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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
Schachtes, und jedenfalls ist die Wahl derartiger Steine vorzuziehen,
wo man sie in der betreffenden Grösse und in gleich guter Beschaffen-
heit als kleinere Steine erhalten kann. Bei künstlich dargestellten feuer-
festen Steinen aber wächst mit ihrer Grösse die Schwierigkeit, sie gleich-
mässig zu brennen; auch ist bei grossen Steinen die Handhabung beim
Einmauern offenbar schwieriger, die Gefahr des Zerbrechens grösser als
bei kleineren. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, bei Steinen, welche
die ganze Dicke des Ofenschachtes zur Länge haben, die Höhe und
Breite des Steines nicht allzu beträchtlich zu nehmen (bei Anwendung
künstlicher feuerfester Steine aus bewährten Fabriken überlässt man
am besten die Bestimmung der beiden letztgenannten Abmessungen
dem Ermessen der Fabrik); manche Hochofenleute dagegen ziehen es
vor, den Schacht aus kleineren Steinen herzustellen, von denen zwei
bis drei auf die Mauerdicke kommen und welche im Verband zusam-
mengefügt werden.

Für den Aufbau des Schachtes selbst kommen dieselben Regeln
zur Anwendung wie für den Ofenbau überhaupt (vergl. S. 134).

Bodenstein, Gestell und Rast. Die Theile umschliessen den heisse-
sten Theil des Hochofeninnern, und es ist deshalb bei der Auswahl des
Materiales dafür eine fast noch grössere Sorgfalt erforderlich als für die
Schachtsteine. Letztere sind vorwiegend chemischen Einflüssen durch
die Gase des Hochofens und mechanischen Einflüssen durch die nieder-
rückende Schmelzsäule unterworfen, haben aber selten eine Temperatur
auszuhalten, welche über 1000°C. hinausgeht und in den höheren
Schichten erheblich hinter dieser Ziffer zurückzubleiben pflegt; die Steine
für Bodenstein, Gestell und Rast werden den höchsten Temperaturen
ausgesetzt, welche überhaupt in unseren Oefen erzeugt werden, und
haben dabei noch die chemischen Einwirkungen der geschmolzenen
Körper und der Gase zu ertragen.

Für Holzkohlenhochöfen, welche graues Roheisen darzustellen be-
stimmt sind, verwendet man mitunter Quadersandsteine oder Pudding-
steine, wo solche in ausreichend fester Beschaffenheit und frei von eisen-
schüssigen Stellen zu haben sind. Kokshochöfen erfordern, wenigstens
für Rast und Gestell, ein anderes Material, theils wegen der in den-
selben entwickelten höheren Temperatur, theils auch wegen des stärkeren
Angriffs der beim Betriebe mit mineralischen Brennstoffen gebildeten
basischeren Schlacke auf kieselsäurereiche feuerfeste Körper. Das vor-
züglichste Material hierfür sind jedenfalls Chamottesteine aus einer
Fabrik, deren Erzeugnisse bereits für diesen Zweck Bewährung ge-
funden haben. Die berühmtesten Steine dieser Art sind die von Garn-
kirk in Schottland; und da für einen derartigen Zweck die An-
schaffungskosten eine nur geringere Wichtigkeit besitzen können als
die geringere oder grössere Dauerhaftigkeit des Materials, so benutzt
man auch auf vielen Hochofenwerken ausserhalb Grossbritanniens jene
Garnkirksteine für den genannten Zweck. 1) Für den Bodenstein dagegen

1) Damit soll keineswegs gesagt sein, dass nicht auch einzelne Fabriken des
Continents, insbesondere Deutschlands, Gestellsteine zu liefern im Stande seien, welche
sich den Garnkirksteinen ebenbürtig zur Seite stellen können.

Der Hochofen.
Schachtes, und jedenfalls ist die Wahl derartiger Steine vorzuziehen,
wo man sie in der betreffenden Grösse und in gleich guter Beschaffen-
heit als kleinere Steine erhalten kann. Bei künstlich dargestellten feuer-
festen Steinen aber wächst mit ihrer Grösse die Schwierigkeit, sie gleich-
mässig zu brennen; auch ist bei grossen Steinen die Handhabung beim
Einmauern offenbar schwieriger, die Gefahr des Zerbrechens grösser als
bei kleineren. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, bei Steinen, welche
die ganze Dicke des Ofenschachtes zur Länge haben, die Höhe und
Breite des Steines nicht allzu beträchtlich zu nehmen (bei Anwendung
künstlicher feuerfester Steine aus bewährten Fabriken überlässt man
am besten die Bestimmung der beiden letztgenannten Abmessungen
dem Ermessen der Fabrik); manche Hochofenleute dagegen ziehen es
vor, den Schacht aus kleineren Steinen herzustellen, von denen zwei
bis drei auf die Mauerdicke kommen und welche im Verband zusam-
mengefügt werden.

Für den Aufbau des Schachtes selbst kommen dieselben Regeln
zur Anwendung wie für den Ofenbau überhaupt (vergl. S. 134).

Bodenstein, Gestell und Rast. Die Theile umschliessen den heisse-
sten Theil des Hochofeninnern, und es ist deshalb bei der Auswahl des
Materiales dafür eine fast noch grössere Sorgfalt erforderlich als für die
Schachtsteine. Letztere sind vorwiegend chemischen Einflüssen durch
die Gase des Hochofens und mechanischen Einflüssen durch die nieder-
rückende Schmelzsäule unterworfen, haben aber selten eine Temperatur
auszuhalten, welche über 1000°C. hinausgeht und in den höheren
Schichten erheblich hinter dieser Ziffer zurückzubleiben pflegt; die Steine
für Bodenstein, Gestell und Rast werden den höchsten Temperaturen
ausgesetzt, welche überhaupt in unseren Oefen erzeugt werden, und
haben dabei noch die chemischen Einwirkungen der geschmolzenen
Körper und der Gase zu ertragen.

