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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Gebläse.

Man wendet ein- und mehrcylindrige (zwei- oder dreicylindrige)
Gebläsemaschinen für den Hochofenbetrieb an. Eincylindrige sind bei
derselben Leistung billiger in der Anlage, machen aber die Anlage
eines Regulators (siehe unten) erforderlich, um die Ungleichmässigkeiten
des Windstromes auszugleichen, und besitzen den Uebelstand, dass jede
erforderliche Reparatur auch einen Stillstand des ganzen Gebläses mit
sich bringt. Bei mehrcylindrigen Gebläsen dagegen kann unter Um-
ständen, wenn die Reparatur längere Zeit beansprucht, der Betrieb mit
Hilfe des unversehrt gebliebenen Cylinders weiter geführt werden, nach-
dem der andere ausgeschaltet wurde; durch entsprechende Anordnung
der Kolbenstellungen lassen sich jene Ungleichmässigkeiten des Wind-
stromes und, bei stehenden Gebläsemaschinen, auch die Ungleichheiten
in dem Arbeitsverbrauche bei Auf- und Niedergang der Kolben ab-
mindern; und bei sehr grossem Windbedarfe kommt noch hinzu, dass
der Durchmesser des einzelnen Cylinders bei mehrcylindrigen Gebläsen
entsprechend kleiner als bei eincylindrigen ausfällt, welcher Umstand
in mehr als einer Hinsicht vortheilhaft ist.

Alle neueren Cylindergebläse sind mit Kurbelwelle und gewöhn-
lich mit Schwungrad versehen. Wenn man früher zur Vereinfachung
der Construction verschiedentlich Gebläse ohne jene Theile gebaut hat,
so besitzen dieselben doch entschiedene Schwächen. Durch Anwendung
einer Kurbel mit Schubstange ist das Maass des Hubes der Kolben
aufs genaueste bestimmt; ohne Gefahr kann der Kolben bis nahe an
die Cylinderdeckel bewegt und der sogenannte schädliche Raum dadurch
auf ein kleinstes Maass beschränkt werden. Fehlt die Kurbel, so muss
vorzeitige Umsteuerung stattfinden, damit nicht eine Zertrümmerung der
Cylinderdeckel eintrete, und es entsteht ein grosser schädlicher Raum;
oder es müssen zur Begrenzung des Hubes starke Widerlager angebracht
werden, gegen welche die bewegten Theile stossen, und hierdurch wer-
den starke Erschütterungen hervorgerufen. Eine Kupplung mehrerer
Cylinder macht an und für sich schon die Anwendung der Kurbel-
welle nothwendig.

Durch Anordnung eines Schwungrades sollen, wie gewöhnlich,
Ungleichförmigkeiten, insbesondere Stösse, während der Bewegung ver-
mieden werden, und eben hierdurch gewährt dieselbe die Möglichkeit,
stärkere Expansionsgrade anzuwenden, also mit geringerem Dampfver-
brauche zu arbeiten, als ohne Schwungrad.

Bei dem Betriebe des Gebläses durch Wasserkraft kommen diese
Vortheile des Schwungrades grösstentheils ausser Betracht, und das
Wasserrad selbst vertritt hier die Stelle desselben.

Obwohl man durch einen raschen Gang des Cylindergebläses den
Vortheil erreicht, dass für eine verlangte Windmenge der Durchmesser
sowohl des Cylinders als aller übrigen damit zusammenhängenden Theile
geringer ausfällt, das Gebläse daher leichter und in der Anlage billiger
wird, die Arbeitsverluste durch Reibung wegen des geringeren Gewichts
der bewegten Theile ebenfalls sich entsprechend verringern und hier-
durch eine günstigere Ausnutzung der geleisteten Arbeit erreicht wird,
vermeidet man doch gerade bei Hochofengebläsen nach Möglichkeit eine
übermässige Geschwindigkeit, durch welche die Gefahr häufiger Be-

Die Gebläse.

