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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.

Eines der berühmtesten der Cumberländer Hochofenwerke ist die
Hematite Iron Company, unmittelbar bei Whitehaven am Meere gelegen,
deren Roheisen gewöhnlich unter der Bezeichnung Hematitroheisen auf
den Markt gebracht wird.

Südlich von Cumberland, unmittelbar an dieses grenzend, beginnt
das ebenfalls durch reiche Vorkommnisse von Rotheisenerzen wichtige
Gebiet von Lancashire. In der Umgegend von Ulverstone, nördlich
von Lancaster und der Morecambe-Bay bedecken diese theilweise sehr
mächtigen Erzlager eine ansehnliche Fläche. Zahlreiche Hochöfen in
Lancashire verhütten theils diese Rotheisenerze theils die im süd-
lichen Theile dieses Bezirkes und in Staffordshire auftretenden Sphäro-
siderite.

Eine fast noch grössere Bedeutung als hier besitzt die Roheisen-
darstellung in der weiter südwestlich gelegenen Provinz Wales, ins-
besondere dem südlicheren Theile derselben in der Nähe der Städte
Cardiff und Merthyrtidfil. Hier befinden sich die in Früherem theil-
weise schon erwähnten Eisenwerke Dowlais, Ebbw Vale u. v. a. Süd,
wales ist nicht nur reich an Sphärosideriten aus der Kohlenformation
sondern enthält auch Brauneisensteine, Rotheisensteine und Spatheisen-
steine, welche letztere auch südlich von Wales in mitunter beträcht-
licher Mächtigkeit auftreten und das Material für eine in Wales neuer-
dings lebhaft betriebene Spiegeleisendarstellung bilden.

Oestlich und nordöstlich von Wales befinden sich die Gebiete von
Staffordshire und Derbyshire, reich besonders an Sphärosideriten,
zwischen Kohlenlagern auftretend, welche hier die Grundlage für einen
ebenfalls nicht unbedeutenden Hochofenbetrieb bilden. Berühmt durch
seine Eisenindustrie ist das mit dem Namen black country bezeichnete
Gebiet in Staffordshire mit der Stadt Dudley als Mittelpunkt und den
Städten Birmingham, Stourbridge u. a.

Die Leistung der bis jetzt besprochenen Gebietstheile Gross-
britanniens in der Roheisendarstellung wird jedoch weit durch jenen
Bezirk überboten, welcher im nordöstlichen Theile Englands nördlich
von York an der Küste sich hinzieht, und welcher in Früherem
bereits mehrfach unter der allgemein gebräuchlichen Bezeichnung
Cleveland erwähnt wurde. 1) Vorzugsweise ist es der Fluss Tees mit
dem Handelsplatze Middlesborough, in dessen Nähe sich die Roheisen-
erzeugung Clevelands zusammendrängt. Nördlich und westlich von hier
nach Schottland und Cumberland zu, aber in nächster Nähe dieses
Bezirks, finden sich die berühmten Steinkohlenlager von Durham und
Northumberland, welche allein fast ein Viertel der gesammten Stein-
kohlenerzeugung Grossbritanniens decken, und zwar ist es vorwiegend
Durham (nördlich vom Teesfluss), welches sich durch ungeheure Vor-
kommnisse von Steinkohlen auszeichnet. Diese Steinkohlen, welche ihrer

1) Weder in geographischen Handbüchern noch auf geographischen Karten ist
diese den britischen und fremden Eisenhüttenleuten ganz geläufige Benennung zu
finden. Der Name Nord-Yorkshire dürfte im Wesentlichen denselben Begriff dar-
stellen.
Der Hochofenbetrieb.

Eines der berühmtesten der Cumberländer Hochofenwerke ist die
Hematite Iron Company, unmittelbar bei Whitehaven am Meere gelegen,
deren Roheisen gewöhnlich unter der Bezeichnung Hematitroheisen auf
den Markt gebracht wird.

Südlich von Cumberland, unmittelbar an dieses grenzend, beginnt
das ebenfalls durch reiche Vorkommnisse von Rotheisenerzen wichtige
Gebiet von Lancashire. In der Umgegend von Ulverstone, nördlich
von Lancaster und der Morecambe-Bay bedecken diese theilweise sehr
mächtigen Erzlager eine ansehnliche Fläche. Zahlreiche Hochöfen in
Lancashire verhütten theils diese Rotheisenerze theils die im süd-
lichen Theile dieses Bezirkes und in Staffordshire auftretenden Sphäro-
siderite.

Eine fast noch grössere Bedeutung als hier besitzt die Roheisen-
darstellung in der weiter südwestlich gelegenen Provinz Wales, ins-
besondere dem südlicheren Theile derselben in der Nähe der Städte
Cardiff und Merthyrtidfil. Hier befinden sich die in Früherem theil-
weise schon erwähnten Eisenwerke Dowlais, Ebbw Vale u. v. a. Süd,
wales ist nicht nur reich an Sphärosideriten aus der Kohlenformation
sondern enthält auch Brauneisensteine, Rotheisensteine und Spatheisen-
steine, welche letztere auch südlich von Wales in mitunter beträcht-
licher Mächtigkeit auftreten und das Material für eine in Wales neuer-
dings lebhaft betriebene Spiegeleisendarstellung bilden.

