Gestell, im Rauhgemäuer, oder er wird, wie bei dem in Fig. 79 und 80 abgebildeten Hochofen 1), von einem starken Gusseisenringe getragen, welcher seinerseits auf Säulen seine Auflage hat. a a sind die Säulen, b b (Fig. 79) der mit drei aufrecht stehenden Rippen versehene Kranz. Letzterer wird ausserdem noch durch die vier starken von Pfeiler zu Pfeiler hinübergehenden Trageisen c c gestützt. Das Rauhgemäuer ruht auf den Uförmigen Gusseisenträgern, welche in Fig. 79 deutlich erkenn- bar sind. Zwischen Rauhgemäuer und Schacht befindet sich wiederum eine breite Füllung. Da der Fuss des Schachtes bei diesem Ofen ziem- lich weit herunter geht, befinden sich die Steine der Rast innerhalb desselben, sind aber ebenfalls durch einen Zwischenraum, welcher ihre freie Ausdehnung ermöglicht, von den Schachtsteinen geschieden. Dass auch bei diesem Ofen die Rast und das Gestell sich auswechseln lassen, während der Schacht unverändert an seiner Stelle bleibt, ist aus Fig. 79 unschwer zu ersehen.
d in Fig. 80 ist der Wallstein.
Hochöfen ohne Rauhgemäuer.
Die vorbeschriebene Einrichtung der Hochöfen ist, selbst wenn man das Gestell freilegt, schwerfällig und in allen Fällen kostspielig; diese Nachtheile wachsen mit der Grösse des Ofens. Als man daher, wie früher geschildert wurde, im Anfange der vierziger Jahre, gedrängt durch die mächtigen Steigerungen des Roheisenbedarfes, anfing, die bis dahin gebräuchlichen Grenzen für den Rauminhalt der Hochöfen be- trächtlich zu überschreiten, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, auch dem Aufbau der Hochöfen eine andere Construction zu geben.
In Schottland war es, wo man in jener Zeit zuerst mit den von Alters her überlieferten Regeln brach, das Rauhgemäuer der Hochöfen ganz fehlen liess, den Schacht (beziehentlich die Schächte) auf einen von Säulen getragenen Gusseisenkranz stellte und nur mit einem Blech- mantel einhüllte.
Der Erfolg bestätigte in vollem Maasse die Berechtigung dieser Construction. Die Schottischen Hochöfen, wie man sie alsbald benannte, waren billiger, haltbarer, für Reparaturen auch während des Betriebes zugänglicher; eine merkbare Erhöhung des Brennstoffauf- wandes aber oder eine Verschlechterung des Hochofenganges, Uebel- stände, welche jedenfalls von den allermeisten Hochofenleuten erwartet worden waren, stellten sich nicht ein. So breitete sich jene Hochofen- construction allmählich auch in anderen Gegenden aus, obgleich vor- sichtige Hochofenleute des Continents sich offenbar nur schwer und langsam dazu entschliessen konnten, die traditionelle Ueberzeugung von dem wohlthätigen Einflusse dicker Wände auf den Hochofenprocess fallen zu lassen; baute man doch noch in den sechziger Jahren, nach- dem also bereits eine mehr als zehnjährige Erfahrung über den Betrieb der Schottischen Hochöfen vorlag, auf dem Continente zahlreiche Oefen mit Rauhgemäuer und benutzte dabei jene Erfahrungen nur so weit,
1) Ofen zu Rothehütte am Harz im Jahre 1867. Ztschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preussen, Bd. XIX, Taf. V.
Die Form und der Bau des Hochofens.
