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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.
auf die Einheit der Zeit, des Gewichts an verbrauchten Materialien,
an erfolgtem Roheisen u. s. w.; und ein Vergleich dieser Betriebs-
ergebnisse, welche zu verschiedenen Zeiten, unter Umständen auch bei
verschiedenen Oefen, erlangt wurden, giebt einen Maassstab für den
mehr oder minder günstigen Verlauf des Hochofenbetriebes und spornt
dazu an, den Ursachen nachzuforschen, welche diese Abweichungen,
insbesondere die ungünstigeren Ergebnisse, hervorriefen.

Dass übrigens Hochöfen, welche einen verschiedenen Rauminhalt
besitzen, welche verschiedene Erze verhütten, verschiedene Brennstoffe
benutzen, verschiedene Roheisensorten darstellen u. s. w., auch sehr
abweichende Betriebsergebnisse liefern können und oft naturgemäss
liefern müssen, versteht sich nach den Eigenthümlichkeiten des Hoch-
ofenprocesses von selbst. Lehrreich ist ein Vergleich der Betriebs-
ergebnisse auch in diesen Fällen, indem er auf die Einflüsse hinweist,
welche durch Rauminhalt des Ofens, Reducirbarkeit und Eisengehalt
der Erze u. s. w. auf den Ausfall der Betriebsergebnisse ausgeübt
werden.

Die wichtigsten dieser Betriebsergebnisse sind folgende.

a) Roheisenerzeugung des Hochofens in bestimmter Zeit
(per Tag oder per Woche). Während in früheren Jahrhunderten ein
Hochofen in 24 Stunden oft nicht mehr als 0.7 t Roheisen lieferte, dürfte
in der Jetztzeit die geringste Leistung eines auch unter den ungünstig-
sten Verhältnissen arbeitenden Hochofens kaum sich niedriger als etwa
2.5 t beziffern. Auch diese Leistung gehört jedoch zu den Ausnahmen.
5 t Roheisen in 24 Stunden dürfte als die durchschnittliche Leistung
der noch aus früheren Jahrzehnten überkommenen, auf graues Giesserei-
roheisen für den directen Guss arbeitenden kleineren Holzkohlenhoch-
öfen anzunehmen sein; dieser Minimalleistung der modernen Hochöfen
steht eine allerdings nur vereinzelt erreichte Maximalleistung von fast
300 t gegenüber. Der Hochofen D der Edgar Thomson Steel Works in
Pittsburgh lieferte z. B. in der Woche vom 22.--28. Mai 1882 im
Ganzen 1807 t, durchschnittlich täglich 258.5 t 1); der Hochofen Nr. II
der Ilseder Hütte, dessen Leistung zu der bedeutendsten der europäi-
schen Hochöfen gehört, lieferte vom 1. Januar bis letzten April 1882
durchschnittlich 135 t per Tag, verschiedene lothringensche und rheinisch-
westfälische Hochöfen vermögen 90--100 t per Tag zu erzeugen.

Die Beziehungen zwischen Rauminhalt und Leistungsfähigkeit des
Ofens sowie die Thatsache, dass die letztere nicht gleichmässig mit dem
ersteren zunimmt, wurden auf S. 330 bereits ausführlich erörtert.

Der Umstand, dass man aus schon erörterten Gründen Holzkohlen-
hochöfen durchschnittlich niedriger baut, als solche für mineralische
Brennstoffe, erklärt es leicht, dass auch die durchschnittliche Leistungs-
fähigkeit der Holzkohlenhochöfen hinter derjenigen der letzteren Oefen
zurückbleibt. Auch hierbei sind die nordamerikanischen Holzkohlen-
hochöfen den europäischen voraus. Ein Hochofen zu Elk Rapids in
Michigan lieferte 1880 durchschnittlich 47 t per Tag, eine Ziffer, welche
kaum von einem andern Holzkohlenhochofen überschritten sein dürfte.

1) "Stahl und Eisen" 1882, S. 388.

