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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Anblasen des Hochofens.
lich ist. Bei Oefen mit Steinzustellung wird man mindestens 10 Tage,
besser 14 Tage hierauf verwenden müssen, während bei Massezu-
stellungen vier bis sechs Wochen dafür erforderlich zu sein pflegen.
In jedem Falle muss das Anwärmen so lange fortgesetzt werden, bis
die Gestell- und Raststeine auch aussen deutlich warm geworden sind.

Manche legen, nachdem das Anwärmen durch den Ofen von aussen
geraume Zeit gedauert hat, einen Rost in das Gestell selbst und erhalten
auf diesem einige Tage hindurch ein Koks- oder Holzkohlenfeuer, um
die Gestellsteine bis nahe zum Glühen zu erhitzen. Hierbei tritt aber
der Uebelstand ein, dass der Boden kalt bleibt, während gerade eine
gute Vorwärmung desselben von Wichtigkeit ist. Man muss also in
diesem Falle schliesslich auch den Rost beseitigen und auf dem Boden
selbst ein Feuer unterhalten, nachdem man die im Gestelle von aussen
nach innen führende Oeffnung durch einen senkrecht stehenden Rost
geschlossen hat.

Die Windformen setzt man gewöhnlich erst ein, wenn das An-
wärmen sein Ende erreicht hat, und hält inzwischen die betreffenden
Oeffnungen durch eingesetzte Steine verschlossen.

Ist das Austrocknen und Anwärmen beendet, so entfernt man die
dafür benützte Feuerung, reinigt den Ofenherd von Asche und schreitet
zum Anblasen.

In früherer Zeit wurde diese Arbeit in ausserordentlich umständ-
licher, zeitraubender Weise ausgeführt. Nachdem die Oeffnungen im
Gestell durch eingesetzte Steine, auch die Formöffnungen durch Thon
geschlossen worden waren, so dass nur noch ganz beschränkter Luft-
zutritt stattfinden konnte, wurden glühende Kohlen in den Herd ge-
bracht und eine Lage frischer Kohlen (oder Koks) darauf geschüttet.
Man wartete nun gewöhnlich, bis an der Oberfläche der eingeschütteten
Kohlen sich brennbares Gas zeigte und schüttete dann erst, um dem
Ersticken des Ofens vorzubeugen, aufs Neue Kohlen nach. Durch theil-
weises Oeffnen oder vollständiges Schliessen der Oeffnungen im Ge-
stelle regelte man den Luftzug, verzögerte aber aus übertriebener Vor-
sicht nicht selten absichtlich die Verbrennung möglichst lange und fuhr
in dieser Weise fort, allmählich den Ofen mit Kohlen bis zur Gicht oder
doch wenigstens bis nahe unterhalb der Gicht zu füllen. Auch bei
kleineren Oefen währte es in Anbetracht der Pausen zwischen dem
Nachfüllen frischer Kohlen und dem Erscheinen der Flamme an deren
Oberfläche mindestens mehrere Tage, bis das Füllen vollbracht war; bei
grösseren Oefen mit Koksfeuerung oft einige Wochen. Inzwischen
sammelte sich aber im Herde Asche von den verbrannten Kohlen,
welche von Zeit zu Zeit entfernt werden musste, um einer Verstopfung
des Gestelles durch dieselbe vorzubeugen. Diese Entfernung der Asche
geschah mit Hilfe eines Verfahrens, welches für die beschriebene Me-
thode des Anblasens charakteristisch ist und nach welchem dieselbe
benannt zu werden pflegt: des sogenannten Rostschlagens. Man
entfernte die Steine, mit welchen der Zugang in den Herd verschlossen
war (bei den Oefen mit offener Brust war der Wallstein während des
Füllens noch nicht eingesetzt und der Kanal unterhalb des Tümpel-
steines in der erwähnten Weise zugesetzt), legte eine starke Eisenstange
in horizontaler Lage quer vor die Oeffnung, so dass ihre Enden durch

Das Anblasen des Hochofens.
lich ist. Bei Oefen mit Steinzustellung wird man mindestens 10 Tage,
besser 14 Tage hierauf verwenden müssen, während bei Massezu-
stellungen vier bis sechs Wochen dafür erforderlich zu sein pflegen.
In jedem Falle muss das Anwärmen so lange fortgesetzt werden, bis
die Gestell- und Raststeine auch aussen deutlich warm geworden sind.

