steigern sich nun aber in beträchtlichem Maasse die Anlage- und Be- triebskosten. Es braucht nur darauf hingewiesen zu werden, dass die grössere Ofenhöhe auch eine vermehrte mechanische Arbeit zum Hin- aufschaffen der Schmelzmaterialien wie zur Verdichtung der Gebläseluft, welche bedeutend grössere Widerstände im Ofen zu überwinden hat, erheischt. Da nun aber, wie soeben besprochen wurde, die aus einer Vergrösserung des Hochofens erwachsenden Vortheile immer unbedeu- tender ausfallen, je grösser der Ofen bereits ist, so muss es ein Maass der Ofengrösse geben, welches nicht ohne praktischen Nachtheil über- schritten werden kann. In England ist man bereits von der Anlage jener übermässig grossen Hochöfen, wie sie gegen Ende der sechziger und Anfang der siebenziger Jahre errichtet wurden, zurückgekommen; auf dem Continente pflegt man für den Betrieb mit Koks in der Jetztzeit die Oefen nicht kleiner als 200 cbm und nicht erheblich grösser als 400 cbm zu bauen. Ob nicht doch später mit der fortschreitenden Vervollkommnung der maschinellen Ein- richtungen für die Bedienung des Ofens jenes letzterwähnte Maass über- schritten werden wird, lässt sich im Voraus nicht sagen.
Zum Theil muss die Höhe des Ofens und somit auch der Raum- inhalt von der Beschaffenheit der zur Verwendung stehenden Brenn- stoffe abhängig sein. Je leichter zerdrückbar dieselben sind, desto weniger gross darf der Ofen sein, damit nicht durch die grössere Last der Schmelzsäule ein Zerdrücken herbeigeführt werde. Die Erfahrung lehrt, dass allzu kleinstückige Brennstoffe im Hochofen ungünstiger als grobstückige sich verhalten, hauptsächlich infolge des Umstandes, dass die von ihnen dargebotene grössere Oberfläche der aufsteigenden Kohlensäure reichere Gelegenheit zur Kohlenoxydbildung, d. i. zur nutzlosen Entführung von Kohle aus dem Ofen, liefert. Daher baut man Holzkohlenhochöfen durchweg erheblich kleiner als Kokshochöfen und geht kaum jemals über 100 cbm Inhalt, selten nur über 70 cbm Inhalt hinaus; viele bestehende Holz- kohlenhochöfen sind noch erheblich kleiner.
Aus dem bereits Gesagten ergiebt sich, dass bei verschiedener Grösse der Oefen auch verschiedene Beziehungen zwischen Rauminhalt und Leistungsfähigkeit obwalten; aber auch durch die verschiedenen Betriebsverhältnisse der Hochöfen erleiden jene Beziehungen erhebliche Aenderungen. Für Darstellung von gewöhnlichem weissem Roheisen ist eine geringere Durchsetzzeit der Erze erforderlich als für graues Roheisen oder Eisenmangan, der nämliche Hochofen liefert daher in dem gleichen Zeitraume grössere Mengen des ersteren als des letzteren; bei Verhüttung einer reichen Beschickung, welche verhältnissmässig wenig Schlacke liefert, wird derselbe Ofen eine grössere Roheisenpro- duction besitzen als bei einer armen; bei leicht reducirbaren Erzen eine grössere als bei schwer reducirbaren; bei Anwendung hoch er- hitzten Gebläsewindes eine grössere als bei schwächer erhitztem oder kaltem Winde.