Man wendet ein- und mehrcylindrige (zwei- oder dreicylindrige)
Gebläsemaschinen für den Hochofenbetrieb an. Eincylindrige sind bei
derselben Leistung billiger in der Anlage, machen aber die Anlage
eines Regulators (siehe unten) erforderlich, um die Ungleichmässigkeiten
des Windstromes auszugleichen, und besitzen den Uebelstand, dass jede
erforderliche Reparatur auch einen Stillstand des ganzen Gebläses mit
sich bringt. Bei mehrcylindrigen Gebläsen dagegen kann unter Um-
ständen, wenn die Reparatur längere Zeit beansprucht, der Betrieb mit
Hilfe des unversehrt gebliebenen Cylinders weiter geführt werden, nach-
dem der andere ausgeschaltet wurde; durch entsprechende Anordnung
der Kolbenstellungen lassen sich jene Ungleichmässigkeiten des Wind-
stromes und, bei stehenden Gebläsemaschinen, auch die Ungleichheiten
in dem Arbeitsverbrauche bei Auf- und Niedergang der Kolben ab-
mindern; und bei sehr grossem Windbedarfe kommt noch hinzu, dass
der Durchmesser des einzelnen Cylinders bei mehrcylindrigen Gebläsen
entsprechend kleiner als bei eincylindrigen ausfällt, welcher Umstand
in mehr als einer Hinsicht vortheilhaft ist.

Alle neueren Cylindergebläse sind mit Kurbelwelle und gewöhn-
lich mit Schwungrad versehen. Wenn man früher zur Vereinfachung
der Construction verschiedentlich Gebläse ohne jene Theile gebaut hat,
so besitzen dieselben doch entschiedene Schwächen. Durch Anwendung
einer Kurbel mit Schubstange ist das Maass des Hubes der Kolben
aufs genaueste bestimmt; ohne Gefahr kann der Kolben bis nahe an
die Cylinderdeckel bewegt und der sogenannte schädliche Raum dadurch
auf ein kleinstes Maass beschränkt werden. Fehlt die Kurbel, so muss
vorzeitige Umsteuerung stattfinden, damit nicht eine Zertrümmerung der
Cylinderdeckel eintrete, und es entsteht ein grosser schädlicher Raum;
oder es müssen zur Begrenzung des Hubes starke Widerlager angebracht
werden, gegen welche die bewegten Theile stossen, und hierdurch wer-
den starke Erschütterungen hervorgerufen. Eine Kupplung mehrerer
Cylinder macht an und für sich schon die Anwendung der Kurbel-
welle nothwendig.

Durch Anordnung eines Schwungrades sollen, wie gewöhnlich,
Ungleichförmigkeiten, insbesondere Stösse, während der Bewegung ver-
mieden werden, und eben hierdurch gewährt dieselbe die Möglichkeit,
stärkere Expansionsgrade anzuwenden, also mit geringerem Dampfver-
brauche zu arbeiten, als ohne Schwungrad.

Bei dem Betriebe des Gebläses durch Wasserkraft kommen diese
Vortheile des Schwungrades grösstentheils ausser Betracht, und das
Wasserrad selbst vertritt hier die Stelle desselben.

Obwohl man durch einen raschen Gang des Cylindergebläses den
Vortheil erreicht, dass für eine verlangte Windmenge der Durchmesser
sowohl des Cylinders als aller übrigen damit zusammenhängenden Theile
geringer ausfällt, das Gebläse daher leichter und in der Anlage billiger
wird, die Arbeitsverluste durch Reibung wegen des geringeren Gewichts
der bewegten Theile ebenfalls sich entsprechend verringern und hier-
durch eine günstigere Ausnutzung der geleisteten Arbeit erreicht wird,
vermeidet man doch gerade bei Hochofengebläsen nach Möglichkeit eine
übermässige Geschwindigkeit, durch welche die Gefahr häufiger Be-

