durchschnitt- lich 20 Proc. vom Roheisengewichte, bei sehr hohem Phosphorgehalte jedoch mehr. Die Erze werden vor dem Roheisen in den Ofen ge- bracht und am Rande des Herdes vertheilt, während dieser langsam gedreht und ziemlich stark erhitzt wird. Nach dem Einlassen des Roh- eisens wird die Drehung des Ofens beschleunigt (11 Umgänge per Minute); sobald sich deutliche Kohlenoxydgasbildung zeigt, was nach Verlauf von 5 — 8 Minuten der Fall zu sein pflegt, wird das Eisen abgestochen. Für die ganze Verarbeitung eines Einsatzes incl. Reparatur des Herdfutters, Einlassen, Abstechen u. s. w. ist eine Gesammtzeit von etwa 75 Minuten erforderlich, so dass in 24 Stunden 9 Einsätze ver- arbeitet werden können. Der Gewichtsverlust pflegt 1.5 — 2 Proc. vom Roheisengewichte zu betragen.
Ueber den chemischen Erfolg des Processes geben folgende von Holley mitgetheilte 1) Analysen Aufschluss.
[Tabelle]
Die erfolgende Schlacke enthielt:
[Tabelle]
1) Vergl. Literatur.
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Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
als leichtoxydirbarer Körper den Kohlenstoff vor dem Verbrennen; und
das entstehende Manganoxydul erhöht als kräftige Base die Neigung
des Phosphors, aus dem Roheisen auszutreten, um Phosphate zu bilden.
Das Krupp’sche Verfahren ist in Essen und auf einigen anderen,
besonders ausserdeutschen Werken in Anwendung.
Als Mischapparat pflegt ein mit Siemensfeuerung versehener Pernot-
ofen (S. 128) benutzt zu werden, dessen Herd mit Eisenerzstücken aus-
gekleidet ist. Der äussere Durchmesser des in Essen angewendeten
Ofenherdes beträgt 3.6 m, die Tiefe 0.9 m, die Stärke des Futters an
den Wänden 0.33 m, am Boden 0.23 m, so dass sich eine innere Weite
des Herdes von 2.94 m und eine Tiefe von 0.67 m ergiebt. An einer
Stelle des Umfanges ist eine Abstichöffnung angebracht. Der jedes-
malige Roheiseneinsatz (welcher in Essen, wo keine Hochöfen vor-
handen sind, im Cupolofen geschmolzen wird) beträgt gewöhnlich 5 t.
Als Entphosphorungsmaterial pflegt man Erze, gemischt mit Hammer-
schlag, zu benutzen, deren Kieselsäuregehalt nicht über 15 Proc.
betragen soll; bei Verarbeitung von Roheisen mit mehr als 1 Proc.
Silicium wird den Erzen eine gewisse Menge Kalk zugeschlagen. Ein
geringer Kieselsäuregehalt dagegen (mindestens 6 Proc.) ist erforder-
lich, jedenfalls, um der Schlacke die erforderliche Schmelzbarkeit zu
verleihen. Die erforderliche Menge des Zuschlages beträgt durchschnitt-
lich 20 Proc. vom Roheisengewichte, bei sehr hohem Phosphorgehalte
jedoch mehr. Die Erze werden vor dem Roheisen in den Ofen ge-
bracht und am Rande des Herdes vertheilt, während dieser langsam
gedreht und ziemlich stark erhitzt wird. Nach dem Einlassen des Roh-
eisens wird die Drehung des Ofens beschleunigt (11 Umgänge per
Minute); sobald sich deutliche Kohlenoxydgasbildung zeigt, was nach
Verlauf von 5 — 8 Minuten der Fall zu sein pflegt, wird das Eisen
abgestochen. Für die ganze Verarbeitung eines Einsatzes incl. Reparatur
des Herdfutters, Einlassen, Abstechen u. s. w. ist eine Gesammtzeit von
etwa 75 Minuten erforderlich, so dass in 24 Stunden 9 Einsätze ver-
arbeitet werden können. Der Gewichtsverlust pflegt 1.5 — 2 Proc. vom
Roheisengewichte zu betragen.
Ueber den chemischen Erfolg des Processes geben folgende von
Holley mitgetheilte 1) Analysen Aufschluss.
Die erfolgende Schlacke enthielt:
1) Vergl. Literatur.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/694>, abgerufen am 21.11.2024.
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