Der Hochofenbetrieb.
auf die Einheit der Zeit, des Gewichts an verbrauchten Materialien,
an erfolgtem Roheisen u. s. w.; und ein Vergleich dieser Betriebs-
ergebnisse, welche zu verschiedenen Zeiten, unter Umständen auch bei
verschiedenen Oefen, erlangt wurden, giebt einen Maassstab für den
mehr oder minder günstigen Verlauf des Hochofenbetriebes und spornt
dazu an, den Ursachen nachzuforschen, welche diese Abweichungen,
insbesondere die ungünstigeren Ergebnisse, hervorriefen.

Dass übrigens Hochöfen, welche einen verschiedenen Rauminhalt
besitzen, welche verschiedene Erze verhütten, verschiedene Brennstoffe
benutzen, verschiedene Roheisensorten darstellen u. s. w., auch sehr
abweichende Betriebsergebnisse liefern können und oft naturgemäss
liefern müssen, versteht sich nach den Eigenthümlichkeiten des Hoch-
ofenprocesses von selbst. Lehrreich ist ein Vergleich der Betriebs-
ergebnisse auch in diesen Fällen, indem er auf die Einflüsse hinweist,
welche durch Rauminhalt des Ofens, Reducirbarkeit und Eisengehalt
der Erze u. s. w. auf den Ausfall der Betriebsergebnisse ausgeübt
werden.

Die wichtigsten dieser Betriebsergebnisse sind folgende.

a) Roheisenerzeugung des Hochofens in bestimmter Zeit
(per Tag oder per Woche). Während in früheren Jahrhunderten ein
Hochofen in 24 Stunden oft nicht mehr als 0.7 t Roheisen lieferte, dürfte
in der Jetztzeit die geringste Leistung eines auch unter den ungünstig-
sten Verhältnissen arbeitenden Hochofens kaum sich niedriger als etwa
2.5 t beziffern. Auch diese Leistung gehört jedoch zu den Ausnahmen.
5 t Roheisen in 24 Stunden dürfte als die durchschnittliche Leistung
der noch aus früheren Jahrzehnten überkommenen, auf graues Giesserei-
roheisen für den directen Guss arbeitenden kleineren Holzkohlenhoch-
öfen anzunehmen sein; dieser Minimalleistung der modernen Hochöfen
steht eine allerdings nur vereinzelt erreichte Maximalleistung von fast
300 t gegenüber. Der Hochofen D der Edgar Thomson Steel Works in
Pittsburgh lieferte z. B. in der Woche vom 22.—28. Mai 1882 im
Ganzen 1807 t, durchschnittlich täglich 258.5 t 1); der Hochofen Nr. II
der Ilseder Hütte, dessen Leistung zu der bedeutendsten der europäi-
schen Hochöfen gehört, lieferte vom 1. Januar bis letzten April 1882
durchschnittlich 135 t per Tag, verschiedene lothringensche und rheinisch-
westfälische Hochöfen vermögen 90—100 t per Tag zu erzeugen.

Die Beziehungen zwischen Rauminhalt und Leistungsfähigkeit des
Ofens sowie die Thatsache, dass die letztere nicht gleichmässig mit dem
ersteren zunimmt, wurden auf S. 330 bereits ausführlich erörtert.

Der Umstand, dass man aus schon erörterten Gründen Holzkohlen-
hochöfen durchschnittlich niedriger baut, als solche für mineralische
Brennstoffe, erklärt es leicht, dass auch die durchschnittliche Leistungs-
fähigkeit der Holzkohlenhochöfen hinter derjenigen der letzteren Oefen
zurückbleibt. Auch hierbei sind die nordamerikanischen Holzkohlen-
hochöfen den europäischen voraus. Ein Hochofen zu Elk Rapids in
Michigan lieferte 1880 durchschnittlich 47 t per Tag, eine Ziffer, welche
kaum von einem andern Holzkohlenhochofen überschritten sein dürfte.

