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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
mit Durchgangsöffnungen versehen sind, werden nun die Gase ge-
zwungen, schlangenförmig auf- und abwärts zu ziehen, um schliesslich
durch das Ventil D nach dem Essenkanale E zu entweichen. Drei
parallele Querwände b b dienen theils dazu, den Wänden a eine grössere
Haltbarkeit zu verleihen, theils auch, die Heizfläche zu vergrössern.
Durch Oeffnungen in diesen Querwänden, welche in Fig. 131 sichtbar
sind, stehen die einzelnen Abtheilungen mit einander in Verbindung.

Nach erfolgter Erhitzung des Apparates werden die Gasventile
geschlossen und der kalte Wind durch das an der Rückseite von D
befindliche, mit Schieber versehene Rohr zugeleitet. Nachdem derselbe
in entgegengesetzter Richtung, als zuvor die Gase, den Apparat durch-
strömt hat, tritt er durch das Ventil F aus, um dem Hochofen zuge-
führt zu werden.

Die Reinigung des Apparates von angesetztem Staube geschieht
durch die in der Decke angebrachten Verschlüsse e e; der von den
Wänden abgekehrte Staub sammelt sich am Boden und wird von hier
durch die Verschlüsse e1 e1 (Fig. 132) entfernt.

Whitwellapparaten der abgebildeten Art pflegte man bis gegen die
Mitte der siebziger Jahre 6.7 m äusseren Durchmesser bei 8--9 m Höhe
zu geben. Die Stärke der Scheidewände in diesen älteren Apparaten
beträgt ca. 0.22 m mit Ausnahme der ersten, welche 0.33 m stark ist;
der Querschnitt der Kanäle an derjenigen Seite, wo die Verbrennung
stattfindet, beziehentlich wo der heisse Wind austritt, etwa 2.50 qm, an
der gegenüber liegenden kälteren Seite 0.8--0.9 qm. Ein solcher Apparat
besitzt eine Heizfläche von ungefähr 800 qm.

Später steigerte man die Höhe dieser Apparate, ohne den Durch-
messer wesentlich zu ändern, bis auf 18 m und vergrösserte dadurch
die Heizfläche auf 1500--1600 qm.

Vergleicht man diese Ziffern mit den oben bezüglich der Cowper-
apparate mitgetheilten, so zeigt sich, dass letztere bei annähernd gleicher
Höhe und gleichem Durchmesser etwa die dreifache Heizfläche als die
bisher besprochenen Whitwellapparate besitzen. Die zahlreichen Krüm-
mungen aber, welche die Heizgase wie der Gebläsewind innerhalb der
älteren Whitwellapparate zurückzulegen haben, erschweren deren Be-
wegung, machen also, wie die Erfahrung genugsam gelehrt hat, die
Anwendung kräftig saugender, hoher und weiter Essen 1) nothwendig,
um die Gase mit der für eine kräftige Erhitzung des Apparates erfor-
derlichen Geschwindigkeit hindurchzuführen, und verringern erheblich
die Pressung des Gebläsewindes.

Zur Abminderung dieses Uebelstandes, welcher unter ungünstigen
Verhältnissen die Brauchbarkeit des Apparates vollständig in Frage stellen
kann, gab William Whitwell (nach dem Tode Thomas Whitwell's)
den Apparaten die in Fig. 133 und 134 abgebildete Form. Die aus e
kommenden Gase steigen zunächst in dem weiten Kanale A, in dessen
unterem Theile sie mit Luft gemischt werden, auf, vertheilen sich

1) 50 m dürfte die geringste erforderliche Essenhöhe sein; verschiedentlich zeigte
sich, dass niedrigere Essen nicht ausreichten, den Apparat in gutem Betriebe zu
erhalten.

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
mit Durchgangsöffnungen versehen sind, werden nun die Gase ge-
zwungen, schlangenförmig auf- und abwärts zu ziehen, um schliesslich
durch das Ventil D nach dem Essenkanale E zu entweichen. Drei
parallele Querwände b b dienen theils dazu, den Wänden a eine grössere
Haltbarkeit zu verleihen, theils auch, die Heizfläche zu vergrössern.
Durch Oeffnungen in diesen Querwänden, welche in Fig. 131 sichtbar
sind, stehen die einzelnen Abtheilungen mit einander in Verbindung.

Nach erfolgter Erhitzung des Apparates werden die Gasventile
geschlossen und der kalte Wind durch das an der Rückseite von D
befindliche, mit Schieber versehene Rohr zugeleitet. Nachdem derselbe
in entgegengesetzter Richtung, als zuvor die Gase, den Apparat durch-
strömt hat, tritt er durch das Ventil F aus, um dem Hochofen zuge-
führt zu werden.

Die Reinigung des Apparates von angesetztem Staube geschieht
durch die in der Decke angebrachten Verschlüsse e e; der von den
Wänden abgekehrte Staub sammelt sich am Boden und wird von hier
durch die Verschlüsse e1 e1 (Fig. 132) entfernt.

Whitwellapparaten der abgebildeten Art pflegte man bis gegen die
Mitte der siebziger Jahre 6.7 m äusseren Durchmesser bei 8—9 m Höhe
zu geben. Die Stärke der Scheidewände in diesen älteren Apparaten
beträgt ca. 0.22 m mit Ausnahme der ersten, welche 0.33 m stark ist;
der Querschnitt der Kanäle an derjenigen Seite, wo die Verbrennung
stattfindet, beziehentlich wo der heisse Wind austritt, etwa 2.50 qm, an
der gegenüber liegenden kälteren Seite 0.8—0.9 qm. Ein solcher Apparat
besitzt eine Heizfläche von ungefähr 800 qm.