Aus diesen Gründen schwankt, wie auch schon die früher mit- getheilten Ziffern beweisen, der erforderliche Rauminhalt des Hoch- ofens zur Darstellung bestimmter Roheisenmengen in bestimmter Zeit innerhalb weiter Grenzen und beträgt per 1000 kg in 24 Stunden dar-
Der Hochofen.
steigern sich nun aber in beträchtlichem Maasse die Anlage- und Be- triebskosten. Es braucht nur darauf hingewiesen zu werden, dass die grössere Ofenhöhe auch eine vermehrte mechanische Arbeit zum Hin- aufschaffen der Schmelzmaterialien wie zur Verdichtung der Gebläseluft, welche bedeutend grössere Widerstände im Ofen zu überwinden hat, erheischt. Da nun aber, wie soeben besprochen wurde, die aus einer Vergrösserung des Hochofens erwachsenden Vortheile immer unbedeu- tender ausfallen, je grösser der Ofen bereits ist, so muss es ein Maass der Ofengrösse geben, welches nicht ohne praktischen Nachtheil über- schritten werden kann. In England ist man bereits von der Anlage jener übermässig grossen Hochöfen, wie sie gegen Ende der sechziger und Anfang der siebenziger Jahre errichtet wurden, zurückgekommen; auf dem Continente pflegt man für den Betrieb mit Koks in der Jetztzeit die Oefen nicht kleiner als 200 cbm und nicht erheblich grösser als 400 cbm zu bauen. Ob nicht doch später mit der fortschreitenden Vervollkommnung der maschinellen Ein- richtungen für die Bedienung des Ofens jenes letzterwähnte Maass über- schritten werden wird, lässt sich im Voraus nicht sagen.
Zum Theil muss die Höhe des Ofens und somit auch der Raum- inhalt von der Beschaffenheit der zur Verwendung stehenden Brenn- stoffe abhängig sein. Je leichter zerdrückbar dieselben sind, desto weniger gross darf der Ofen sein, damit nicht durch die grössere Last der Schmelzsäule ein Zerdrücken herbeigeführt werde. Die Erfahrung lehrt, dass allzu kleinstückige Brennstoffe im Hochofen ungünstiger als grobstückige sich verhalten, hauptsächlich infolge des Umstandes, dass die von ihnen dargebotene grössere Oberfläche der aufsteigenden Kohlensäure reichere Gelegenheit zur Kohlenoxydbildung, d. i. zur nutzlosen Entführung von Kohle aus dem Ofen, liefert. Daher baut man Holzkohlenhochöfen durchweg erheblich kleiner als Kokshochöfen und geht kaum jemals über 100 cbm Inhalt, selten nur über 70 cbm Inhalt hinaus; viele bestehende Holz- kohlenhochöfen sind noch erheblich kleiner.
Aus dem bereits Gesagten ergiebt sich, dass bei verschiedener Grösse der Oefen auch verschiedene Beziehungen zwischen Rauminhalt und Leistungsfähigkeit obwalten; aber auch durch die verschiedenen Betriebsverhältnisse der Hochöfen erleiden jene Beziehungen erhebliche Aenderungen. Für Darstellung von gewöhnlichem weissem Roheisen ist eine geringere Durchsetzzeit der Erze erforderlich als für graues Roheisen oder Eisenmangan, der nämliche Hochofen liefert daher in dem gleichen Zeitraume grössere Mengen des ersteren als des letzteren; bei Verhüttung einer reichen Beschickung, welche verhältnissmässig wenig Schlacke liefert, wird derselbe Ofen eine grössere Roheisenpro- duction besitzen als bei einer armen; bei leicht reducirbaren Erzen eine grössere als bei schwer reducirbaren; bei Anwendung hoch er- hitzten Gebläsewindes eine grössere als bei schwächer erhitztem oder kaltem Winde.