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[391/0445] Die Gebläse. Man wendet ein- und mehrcylindrige (zwei- oder dreicylindrige) Gebläsemaschinen für den Hochofenbetrieb an. Eincylindrige sind bei derselben Leistung billiger in der Anlage, machen aber die Anlage eines Regulators (siehe unten) erforderlich, um die Ungleichmässigkeiten des Windstromes auszugleichen, und besitzen den Uebelstand, dass jede erforderliche Reparatur auch einen Stillstand des ganzen Gebläses mit sich bringt. Bei mehrcylindrigen Gebläsen dagegen kann unter Um- ständen, wenn die Reparatur längere Zeit beansprucht, der Betrieb mit Hilfe des unversehrt gebliebenen Cylinders weiter geführt werden, nach- dem der andere ausgeschaltet wurde; durch entsprechende Anordnung der Kolbenstellungen lassen sich jene Ungleichmässigkeiten des Wind- stromes und, bei stehenden Gebläsemaschinen, auch die Ungleichheiten in dem Arbeitsverbrauche bei Auf- und Niedergang der Kolben ab- mindern; und bei sehr grossem Windbedarfe kommt noch hinzu, dass der Durchmesser des einzelnen Cylinders bei mehrcylindrigen Gebläsen entsprechend kleiner als bei eincylindrigen ausfällt, welcher Umstand in mehr als einer Hinsicht vortheilhaft ist. Alle neueren Cylindergebläse sind mit Kurbelwelle und gewöhn- lich mit Schwungrad versehen. Wenn man früher zur Vereinfachung der Construction verschiedentlich Gebläse ohne jene Theile gebaut hat, so besitzen dieselben doch entschiedene Schwächen. Durch Anwendung einer Kurbel mit Schubstange ist das Maass des Hubes der Kolben aufs genaueste bestimmt; ohne Gefahr kann der Kolben bis nahe an die Cylinderdeckel bewegt und der sogenannte schädliche Raum dadurch auf ein kleinstes Maass beschränkt werden. Fehlt die Kurbel, so muss vorzeitige Umsteuerung stattfinden, damit nicht eine Zertrümmerung der Cylinderdeckel eintrete, und es entsteht ein grosser schädlicher Raum; oder es müssen zur Begrenzung des Hubes starke Widerlager angebracht werden, gegen welche die bewegten Theile stossen, und hierdurch wer- den starke Erschütterungen hervorgerufen. Eine Kupplung mehrerer Cylinder macht an und für sich schon die Anwendung der Kurbel- welle nothwendig. Durch Anordnung eines Schwungrades sollen, wie gewöhnlich, Ungleichförmigkeiten, insbesondere Stösse, während der Bewegung ver- mieden werden, und eben hierdurch gewährt dieselbe die Möglichkeit, stärkere Expansionsgrade anzuwenden, also mit geringerem Dampfver- brauche zu arbeiten, als ohne Schwungrad. Bei dem Betriebe des Gebläses durch Wasserkraft kommen diese Vortheile des Schwungrades grösstentheils ausser Betracht, und das Wasserrad selbst vertritt hier die Stelle desselben. Obwohl man durch einen raschen Gang des Cylindergebläses den Vortheil erreicht, dass für eine verlangte Windmenge der Durchmesser sowohl des Cylinders als aller übrigen damit zusammenhängenden Theile geringer ausfällt, das Gebläse daher leichter und in der Anlage billiger wird, die Arbeitsverluste durch Reibung wegen des geringeren Gewichts der bewegten Theile ebenfalls sich entsprechend verringern und hier- durch eine günstigere Ausnutzung der geleisteten Arbeit erreicht wird, vermeidet man doch gerade bei Hochofengebläsen nach Möglichkeit eine übermässige Geschwindigkeit, durch welche die Gefahr häufiger Be-

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/445>, abgerufen am 23.11.2024.