denden Widerstände wachsen, so würde auch die erforderliche Leistungs- fähigkeit der Gebläsemaschine unverhältnissmässig gross ausfallen müssen, wenn jener Bedingung Genüge geschehen sollte.
Die über den Formen gebildeten Cyanide zerfallen theilweise, wenn sie bei ihrem Aufsteigen auf glühende unreducirte Erze treffen, und wirken kräftig reducirend auf dieselben. Bell fand an denselben Tagen, wo die Hochofengase über den Formen, wie oben mitgetheilt wurde, in einem Cubikmeter 15 g Cyan nebst 29 g Alkalimetallen enthielten, in den Gichtgasen desselben Hochofens nur noch 3.8 g Cyan neben 9 g Kalium und Natrium. 1) Von der ursprünglich vorhandenen Menge waren mithin 80 Proc. Cyan und 69 Proc. Alkalien verschwunden. Dass Cyangas sowohl als Cyanmetalle die Eigenschaft besitzen, redu- cirend auf Eisenoxyde und kohlend auf metallisches Eisen einzuwirken, ist bereits durch Gay-Lussac nachgewiesen 2); auch durch Bell wurde in dem soeben besprochenen Falle die reducirende Fähigkeit des Cyans noch durch besondere Versuche erwiesen.
Jene aus dem Gasstrome ausgetretenen Alkalien müssen von der Schlacke aufgenommen und wieder nach unten geführt werden, wo sie erneute Gelegenheit zur Bildung von Cyaniden finden. Auf diese Weise wird ein Kreislauf eingeleitet, und nach dem Anblasen eines Hochofens wird sich die Menge der über den Formen gebildeten Cyanide infolge der stetig stattfindenden neuen Zuführung von Alkalien mehr und mehr anreichern, bis schliesslich vermuthlich ein Gleichgewichts- zustand eintritt, bei welchem die überschüssig zugeführten Alkalien theils flüchtig aus der Gicht entweichen, theils von der Schlacke aus dem Ofen geführt werden.
Waren rohe oder unvollständig verkohlte Brennstoffe aufgegeben, so mischen sich die flüchtigen Zersetzungsgebilde derselben -- vor- nehmlich Kohlenwasserstoffe und Kohlenoxyd -- mit den aufsteigenden Gasen. Schweres Kohlenwasserstoffgas, sofern solches überhaupt bei der Zersetzung entsteht, zerfällt alsbald, indem es reducirend auf die Erze einwirkt; leichtes Kohlenwasserstoffgas hinterbleibt.
Unter fortschreitender Vermehrung ihres Sauerstoffgehaltes ge- langen die Gase in die Nähe der Gicht, nehmen hier den ausge- triebenen Wasserdampf auf und entweichen schliesslich mit diesem aus dem Ofen.
Dem geschilderten Verlaufe entsprechend bestehen sie an der Gicht aus Stickstoff, Kohlenoxyd, Kohlensäure, Kohlenwasserstoffgas und Wasserstoff; daneben enthalten sie den erwähnten Wasserdampf und ausserdem gewisse Mengen theils noch flüchtiger, theils bereits conden- sirter aber noch mitgerissener Salze und Verbindungen, unter welchen auch die schon erwähnten Salze der Alkalien sich befinden. Die che- mische Zusammensetzung dieser als "Gichtstaub" sich an kälteren Theilen ablagernden Körper wird unter den Nebenerzeugnissen des Hochofens besprochen werden.
Dass ein Hochofengang, bei welchem alles vorhandene Kohlenoxyd zur Reduction der Eisenerze verbraucht worden ist, überhaupt nicht
1) A. a. O.
2) Vergl. Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. I, S. 133; Abth. II, S. 265.
Der Hochofenprocess.
denden Widerstände wachsen, so würde auch die erforderliche Leistungs- fähigkeit der Gebläsemaschine unverhältnissmässig gross ausfallen müssen, wenn jener Bedingung Genüge geschehen sollte.
Die über den Formen gebildeten Cyanide zerfallen theilweise, wenn sie bei ihrem Aufsteigen auf glühende unreducirte Erze treffen, und wirken kräftig reducirend auf dieselben. Bell fand an denselben Tagen, wo die Hochofengase über den Formen, wie oben mitgetheilt wurde, in einem Cubikmeter 15 g Cyan nebst 29 g Alkalimetallen enthielten, in den Gichtgasen desselben Hochofens nur noch 3.8 g Cyan neben 9 g Kalium und Natrium. 1) Von der ursprünglich vorhandenen Menge waren mithin 80 Proc. Cyan und 69 Proc. Alkalien verschwunden. Dass Cyangas sowohl als Cyanmetalle die Eigenschaft besitzen, redu- cirend auf Eisenoxyde und kohlend auf metallisches Eisen einzuwirken, ist bereits durch Gay-Lussac nachgewiesen 2); auch durch Bell wurde in dem soeben besprochenen Falle die reducirende Fähigkeit des Cyans noch durch besondere Versuche erwiesen.
Jene aus dem Gasstrome ausgetretenen Alkalien müssen von der Schlacke aufgenommen und wieder nach unten geführt werden, wo sie erneute Gelegenheit zur Bildung von Cyaniden finden. Auf diese Weise wird ein Kreislauf eingeleitet, und nach dem Anblasen eines Hochofens wird sich die Menge der über den Formen gebildeten Cyanide infolge der stetig stattfindenden neuen Zuführung von Alkalien mehr und mehr anreichern, bis schliesslich vermuthlich ein Gleichgewichts- zustand eintritt, bei welchem die überschüssig zugeführten Alkalien theils flüchtig aus der Gicht entweichen, theils von der Schlacke aus dem Ofen geführt werden.
