steine pflegen das Hauptmaterial für die Spiegeleisendarstellung zu bilden, und man gattirt sie mit manganhaltigen Brauneisenerzen, Roth- eisenerzen u. s. w. Die Leichtreducirbarkeit der Erze befördert zugleich die Aufnahme von Kohlenstoff; denn je später die Reduction des Eisens stattfindet, desto weniger Zeit findet dasselbe, noch Kohlenstoff auf- zunehmen.
Dass man zur Darstellung des Spiegeleisens nicht phosphorreiche Erze benutzen werde, wurde bereits auf S. 309 erläutert.
Für hochmanganhaltiges Spiegeleisen reicht der Mangangehalt der Spathe selten aus und man ist genöthigt, den Eisenerzen wirkliche Manganerze zuzusetzen.
Die Reduction des Mangans wird durch hohe Temperatur im Schmelz- raume und basische Beschaffenheit der Schlacke befördert. Die Erzielung der erforderlichen hohen Temperatur wird, wie bei der Darstellung von Graueisen, durch Anwendung hocherhitzten Windes und von Koks statt Holzkohlen erleichtert; die directe Reduction des Mangans aber bedingt einen hohen Wärmeverbrauch, welcher durch einen vermehrten Auf- wand an Brennstoff gedeckt werden muss. Ihrem Silicirungsgrade nach pflegt die Schlacke einem Singulosilikate nahe zu stehen oder noch basischer als dieses zu sein. Mitunter freilich findet man auch Ana- lysen mit höherem Kieselsäuregehalte; aber neben demselben auch dann regelmässig einen höheren Mangangehalt. Vorwiegend entstammen solche Schlacken dem Betriebe mit Holzkohlen und weniger stark erhitztem Winde, wobei die zum Schmelzen kalkreicherer und mangan- ärmerer basischer Schlacken erforderliche hohe Temperatur nicht erreicht werden konnte.
Die Bedingungen für Bildung des Spiegeleisens sind somit denen für Bildung von tiefgrauem Roheisen ähnlich; nothwendig für Spiegeleisenerzeugung ist aber immerhin -- auch bei Bil- dung kalkreicher basischer Schlacken -- die Gegenwart eines gewissen Mangangehaltes in der Schlacke. Ohne den- selben erfolgt halbirtes oder graues Roheisen. Die Regel ist, dass bei Anwendung von Koks und hocherhitztem Winde 40--50 Proc. des Mangangehaltes der Beschickung in der Schlacke zurückbleiben müssen. Durch Verlangsamung des Schmelzganges und Erhöhung des Brenn- stoffsatzes zum Erze würde man zwar im Stande sein, grössere Mengen Mangan zu reduciren; neben denselben aber wird bereits Silicium in reicherem Maasse reducirt, und das erfolgende Roheisen zeigt Graphit- bildung. Die Wirkung dieses Mangangehaltes in der Schlacke ist unschwer zu erkennen. Da die Schlacke stark basisch ist, wird die Reduction des Siliciums erschwert oder unmöglich gemacht, so lange in der Schlacke noch reichlichere Mengen einer durch Kohlenstoff redu- cirbaren Base -- in dem vorliegenden Falle Manganoxydul -- zugegen sind; je mehr aber infolge der stattfindenden Reduction der Gehalt an Manganoxydul abnimmt, welches einen Schutz für den Kieselsäure- gehalt der Schlacke gegen die Reduction zu bilden bestimmt ist, und je mehr dadurch die Schlacke zugleich an basischer Beschaffenheit ein- büsst, desto ungehinderter werden die reducirenden Einflüsse des Hochofens nunmehr auch auf den Kieselsäuregehalt der Schlacke sich ausdehnen.
Darstellung des Spiegeleisens.
steine pflegen das Hauptmaterial für die Spiegeleisendarstellung zu bilden, und man gattirt sie mit manganhaltigen Brauneisenerzen, Roth- eisenerzen u. s. w. Die Leichtreducirbarkeit der Erze befördert zugleich die Aufnahme von Kohlenstoff; denn je später die Reduction des Eisens stattfindet, desto weniger Zeit findet dasselbe, noch Kohlenstoff auf- zunehmen.
Dass man zur Darstellung des Spiegeleisens nicht phosphorreiche Erze benutzen werde, wurde bereits auf S. 309 erläutert.
Für hochmanganhaltiges Spiegeleisen reicht der Mangangehalt der Spathe selten aus und man ist genöthigt, den Eisenerzen wirkliche Manganerze zuzusetzen.
Die Reduction des Mangans wird durch hohe Temperatur im Schmelz- raume und basische Beschaffenheit der Schlacke befördert. Die Erzielung der erforderlichen hohen Temperatur wird, wie bei der Darstellung von Graueisen, durch Anwendung hocherhitzten Windes und von Koks statt Holzkohlen erleichtert; die directe Reduction des Mangans aber bedingt einen hohen Wärmeverbrauch, welcher durch einen vermehrten Auf- wand an Brennstoff gedeckt werden muss. Ihrem Silicirungsgrade nach pflegt die Schlacke einem Singulosilikate nahe zu stehen oder noch basischer als dieses zu sein. Mitunter freilich findet man auch Ana- lysen mit höherem Kieselsäuregehalte; aber neben demselben auch dann regelmässig einen höheren Mangangehalt. Vorwiegend entstammen solche Schlacken dem Betriebe mit Holzkohlen und weniger stark erhitztem Winde, wobei die zum Schmelzen kalkreicherer und mangan- ärmerer basischer Schlacken erforderliche hohe Temperatur nicht erreicht werden konnte.
