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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
veranschaulichen; unten ist der Schacht zusammengezogen und an zwei
gegenüberliegenden Seiten oberhalb der vorhandenen beiden Auszieh-
öffnungen durch Treppenroste, aus starken eingemauerten Eisenbalken
gebildet, begrenzt, welche der Luft freien Zutritt bis in das Innere des
Ofens gewähren. Ein Abrutschdach führt die Erze nach den beiden
unter den Treppenrosten angebrachten Ziehöffnungen hin, von wo sie
durch eine Lutte in die tiefer stehenden Wagen hinabstürzen. Dieser
etwas schwerfällige Unterbau ist durch locale Verhältnisse (Anordnung
der Oefen am Abhange des Berges) bedingt.

Die Abmessungen der in verschiedenen Zeiten und an verschiede-
nen Orten erbauten Oefen dieses Systems sind nicht immer dieselben.
Bei den neueren Oefen zu Eisenerz ist der Schacht vierseitig prisma-
tisch geformt; die Breite misst 2.85 m, die Länge 4.50 m und bei anderen
6.50 m; die Höhe 4--5 m. Die grösseren Oefen haben einen Raum-
inhalt von 85 cbm und liefern täglich 15--20 Tonnen geröstetes Erz;
röstet man nur gröbere Stücke, so steigt die Leistung auf 30--40 Tonnen. 1)
Rechnet man, dass die Spatheisensteine beim Rösten durchschnittlich
25 Proc. ihres Gewichtes verlieren, so würde jene Gesammtleistung einer
täglichen Leistung von ca. 300 kg klarem beziehentlich 450--550 kg
grobem Roherz per cbm, durchschnittlich etwa 450 kg per cbm ent-
sprechen.

Der Brennstoffverbrauch beträgt ca. 50 kg Holzkohlenklein per
1000 kg Roherz.

Für schwefelkiesreichere Spathe, wie sie u. a. in Mariazell ver-
hüttet werden, ist durch Wagner noch eine geänderte Form dieses
Ofens eingeführt worden. Der Ofen ist durch eine in seiner ganzen
Länge sich erstreckende Scheidewand in zwei Hälften, richtiger in zwei
mit dem Rücken aneinander stossende Oefen getheilt worden, deren
Breite verhältnissmässig gering ist (0.95 m), während sie eine Längen-
ausdehnung von fast 20 m erhalten haben. Sowohl die äusseren Um-
fassungswände als die in der Mitte befindliche Scheidewand sind von
Kanälen durchzogen, welche durch zahlreiche auf den Wandflächen ver-
theilte Oeffnungen Luft in den Ofen führen, so dass bei der geringen
Breite des letzteren die ganze Erzsäule daran durchdrungen wird.
Obschon der Brennstoffverbrauch infolge der reichlicheren Luftzuführung
ungünstiger ausfällt (ca. 70 kg per 1000 kg Erz), ist die Oxydations-
wirkung eine stärkere. 2)

Es möge hier zugleich der zum Rösten klarer, dicht liegender
Erze bestimmten, schon oben kurz erwähnten kärntnischen Gasröstöfen
gedacht werden, welche man nach ihrem Erfinder Fillafer'sche
Röstöfen
zu benennen pflegt. Sie wurden zuerst auf dem Eisenwerke

1) Die Zahlenangaben sind der unter Literatur erwähnten Abhandlung von
E. Gruner entnommen, welche ausführliche Mittheilungen über sämmtliche in Steier-
mark und Kärnten angewendete Röstöfen für Eisenerze enthält.
2) Abbildung dieses Ofens findet der Leser u. a. in Kerl's Grundriss der
Eisenhüttenkunde, S. 72, Leipzig 1875; Percy-Wedding, Handbuch der Eisen-
hüttenkunde, Abth. II, S. 450. Da der Ofen aus localen Verhältnissen hervorgegangen
war, ist von einer Wiedergabe der Abbildung Abstand genommen.

Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
veranschaulichen; unten ist der Schacht zusammengezogen und an zwei
gegenüberliegenden Seiten oberhalb der vorhandenen beiden Auszieh-
öffnungen durch Treppenroste, aus starken eingemauerten Eisenbalken
gebildet, begrenzt, welche der Luft freien Zutritt bis in das Innere des
Ofens gewähren. Ein Abrutschdach führt die Erze nach den beiden
unter den Treppenrosten angebrachten Ziehöffnungen hin, von wo sie
durch eine Lutte in die tiefer stehenden Wagen hinabstürzen. Dieser
etwas schwerfällige Unterbau ist durch locale Verhältnisse (Anordnung
der Oefen am Abhange des Berges) bedingt.

Die Abmessungen der in verschiedenen Zeiten und an verschiede-
nen Orten erbauten Oefen dieses Systems sind nicht immer dieselben.
Bei den neueren Oefen zu Eisenerz ist der Schacht vierseitig prisma-
tisch geformt; die Breite misst 2.85 m, die Länge 4.50 m und bei anderen
6.50 m; die Höhe 4—5 m. Die grösseren Oefen haben einen Raum-
inhalt von 85 cbm und liefern täglich 15—20 Tonnen geröstetes Erz;
röstet man nur gröbere Stücke, so steigt die Leistung auf 30—40 Tonnen. 1)
Rechnet man, dass die Spatheisensteine beim Rösten durchschnittlich
25 Proc. ihres Gewichtes verlieren, so würde jene Gesammtleistung einer
täglichen Leistung von ca. 300 kg klarem beziehentlich 450—550 kg
grobem Roherz per cbm, durchschnittlich etwa 450 kg per cbm ent-
sprechen.

Der Brennstoffverbrauch beträgt ca. 50 kg Holzkohlenklein per
1000 kg Roherz.

Für schwefelkiesreichere Spathe, wie sie u. a. in Mariazell ver-
hüttet werden, ist durch Wagner noch eine geänderte Form dieses
Ofens eingeführt worden. Der Ofen ist durch eine in seiner ganzen
Länge sich erstreckende Scheidewand in zwei Hälften, richtiger in zwei
mit dem Rücken aneinander stossende Oefen getheilt worden, deren
Breite verhältnissmässig gering ist (0.95 m), während sie eine Längen-
ausdehnung von fast 20 m erhalten haben. Sowohl die äusseren Um-
fassungswände als die in der Mitte befindliche Scheidewand sind von
Kanälen durchzogen, welche durch zahlreiche auf den Wandflächen ver-
theilte Oeffnungen Luft in den Ofen führen, so dass bei der geringen
Breite des letzteren die ganze Erzsäule daran durchdrungen wird.
Obschon der Brennstoffverbrauch infolge der reichlicheren Luftzuführung
ungünstiger ausfällt (ca. 70 kg per 1000 kg Erz), ist die Oxydations-
wirkung eine stärkere. 2)

Es möge hier zugleich der zum Rösten klarer, dicht liegender
Erze bestimmten, schon oben kurz erwähnten kärntnischen Gasröstöfen
gedacht werden, welche man nach ihrem Erfinder Fillafer’sche
Röstöfen
zu benennen pflegt. Sie wurden zuerst auf dem Eisenwerke

