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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
würde vollständig unzulässig sein, theils, weil beim Wachsen des
Schachtes durch die Erwärmung das Plateau ebenfalls gehoben werden
würde, ausserdem auch, weil die Haltbarkeit des Schachtes unter den
beständigen Erschütterungen, welche das Plateau durch das Befahren
mit den zum Aufgichten benutzten Karren u. s. w. erleidet, beträcht-
liche Einbusse erfahren würde.

Bei dem abgebildeten Ofen (Fig. 84--87) wird daher das Gicht-
plateau durch vier starke eiserne Säulen getragen, welche sowohl unter
sich als mit den Säulen des Nachbarofens verschiedentlich verstrebt
und solcherart zu einem ausreichend festen Gerüste verbunden sind.

a ist die Leitung für den heissen Wind, welche in der aus der
Abbildung erkennbaren Art und Weise getragen wird.

f f sind kleine Gusseisensäulen zur Unterstützung der Wasserleitungs-
rohre u. s. w.

Der Ofen hat fünf Windformen und geschlossene Brust. Fig. 84
zeigt den Schnitt links durch eine Wind-
formöffnung, rechts durch die Schlackenform-
öffnung.


Unter dem Namen Büttgenbach'-
sches Hochofensystem
1) wurde im An-
fange der siebenziger Jahre in verschiede-
nen Ländern eine Hochofenform patentirt,
welche mit der soeben beschriebenen den
vollständig frei stehenden, nur von einzel-
nen schmiedeeisernen Bändern umgebenen
Schacht gemein hat. Eine Eigenthümlichkeit
des Büttgenbach'schen Hochofens ist die
Anwendung gemauerter, oben durch ge-
wölbte Bogen unter einander verbundener
Pfeiler zum Tragen des Schachtes an Stelle
der eisernen Säulen und des gusseisernen
Tragkranzes; ausserdem, was nicht gerade
nachahmungswerth sein dürfte, die Benutzung
der zur Ableitung der Gichtgase bestimmten
Röhren zur Befestigung des Gichtplateaus.

Fig. 90 zeigt einen solchen Hochofen
im halben Aufriss. 2) b ist einer der erwähn-
ten im Kreise aufgestellten Mauerpfeiler, a
der freistehende Schacht, e das Gasleitungs-
rohr, an welchem das Gichtplateau f be-
festigt ist.

Ausser in Heerdt (Neusser Hütte) wur-
den verschiedene Oefen des Büttgenbach'-
schen Systems in Frankreich und Oester-
reich gebaut und mit befriedigendem Erfolge
betrieben.

[Abbildung] Fig. 90.

1) Von dem Hüttendirector Büttgenbach in Heerdt bei Düsseldorf, wo der
erste derartige Hochofen gebaut wurde, construirt.
2) Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde.

Der Hochofen.
würde vollständig unzulässig sein, theils, weil beim Wachsen des
Schachtes durch die Erwärmung das Plateau ebenfalls gehoben werden
würde, ausserdem auch, weil die Haltbarkeit des Schachtes unter den
beständigen Erschütterungen, welche das Plateau durch das Befahren
mit den zum Aufgichten benutzten Karren u. s. w. erleidet, beträcht-
liche Einbusse erfahren würde.

Bei dem abgebildeten Ofen (Fig. 84—87) wird daher das Gicht-
plateau durch vier starke eiserne Säulen getragen, welche sowohl unter
sich als mit den Säulen des Nachbarofens verschiedentlich verstrebt
und solcherart zu einem ausreichend festen Gerüste verbunden sind.

a ist die Leitung für den heissen Wind, welche in der aus der
Abbildung erkennbaren Art und Weise getragen wird.

f f sind kleine Gusseisensäulen zur Unterstützung der Wasserleitungs-
rohre u. s. w.

Der Ofen hat fünf Windformen und geschlossene Brust. Fig. 84
zeigt den Schnitt links durch eine Wind-
formöffnung, rechts durch die Schlackenform-
öffnung.