1) „Stahl und Eisen“ 1882, S. 388.
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[554/0614] Der Hochofenbetrieb. auf die Einheit der Zeit, des Gewichts an verbrauchten Materialien, an erfolgtem Roheisen u. s. w.; und ein Vergleich dieser Betriebs- ergebnisse, welche zu verschiedenen Zeiten, unter Umständen auch bei verschiedenen Oefen, erlangt wurden, giebt einen Maassstab für den mehr oder minder günstigen Verlauf des Hochofenbetriebes und spornt dazu an, den Ursachen nachzuforschen, welche diese Abweichungen, insbesondere die ungünstigeren Ergebnisse, hervorriefen. Dass übrigens Hochöfen, welche einen verschiedenen Rauminhalt besitzen, welche verschiedene Erze verhütten, verschiedene Brennstoffe benutzen, verschiedene Roheisensorten darstellen u. s. w., auch sehr abweichende Betriebsergebnisse liefern können und oft naturgemäss liefern müssen, versteht sich nach den Eigenthümlichkeiten des Hoch- ofenprocesses von selbst. Lehrreich ist ein Vergleich der Betriebs- ergebnisse auch in diesen Fällen, indem er auf die Einflüsse hinweist, welche durch Rauminhalt des Ofens, Reducirbarkeit und Eisengehalt der Erze u. s. w. auf den Ausfall der Betriebsergebnisse ausgeübt werden. Die wichtigsten dieser Betriebsergebnisse sind folgende. a) Roheisenerzeugung des Hochofens in bestimmter Zeit (per Tag oder per Woche). Während in früheren Jahrhunderten ein Hochofen in 24 Stunden oft nicht mehr als 0.7 t Roheisen lieferte, dürfte in der Jetztzeit die geringste Leistung eines auch unter den ungünstig- sten Verhältnissen arbeitenden Hochofens kaum sich niedriger als etwa 2.5 t beziffern. Auch diese Leistung gehört jedoch zu den Ausnahmen. 5 t Roheisen in 24 Stunden dürfte als die durchschnittliche Leistung der noch aus früheren Jahrzehnten überkommenen, auf graues Giesserei- roheisen für den directen Guss arbeitenden kleineren Holzkohlenhoch- öfen anzunehmen sein; dieser Minimalleistung der modernen Hochöfen steht eine allerdings nur vereinzelt erreichte Maximalleistung von fast 300 t gegenüber. Der Hochofen D der Edgar Thomson Steel Works in Pittsburgh lieferte z. B. in der Woche vom 22.—28. Mai 1882 im Ganzen 1807 t, durchschnittlich täglich 258.5 t 1); der Hochofen Nr. II der Ilseder Hütte, dessen Leistung zu der bedeutendsten der europäi- schen Hochöfen gehört, lieferte vom 1. Januar bis letzten April 1882 durchschnittlich 135 t per Tag, verschiedene lothringensche und rheinisch- westfälische Hochöfen vermögen 90—100 t per Tag zu erzeugen. Die Beziehungen zwischen Rauminhalt und Leistungsfähigkeit des Ofens sowie die Thatsache, dass die letztere nicht gleichmässig mit dem ersteren zunimmt, wurden auf S. 330 bereits ausführlich erörtert. Der Umstand, dass man aus schon erörterten Gründen Holzkohlen- hochöfen durchschnittlich niedriger baut, als solche für mineralische Brennstoffe, erklärt es leicht, dass auch die durchschnittliche Leistungs- fähigkeit der Holzkohlenhochöfen hinter derjenigen der letzteren Oefen zurückbleibt. Auch hierbei sind die nordamerikanischen Holzkohlen- hochöfen den europäischen voraus. Ein Hochofen zu Elk Rapids in Michigan lieferte 1880 durchschnittlich 47 t per Tag, eine Ziffer, welche kaum von einem andern Holzkohlenhochofen überschritten sein dürfte. 1) „Stahl und Eisen“ 1882, S. 388.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/614>, abgerufen am 23.11.2024.