Oestlich und nordöstlich von Wales befinden sich die Gebiete von
Staffordshire und Derbyshire, reich besonders an Sphärosideriten,
zwischen Kohlenlagern auftretend, welche hier die Grundlage für einen
ebenfalls nicht unbedeutenden Hochofenbetrieb bilden. Berühmt durch
seine Eisenindustrie ist das mit dem Namen black country bezeichnete
Gebiet in Staffordshire mit der Stadt Dudley als Mittelpunkt und den
Städten Birmingham, Stourbridge u. a.

Die Leistung der bis jetzt besprochenen Gebietstheile Gross-
britanniens in der Roheisendarstellung wird jedoch weit durch jenen
Bezirk überboten, welcher im nordöstlichen Theile Englands nördlich
von York an der Küste sich hinzieht, und welcher in Früherem
bereits mehrfach unter der allgemein gebräuchlichen Bezeichnung
Cleveland erwähnt wurde. 1) Vorzugsweise ist es der Fluss Tees mit
dem Handelsplatze Middlesborough, in dessen Nähe sich die Roheisen-
erzeugung Clevelands zusammendrängt. Nördlich und westlich von hier
nach Schottland und Cumberland zu, aber in nächster Nähe dieses
Bezirks, finden sich die berühmten Steinkohlenlager von Durham und
Northumberland, welche allein fast ein Viertel der gesammten Stein-
kohlenerzeugung Grossbritanniens decken, und zwar ist es vorwiegend
Durham (nördlich vom Teesfluss), welches sich durch ungeheure Vor-
kommnisse von Steinkohlen auszeichnet. Diese Steinkohlen, welche ihrer

1) Weder in geographischen Handbüchern noch auf geographischen Karten ist
diese den britischen und fremden Eisenhüttenleuten ganz geläufige Benennung zu
finden. Der Name Nord-Yorkshire dürfte im Wesentlichen denselben Begriff dar-
stellen.
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[566/0626] Der Hochofenbetrieb. Eines der berühmtesten der Cumberländer Hochofenwerke ist die Hematite Iron Company, unmittelbar bei Whitehaven am Meere gelegen, deren Roheisen gewöhnlich unter der Bezeichnung Hematitroheisen auf den Markt gebracht wird. Südlich von Cumberland, unmittelbar an dieses grenzend, beginnt das ebenfalls durch reiche Vorkommnisse von Rotheisenerzen wichtige Gebiet von Lancashire. In der Umgegend von Ulverstone, nördlich von Lancaster und der Morecambe-Bay bedecken diese theilweise sehr mächtigen Erzlager eine ansehnliche Fläche. Zahlreiche Hochöfen in Lancashire verhütten theils diese Rotheisenerze theils die im süd- lichen Theile dieses Bezirkes und in Staffordshire auftretenden Sphäro- siderite. Eine fast noch grössere Bedeutung als hier besitzt die Roheisen- darstellung in der weiter südwestlich gelegenen Provinz Wales, ins- besondere dem südlicheren Theile derselben in der Nähe der Städte Cardiff und Merthyrtidfil. Hier befinden sich die in Früherem theil- weise schon erwähnten Eisenwerke Dowlais, Ebbw Vale u. v. a. Süd, wales ist nicht nur reich an Sphärosideriten aus der Kohlenformation sondern enthält auch Brauneisensteine, Rotheisensteine und Spatheisen- steine, welche letztere auch südlich von Wales in mitunter beträcht- licher Mächtigkeit auftreten und das Material für eine in Wales neuer- dings lebhaft betriebene Spiegeleisendarstellung bilden. Oestlich und nordöstlich von Wales befinden sich die Gebiete von Staffordshire und Derbyshire, reich besonders an Sphärosideriten, zwischen Kohlenlagern auftretend, welche hier die Grundlage für einen ebenfalls nicht unbedeutenden Hochofenbetrieb bilden. Berühmt durch seine Eisenindustrie ist das mit dem Namen black country bezeichnete Gebiet in Staffordshire mit der Stadt Dudley als Mittelpunkt und den Städten Birmingham, Stourbridge u. a. Die Leistung der bis jetzt besprochenen Gebietstheile Gross- britanniens in der Roheisendarstellung wird jedoch weit durch jenen Bezirk überboten, welcher im nordöstlichen Theile Englands nördlich von York an der Küste sich hinzieht, und welcher in Früherem bereits mehrfach unter der allgemein gebräuchlichen Bezeichnung Cleveland erwähnt wurde. 1) Vorzugsweise ist es der Fluss Tees mit dem Handelsplatze Middlesborough, in dessen Nähe sich die Roheisen- erzeugung Clevelands zusammendrängt. Nördlich und westlich von hier nach Schottland und Cumberland zu, aber in nächster Nähe dieses Bezirks, finden sich die berühmten Steinkohlenlager von Durham und Northumberland, welche allein fast ein Viertel der gesammten Stein- kohlenerzeugung Grossbritanniens decken, und zwar ist es vorwiegend Durham (nördlich vom Teesfluss), welches sich durch ungeheure Vor- kommnisse von Steinkohlen auszeichnet. Diese Steinkohlen, welche ihrer 1) Weder in geographischen Handbüchern noch auf geographischen Karten ist diese den britischen und fremden Eisenhüttenleuten ganz geläufige Benennung zu finden. Der Name Nord-Yorkshire dürfte im Wesentlichen denselben Begriff dar- stellen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/626>, abgerufen am 11.06.2024.