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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
zuerst durch Lürmann auf der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück
ausgebildet; später entstand zur umfangreicheren Ausbeutung desselben
eine grössere Fabrik in Osnabrück, welche das Material für die Ziegel-
darstellung von den Georgs-Marienhütter Hochöfen bezog, und seitdem
ist die Methode bei zahlreichen anderen Hochofenwerken zur Anwen-
dung gekommen, so z. B. in besonders grossartigem Maassstabe in
Cleveland.

Die Schlacke, welche zu dieser Art der Schlackenziegeldarstellung
bestimmt ist, wird zunächst in der oben beschriebenen Weise durch
Granulirung in Schlackensand verwandelt. Dieser Schlackensand dient
ohne Weiteres als Material für Herstellung gewöhnlicher Mauerziegel;
für Ziegel jedoch, von denen ein sehr vollendetes Aeussere verlangt
wird, wird derselbe fein gemahlen. Alsdann mischt man ihn im noch
feuchten Zustande mit gebranntem, ungelöschtem Kalke in einem Ver-
hältnisse, welches theils von der chemischen Zusammensetzung, ins-
besondere dem Kalkerdegehalte, theils auch von den Ansprüchen ab-
hängt, welche an die Festigkeit des fertigen Steines gestellt werden.
Englische Ziegel, nach dieser Methode hergestellt, enthielten ca. 30 Proc.
Kalkerde, 25 Proc. Kieselsäure, 22 Proc. Thonerde, 10 Proc. Wasser,
übrigens Magnesia, Eisenoxyd u. s. w.1), in keinem Falle wird also
bei Verwendung basischer Schlacken der erforderliche Zusatz sehr be-
deutend sein. In England mischt man dem Kalke eine kleine Menge
Gyps und Eisenoxyd bei und gebraucht von dieser Mischung etwa 3 kg
zu 1000 Stück Ziegeln gewöhnlichen Formats.

Ein Zusatz von Wasser ist nicht erforderlich, da die granulirte
Schlacke mehr Wasser mitzubringen pflegt, als für die Bindung noth-
wendig ist.

Jene Mischung von Kalk und Schlacke kommt nun in eine guss-
eiserne, mit Stahlplatten ausgelegte Form, welche die Abmessungen des
herzustellenden Ziegels besitzt, und wird in derselben einem kräftigen
Drucke ausgesetzt. Für den Betrieb dieser Presse pflegt Dampfkraft
oder hydraulischer Druck benutzt zu werden, da Handarbeit nicht im
Stande ist, den zur Erzielung grosser Festigkeit erforderlichen Druck
hervorzubringen. Bei einer von Wood construirten Maschine für
Schlackenziegel2) wird durch zwei in einem oberen Stockwerke mündende
Trichter Kalk und Schlacke in regulirbarem Strome in einen darunter
befindlichen Mischapparat mit umlaufenden Messern geführt, in welchem
die Masse durchgearbeitet wird, um dann aus einer unten befindlichen
Oeffnung nach den Formen hin auszutreten. Von diesen sind sechs
in einer drehbaren Tischplatte angeordnet, von welchen jedesmal zwei
gleichzeitig gefüllt, zwei gepresst und zwei entleert werden, worauf
eine entsprechende Drehung des Tisches erfolgt. Die Formen sind
rahmenartig mit eingelegter Bodenplatte gestaltet. Unter die Boden-
platte drückt, sobald die Form an der betreffenden Stelle angelangt ist,
ein vermittelst eines Daumens in senkrechter Richtung bewegter Stahl-
kolben; von oben her ist die Form in dieser Stellung durch einen

1) Zeitschr. d. berg- und hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1880, S. 361.
2) Abgebildet im Journal of the Iron and Steel Institute 1877; ferner Kerpely,
Fortschritte der Eisenhüttentechnik, Jahrg. 15, Taf. V.

Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
zuerst durch Lürmann auf der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück
ausgebildet; später entstand zur umfangreicheren Ausbeutung desselben
eine grössere Fabrik in Osnabrück, welche das Material für die Ziegel-
darstellung von den Georgs-Marienhütter Hochöfen bezog, und seitdem
ist die Methode bei zahlreichen anderen Hochofenwerken zur Anwen-
dung gekommen, so z. B. in besonders grossartigem Maassstabe in
Cleveland.

Die Schlacke, welche zu dieser Art der Schlackenziegeldarstellung
bestimmt ist, wird zunächst in der oben beschriebenen Weise durch
Granulirung in Schlackensand verwandelt. Dieser Schlackensand dient
ohne Weiteres als Material für Herstellung gewöhnlicher Mauerziegel;
für Ziegel jedoch, von denen ein sehr vollendetes Aeussere verlangt
wird, wird derselbe fein gemahlen. Alsdann mischt man ihn im noch
feuchten Zustande mit gebranntem, ungelöschtem Kalke in einem Ver-
hältnisse, welches theils von der chemischen Zusammensetzung, ins-
besondere dem Kalkerdegehalte, theils auch von den Ansprüchen ab-
hängt, welche an die Festigkeit des fertigen Steines gestellt werden.
Englische Ziegel, nach dieser Methode hergestellt, enthielten ca. 30 Proc.
Kalkerde, 25 Proc. Kieselsäure, 22 Proc. Thonerde, 10 Proc. Wasser,
übrigens Magnesia, Eisenoxyd u. s. w.1), in keinem Falle wird also
bei Verwendung basischer Schlacken der erforderliche Zusatz sehr be-
deutend sein. In England mischt man dem Kalke eine kleine Menge
Gyps und Eisenoxyd bei und gebraucht von dieser Mischung etwa 3 kg
zu 1000 Stück Ziegeln gewöhnlichen Formats.

