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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
dann in die drei abwärts führenden Züge B B1 B2, vereinigen sich
unten wieder, um in dem breiteren Kanale C empor zu steigen und
wenden sich oberhalb desselben abermals abwärts, um in sieben Zügen
D D1 .. nach dem Ausgangsventile F hin geführt zu werden. Die Ge-
bläseluft tritt bei G in den Apparat und entweicht an der gegenüber-
liegenden Seite durch das Rohr H. Zugleich wurde die Wandstärke
der Scheidewände gegen früher nicht unerheblich vermindert, so dass
die schwächeren nur eine Stärke von ca. 0.13 m erhielten, eine Aende-
rung, durch welche eine Vermehrung der Zahl derselben ohne Ver-
grösserung des Durchmessers des Apparates ermöglicht wurde.

An Stelle der neun Krümmungen, welche die Gase und Luft in
den älteren Apparaten zu überwinden hatten, sind in diesem ver-
besserten Apparate drei getreten, ein Umstand, welcher nicht ohne
grossen Nutzen für die Wirkung desselben bleiben kann; die Heiz-
fläche aber ist durch Einschaltung zahlreicherer Querwände (sieben statt
drei) nicht unerheblich vergrössert und beträgt bei einem Apparate von
der abgebildeten Grösse (6.7 m Durchmesser, 19.8 m Höhe) ungefähr
2400 qm.

In neuester Zeit hat man auf einigen englischen Werken noch
etwas höhere Whitwellapparate angewendet (20.7 m hoch), welche
2600 qm Heizfläche besitzen. Der neuere Whitwellapparat nähert sich
demnach in seiner Wirkungsweise dem Cowper'schen, wenn auch die
dargebotene Heizfläche noch erheblich geringer ist. Nicht ganz so
schwer, als es im ersten Augenblicke vielleicht erscheint, fällt jedoch
dieser letztere Umstand zu Ungunsten der Whitwellapparate ins Ge-
wicht. Man erwäge, dass bei allen Kammerapparaten von der Grösse
der Heizfläche bei gegebener Windmenge zunächst die Zahl der erfor-
derlichen Wechsel abhängig ist, wenn eine bestimmte Temperatur nicht
unterschritten werden soll; je grösser die zu erhitzende Windmenge
ist, desto öfter muss umgeschaltet werden. Thatsächlich lässt sich also
auch in einem Apparate mit geringerer Heizfläche, sofern letzterer Be-
dingung genügt wird, eine ebenso hohe und ebenso gleichmässige Tempe-
ratur als in einem Apparate mit grösserer Heizfläche erreichen, wenn
es auch selbstverständlich eine Grenze für die Grösse der Heizfläche
geben muss, unter welche man nicht hinabgehen kann, ohne die Mög-
lichkeit für die Erlangung bestimmter Temperaturen einzubüssen.

Bei den Whitwellapparaten neuerer Construction lassen sich 450 bis
500 cbm Wind per Minute auf eine Temperatur von ca. 700°C. erhitzen;
bei einstündigem Wechsel treten dabei Temperaturschwankungen von
50--60 Grad ein.

In Cowperapparaten von ungefähr derselben äusseren Form, aber
doppelt so grosser Heizfläche (S. 422) betragen unter übrigens gleichen
Verhältnissen die Temperaturschwankungen 33--55 Grad.

Eine andere Frage, von deren Beantwortung allerdings ebenfalls
die Zweckmässigkeit des einen oder andern Apparates abhängig ist,
betrifft die Ausnutzung der entwickelten Wärme, d. i. die Menge der
zur Erhitzung einer bestimmten Windmenge erforderlichen Gase. Um
zuverlässige Schlüsse hierüber zu erhalten, müsste man die Menge der
einem jeden Apparate in bestimmten Zeiträumen zugeführten Gase und
ihren Brennwerth ermitteln; derartige Untersuchungen scheinen in

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
dann in die drei abwärts führenden Züge B B1 B2, vereinigen sich
unten wieder, um in dem breiteren Kanale C empor zu steigen und
wenden sich oberhalb desselben abermals abwärts, um in sieben Zügen
D D1 .. nach dem Ausgangsventile F hin geführt zu werden. Die Ge-
bläseluft tritt bei G in den Apparat und entweicht an der gegenüber-
liegenden Seite durch das Rohr H. Zugleich wurde die Wandstärke
der Scheidewände gegen früher nicht unerheblich vermindert, so dass
die schwächeren nur eine Stärke von ca. 0.13 m erhielten, eine Aende-
rung, durch welche eine Vermehrung der Zahl derselben ohne Ver-
grösserung des Durchmessers des Apparates ermöglicht wurde.

An Stelle der neun Krümmungen, welche die Gase und Luft in
den älteren Apparaten zu überwinden hatten, sind in diesem ver-
besserten Apparate drei getreten, ein Umstand, welcher nicht ohne
grossen Nutzen für die Wirkung desselben bleiben kann; die Heiz-
fläche aber ist durch Einschaltung zahlreicherer Querwände (sieben statt
drei) nicht unerheblich vergrössert und beträgt bei einem Apparate von
der abgebildeten Grösse (6.7 m Durchmesser, 19.8 m Höhe) ungefähr
2400 qm.