Waren rohe oder unvollständig verkohlte Brennstoffe aufgegeben, so mischen sich die flüchtigen Zersetzungsgebilde derselben — vor- nehmlich Kohlenwasserstoffe und Kohlenoxyd — mit den aufsteigenden Gasen. Schweres Kohlenwasserstoffgas, sofern solches überhaupt bei der Zersetzung entsteht, zerfällt alsbald, indem es reducirend auf die Erze einwirkt; leichtes Kohlenwasserstoffgas hinterbleibt.
Unter fortschreitender Vermehrung ihres Sauerstoffgehaltes ge- langen die Gase in die Nähe der Gicht, nehmen hier den ausge- triebenen Wasserdampf auf und entweichen schliesslich mit diesem aus dem Ofen.
Dem geschilderten Verlaufe entsprechend bestehen sie an der Gicht aus Stickstoff, Kohlenoxyd, Kohlensäure, Kohlenwasserstoffgas und Wasserstoff; daneben enthalten sie den erwähnten Wasserdampf und ausserdem gewisse Mengen theils noch flüchtiger, theils bereits conden- sirter aber noch mitgerissener Salze und Verbindungen, unter welchen auch die schon erwähnten Salze der Alkalien sich befinden. Die che- mische Zusammensetzung dieser als „Gichtstaub“ sich an kälteren Theilen ablagernden Körper wird unter den Nebenerzeugnissen des Hochofens besprochen werden.
Dass ein Hochofengang, bei welchem alles vorhandene Kohlenoxyd zur Reduction der Eisenerze verbraucht worden ist, überhaupt nicht
1) A. a. O.
2) Vergl. Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. I, S. 133; Abth. II, S. 265.
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[470/0530]
Der Hochofenprocess.
denden Widerstände wachsen, so würde auch die erforderliche Leistungs-
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wenn jener Bedingung Genüge geschehen sollte.
Die über den Formen gebildeten Cyanide zerfallen theilweise, wenn
sie bei ihrem Aufsteigen auf glühende unreducirte Erze treffen, und
wirken kräftig reducirend auf dieselben. Bell fand an denselben Tagen,
wo die Hochofengase über den Formen, wie oben mitgetheilt wurde,
in einem Cubikmeter 15 g Cyan nebst 29 g Alkalimetallen enthielten,
in den Gichtgasen desselben Hochofens nur noch 3.8 g Cyan neben
9 g Kalium und Natrium. 1) Von der ursprünglich vorhandenen Menge
waren mithin 80 Proc. Cyan und 69 Proc. Alkalien verschwunden.
Dass Cyangas sowohl als Cyanmetalle die Eigenschaft besitzen, redu-
cirend auf Eisenoxyde und kohlend auf metallisches Eisen einzuwirken,
ist bereits durch Gay-Lussac nachgewiesen 2); auch durch Bell
wurde in dem soeben besprochenen Falle die reducirende Fähigkeit des
Cyans noch durch besondere Versuche erwiesen.
Jene aus dem Gasstrome ausgetretenen Alkalien müssen von der
Schlacke aufgenommen und wieder nach unten geführt werden, wo sie
erneute Gelegenheit zur Bildung von Cyaniden finden. Auf diese
Weise wird ein Kreislauf eingeleitet, und nach dem Anblasen eines
Hochofens wird sich die Menge der über den Formen gebildeten Cyanide
infolge der stetig stattfindenden neuen Zuführung von Alkalien mehr
und mehr anreichern, bis schliesslich vermuthlich ein Gleichgewichts-
zustand eintritt, bei welchem die überschüssig zugeführten Alkalien
theils flüchtig aus der Gicht entweichen, theils von der Schlacke aus
dem Ofen geführt werden.
Waren rohe oder unvollständig verkohlte Brennstoffe aufgegeben,
so mischen sich die flüchtigen Zersetzungsgebilde derselben — vor-
nehmlich Kohlenwasserstoffe und Kohlenoxyd — mit den aufsteigenden
Gasen. Schweres Kohlenwasserstoffgas, sofern solches überhaupt bei der
Zersetzung entsteht, zerfällt alsbald, indem es reducirend auf die Erze
einwirkt; leichtes Kohlenwasserstoffgas hinterbleibt.
Unter fortschreitender Vermehrung ihres Sauerstoffgehaltes ge-
langen die Gase in die Nähe der Gicht, nehmen hier den ausge-
triebenen Wasserdampf auf und entweichen schliesslich mit diesem aus
dem Ofen.
Dem geschilderten Verlaufe entsprechend bestehen sie an der Gicht
aus Stickstoff, Kohlenoxyd, Kohlensäure, Kohlenwasserstoffgas und
Wasserstoff; daneben enthalten sie den erwähnten Wasserdampf und
ausserdem gewisse Mengen theils noch flüchtiger, theils bereits conden-
sirter aber noch mitgerissener Salze und Verbindungen, unter welchen
auch die schon erwähnten Salze der Alkalien sich befinden. Die che-
mische Zusammensetzung dieser als „Gichtstaub“ sich an kälteren
Theilen ablagernden Körper wird unter den Nebenerzeugnissen des
Hochofens besprochen werden.
Dass ein Hochofengang, bei welchem alles vorhandene Kohlenoxyd
zur Reduction der Eisenerze verbraucht worden ist, überhaupt nicht
1) A. a. O.
2) Vergl. Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. I, S. 133; Abth. II, S. 265.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/530>, abgerufen am 25.12.2024.
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