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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Schlacken.
Deckel geschlossen, welcher an einem mit Gegengewicht belasteten
Hebel befestigt ist. Durch stärkere oder geringere Belastung des Hebels
lässt sich der Druck entsprechend der Grösse des Ziegels reguliren,
und man vermeidet Beschädigungen der Maschine durch übermässigen
Druck in dem Falle, dass die Form zu stark gefüllt sein sollte.

In der folgenden Stellung des Tisches werden die gepressten Ziegel
durch einen andern Kolben aus der Form nach oben herausgedrückt
und dann abgehoben, um unter einem Bretterdache der Erhärtung
unter dem Einflusse der Luft ausgesetzt zu werden. Nach 6--8 Tagen
bringt man sie ins Freie, um für neu gefertigte Ziegel Platz zu
machen und nach 5--6 Wochen sind die Ziegel steinhart, für den
Gebrauch fertig.

Eine Maschine, wie oben beschrieben, mit zwei Stempeln vermag
täglich 10000 Stück Ziegel zu liefern.

Vor den gebrannten Thonziegeln besitzen die nach dieser Methode
gefertigten Schlackenziegel mancherlei Vorzüge. Die aus granulirter
(nicht gemahlener) Schlacke hergestellten Ziegel sind leichter als Thon-
ziegel bei mindestens gleicher Festigkeit; die aus granulirter und ge-
mahlener Schlacke hergestellten sind zwar ebenso schwer als gebrannte
Thonziegel, aber fester. Versuche, in der Königl. Gewerbeakademie mit
verschiedenen Ziegeln angestellt, ergaben als Bruchbelastung per qcm:

[Tabelle]

Dagegen besassen Schlackenziegel, die mit der Handpresse ge-
fertigt waren, nur eine Festigkeit von 31 kg beim Beginne des Reissens
und 32.1 kg bei völliger Zerstörung.

Mit dem Alter der Schlackenziegel wächst ihre Festigkeit ebenso
wie diejenige ähnlicher Körper (Mörtel).

Die Porosität und Permeabilität der Schlackenziegel ist nach Ver-
suchen von Prof. Pettenkofer grösser als die der Thonziegel, ein
Umstand, welcher hinsichtlich ihrer Verwendung für Wohngebäude
nicht unwichtig ist. Unter gleichem Drucke liessen trockene Schlacken-
ziegel die vier- bis fünffache Menge Luft hindurch als Thonziegel. 1)

Für gewöhnliche Verwendungen pflegt man den gepressten Schlacken-
ziegeln das übliche Ziegelformat zu geben. Allzu grosse Steine würden
schwieriger eine gleichmässige Pressung erhalten. Ausser den gewöhn-
lichen Mauerziegeln lassen sich jedoch unter Anwendung der betreffen-
den Formen auch zahlreiche andere Gegenstände, sogenannte Facon-
steine, fertigen.

1) Zeitschr. des Vereins deutsch. Ingenieure, Bd. 19, S. 186.

Schlacken.
Deckel geschlossen, welcher an einem mit Gegengewicht belasteten
Hebel befestigt ist. Durch stärkere oder geringere Belastung des Hebels
lässt sich der Druck entsprechend der Grösse des Ziegels reguliren,
und man vermeidet Beschädigungen der Maschine durch übermässigen
Druck in dem Falle, dass die Form zu stark gefüllt sein sollte.

In der folgenden Stellung des Tisches werden die gepressten Ziegel
durch einen andern Kolben aus der Form nach oben herausgedrückt
und dann abgehoben, um unter einem Bretterdache der Erhärtung
unter dem Einflusse der Luft ausgesetzt zu werden. Nach 6—8 Tagen
bringt man sie ins Freie, um für neu gefertigte Ziegel Platz zu
machen und nach 5—6 Wochen sind die Ziegel steinhart, für den
Gebrauch fertig.

Eine Maschine, wie oben beschrieben, mit zwei Stempeln vermag
täglich 10000 Stück Ziegel zu liefern.

Vor den gebrannten Thonziegeln besitzen die nach dieser Methode
gefertigten Schlackenziegel mancherlei Vorzüge. Die aus granulirter
(nicht gemahlener) Schlacke hergestellten Ziegel sind leichter als Thon-
ziegel bei mindestens gleicher Festigkeit; die aus granulirter und ge-
mahlener Schlacke hergestellten sind zwar ebenso schwer als gebrannte
Thonziegel, aber fester. Versuche, in der Königl. Gewerbeakademie mit
verschiedenen Ziegeln angestellt, ergaben als Bruchbelastung per qcm:

[Tabelle]

Dagegen besassen Schlackenziegel, die mit der Handpresse ge-
fertigt waren, nur eine Festigkeit von 31 kg beim Beginne des Reissens
und 32.1 kg bei völliger Zerstörung.