Ein Zusatz von Wasser ist nicht erforderlich, da die granulirte
Schlacke mehr Wasser mitzubringen pflegt, als für die Bindung noth-
wendig ist.

Jene Mischung von Kalk und Schlacke kommt nun in eine guss-
eiserne, mit Stahlplatten ausgelegte Form, welche die Abmessungen des
herzustellenden Ziegels besitzt, und wird in derselben einem kräftigen
Drucke ausgesetzt. Für den Betrieb dieser Presse pflegt Dampfkraft
oder hydraulischer Druck benutzt zu werden, da Handarbeit nicht im
Stande ist, den zur Erzielung grosser Festigkeit erforderlichen Druck
hervorzubringen. Bei einer von Wood construirten Maschine für
Schlackenziegel2) wird durch zwei in einem oberen Stockwerke mündende
Trichter Kalk und Schlacke in regulirbarem Strome in einen darunter
befindlichen Mischapparat mit umlaufenden Messern geführt, in welchem
die Masse durchgearbeitet wird, um dann aus einer unten befindlichen
Oeffnung nach den Formen hin auszutreten. Von diesen sind sechs
in einer drehbaren Tischplatte angeordnet, von welchen jedesmal zwei
gleichzeitig gefüllt, zwei gepresst und zwei entleert werden, worauf
eine entsprechende Drehung des Tisches erfolgt. Die Formen sind
rahmenartig mit eingelegter Bodenplatte gestaltet. Unter die Boden-
platte drückt, sobald die Form an der betreffenden Stelle angelangt ist,
ein vermittelst eines Daumens in senkrechter Richtung bewegter Stahl-
kolben; von oben her ist die Form in dieser Stellung durch einen

1) Zeitschr. d. berg- und hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1880, S. 361.
2) Abgebildet im Journal of the Iron and Steel Institute 1877; ferner Kerpely,
Fortschritte der Eisenhüttentechnik, Jahrg. 15, Taf. V.
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[590/0650] Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung. zuerst durch Lürmann auf der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück ausgebildet; später entstand zur umfangreicheren Ausbeutung desselben eine grössere Fabrik in Osnabrück, welche das Material für die Ziegel- darstellung von den Georgs-Marienhütter Hochöfen bezog, und seitdem ist die Methode bei zahlreichen anderen Hochofenwerken zur Anwen- dung gekommen, so z. B. in besonders grossartigem Maassstabe in Cleveland. Die Schlacke, welche zu dieser Art der Schlackenziegeldarstellung bestimmt ist, wird zunächst in der oben beschriebenen Weise durch Granulirung in Schlackensand verwandelt. Dieser Schlackensand dient ohne Weiteres als Material für Herstellung gewöhnlicher Mauerziegel; für Ziegel jedoch, von denen ein sehr vollendetes Aeussere verlangt wird, wird derselbe fein gemahlen. Alsdann mischt man ihn im noch feuchten Zustande mit gebranntem, ungelöschtem Kalke in einem Ver- hältnisse, welches theils von der chemischen Zusammensetzung, ins- besondere dem Kalkerdegehalte, theils auch von den Ansprüchen ab- hängt, welche an die Festigkeit des fertigen Steines gestellt werden. Englische Ziegel, nach dieser Methode hergestellt, enthielten ca. 30 Proc. Kalkerde, 25 Proc. Kieselsäure, 22 Proc. Thonerde, 10 Proc. Wasser, übrigens Magnesia, Eisenoxyd u. s. w. 1), in keinem Falle wird also bei Verwendung basischer Schlacken der erforderliche Zusatz sehr be- deutend sein. In England mischt man dem Kalke eine kleine Menge Gyps und Eisenoxyd bei und gebraucht von dieser Mischung etwa 3 kg zu 1000 Stück Ziegeln gewöhnlichen Formats. Ein Zusatz von Wasser ist nicht erforderlich, da die granulirte Schlacke mehr Wasser mitzubringen pflegt, als für die Bindung noth- wendig ist. Jene Mischung von Kalk und Schlacke kommt nun in eine guss- eiserne, mit Stahlplatten ausgelegte Form, welche die Abmessungen des herzustellenden Ziegels besitzt, und wird in derselben einem kräftigen Drucke ausgesetzt. Für den Betrieb dieser Presse pflegt Dampfkraft oder hydraulischer Druck benutzt zu werden, da Handarbeit nicht im Stande ist, den zur Erzielung grosser Festigkeit erforderlichen Druck hervorzubringen. Bei einer von Wood construirten Maschine für Schlackenziegel 2) wird durch zwei in einem oberen Stockwerke mündende Trichter Kalk und Schlacke in regulirbarem Strome in einen darunter befindlichen Mischapparat mit umlaufenden Messern geführt, in welchem die Masse durchgearbeitet wird, um dann aus einer unten befindlichen Oeffnung nach den Formen hin auszutreten. Von diesen sind sechs in einer drehbaren Tischplatte angeordnet, von welchen jedesmal zwei gleichzeitig gefüllt, zwei gepresst und zwei entleert werden, worauf eine entsprechende Drehung des Tisches erfolgt. Die Formen sind rahmenartig mit eingelegter Bodenplatte gestaltet. Unter die Boden- platte drückt, sobald die Form an der betreffenden Stelle angelangt ist, ein vermittelst eines Daumens in senkrechter Richtung bewegter Stahl- kolben; von oben her ist die Form in dieser Stellung durch einen 1) Zeitschr. d. berg- und hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1880, S. 361. 2) Abgebildet im Journal of the Iron and Steel Institute 1877; ferner Kerpely, Fortschritte der Eisenhüttentechnik, Jahrg. 15, Taf. V.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/650>, abgerufen am 11.06.2024.