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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
schädigungen nahe gelegt werden könnte. Im Durchschnitt beträgt die
mittlere Kolbengeschwindigkeit neuerer Hochofengebläse 1 m per Sec.;
Gebläsesysteme, deren Einrichtung grössere Gewähr für Haltbarkeit
giebt, haben wohl eine etwas grössere, andere eine etwas geringere
Kolbengeschwindigkeit, bedeutende Abweichungen jedoch sind selten
und finden sich fast nur bei älteren Gebläsen mangelhafter Construction.

Ausserordentlich mannigfaltig ist die Einrichtung der Ein- und
Auslassvorrichtungen für den Wind. Man hat kreisrunde Tellerventile
aus Metall mit Filz, Leder oder Gummirand als Dichtung; oder an
Stelle derselben Scheiben aus Leder, Filz u. s. w., welche ebenfalls
ventilartig bewegt werden und auf rostartige Gitter schlagen, um nicht
eingebogen zu werden; oder gewöhnliche Blechklappen mit Leder- oder
Gummidichtung, welche zugleich das Gelenk der Klappe bildet, oder
noch häufiger Klappen aus starkem Leder oder Filz, auf Gitter auf-
schlagend; u. a. m. Die Wahl der einen oder andern Einrichtung hängt
theils von der Art des Gebläsesystems (ob liegend oder stehend), theils von
der zu erzeugenden Windspannung, zum grossen Theile aber auch von
den persönlichen Neigungen des Erbauers ab. Für Gebläse mit einer
Windspannung bis zu 0.5 kg per qcm haben sich Klappenventile, sowohl
die aus Blech mit Leder- oder Filzdichtung als die unmittelbar aus
Leder oder Filz gefertigten, stets als zweckmässig bewährt; als weniger
brauchbar für diesen Zweck erwies sich Kautschuk wegen seiner ge-
ringern Haltbarkeit. Liegende Gebläse sind fast nur mit solchen Klappen-
ventilen versehen; bei stehenden Gebläsen dagegen, besonders wenn
sie für hohen Druck bestimmt sind, wendet man für die Saugöffnungen
häufig Tellerventile an, während man die Drucköffnungen auch hier
mit Klappen zu versehen pflegt.

Als Liderung für den Gebläsekolben benutzt man bei liegenden
Maschinen Leder, Filz, Hanf, Segelleinewand und ähnliche Körper, bei
stehenden Gebläsen mitunter Metall, welches in Form von Ringen in
die Seitenwand des Kolbens eingelassen und durch Federn oder auch
durch den gepressten Wind, welcher durch Kanäle hinter die Ringe
tritt, gegen die Cylinderwand gedrückt wird.

Zum Schmieren des Kolbens dient feingepulverter Graphit, von
welchem man eine Hand voll an die Saugöffnung hält, so dass er von
der einströmenden Luft mitgenommen wird. Seltener und auch wohl
weniger zweckmässig schmiert man mit Talg. Bei Metallliderungen
lässt sich mitunter, wenn die Liderung nicht gar zu fest gegen die
Cylinderwand gepresst und die Kolbengeschwindigkeit nicht allzu be-
trächtlich ist, das Schmieren vollständig ersparen, ohne dass ein Warm-
laufen eintritt.

Das Cylindergebläse nebst Dampfmaschine muss in einem beson-
deren Gebäude aufgestellt werden, um gegen Staub und sonstige äussere
Einflüsse nach Möglichkeit geschützt zu sein. In diesem Gebäude pflegt
nun aber die Luft infolge des Entweichens von Wasserdampf aus den
unvermeidlichen undichten Stellen der Dampfleitung oder -- bei Ge-
bläsen mit Wasserkraft -- infolge der Nähe des Wassergrabens mit
Feuchtigkeit gesättigt zu sein; der Hochofen erhält also, sofern die
Gebläseluft unmittelbar von hier entnommen wird, zugleich eine grosse

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
schädigungen nahe gelegt werden könnte. Im Durchschnitt beträgt die
mittlere Kolbengeschwindigkeit neuerer Hochofengebläse 1 m per Sec.;
Gebläsesysteme, deren Einrichtung grössere Gewähr für Haltbarkeit
giebt, haben wohl eine etwas grössere, andere eine etwas geringere
Kolbengeschwindigkeit, bedeutende Abweichungen jedoch sind selten
und finden sich fast nur bei älteren Gebläsen mangelhafter Construction.