Später steigerte man die Höhe dieser Apparate, ohne den Durch-
messer wesentlich zu ändern, bis auf 18 m und vergrösserte dadurch
die Heizfläche auf 1500—1600 qm.

Vergleicht man diese Ziffern mit den oben bezüglich der Cowper-
apparate mitgetheilten, so zeigt sich, dass letztere bei annähernd gleicher
Höhe und gleichem Durchmesser etwa die dreifache Heizfläche als die
bisher besprochenen Whitwellapparate besitzen. Die zahlreichen Krüm-
mungen aber, welche die Heizgase wie der Gebläsewind innerhalb der
älteren Whitwellapparate zurückzulegen haben, erschweren deren Be-
wegung, machen also, wie die Erfahrung genugsam gelehrt hat, die
Anwendung kräftig saugender, hoher und weiter Essen 1) nothwendig,
um die Gase mit der für eine kräftige Erhitzung des Apparates erfor-
derlichen Geschwindigkeit hindurchzuführen, und verringern erheblich
die Pressung des Gebläsewindes.

Zur Abminderung dieses Uebelstandes, welcher unter ungünstigen
Verhältnissen die Brauchbarkeit des Apparates vollständig in Frage stellen
kann, gab William Whitwell (nach dem Tode Thomas Whitwell’s)
den Apparaten die in Fig. 133 und 134 abgebildete Form. Die aus e
kommenden Gase steigen zunächst in dem weiten Kanale A, in dessen
unterem Theile sie mit Luft gemischt werden, auf, vertheilen sich

1) 50 m dürfte die geringste erforderliche Essenhöhe sein; verschiedentlich zeigte
sich, dass niedrigere Essen nicht ausreichten, den Apparat in gutem Betriebe zu
erhalten.
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[424/0484] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. mit Durchgangsöffnungen versehen sind, werden nun die Gase ge- zwungen, schlangenförmig auf- und abwärts zu ziehen, um schliesslich durch das Ventil D nach dem Essenkanale E zu entweichen. Drei parallele Querwände b b dienen theils dazu, den Wänden a eine grössere Haltbarkeit zu verleihen, theils auch, die Heizfläche zu vergrössern. Durch Oeffnungen in diesen Querwänden, welche in Fig. 131 sichtbar sind, stehen die einzelnen Abtheilungen mit einander in Verbindung. Nach erfolgter Erhitzung des Apparates werden die Gasventile geschlossen und der kalte Wind durch das an der Rückseite von D befindliche, mit Schieber versehene Rohr zugeleitet. Nachdem derselbe in entgegengesetzter Richtung, als zuvor die Gase, den Apparat durch- strömt hat, tritt er durch das Ventil F aus, um dem Hochofen zuge- führt zu werden. Die Reinigung des Apparates von angesetztem Staube geschieht durch die in der Decke angebrachten Verschlüsse e e; der von den Wänden abgekehrte Staub sammelt sich am Boden und wird von hier durch die Verschlüsse e1 e1 (Fig. 132) entfernt. Whitwellapparaten der abgebildeten Art pflegte man bis gegen die Mitte der siebziger Jahre 6.7 m äusseren Durchmesser bei 8—9 m Höhe zu geben. Die Stärke der Scheidewände in diesen älteren Apparaten beträgt ca. 0.22 m mit Ausnahme der ersten, welche 0.33 m stark ist; der Querschnitt der Kanäle an derjenigen Seite, wo die Verbrennung stattfindet, beziehentlich wo der heisse Wind austritt, etwa 2.50 qm, an der gegenüber liegenden kälteren Seite 0.8—0.9 qm. Ein solcher Apparat besitzt eine Heizfläche von ungefähr 800 qm. Später steigerte man die Höhe dieser Apparate, ohne den Durch- messer wesentlich zu ändern, bis auf 18 m und vergrösserte dadurch die Heizfläche auf 1500—1600 qm. Vergleicht man diese Ziffern mit den oben bezüglich der Cowper- apparate mitgetheilten, so zeigt sich, dass letztere bei annähernd gleicher Höhe und gleichem Durchmesser etwa die dreifache Heizfläche als die bisher besprochenen Whitwellapparate besitzen. Die zahlreichen Krüm- mungen aber, welche die Heizgase wie der Gebläsewind innerhalb der älteren Whitwellapparate zurückzulegen haben, erschweren deren Be- wegung, machen also, wie die Erfahrung genugsam gelehrt hat, die Anwendung kräftig saugender, hoher und weiter Essen 1) nothwendig, um die Gase mit der für eine kräftige Erhitzung des Apparates erfor- derlichen Geschwindigkeit hindurchzuführen, und verringern erheblich die Pressung des Gebläsewindes. Zur Abminderung dieses Uebelstandes, welcher unter ungünstigen Verhältnissen die Brauchbarkeit des Apparates vollständig in Frage stellen kann, gab William Whitwell (nach dem Tode Thomas Whitwell’s) den Apparaten die in Fig. 133 und 134 abgebildete Form. Die aus e kommenden Gase steigen zunächst in dem weiten Kanale A, in dessen unterem Theile sie mit Luft gemischt werden, auf, vertheilen sich 1) 50 m dürfte die geringste erforderliche Essenhöhe sein; verschiedentlich zeigte sich, dass niedrigere Essen nicht ausreichten, den Apparat in gutem Betriebe zu erhalten.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/484>, abgerufen am 23.07.2024.