Kohlenstoffgehalt von 1 kg des benutzten Brennstoffs, Q den Windver- brauch per Minute bezeichnet, so wäre
[Formel 1]
.
Ein Theil des Kohlenstoffs aber wird in jedem Hochofen zur un- mittelbaren Reduction der Erze verbraucht, ohne vor die Formen zu gelangen; ein anderer wird durch das Eisen aufgenommen und mit demselben wieder aus dem Ofen geführt. Der wirkliche Windverbrauch ist also wesentlich geringer, und man wird, um einen Annäherungs- werth zu erhalten, die obige Ziffer mit einem Coefficienten zu multipli- ciren haben, welcher bei den meisten Hochöfen zwischen 0.75--0.85 schwanken dürfte und durchschnittlich um so niedriger ausfällt, je schwieriger reducirbar die Erze sind.
Eine andere nicht minder einfache, aber ebenfalls nur Annäherungs- werthe liefernde Methode stützt sich auf die Grösse der Kolbenfläche und der Kolbengeschwindigkeit des Gebläses per Minute. Theoretisch wird offenbar von einem Cylindergebläse eine Windmenge geliefert, welche dem Producte aus Kolbenfläche und Kolbengeschwindigkeit gleich ist; wegen des vorhandenen schädlichen Raumes sowie der Un- vollständigkeit in der Wirkung der Verschlussklappen oder Ventile saugen aber die Cylindergebläse niemals die volle, dem Inhalte der Cylinder entsprechende Windmenge an, und ein Theil des angesaugten Windes geht auf dem Wege nach dem Hochofen wieder verloren. Nach Hauer1) darf man den Windeffect des Gebläses sammt Wind- leitung nicht höher als 0.7 annehmen; beträgt also Q die Windmenge, welche der Hochofen per Minute erhält, F die Kolbenfläche sämmt- licher zu einander gehöriger Gebläsecylinder in Quadratmetern, G die Geschwindigkeit der Gebläsekolben per Minute in Metern, so ist
[Formel 2]
Bei mangelhaft ausgeführten oder im Stande erhaltenen Gebläsen oder Windleitungen wird allerdings Q noch erheblich niedriger aus- fallen können.
Ist die Geschwindigkeit des aus der Düse ausströmenden Windes und der Düsenquerschnitt bekannt, so giebt das Product beider, mul- tiplicirt mit einem durch Erfahrung festgestellten Coefficienten für den Ausfluss die ausströmende Windmenge von der im Ausflussquerschnitte herrschenden Spannung und Temperatur; und durch entsprechende Correction lässt sich aus dieser die entsprechende Luftmenge von Null Grad Temperatur und gewöhnlicher Spannung (760 mm Barometerstand) berechnen. Die Geschwindigkeit der austretenden Luft ergiebt sich aus der durch das Manometer gemessenen Windspannung.
Bezeichnet Q die per Düse gelieferte Windmenge in Cubikmetern
1) Hüttenwesensmaschinen, S. 63.
Die Windberechnung.
Kohlenstoffgehalt von 1 kg des benutzten Brennstoffs, Q den Windver- brauch per Minute bezeichnet, so wäre
[Formel 1]
.
Ein Theil des Kohlenstoffs aber wird in jedem Hochofen zur un- mittelbaren Reduction der Erze verbraucht, ohne vor die Formen zu gelangen; ein anderer wird durch das Eisen aufgenommen und mit demselben wieder aus dem Ofen geführt. Der wirkliche Windverbrauch ist also wesentlich geringer, und man wird, um einen Annäherungs- werth zu erhalten, die obige Ziffer mit einem Coëfficienten zu multipli- ciren haben, welcher bei den meisten Hochöfen zwischen 0.75—0.85 schwanken dürfte und durchschnittlich um so niedriger ausfällt, je schwieriger reducirbar die Erze sind.
Eine andere nicht minder einfache, aber ebenfalls nur Annäherungs- werthe liefernde Methode stützt sich auf die Grösse der Kolbenfläche und der Kolbengeschwindigkeit des Gebläses per Minute. Theoretisch wird offenbar von einem Cylindergebläse eine Windmenge geliefert, welche dem Producte aus Kolbenfläche und Kolbengeschwindigkeit gleich ist; wegen des vorhandenen schädlichen Raumes sowie der Un- vollständigkeit in der Wirkung der Verschlussklappen oder Ventile saugen aber die Cylindergebläse niemals die volle, dem Inhalte der Cylinder entsprechende Windmenge an, und ein Theil des angesaugten Windes geht auf dem Wege nach dem Hochofen wieder verloren. Nach Hauer1) darf man den Windeffect des Gebläses sammt Wind- leitung nicht höher als 0.7 annehmen; beträgt also Q die Windmenge, welche der Hochofen per Minute erhält, F die Kolbenfläche sämmt- licher zu einander gehöriger Gebläsecylinder in Quadratmetern, G die Geschwindigkeit der Gebläsekolben per Minute in Metern, so ist
[Formel 2]
Bei mangelhaft ausgeführten oder im Stande erhaltenen Gebläsen oder Windleitungen wird allerdings Q noch erheblich niedriger aus- fallen können.