Ausserordentlich mannigfaltig ist die Einrichtung der Ein- und
Auslassvorrichtungen für den Wind. Man hat kreisrunde Tellerventile
aus Metall mit Filz, Leder oder Gummirand als Dichtung; oder an
Stelle derselben Scheiben aus Leder, Filz u. s. w., welche ebenfalls
ventilartig bewegt werden und auf rostartige Gitter schlagen, um nicht
eingebogen zu werden; oder gewöhnliche Blechklappen mit Leder- oder
Gummidichtung, welche zugleich das Gelenk der Klappe bildet, oder
noch häufiger Klappen aus starkem Leder oder Filz, auf Gitter auf-
schlagend; u. a. m. Die Wahl der einen oder andern Einrichtung hängt
theils von der Art des Gebläsesystems (ob liegend oder stehend), theils von
der zu erzeugenden Windspannung, zum grossen Theile aber auch von
den persönlichen Neigungen des Erbauers ab. Für Gebläse mit einer
Windspannung bis zu 0.5 kg per qcm haben sich Klappenventile, sowohl
die aus Blech mit Leder- oder Filzdichtung als die unmittelbar aus
Leder oder Filz gefertigten, stets als zweckmässig bewährt; als weniger
brauchbar für diesen Zweck erwies sich Kautschuk wegen seiner ge-
ringern Haltbarkeit. Liegende Gebläse sind fast nur mit solchen Klappen-
ventilen versehen; bei stehenden Gebläsen dagegen, besonders wenn
sie für hohen Druck bestimmt sind, wendet man für die Saugöffnungen
häufig Tellerventile an, während man die Drucköffnungen auch hier
mit Klappen zu versehen pflegt.

Als Liderung für den Gebläsekolben benutzt man bei liegenden
Maschinen Leder, Filz, Hanf, Segelleinewand und ähnliche Körper, bei
stehenden Gebläsen mitunter Metall, welches in Form von Ringen in
die Seitenwand des Kolbens eingelassen und durch Federn oder auch
durch den gepressten Wind, welcher durch Kanäle hinter die Ringe
tritt, gegen die Cylinderwand gedrückt wird.

Zum Schmieren des Kolbens dient feingepulverter Graphit, von
welchem man eine Hand voll an die Saugöffnung hält, so dass er von
der einströmenden Luft mitgenommen wird. Seltener und auch wohl
weniger zweckmässig schmiert man mit Talg. Bei Metallliderungen
lässt sich mitunter, wenn die Liderung nicht gar zu fest gegen die
Cylinderwand gepresst und die Kolbengeschwindigkeit nicht allzu be-
trächtlich ist, das Schmieren vollständig ersparen, ohne dass ein Warm-
laufen eintritt.

Das Cylindergebläse nebst Dampfmaschine muss in einem beson-
deren Gebäude aufgestellt werden, um gegen Staub und sonstige äussere
Einflüsse nach Möglichkeit geschützt zu sein. In diesem Gebäude pflegt
nun aber die Luft infolge des Entweichens von Wasserdampf aus den
unvermeidlichen undichten Stellen der Dampfleitung oder — bei Ge-
bläsen mit Wasserkraft — infolge der Nähe des Wassergrabens mit
Feuchtigkeit gesättigt zu sein; der Hochofen erhält also, sofern die
Gebläseluft unmittelbar von hier entnommen wird, zugleich eine grosse