Gestell, im Rauhgemäuer, oder er wird, wie bei dem in Fig. 79 und 80 abgebildeten Hochofen 1), von einem starken Gusseisenringe getragen, welcher seinerseits auf Säulen seine Auflage hat. a a sind die Säulen, b b (Fig. 79) der mit drei aufrecht stehenden Rippen versehene Kranz. Letzterer wird ausserdem noch durch die vier starken von Pfeiler zu Pfeiler hinübergehenden Trageisen c c gestützt. Das Rauhgemäuer ruht auf den Uförmigen Gusseisenträgern, welche in Fig. 79 deutlich erkenn- bar sind. Zwischen Rauhgemäuer und Schacht befindet sich wiederum eine breite Füllung. Da der Fuss des Schachtes bei diesem Ofen ziem- lich weit herunter geht, befinden sich die Steine der Rast innerhalb desselben, sind aber ebenfalls durch einen Zwischenraum, welcher ihre freie Ausdehnung ermöglicht, von den Schachtsteinen geschieden. Dass auch bei diesem Ofen die Rast und das Gestell sich auswechseln lassen, während der Schacht unverändert an seiner Stelle bleibt, ist aus Fig. 79 unschwer zu ersehen.
d in Fig. 80 ist der Wallstein.
Hochöfen ohne Rauhgemäuer.
Die vorbeschriebene Einrichtung der Hochöfen ist, selbst wenn man das Gestell freilegt, schwerfällig und in allen Fällen kostspielig; diese Nachtheile wachsen mit der Grösse des Ofens. Als man daher, wie früher geschildert wurde, im Anfange der vierziger Jahre, gedrängt durch die mächtigen Steigerungen des Roheisenbedarfes, anfing, die bis dahin gebräuchlichen Grenzen für den Rauminhalt der Hochöfen be- trächtlich zu überschreiten, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, auch dem Aufbau der Hochöfen eine andere Construction zu geben.
In Schottland war es, wo man in jener Zeit zuerst mit den von Alters her überlieferten Regeln brach, das Rauhgemäuer der Hochöfen ganz fehlen liess, den Schacht (beziehentlich die Schächte) auf einen von Säulen getragenen Gusseisenkranz stellte und nur mit einem Blech- mantel einhüllte.
Der Erfolg bestätigte in vollem Maasse die Berechtigung dieser Construction. Die Schottischen Hochöfen, wie man sie alsbald benannte, waren billiger, haltbarer, für Reparaturen auch während des Betriebes zugänglicher; eine merkbare Erhöhung des Brennstoffauf- wandes aber oder eine Verschlechterung des Hochofenganges, Uebel- stände, welche jedenfalls von den allermeisten Hochofenleuten erwartet worden waren, stellten sich nicht ein. So breitete sich jene Hochofen- construction allmählich auch in anderen Gegenden aus, obgleich vor- sichtige Hochofenleute des Continents sich offenbar nur schwer und langsam dazu entschliessen konnten, die traditionelle Ueberzeugung von dem wohlthätigen Einflusse dicker Wände auf den Hochofenprocess fallen zu lassen; baute man doch noch in den sechziger Jahren, nach- dem also bereits eine mehr als zehnjährige Erfahrung über den Betrieb der Schottischen Hochöfen vorlag, auf dem Continente zahlreiche Oefen mit Rauhgemäuer und benutzte dabei jene Erfahrungen nur so weit,
1) Ofen zu Rothehütte am Harz im Jahre 1867. Ztschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preussen, Bd. XIX, Taf. V.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0391"n="341"/><fwplace="top"type="header">Die Form und der Bau des Hochofens.</fw><lb/>
Gestell, im Rauhgemäuer, oder er wird, wie bei dem in Fig. 79 und 80<lb/>
abgebildeten Hochofen <noteplace="foot"n="1)">Ofen zu Rothehütte am Harz im Jahre 1867. Ztschr. f. Berg-, Hütten- und<lb/>