Aus diesen Gründen schwankt, wie auch schon die früher mit- getheilten Ziffern beweisen, der erforderliche Rauminhalt des Hoch- ofens zur Darstellung bestimmter Roheisenmengen in bestimmter Zeit innerhalb weiter Grenzen und beträgt per 1000 kg in 24 Stunden dar-
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[332/0378]
Der Hochofen.
steigern sich nun aber in beträchtlichem Maasse die Anlage- und Be-
triebskosten. Es braucht nur darauf hingewiesen zu werden, dass die
grössere Ofenhöhe auch eine vermehrte mechanische Arbeit zum Hin-
aufschaffen der Schmelzmaterialien wie zur Verdichtung der Gebläseluft,
welche bedeutend grössere Widerstände im Ofen zu überwinden hat,
erheischt. Da nun aber, wie soeben besprochen wurde, die aus einer
Vergrösserung des Hochofens erwachsenden Vortheile immer unbedeu-
tender ausfallen, je grösser der Ofen bereits ist, so muss es ein Maass
der Ofengrösse geben, welches nicht ohne praktischen Nachtheil über-
schritten werden kann. In England ist man bereits von der Anlage
jener übermässig grossen Hochöfen, wie sie gegen Ende der sechziger
und Anfang der siebenziger Jahre errichtet wurden, zurückgekommen;
auf dem Continente pflegt man für den Betrieb mit Koks
in der Jetztzeit die Oefen nicht kleiner als 200 cbm und
nicht erheblich grösser als 400 cbm zu bauen. Ob nicht doch
später mit der fortschreitenden Vervollkommnung der maschinellen Ein-
richtungen für die Bedienung des Ofens jenes letzterwähnte Maass über-
schritten werden wird, lässt sich im Voraus nicht sagen.
Zum Theil muss die Höhe des Ofens und somit auch der Raum-
inhalt von der Beschaffenheit der zur Verwendung stehenden Brenn-
stoffe abhängig sein. Je leichter zerdrückbar dieselben sind, desto
weniger gross darf der Ofen sein, damit nicht durch die grössere Last
der Schmelzsäule ein Zerdrücken herbeigeführt werde. Die Erfahrung
lehrt, dass allzu kleinstückige Brennstoffe im Hochofen ungünstiger
als grobstückige sich verhalten, hauptsächlich infolge des Umstandes,
dass die von ihnen dargebotene grössere Oberfläche der aufsteigenden
Kohlensäure reichere Gelegenheit zur Kohlenoxydbildung, d. i. zur
nutzlosen Entführung von Kohle aus dem Ofen, liefert. Daher baut
man Holzkohlenhochöfen durchweg erheblich kleiner als
Kokshochöfen und geht kaum jemals über 100 cbm Inhalt,
selten nur über 70 cbm Inhalt hinaus; viele bestehende Holz-
kohlenhochöfen sind noch erheblich kleiner.
Aus dem bereits Gesagten ergiebt sich, dass bei verschiedener
Grösse der Oefen auch verschiedene Beziehungen zwischen Rauminhalt
und Leistungsfähigkeit obwalten; aber auch durch die verschiedenen
Betriebsverhältnisse der Hochöfen erleiden jene Beziehungen erhebliche
Aenderungen. Für Darstellung von gewöhnlichem weissem Roheisen
ist eine geringere Durchsetzzeit der Erze erforderlich als für graues
Roheisen oder Eisenmangan, der nämliche Hochofen liefert daher in
dem gleichen Zeitraume grössere Mengen des ersteren als des letzteren;
bei Verhüttung einer reichen Beschickung, welche verhältnissmässig
wenig Schlacke liefert, wird derselbe Ofen eine grössere Roheisenpro-
duction besitzen als bei einer armen; bei leicht reducirbaren Erzen
eine grössere als bei schwer reducirbaren; bei Anwendung hoch er-
hitzten Gebläsewindes eine grössere als bei schwächer erhitztem oder
kaltem Winde.
Aus diesen Gründen schwankt, wie auch schon die früher mit-
getheilten Ziffern beweisen, der erforderliche Rauminhalt des Hoch-
ofens zur Darstellung bestimmter Roheisenmengen in bestimmter Zeit
innerhalb weiter Grenzen und beträgt per 1000 kg in 24 Stunden dar-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/378>, abgerufen am 22.11.2024.
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