Manche legen, nachdem das Anwärmen durch den Ofen von aussen
geraume Zeit gedauert hat, einen Rost in das Gestell selbst und erhalten
auf diesem einige Tage hindurch ein Koks- oder Holzkohlenfeuer, um
die Gestellsteine bis nahe zum Glühen zu erhitzen. Hierbei tritt aber
der Uebelstand ein, dass der Boden kalt bleibt, während gerade eine
gute Vorwärmung desselben von Wichtigkeit ist. Man muss also in
diesem Falle schliesslich auch den Rost beseitigen und auf dem Boden
selbst ein Feuer unterhalten, nachdem man die im Gestelle von aussen
nach innen führende Oeffnung durch einen senkrecht stehenden Rost
geschlossen hat.

Die Windformen setzt man gewöhnlich erst ein, wenn das An-
wärmen sein Ende erreicht hat, und hält inzwischen die betreffenden
Oeffnungen durch eingesetzte Steine verschlossen.

Ist das Austrocknen und Anwärmen beendet, so entfernt man die
dafür benützte Feuerung, reinigt den Ofenherd von Asche und schreitet
zum Anblasen.

In früherer Zeit wurde diese Arbeit in ausserordentlich umständ-
licher, zeitraubender Weise ausgeführt. Nachdem die Oeffnungen im
Gestell durch eingesetzte Steine, auch die Formöffnungen durch Thon
geschlossen worden waren, so dass nur noch ganz beschränkter Luft-
zutritt stattfinden konnte, wurden glühende Kohlen in den Herd ge-
bracht und eine Lage frischer Kohlen (oder Koks) darauf geschüttet.
Man wartete nun gewöhnlich, bis an der Oberfläche der eingeschütteten
Kohlen sich brennbares Gas zeigte und schüttete dann erst, um dem
Ersticken des Ofens vorzubeugen, aufs Neue Kohlen nach. Durch theil-
weises Oeffnen oder vollständiges Schliessen der Oeffnungen im Ge-
stelle regelte man den Luftzug, verzögerte aber aus übertriebener Vor-
sicht nicht selten absichtlich die Verbrennung möglichst lange und fuhr
in dieser Weise fort, allmählich den Ofen mit Kohlen bis zur Gicht oder
doch wenigstens bis nahe unterhalb der Gicht zu füllen. Auch bei
kleineren Oefen währte es in Anbetracht der Pausen zwischen dem
Nachfüllen frischer Kohlen und dem Erscheinen der Flamme an deren
Oberfläche mindestens mehrere Tage, bis das Füllen vollbracht war; bei
grösseren Oefen mit Koksfeuerung oft einige Wochen. Inzwischen
sammelte sich aber im Herde Asche von den verbrannten Kohlen,
welche von Zeit zu Zeit entfernt werden musste, um einer Verstopfung
des Gestelles durch dieselbe vorzubeugen. Diese Entfernung der Asche
geschah mit Hilfe eines Verfahrens, welches für die beschriebene Me-
thode des Anblasens charakteristisch ist und nach welchem dieselbe
benannt zu werden pflegt: des sogenannten Rostschlagens. Man
entfernte die Steine, mit welchen der Zugang in den Herd verschlossen
war (bei den Oefen mit offener Brust war der Wallstein während des
Füllens noch nicht eingesetzt und der Kanal unterhalb des Tümpel-
steines in der erwähnten Weise zugesetzt), legte eine starke Eisenstange
in horizontaler Lage quer vor die Oeffnung, so dass ihre Enden durch