Für Holzkohlenhochöfen, welche graues Roheisen darzustellen be-
stimmt sind, verwendet man mitunter Quadersandsteine oder Pudding-
steine, wo solche in ausreichend fester Beschaffenheit und frei von eisen-
schüssigen Stellen zu haben sind. Kokshochöfen erfordern, wenigstens
für Rast und Gestell, ein anderes Material, theils wegen der in den-
selben entwickelten höheren Temperatur, theils auch wegen des stärkeren
Angriffs der beim Betriebe mit mineralischen Brennstoffen gebildeten
basischeren Schlacke auf kieselsäurereiche feuerfeste Körper. Das vor-
züglichste Material hierfür sind jedenfalls Chamottesteine aus einer
Fabrik, deren Erzeugnisse bereits für diesen Zweck Bewährung ge-
funden haben. Die berühmtesten Steine dieser Art sind die von Garn-
kirk in Schottland; und da für einen derartigen Zweck die An-
schaffungskosten eine nur geringere Wichtigkeit besitzen können als
die geringere oder grössere Dauerhaftigkeit des Materials, so benutzt
man auch auf vielen Hochofenwerken ausserhalb Grossbritanniens jene
Garnkirksteine für den genannten Zweck. 1) Für den Bodenstein dagegen

1) Damit soll keineswegs gesagt sein, dass nicht auch einzelne Fabriken des
Continents, insbesondere Deutschlands, Gestellsteine zu liefern im Stande seien, welche
sich den Garnkirksteinen ebenbürtig zur Seite stellen können.
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[350/0404] Der Hochofen. Schachtes, und jedenfalls ist die Wahl derartiger Steine vorzuziehen, wo man sie in der betreffenden Grösse und in gleich guter Beschaffen- heit als kleinere Steine erhalten kann. Bei künstlich dargestellten feuer- festen Steinen aber wächst mit ihrer Grösse die Schwierigkeit, sie gleich- mässig zu brennen; auch ist bei grossen Steinen die Handhabung beim Einmauern offenbar schwieriger, die Gefahr des Zerbrechens grösser als bei kleineren. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, bei Steinen, welche die ganze Dicke des Ofenschachtes zur Länge haben, die Höhe und Breite des Steines nicht allzu beträchtlich zu nehmen (bei Anwendung künstlicher feuerfester Steine aus bewährten Fabriken überlässt man am besten die Bestimmung der beiden letztgenannten Abmessungen dem Ermessen der Fabrik); manche Hochofenleute dagegen ziehen es vor, den Schacht aus kleineren Steinen herzustellen, von denen zwei bis drei auf die Mauerdicke kommen und welche im Verband zusam- mengefügt werden. Für den Aufbau des Schachtes selbst kommen dieselben Regeln zur Anwendung wie für den Ofenbau überhaupt (vergl. S. 134). Bodenstein, Gestell und Rast. Die Theile umschliessen den heisse- sten Theil des Hochofeninnern, und es ist deshalb bei der Auswahl des Materiales dafür eine fast noch grössere Sorgfalt erforderlich als für die Schachtsteine. Letztere sind vorwiegend chemischen Einflüssen durch die Gase des Hochofens und mechanischen Einflüssen durch die nieder- rückende Schmelzsäule unterworfen, haben aber selten eine Temperatur auszuhalten, welche über 1000°C. hinausgeht und in den höheren Schichten erheblich hinter dieser Ziffer zurückzubleiben pflegt; die Steine für Bodenstein, Gestell und Rast werden den höchsten Temperaturen ausgesetzt, welche überhaupt in unseren Oefen erzeugt werden, und haben dabei noch die chemischen Einwirkungen der geschmolzenen Körper und der Gase zu ertragen. Für Holzkohlenhochöfen, welche graues Roheisen darzustellen be- stimmt sind, verwendet man mitunter Quadersandsteine oder Pudding- steine, wo solche in ausreichend fester Beschaffenheit und frei von eisen- schüssigen Stellen zu haben sind. Kokshochöfen erfordern, wenigstens für Rast und Gestell, ein anderes Material, theils wegen der in den- selben entwickelten höheren Temperatur, theils auch wegen des stärkeren Angriffs der beim Betriebe mit mineralischen Brennstoffen gebildeten basischeren Schlacke auf kieselsäurereiche feuerfeste Körper. Das vor- züglichste Material hierfür sind jedenfalls Chamottesteine aus einer Fabrik, deren Erzeugnisse bereits für diesen Zweck Bewährung ge- funden haben. Die berühmtesten Steine dieser Art sind die von Garn- kirk in Schottland; und da für einen derartigen Zweck die An- schaffungskosten eine nur geringere Wichtigkeit besitzen können als die geringere oder grössere Dauerhaftigkeit des Materials, so benutzt man auch auf vielen Hochofenwerken ausserhalb Grossbritanniens jene Garnkirksteine für den genannten Zweck. 1) Für den Bodenstein dagegen 1) Damit soll keineswegs gesagt sein, dass nicht auch einzelne Fabriken des Continents, insbesondere Deutschlands, Gestellsteine zu liefern im Stande seien, welche sich den Garnkirksteinen ebenbürtig zur Seite stellen können.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/404>, abgerufen am 19.05.2024.