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[392/0446] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. schädigungen nahe gelegt werden könnte. Im Durchschnitt beträgt die mittlere Kolbengeschwindigkeit neuerer Hochofengebläse 1 m per Sec.; Gebläsesysteme, deren Einrichtung grössere Gewähr für Haltbarkeit giebt, haben wohl eine etwas grössere, andere eine etwas geringere Kolbengeschwindigkeit, bedeutende Abweichungen jedoch sind selten und finden sich fast nur bei älteren Gebläsen mangelhafter Construction. Ausserordentlich mannigfaltig ist die Einrichtung der Ein- und Auslassvorrichtungen für den Wind. Man hat kreisrunde Tellerventile aus Metall mit Filz, Leder oder Gummirand als Dichtung; oder an Stelle derselben Scheiben aus Leder, Filz u. s. w., welche ebenfalls ventilartig bewegt werden und auf rostartige Gitter schlagen, um nicht eingebogen zu werden; oder gewöhnliche Blechklappen mit Leder- oder Gummidichtung, welche zugleich das Gelenk der Klappe bildet, oder noch häufiger Klappen aus starkem Leder oder Filz, auf Gitter auf- schlagend; u. a. m. Die Wahl der einen oder andern Einrichtung hängt theils von der Art des Gebläsesystems (ob liegend oder stehend), theils von der zu erzeugenden Windspannung, zum grossen Theile aber auch von den persönlichen Neigungen des Erbauers ab. Für Gebläse mit einer Windspannung bis zu 0.5 kg per qcm haben sich Klappenventile, sowohl die aus Blech mit Leder- oder Filzdichtung als die unmittelbar aus Leder oder Filz gefertigten, stets als zweckmässig bewährt; als weniger brauchbar für diesen Zweck erwies sich Kautschuk wegen seiner ge- ringern Haltbarkeit. Liegende Gebläse sind fast nur mit solchen Klappen- ventilen versehen; bei stehenden Gebläsen dagegen, besonders wenn sie für hohen Druck bestimmt sind, wendet man für die Saugöffnungen häufig Tellerventile an, während man die Drucköffnungen auch hier mit Klappen zu versehen pflegt. Als Liderung für den Gebläsekolben benutzt man bei liegenden Maschinen Leder, Filz, Hanf, Segelleinewand und ähnliche Körper, bei stehenden Gebläsen mitunter Metall, welches in Form von Ringen in die Seitenwand des Kolbens eingelassen und durch Federn oder auch durch den gepressten Wind, welcher durch Kanäle hinter die Ringe tritt, gegen die Cylinderwand gedrückt wird. Zum Schmieren des Kolbens dient feingepulverter Graphit, von welchem man eine Hand voll an die Saugöffnung hält, so dass er von der einströmenden Luft mitgenommen wird. Seltener und auch wohl weniger zweckmässig schmiert man mit Talg. Bei Metallliderungen lässt sich mitunter, wenn die Liderung nicht gar zu fest gegen die Cylinderwand gepresst und die Kolbengeschwindigkeit nicht allzu be- trächtlich ist, das Schmieren vollständig ersparen, ohne dass ein Warm- laufen eintritt. Das Cylindergebläse nebst Dampfmaschine muss in einem beson- deren Gebäude aufgestellt werden, um gegen Staub und sonstige äussere Einflüsse nach Möglichkeit geschützt zu sein. In diesem Gebäude pflegt nun aber die Luft infolge des Entweichens von Wasserdampf aus den unvermeidlichen undichten Stellen der Dampfleitung oder — bei Ge- bläsen mit Wasserkraft — infolge der Nähe des Wassergrabens mit Feuchtigkeit gesättigt zu sein; der Hochofen erhält also, sofern die Gebläseluft unmittelbar von hier entnommen wird, zugleich eine grosse

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/446>, abgerufen am 23.11.2024.