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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.

Bei g ist der abgebildete Düsenständer durch eine einfache Vor-
richtung an den Säulen für den Schacht oder irgend einem andern
festliegenden Theile des Hochofens aufgehängt. Bei i befindet sich eine
ebenso eingerichtete Schauöffnung wie bei dem oben beschriebenen
Düsenständer.

Die Einfachheit der Einrichtung dieses Düsenständers gestattet es,
ihn fast vollständig mit schlechten Wärmeleitern einzuhüllen, ohne dass
seine Beweglichkeit beeinträchtigt wird, ein Umstand, welcher um so
vortheilhafter ist, je stärker erhitzt der Wind zugeführt wird. Mitunter
auch hat man sich auf Anwendung eines einzigen Kugelgelenkes be-
schränkt, wodurch die Einrichtung noch einfacher wird.

Die Düse besteht aus einer schwach konischen Hülse aus Guss-
eisen, seltener aus Eisenblech, welche über das Ende des Düsen-
ständers übergeschoben wird und sich leicht auswechseln lassen muss.
Mitunter befestigt man sie, wie in Fig. 141 durch Punktirung ange-
deutet ist, durch einen Bayonnetverschluss, so dass eine einfache Drehung
genügt, sie zu lösen; mitunter auch schiebt man sie ohne sonstige Be-
festigungsvorrichtung nur einfach über das Rohrende, wie bei dem Düsen-
ständer Fig. 140. Die Seitenconvergenz der Düse soll etwa 6° be-
tragen, weil bei dieser Form sich der günstigste Ausflusscoefficient ergiebt.

Von dem Querschnitte der Düsenöffnung ist natürlich bei gegebener
Windpressung die ausgeblasene Windmenge und bei gegebener Wind-
menge die erforderliche Pressung abhängig. Bei den kleinsten Holz-
kohlenhochöfen beträgt der Durchmesser dieser Oeffnung mitunter nicht
über 25 mm, bei grossen Hochöfen mitunter mehr als 100 mm. Dass
der Durchmesser des Formauges gleich dem Durchmesser der Düse
oder nur wenig grösser als dieser sei, wurde schon früher erwähnt.

Je heisseren Wind man anwendet, desto mehr stellt sich die Noth-
wendigkeit heraus, mit "geschlossener Form" zu arbeiten, d. h. den
Zwischenraum zwischen innerer Formwand und Düse zu schliessen,
während man in früherer Zeit beim Betriebe mit kälterem oder über-
haupt nicht erhitztem Winde denselben meistens offen liess, um die
Vorgänge vor den Formen besser als durch das Visir an der Rück-
seite des Düsenständers beobachten zu können. Bei einer zur Form-
achse concentrischen Lage der Düse sind allerdings Windverluste durch
die offene Form nicht zu befürchten; wohl aber wird durch den sich
rasch fortbewegenden Windstrahl, zumal wenn der Durchmesser des
Formauges etwas reichlich bemessen ist, kalte Luft in nicht unbeträcht-
licher Menge von aussen her angesaugt und mit in den Ofen geführt,
somit der Zweck der Winderhitzung theilweise vereitelt. Man kann
sich hiervon leicht überzeugen, wenn man leichte Körper, Papier-
schnitzel, Federn oder dergleichen in die Nähe der offenen Form
bringt; sie werden von dem Luftzuge nach der Form hin bewegt und
in den Ofen geführt.

Der Zweck, die Form zu schliessen, lässt sich in mehrfacher Weise
erreichen. Bei Fig. 141 ist die Düse mit herumlaufendem Wulst ver-
sehen und wird soweit vorgeschoben, dass dieser Wulst den Verschluss
bewirkt. Will man aus besonderen Gründen die Düse nicht so weit
als hier vorschieben, so kann man statt des Wulstes eine Scheibe auf
derselben befestigen, welche an einem weiter rückwärts gelegenen

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.

Bei g ist der abgebildete Düsenständer durch eine einfache Vor-
richtung an den Säulen für den Schacht oder irgend einem andern
festliegenden Theile des Hochofens aufgehängt. Bei i befindet sich eine
ebenso eingerichtete Schauöffnung wie bei dem oben beschriebenen
Düsenständer.

Die Einfachheit der Einrichtung dieses Düsenständers gestattet es,
ihn fast vollständig mit schlechten Wärmeleitern einzuhüllen, ohne dass
seine Beweglichkeit beeinträchtigt wird, ein Umstand, welcher um so
vortheilhafter ist, je stärker erhitzt der Wind zugeführt wird. Mitunter
auch hat man sich auf Anwendung eines einzigen Kugelgelenkes be-
schränkt, wodurch die Einrichtung noch einfacher wird.

Die Düse besteht aus einer schwach konischen Hülse aus Guss-
eisen, seltener aus Eisenblech, welche über das Ende des Düsen-
ständers übergeschoben wird und sich leicht auswechseln lassen muss.
Mitunter befestigt man sie, wie in Fig. 141 durch Punktirung ange-
deutet ist, durch einen Bayonnetverschluss, so dass eine einfache Drehung
genügt, sie zu lösen; mitunter auch schiebt man sie ohne sonstige Be-
festigungsvorrichtung nur einfach über das Rohrende, wie bei dem Düsen-
ständer Fig. 140. Die Seitenconvergenz der Düse soll etwa 6° be-
tragen, weil bei dieser Form sich der günstigste Ausflusscoëfficient ergiebt.

Von dem Querschnitte der Düsenöffnung ist natürlich bei gegebener
Windpressung die ausgeblasene Windmenge und bei gegebener Wind-
menge die erforderliche Pressung abhängig. Bei den kleinsten Holz-
kohlenhochöfen beträgt der Durchmesser dieser Oeffnung mitunter nicht
über 25 mm, bei grossen Hochöfen mitunter mehr als 100 mm. Dass
der Durchmesser des Formauges gleich dem Durchmesser der Düse
oder nur wenig grösser als dieser sei, wurde schon früher erwähnt.