Mit dem Alter der Schlackenziegel wächst ihre Festigkeit ebenso
wie diejenige ähnlicher Körper (Mörtel).

Die Porosität und Permeabilität der Schlackenziegel ist nach Ver-
suchen von Prof. Pettenkofer grösser als die der Thonziegel, ein
Umstand, welcher hinsichtlich ihrer Verwendung für Wohngebäude
nicht unwichtig ist. Unter gleichem Drucke liessen trockene Schlacken-
ziegel die vier- bis fünffache Menge Luft hindurch als Thonziegel. 1)

Für gewöhnliche Verwendungen pflegt man den gepressten Schlacken-
ziegeln das übliche Ziegelformat zu geben. Allzu grosse Steine würden
schwieriger eine gleichmässige Pressung erhalten. Ausser den gewöhn-
lichen Mauerziegeln lassen sich jedoch unter Anwendung der betreffen-
den Formen auch zahlreiche andere Gegenstände, sogenannte Façon-
steine, fertigen.

1) Zeitschr. des Vereins deutsch. Ingenieure, Bd. 19, S. 186.
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[591/0651] Schlacken. Deckel geschlossen, welcher an einem mit Gegengewicht belasteten Hebel befestigt ist. Durch stärkere oder geringere Belastung des Hebels lässt sich der Druck entsprechend der Grösse des Ziegels reguliren, und man vermeidet Beschädigungen der Maschine durch übermässigen Druck in dem Falle, dass die Form zu stark gefüllt sein sollte. In der folgenden Stellung des Tisches werden die gepressten Ziegel durch einen andern Kolben aus der Form nach oben herausgedrückt und dann abgehoben, um unter einem Bretterdache der Erhärtung unter dem Einflusse der Luft ausgesetzt zu werden. Nach 6—8 Tagen bringt man sie ins Freie, um für neu gefertigte Ziegel Platz zu machen und nach 5—6 Wochen sind die Ziegel steinhart, für den Gebrauch fertig. Eine Maschine, wie oben beschrieben, mit zwei Stempeln vermag täglich 10000 Stück Ziegel zu liefern. Vor den gebrannten Thonziegeln besitzen die nach dieser Methode gefertigten Schlackenziegel mancherlei Vorzüge. Die aus granulirter (nicht gemahlener) Schlacke hergestellten Ziegel sind leichter als Thon- ziegel bei mindestens gleicher Festigkeit; die aus granulirter und ge- mahlener Schlacke hergestellten sind zwar ebenso schwer als gebrannte Thonziegel, aber fester. Versuche, in der Königl. Gewerbeakademie mit verschiedenen Ziegeln angestellt, ergaben als Bruchbelastung per qcm: Dagegen besassen Schlackenziegel, die mit der Handpresse ge- fertigt waren, nur eine Festigkeit von 31 kg beim Beginne des Reissens und 32.1 kg bei völliger Zerstörung. Mit dem Alter der Schlackenziegel wächst ihre Festigkeit ebenso wie diejenige ähnlicher Körper (Mörtel). Die Porosität und Permeabilität der Schlackenziegel ist nach Ver- suchen von Prof. Pettenkofer grösser als die der Thonziegel, ein Umstand, welcher hinsichtlich ihrer Verwendung für Wohngebäude nicht unwichtig ist. Unter gleichem Drucke liessen trockene Schlacken- ziegel die vier- bis fünffache Menge Luft hindurch als Thonziegel. 1) Für gewöhnliche Verwendungen pflegt man den gepressten Schlacken- ziegeln das übliche Ziegelformat zu geben. Allzu grosse Steine würden schwieriger eine gleichmässige Pressung erhalten. Ausser den gewöhn- lichen Mauerziegeln lassen sich jedoch unter Anwendung der betreffen- den Formen auch zahlreiche andere Gegenstände, sogenannte Façon- steine, fertigen. 1) Zeitschr. des Vereins deutsch. Ingenieure, Bd. 19, S. 186.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/651>, abgerufen am 26.06.2024.