Ist die Geschwindigkeit des aus der Düse ausströmenden Windes und der Düsenquerschnitt bekannt, so giebt das Product beider, mul- tiplicirt mit einem durch Erfahrung festgestellten Coëfficienten für den Ausfluss die ausströmende Windmenge von der im Ausflussquerschnitte herrschenden Spannung und Temperatur; und durch entsprechende Correction lässt sich aus dieser die entsprechende Luftmenge von Null Grad Temperatur und gewöhnlicher Spannung (760 mm Barometerstand) berechnen. Die Geschwindigkeit der austretenden Luft ergiebt sich aus der durch das Manometer gemessenen Windspannung.
Bezeichnet Q die per Düse gelieferte Windmenge in Cubikmetern
1) Hüttenwesensmaschinen, S. 63.
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Die Windberechnung.
Kohlenstoffgehalt von 1 kg des benutzten Brennstoffs, Q den Windver-
brauch per Minute bezeichnet, so wäre
[FORMEL].
Ein Theil des Kohlenstoffs aber wird in jedem Hochofen zur un-
mittelbaren Reduction der Erze verbraucht, ohne vor die Formen zu
gelangen; ein anderer wird durch das Eisen aufgenommen und mit
demselben wieder aus dem Ofen geführt. Der wirkliche Windverbrauch
ist also wesentlich geringer, und man wird, um einen Annäherungs-
werth zu erhalten, die obige Ziffer mit einem Coëfficienten zu multipli-
ciren haben, welcher bei den meisten Hochöfen zwischen 0.75—0.85
schwanken dürfte und durchschnittlich um so niedriger ausfällt, je
schwieriger reducirbar die Erze sind.
Eine andere nicht minder einfache, aber ebenfalls nur Annäherungs-
werthe liefernde Methode stützt sich auf die Grösse der Kolbenfläche
und der Kolbengeschwindigkeit des Gebläses per Minute. Theoretisch
wird offenbar von einem Cylindergebläse eine Windmenge geliefert,
welche dem Producte aus Kolbenfläche und Kolbengeschwindigkeit
gleich ist; wegen des vorhandenen schädlichen Raumes sowie der Un-
vollständigkeit in der Wirkung der Verschlussklappen oder Ventile
saugen aber die Cylindergebläse niemals die volle, dem Inhalte der
Cylinder entsprechende Windmenge an, und ein Theil des angesaugten
Windes geht auf dem Wege nach dem Hochofen wieder verloren.
Nach Hauer 1) darf man den Windeffect des Gebläses sammt Wind-
leitung nicht höher als 0.7 annehmen; beträgt also Q die Windmenge,
welche der Hochofen per Minute erhält, F die Kolbenfläche sämmt-
licher zu einander gehöriger Gebläsecylinder in Quadratmetern, G die
Geschwindigkeit der Gebläsekolben per Minute in Metern, so ist
[FORMEL]
Bei mangelhaft ausgeführten oder im Stande erhaltenen Gebläsen
oder Windleitungen wird allerdings Q noch erheblich niedriger aus-
fallen können.
Ist die Geschwindigkeit des aus der Düse ausströmenden Windes
und der Düsenquerschnitt bekannt, so giebt das Product beider, mul-
tiplicirt mit einem durch Erfahrung festgestellten Coëfficienten für den
Ausfluss die ausströmende Windmenge von der im Ausflussquerschnitte
herrschenden Spannung und Temperatur; und durch entsprechende
Correction lässt sich aus dieser die entsprechende Luftmenge von Null
Grad Temperatur und gewöhnlicher Spannung (760 mm Barometerstand)
berechnen. Die Geschwindigkeit der austretenden Luft ergiebt sich aus
der durch das Manometer gemessenen Windspannung.
Bezeichnet Q die per Düse gelieferte Windmenge in Cubikmetern
1) Hüttenwesensmaschinen, S. 63.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/505>, abgerufen am 18.12.2024.
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