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[505/0565] Das Anblasen des Hochofens. lich ist. Bei Oefen mit Steinzustellung wird man mindestens 10 Tage, besser 14 Tage hierauf verwenden müssen, während bei Massezu- stellungen vier bis sechs Wochen dafür erforderlich zu sein pflegen. In jedem Falle muss das Anwärmen so lange fortgesetzt werden, bis die Gestell- und Raststeine auch aussen deutlich warm geworden sind. Manche legen, nachdem das Anwärmen durch den Ofen von aussen geraume Zeit gedauert hat, einen Rost in das Gestell selbst und erhalten auf diesem einige Tage hindurch ein Koks- oder Holzkohlenfeuer, um die Gestellsteine bis nahe zum Glühen zu erhitzen. Hierbei tritt aber der Uebelstand ein, dass der Boden kalt bleibt, während gerade eine gute Vorwärmung desselben von Wichtigkeit ist. Man muss also in diesem Falle schliesslich auch den Rost beseitigen und auf dem Boden selbst ein Feuer unterhalten, nachdem man die im Gestelle von aussen nach innen führende Oeffnung durch einen senkrecht stehenden Rost geschlossen hat. Die Windformen setzt man gewöhnlich erst ein, wenn das An- wärmen sein Ende erreicht hat, und hält inzwischen die betreffenden Oeffnungen durch eingesetzte Steine verschlossen. Ist das Austrocknen und Anwärmen beendet, so entfernt man die dafür benützte Feuerung, reinigt den Ofenherd von Asche und schreitet zum Anblasen. In früherer Zeit wurde diese Arbeit in ausserordentlich umständ- licher, zeitraubender Weise ausgeführt. Nachdem die Oeffnungen im Gestell durch eingesetzte Steine, auch die Formöffnungen durch Thon geschlossen worden waren, so dass nur noch ganz beschränkter Luft- zutritt stattfinden konnte, wurden glühende Kohlen in den Herd ge- bracht und eine Lage frischer Kohlen (oder Koks) darauf geschüttet. Man wartete nun gewöhnlich, bis an der Oberfläche der eingeschütteten Kohlen sich brennbares Gas zeigte und schüttete dann erst, um dem Ersticken des Ofens vorzubeugen, aufs Neue Kohlen nach. Durch theil- weises Oeffnen oder vollständiges Schliessen der Oeffnungen im Ge- stelle regelte man den Luftzug, verzögerte aber aus übertriebener Vor- sicht nicht selten absichtlich die Verbrennung möglichst lange und fuhr in dieser Weise fort, allmählich den Ofen mit Kohlen bis zur Gicht oder doch wenigstens bis nahe unterhalb der Gicht zu füllen. Auch bei kleineren Oefen währte es in Anbetracht der Pausen zwischen dem Nachfüllen frischer Kohlen und dem Erscheinen der Flamme an deren Oberfläche mindestens mehrere Tage, bis das Füllen vollbracht war; bei grösseren Oefen mit Koksfeuerung oft einige Wochen. Inzwischen sammelte sich aber im Herde Asche von den verbrannten Kohlen, welche von Zeit zu Zeit entfernt werden musste, um einer Verstopfung des Gestelles durch dieselbe vorzubeugen. Diese Entfernung der Asche geschah mit Hilfe eines Verfahrens, welches für die beschriebene Me- thode des Anblasens charakteristisch ist und nach welchem dieselbe benannt zu werden pflegt: des sogenannten Rostschlagens. Man entfernte die Steine, mit welchen der Zugang in den Herd verschlossen war (bei den Oefen mit offener Brust war der Wallstein während des Füllens noch nicht eingesetzt und der Kanal unterhalb des Tümpel- steines in der erwähnten Weise zugesetzt), legte eine starke Eisenstange in horizontaler Lage quer vor die Oeffnung, so dass ihre Enden durch

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/565>, abgerufen am 04.12.2024.