Die Bedingungen für Bildung des Spiegeleisens sind somit denen für Bildung von tiefgrauem Roheisen ähnlich; nothwendig für Spiegeleisenerzeugung ist aber immerhin — auch bei Bil- dung kalkreicher basischer Schlacken — die Gegenwart eines gewissen Mangangehaltes in der Schlacke. Ohne den- selben erfolgt halbirtes oder graues Roheisen. Die Regel ist, dass bei Anwendung von Koks und hocherhitztem Winde 40—50 Proc. des Mangangehaltes der Beschickung in der Schlacke zurückbleiben müssen. Durch Verlangsamung des Schmelzganges und Erhöhung des Brenn- stoffsatzes zum Erze würde man zwar im Stande sein, grössere Mengen Mangan zu reduciren; neben denselben aber wird bereits Silicium in reicherem Maasse reducirt, und das erfolgende Roheisen zeigt Graphit- bildung. Die Wirkung dieses Mangangehaltes in der Schlacke ist unschwer zu erkennen. Da die Schlacke stark basisch ist, wird die Reduction des Siliciums erschwert oder unmöglich gemacht, so lange in der Schlacke noch reichlichere Mengen einer durch Kohlenstoff redu- cirbaren Base — in dem vorliegenden Falle Manganoxydul — zugegen sind; je mehr aber infolge der stattfindenden Reduction der Gehalt an Manganoxydul abnimmt, welches einen Schutz für den Kieselsäure- gehalt der Schlacke gegen die Reduction zu bilden bestimmt ist, und je mehr dadurch die Schlacke zugleich an basischer Beschaffenheit ein- büsst, desto ungehinderter werden die reducirenden Einflüsse des Hochofens nunmehr auch auf den Kieselsäuregehalt der Schlacke sich ausdehnen.
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[539/0599]
Darstellung des Spiegeleisens.
steine pflegen das Hauptmaterial für die Spiegeleisendarstellung zu
bilden, und man gattirt sie mit manganhaltigen Brauneisenerzen, Roth-
eisenerzen u. s. w. Die Leichtreducirbarkeit der Erze befördert zugleich
die Aufnahme von Kohlenstoff; denn je später die Reduction des Eisens
stattfindet, desto weniger Zeit findet dasselbe, noch Kohlenstoff auf-
zunehmen.
Dass man zur Darstellung des Spiegeleisens nicht phosphorreiche
Erze benutzen werde, wurde bereits auf S. 309 erläutert.
Für hochmanganhaltiges Spiegeleisen reicht der Mangangehalt der
Spathe selten aus und man ist genöthigt, den Eisenerzen wirkliche
Manganerze zuzusetzen.
Die Reduction des Mangans wird durch hohe Temperatur im Schmelz-
raume und basische Beschaffenheit der Schlacke befördert. Die Erzielung
der erforderlichen hohen Temperatur wird, wie bei der Darstellung von
Graueisen, durch Anwendung hocherhitzten Windes und von Koks statt
Holzkohlen erleichtert; die directe Reduction des Mangans aber bedingt
einen hohen Wärmeverbrauch, welcher durch einen vermehrten Auf-
wand an Brennstoff gedeckt werden muss. Ihrem Silicirungsgrade nach
pflegt die Schlacke einem Singulosilikate nahe zu stehen oder noch
basischer als dieses zu sein. Mitunter freilich findet man auch Ana-
lysen mit höherem Kieselsäuregehalte; aber neben demselben auch
dann regelmässig einen höheren Mangangehalt. Vorwiegend entstammen
solche Schlacken dem Betriebe mit Holzkohlen und weniger stark
erhitztem Winde, wobei die zum Schmelzen kalkreicherer und mangan-
ärmerer basischer Schlacken erforderliche hohe Temperatur nicht erreicht
werden konnte.
Die Bedingungen für Bildung des Spiegeleisens sind somit denen
für Bildung von tiefgrauem Roheisen ähnlich; nothwendig für
Spiegeleisenerzeugung ist aber immerhin — auch bei Bil-
dung kalkreicher basischer Schlacken — die Gegenwart
eines gewissen Mangangehaltes in der Schlacke. Ohne den-
selben erfolgt halbirtes oder graues Roheisen. Die Regel ist, dass bei
Anwendung von Koks und hocherhitztem Winde 40—50 Proc. des
Mangangehaltes der Beschickung in der Schlacke zurückbleiben müssen.
Durch Verlangsamung des Schmelzganges und Erhöhung des Brenn-
stoffsatzes zum Erze würde man zwar im Stande sein, grössere Mengen
Mangan zu reduciren; neben denselben aber wird bereits Silicium in
reicherem Maasse reducirt, und das erfolgende Roheisen zeigt Graphit-
bildung. Die Wirkung dieses Mangangehaltes in der Schlacke ist
unschwer zu erkennen. Da die Schlacke stark basisch ist, wird die
Reduction des Siliciums erschwert oder unmöglich gemacht, so lange
in der Schlacke noch reichlichere Mengen einer durch Kohlenstoff redu-
cirbaren Base — in dem vorliegenden Falle Manganoxydul — zugegen
sind; je mehr aber infolge der stattfindenden Reduction der Gehalt an
Manganoxydul abnimmt, welches einen Schutz für den Kieselsäure-
gehalt der Schlacke gegen die Reduction zu bilden bestimmt ist, und
je mehr dadurch die Schlacke zugleich an basischer Beschaffenheit ein-
büsst, desto ungehinderter werden die reducirenden Einflüsse des
Hochofens nunmehr auch auf den Kieselsäuregehalt der Schlacke sich
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/599>, abgerufen am 04.12.2024.
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