Salinenwesen in Preussen, Bd. XIX, Taf. V.</note>, von einem starken Gusseisenringe getragen,<lb/>
welcher seinerseits auf Säulen seine Auflage hat. <hirendition="#i">a a</hi> sind die Säulen,<lb/><hirendition="#i">b b</hi> (Fig. 79) der mit drei aufrecht stehenden Rippen versehene Kranz.<lb/>
Letzterer wird ausserdem noch durch die vier starken von Pfeiler zu<lb/>
Pfeiler hinübergehenden Trageisen <hirendition="#i">c c</hi> gestützt. Das Rauhgemäuer ruht<lb/>
auf den Uförmigen Gusseisenträgern, welche in Fig. 79 deutlich erkenn-<lb/>
bar sind. Zwischen Rauhgemäuer und Schacht befindet sich wiederum<lb/>
eine breite Füllung. Da der Fuss des Schachtes bei diesem Ofen ziem-<lb/>
lich weit herunter geht, befinden sich die Steine der Rast innerhalb<lb/>
desselben, sind aber ebenfalls durch einen Zwischenraum, welcher ihre<lb/>
freie Ausdehnung ermöglicht, von den Schachtsteinen geschieden. Dass<lb/>
auch bei diesem Ofen die Rast und das Gestell sich auswechseln lassen,<lb/>
während der Schacht unverändert an seiner Stelle bleibt, ist aus Fig. 79<lb/>
unschwer zu ersehen.</p><lb/><p><hirendition="#i">d</hi> in Fig. 80 ist der Wallstein.</p></div><lb/><divn="5"><head><hirendition="#i">Hochöfen ohne Rauhgemäuer</hi>.</head><lb/><p>Die vorbeschriebene Einrichtung der Hochöfen ist, selbst wenn man<lb/>
das Gestell freilegt, schwerfällig und in allen Fällen kostspielig; diese<lb/>
Nachtheile wachsen mit der Grösse des Ofens. Als man daher, wie<lb/>
früher geschildert wurde, im Anfange der vierziger Jahre, gedrängt<lb/>
durch die mächtigen Steigerungen des Roheisenbedarfes, anfing, die bis<lb/>
dahin gebräuchlichen Grenzen für den Rauminhalt der Hochöfen be-<lb/>
trächtlich zu überschreiten, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, auch<lb/>
dem Aufbau der Hochöfen eine andere Construction zu geben.</p><lb/><p>In Schottland war es, wo man in jener Zeit zuerst mit den von<lb/>
Alters her überlieferten Regeln brach, das Rauhgemäuer der Hochöfen<lb/>
ganz fehlen liess, den Schacht (beziehentlich die Schächte) auf einen<lb/>
von Säulen getragenen Gusseisenkranz stellte und nur mit einem Blech-<lb/>
mantel einhüllte.</p><lb/><p>Der Erfolg bestätigte in vollem Maasse die Berechtigung dieser<lb/>
Construction. Die <hirendition="#g">Schottischen Hochöfen</hi>, wie man sie alsbald<lb/>
benannte, waren billiger, haltbarer, für Reparaturen auch während des<lb/>
Betriebes zugänglicher; eine merkbare Erhöhung des Brennstoffauf-<lb/>
wandes aber oder eine Verschlechterung des Hochofenganges, Uebel-<lb/>
stände, welche jedenfalls von den allermeisten Hochofenleuten erwartet<lb/>
worden waren, stellten sich nicht ein. So breitete sich jene Hochofen-<lb/>
construction allmählich auch in anderen Gegenden aus, obgleich vor-<lb/>
sichtige Hochofenleute des Continents sich offenbar nur schwer und<lb/>
langsam dazu entschliessen konnten, die traditionelle Ueberzeugung von<lb/>
dem wohlthätigen Einflusse dicker Wände auf den Hochofenprocess<lb/>
fallen zu lassen; baute man doch noch in den sechziger Jahren, nach-<lb/>
dem also bereits eine mehr als zehnjährige Erfahrung über den Betrieb<lb/>
der Schottischen Hochöfen vorlag, auf dem Continente zahlreiche Oefen<lb/>
mit Rauhgemäuer und benutzte dabei jene Erfahrungen nur so weit,<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[341/0391]
Die Form und der Bau des Hochofens.