In neuester Zeit hat man auf einigen englischen Werken noch
etwas höhere Whitwellapparate angewendet (20.7 m hoch), welche
2600 qm Heizfläche besitzen. Der neuere Whitwellapparat nähert sich
demnach in seiner Wirkungsweise dem Cowper’schen, wenn auch die
dargebotene Heizfläche noch erheblich geringer ist. Nicht ganz so
schwer, als es im ersten Augenblicke vielleicht erscheint, fällt jedoch
dieser letztere Umstand zu Ungunsten der Whitwellapparate ins Ge-
wicht. Man erwäge, dass bei allen Kammerapparaten von der Grösse
der Heizfläche bei gegebener Windmenge zunächst die Zahl der erfor-
derlichen Wechsel abhängig ist, wenn eine bestimmte Temperatur nicht
unterschritten werden soll; je grösser die zu erhitzende Windmenge
ist, desto öfter muss umgeschaltet werden. Thatsächlich lässt sich also
auch in einem Apparate mit geringerer Heizfläche, sofern letzterer Be-
dingung genügt wird, eine ebenso hohe und ebenso gleichmässige Tempe-
ratur als in einem Apparate mit grösserer Heizfläche erreichen, wenn
es auch selbstverständlich eine Grenze für die Grösse der Heizfläche
geben muss, unter welche man nicht hinabgehen kann, ohne die Mög-
lichkeit für die Erlangung bestimmter Temperaturen einzubüssen.

Bei den Whitwellapparaten neuerer Construction lassen sich 450 bis
500 cbm Wind per Minute auf eine Temperatur von ca. 700°C. erhitzen;
bei einstündigem Wechsel treten dabei Temperaturschwankungen von
50—60 Grad ein.

In Cowperapparaten von ungefähr derselben äusseren Form, aber
doppelt so grosser Heizfläche (S. 422) betragen unter übrigens gleichen
Verhältnissen die Temperaturschwankungen 33—55 Grad.

Eine andere Frage, von deren Beantwortung allerdings ebenfalls
die Zweckmässigkeit des einen oder andern Apparates abhängig ist,
betrifft die Ausnutzung der entwickelten Wärme, d. i. die Menge der
zur Erhitzung einer bestimmten Windmenge erforderlichen Gase. Um
zuverlässige Schlüsse hierüber zu erhalten, müsste man die Menge der
einem jeden Apparate in bestimmten Zeiträumen zugeführten Gase und
ihren Brennwerth ermitteln; derartige Untersuchungen scheinen in

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[426/0486] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. dann in die drei abwärts führenden Züge B B1 B2, vereinigen sich unten wieder, um in dem breiteren Kanale C empor zu steigen und wenden sich oberhalb desselben abermals abwärts, um in sieben Zügen D D1 .. nach dem Ausgangsventile F hin geführt zu werden. Die Ge- bläseluft tritt bei G in den Apparat und entweicht an der gegenüber- liegenden Seite durch das Rohr H. Zugleich wurde die Wandstärke der Scheidewände gegen früher nicht unerheblich vermindert, so dass die schwächeren nur eine Stärke von ca. 0.13 m erhielten, eine Aende- rung, durch welche eine Vermehrung der Zahl derselben ohne Ver- grösserung des Durchmessers des Apparates ermöglicht wurde. An Stelle der neun Krümmungen, welche die Gase und Luft in den älteren Apparaten zu überwinden hatten, sind in diesem ver- besserten Apparate drei getreten, ein Umstand, welcher nicht ohne grossen Nutzen für die Wirkung desselben bleiben kann; die Heiz- fläche aber ist durch Einschaltung zahlreicherer Querwände (sieben statt drei) nicht unerheblich vergrössert und beträgt bei einem Apparate von der abgebildeten Grösse (6.7 m Durchmesser, 19.8 m Höhe) ungefähr 2400 qm. In neuester Zeit hat man auf einigen englischen Werken noch etwas höhere Whitwellapparate angewendet (20.7 m hoch), welche 2600 qm Heizfläche besitzen. Der neuere Whitwellapparat nähert sich demnach in seiner Wirkungsweise dem Cowper’schen, wenn auch die dargebotene Heizfläche noch erheblich geringer ist. Nicht ganz so schwer, als es im ersten Augenblicke vielleicht erscheint, fällt jedoch dieser letztere Umstand zu Ungunsten der Whitwellapparate ins Ge- wicht. Man erwäge, dass bei allen Kammerapparaten von der Grösse der Heizfläche bei gegebener Windmenge zunächst die Zahl der erfor- derlichen Wechsel abhängig ist, wenn eine bestimmte Temperatur nicht unterschritten werden soll; je grösser die zu erhitzende Windmenge ist, desto öfter muss umgeschaltet werden. Thatsächlich lässt sich also auch in einem Apparate mit geringerer Heizfläche, sofern letzterer Be- dingung genügt wird, eine ebenso hohe und ebenso gleichmässige Tempe- ratur als in einem Apparate mit grösserer Heizfläche erreichen, wenn es auch selbstverständlich eine Grenze für die Grösse der Heizfläche geben muss, unter welche man nicht hinabgehen kann, ohne die Mög- lichkeit für die Erlangung bestimmter Temperaturen einzubüssen. Bei den Whitwellapparaten neuerer Construction lassen sich 450 bis 500 cbm Wind per Minute auf eine Temperatur von ca. 700°C. erhitzen; bei einstündigem Wechsel treten dabei Temperaturschwankungen von 50—60 Grad ein. In Cowperapparaten von ungefähr derselben äusseren Form, aber doppelt so grosser Heizfläche (S. 422) betragen unter übrigens gleichen Verhältnissen die Temperaturschwankungen 33—55 Grad. Eine andere Frage, von deren Beantwortung allerdings ebenfalls die Zweckmässigkeit des einen oder andern Apparates abhängig ist, betrifft die Ausnutzung der entwickelten Wärme, d. i. die Menge der zur Erhitzung einer bestimmten Windmenge erforderlichen Gase. Um zuverlässige Schlüsse hierüber zu erhalten, müsste man die Menge der einem jeden Apparate in bestimmten Zeiträumen zugeführten Gase und ihren Brennwerth ermitteln; derartige Untersuchungen scheinen in

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/486>, abgerufen am 26.06.2024.