Je heisseren Wind man anwendet, desto mehr stellt sich die Noth-
wendigkeit heraus, mit „geschlossener Form“ zu arbeiten, d. h. den
Zwischenraum zwischen innerer Formwand und Düse zu schliessen,
während man in früherer Zeit beim Betriebe mit kälterem oder über-
haupt nicht erhitztem Winde denselben meistens offen liess, um die
Vorgänge vor den Formen besser als durch das Visir an der Rück-
seite des Düsenständers beobachten zu können. Bei einer zur Form-
achse concentrischen Lage der Düse sind allerdings Windverluste durch
die offene Form nicht zu befürchten; wohl aber wird durch den sich
rasch fortbewegenden Windstrahl, zumal wenn der Durchmesser des
Formauges etwas reichlich bemessen ist, kalte Luft in nicht unbeträcht-
licher Menge von aussen her angesaugt und mit in den Ofen geführt,
somit der Zweck der Winderhitzung theilweise vereitelt. Man kann
sich hiervon leicht überzeugen, wenn man leichte Körper, Papier-
schnitzel, Federn oder dergleichen in die Nähe der offenen Form
bringt; sie werden von dem Luftzuge nach der Form hin bewegt und
in den Ofen geführt.

Der Zweck, die Form zu schliessen, lässt sich in mehrfacher Weise
erreichen. Bei Fig. 141 ist die Düse mit herumlaufendem Wulst ver-
sehen und wird soweit vorgeschoben, dass dieser Wulst den Verschluss
bewirkt. Will man aus besonderen Gründen die Düse nicht so weit
als hier vorschieben, so kann man statt des Wulstes eine Scheibe auf
derselben befestigen, welche an einem weiter rückwärts gelegenen

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[438/0498] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. Bei g ist der abgebildete Düsenständer durch eine einfache Vor- richtung an den Säulen für den Schacht oder irgend einem andern festliegenden Theile des Hochofens aufgehängt. Bei i befindet sich eine ebenso eingerichtete Schauöffnung wie bei dem oben beschriebenen Düsenständer. Die Einfachheit der Einrichtung dieses Düsenständers gestattet es, ihn fast vollständig mit schlechten Wärmeleitern einzuhüllen, ohne dass seine Beweglichkeit beeinträchtigt wird, ein Umstand, welcher um so vortheilhafter ist, je stärker erhitzt der Wind zugeführt wird. Mitunter auch hat man sich auf Anwendung eines einzigen Kugelgelenkes be- schränkt, wodurch die Einrichtung noch einfacher wird. Die Düse besteht aus einer schwach konischen Hülse aus Guss- eisen, seltener aus Eisenblech, welche über das Ende des Düsen- ständers übergeschoben wird und sich leicht auswechseln lassen muss. Mitunter befestigt man sie, wie in Fig. 141 durch Punktirung ange- deutet ist, durch einen Bayonnetverschluss, so dass eine einfache Drehung genügt, sie zu lösen; mitunter auch schiebt man sie ohne sonstige Be- festigungsvorrichtung nur einfach über das Rohrende, wie bei dem Düsen- ständer Fig. 140. Die Seitenconvergenz der Düse soll etwa 6° be- tragen, weil bei dieser Form sich der günstigste Ausflusscoëfficient ergiebt. Von dem Querschnitte der Düsenöffnung ist natürlich bei gegebener Windpressung die ausgeblasene Windmenge und bei gegebener Wind- menge die erforderliche Pressung abhängig. Bei den kleinsten Holz- kohlenhochöfen beträgt der Durchmesser dieser Oeffnung mitunter nicht über 25 mm, bei grossen Hochöfen mitunter mehr als 100 mm. Dass der Durchmesser des Formauges gleich dem Durchmesser der Düse oder nur wenig grösser als dieser sei, wurde schon früher erwähnt. Je heisseren Wind man anwendet, desto mehr stellt sich die Noth- wendigkeit heraus, mit „geschlossener Form“ zu arbeiten, d. h. den Zwischenraum zwischen innerer Formwand und Düse zu schliessen, während man in früherer Zeit beim Betriebe mit kälterem oder über- haupt nicht erhitztem Winde denselben meistens offen liess, um die Vorgänge vor den Formen besser als durch das Visir an der Rück- seite des Düsenständers beobachten zu können. Bei einer zur Form- achse concentrischen Lage der Düse sind allerdings Windverluste durch die offene Form nicht zu befürchten; wohl aber wird durch den sich rasch fortbewegenden Windstrahl, zumal wenn der Durchmesser des Formauges etwas reichlich bemessen ist, kalte Luft in nicht unbeträcht- licher Menge von aussen her angesaugt und mit in den Ofen geführt, somit der Zweck der Winderhitzung theilweise vereitelt. Man kann sich hiervon leicht überzeugen, wenn man leichte Körper, Papier- schnitzel, Federn oder dergleichen in die Nähe der offenen Form bringt; sie werden von dem Luftzuge nach der Form hin bewegt und in den Ofen geführt. Der Zweck, die Form zu schliessen, lässt sich in mehrfacher Weise erreichen. Bei Fig. 141 ist die Düse mit herumlaufendem Wulst ver- sehen und wird soweit vorgeschoben, dass dieser Wulst den Verschluss bewirkt. Will man aus besonderen Gründen die Düse nicht so weit als hier vorschieben, so kann man statt des Wulstes eine Scheibe auf derselben befestigen, welche an einem weiter rückwärts gelegenen

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/498>, abgerufen am 04.12.2024.