Unter dem Namen Büttgenbach’-
sches Hochofensystem
1) wurde im An-
fange der siebenziger Jahre in verschiede-
nen Ländern eine Hochofenform patentirt,
welche mit der soeben beschriebenen den
vollständig frei stehenden, nur von einzel-
nen schmiedeeisernen Bändern umgebenen
Schacht gemein hat. Eine Eigenthümlichkeit
des Büttgenbach’schen Hochofens ist die
Anwendung gemauerter, oben durch ge-
wölbte Bogen unter einander verbundener
Pfeiler zum Tragen des Schachtes an Stelle
der eisernen Säulen und des gusseisernen
Tragkranzes; ausserdem, was nicht gerade
nachahmungswerth sein dürfte, die Benutzung
der zur Ableitung der Gichtgase bestimmten
Röhren zur Befestigung des Gichtplateaus.

Fig. 90 zeigt einen solchen Hochofen
im halben Aufriss. 2) b ist einer der erwähn-
ten im Kreise aufgestellten Mauerpfeiler, a
der freistehende Schacht, e das Gasleitungs-
rohr, an welchem das Gichtplateau f be-
festigt ist.

Ausser in Heerdt (Neusser Hütte) wur-
den verschiedene Oefen des Büttgenbach’-
schen Systems in Frankreich und Oester-
reich gebaut und mit befriedigendem Erfolge
betrieben.

[Abbildung] Fig. 90.

1) Von dem Hüttendirector Büttgenbach in Heerdt bei Düsseldorf, wo der
erste derartige Hochofen gebaut wurde, construirt.
2) Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde.
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[346/0400] Der Hochofen. würde vollständig unzulässig sein, theils, weil beim Wachsen des Schachtes durch die Erwärmung das Plateau ebenfalls gehoben werden würde, ausserdem auch, weil die Haltbarkeit des Schachtes unter den beständigen Erschütterungen, welche das Plateau durch das Befahren mit den zum Aufgichten benutzten Karren u. s. w. erleidet, beträcht- liche Einbusse erfahren würde. Bei dem abgebildeten Ofen (Fig. 84—87) wird daher das Gicht- plateau durch vier starke eiserne Säulen getragen, welche sowohl unter sich als mit den Säulen des Nachbarofens verschiedentlich verstrebt und solcherart zu einem ausreichend festen Gerüste verbunden sind. a ist die Leitung für den heissen Wind, welche in der aus der Abbildung erkennbaren Art und Weise getragen wird. f f sind kleine Gusseisensäulen zur Unterstützung der Wasserleitungs- rohre u. s. w. Der Ofen hat fünf Windformen und geschlossene Brust. Fig. 84 zeigt den Schnitt links durch eine Wind- formöffnung, rechts durch die Schlackenform- öffnung. Unter dem Namen Büttgenbach’- sches Hochofensystem 1) wurde im An- fange der siebenziger Jahre in verschiede- nen Ländern eine Hochofenform patentirt, welche mit der soeben beschriebenen den vollständig frei stehenden, nur von einzel- nen schmiedeeisernen Bändern umgebenen Schacht gemein hat. Eine Eigenthümlichkeit des Büttgenbach’schen Hochofens ist die Anwendung gemauerter, oben durch ge- wölbte Bogen unter einander verbundener Pfeiler zum Tragen des Schachtes an Stelle der eisernen Säulen und des gusseisernen Tragkranzes; ausserdem, was nicht gerade nachahmungswerth sein dürfte, die Benutzung der zur Ableitung der Gichtgase bestimmten Röhren zur Befestigung des Gichtplateaus. Fig. 90 zeigt einen solchen Hochofen im halben Aufriss. 2) b ist einer der erwähn- ten im Kreise aufgestellten Mauerpfeiler, a der freistehende Schacht, e das Gasleitungs- rohr, an welchem das Gichtplateau f be- festigt ist. Ausser in Heerdt (Neusser Hütte) wur- den verschiedene Oefen des Büttgenbach’- schen Systems in Frankreich und Oester- reich gebaut und mit befriedigendem Erfolge betrieben. [Abbildung Fig. 90.] 1) Von dem Hüttendirector Büttgenbach in Heerdt bei Düsseldorf, wo der erste derartige Hochofen gebaut wurde, construirt. 2) Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/400>, abgerufen am 24.11.2024.