Gestell, im Rauhgemäuer, oder er wird, wie bei dem in Fig. 79 und 80
abgebildeten Hochofen 1), von einem starken Gusseisenringe getragen,
welcher seinerseits auf Säulen seine Auflage hat. a a sind die Säulen,
b b (Fig. 79) der mit drei aufrecht stehenden Rippen versehene Kranz.
Letzterer wird ausserdem noch durch die vier starken von Pfeiler zu
Pfeiler hinübergehenden Trageisen c c gestützt. Das Rauhgemäuer ruht
auf den Uförmigen Gusseisenträgern, welche in Fig. 79 deutlich erkenn-
bar sind. Zwischen Rauhgemäuer und Schacht befindet sich wiederum
eine breite Füllung. Da der Fuss des Schachtes bei diesem Ofen ziem-
lich weit herunter geht, befinden sich die Steine der Rast innerhalb
desselben, sind aber ebenfalls durch einen Zwischenraum, welcher ihre
freie Ausdehnung ermöglicht, von den Schachtsteinen geschieden. Dass
auch bei diesem Ofen die Rast und das Gestell sich auswechseln lassen,
während der Schacht unverändert an seiner Stelle bleibt, ist aus Fig. 79
unschwer zu ersehen.
d in Fig. 80 ist der Wallstein.
Hochöfen ohne Rauhgemäuer.
Die vorbeschriebene Einrichtung der Hochöfen ist, selbst wenn man
das Gestell freilegt, schwerfällig und in allen Fällen kostspielig; diese
Nachtheile wachsen mit der Grösse des Ofens. Als man daher, wie
früher geschildert wurde, im Anfange der vierziger Jahre, gedrängt
durch die mächtigen Steigerungen des Roheisenbedarfes, anfing, die bis
dahin gebräuchlichen Grenzen für den Rauminhalt der Hochöfen be-
trächtlich zu überschreiten, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, auch
dem Aufbau der Hochöfen eine andere Construction zu geben.
In Schottland war es, wo man in jener Zeit zuerst mit den von
Alters her überlieferten Regeln brach, das Rauhgemäuer der Hochöfen
ganz fehlen liess, den Schacht (beziehentlich die Schächte) auf einen
von Säulen getragenen Gusseisenkranz stellte und nur mit einem Blech-
mantel einhüllte.
Der Erfolg bestätigte in vollem Maasse die Berechtigung dieser
Construction. Die Schottischen Hochöfen, wie man sie alsbald
benannte, waren billiger, haltbarer, für Reparaturen auch während des
Betriebes zugänglicher; eine merkbare Erhöhung des Brennstoffauf-
wandes aber oder eine Verschlechterung des Hochofenganges, Uebel-
stände, welche jedenfalls von den allermeisten Hochofenleuten erwartet
worden waren, stellten sich nicht ein. So breitete sich jene Hochofen-
construction allmählich auch in anderen Gegenden aus, obgleich vor-
sichtige Hochofenleute des Continents sich offenbar nur schwer und
langsam dazu entschliessen konnten, die traditionelle Ueberzeugung von
dem wohlthätigen Einflusse dicker Wände auf den Hochofenprocess
fallen zu lassen; baute man doch noch in den sechziger Jahren, nach-
dem also bereits eine mehr als zehnjährige Erfahrung über den Betrieb
der Schottischen Hochöfen vorlag, auf dem Continente zahlreiche Oefen
mit Rauhgemäuer und benutzte dabei jene Erfahrungen nur so weit,
1) Ofen zu Rothehütte am Harz im Jahre 1867. Ztschr. f. Berg-, Hütten- und
Salinenwesen in Preussen, Bd. XIX, Taf. V.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/391>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.