1) Die Zahlenangaben sind der unter Literatur erwähnten Abhandlung von
E. Gruner entnommen, welche ausführliche Mittheilungen über sämmtliche in Steier-
mark und Kärnten angewendete Röstöfen für Eisenerze enthält.
2) Abbildung dieses Ofens findet der Leser u. a. in Kerl’s Grundriss der
Eisenhüttenkunde, S. 72, Leipzig 1875; Percy-Wedding, Handbuch der Eisen-
hüttenkunde, Abth. II, S. 450. Da der Ofen aus localen Verhältnissen hervorgegangen
war, ist von einer Wiedergabe der Abbildung Abstand genommen.
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[208/0248] Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung. veranschaulichen; unten ist der Schacht zusammengezogen und an zwei gegenüberliegenden Seiten oberhalb der vorhandenen beiden Auszieh- öffnungen durch Treppenroste, aus starken eingemauerten Eisenbalken gebildet, begrenzt, welche der Luft freien Zutritt bis in das Innere des Ofens gewähren. Ein Abrutschdach führt die Erze nach den beiden unter den Treppenrosten angebrachten Ziehöffnungen hin, von wo sie durch eine Lutte in die tiefer stehenden Wagen hinabstürzen. Dieser etwas schwerfällige Unterbau ist durch locale Verhältnisse (Anordnung der Oefen am Abhange des Berges) bedingt. Die Abmessungen der in verschiedenen Zeiten und an verschiede- nen Orten erbauten Oefen dieses Systems sind nicht immer dieselben. Bei den neueren Oefen zu Eisenerz ist der Schacht vierseitig prisma- tisch geformt; die Breite misst 2.85 m, die Länge 4.50 m und bei anderen 6.50 m; die Höhe 4—5 m. Die grösseren Oefen haben einen Raum- inhalt von 85 cbm und liefern täglich 15—20 Tonnen geröstetes Erz; röstet man nur gröbere Stücke, so steigt die Leistung auf 30—40 Tonnen. 1) Rechnet man, dass die Spatheisensteine beim Rösten durchschnittlich 25 Proc. ihres Gewichtes verlieren, so würde jene Gesammtleistung einer täglichen Leistung von ca. 300 kg klarem beziehentlich 450—550 kg grobem Roherz per cbm, durchschnittlich etwa 450 kg per cbm ent- sprechen. Der Brennstoffverbrauch beträgt ca. 50 kg Holzkohlenklein per 1000 kg Roherz. Für schwefelkiesreichere Spathe, wie sie u. a. in Mariazell ver- hüttet werden, ist durch Wagner noch eine geänderte Form dieses Ofens eingeführt worden. Der Ofen ist durch eine in seiner ganzen Länge sich erstreckende Scheidewand in zwei Hälften, richtiger in zwei mit dem Rücken aneinander stossende Oefen getheilt worden, deren Breite verhältnissmässig gering ist (0.95 m), während sie eine Längen- ausdehnung von fast 20 m erhalten haben. Sowohl die äusseren Um- fassungswände als die in der Mitte befindliche Scheidewand sind von Kanälen durchzogen, welche durch zahlreiche auf den Wandflächen ver- theilte Oeffnungen Luft in den Ofen führen, so dass bei der geringen Breite des letzteren die ganze Erzsäule daran durchdrungen wird. Obschon der Brennstoffverbrauch infolge der reichlicheren Luftzuführung ungünstiger ausfällt (ca. 70 kg per 1000 kg Erz), ist die Oxydations- wirkung eine stärkere. 2) Es möge hier zugleich der zum Rösten klarer, dicht liegender Erze bestimmten, schon oben kurz erwähnten kärntnischen Gasröstöfen gedacht werden, welche man nach ihrem Erfinder Fillafer’sche Röstöfen zu benennen pflegt. Sie wurden zuerst auf dem Eisenwerke 1) Die Zahlenangaben sind der unter Literatur erwähnten Abhandlung von E. Gruner entnommen, welche ausführliche Mittheilungen über sämmtliche in Steier- mark und Kärnten angewendete Röstöfen für Eisenerze enthält. 2) Abbildung dieses Ofens findet der Leser u. a. in Kerl’s Grundriss der Eisenhüttenkunde, S. 72, Leipzig 1875; Percy-Wedding, Handbuch der Eisen- hüttenkunde, Abth. II, S. 450. Da der Ofen aus localen Verhältnissen hervorgegangen war, ist von einer Wiedergabe der Abbildung Abstand genommen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/248>, abgerufen am 07.05.2024.