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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Oefen.
selben gemeinsam. 1) Für dicht liegende Erze sind ganz niedrige Oefen
mit Gasheizung in Verwendung.

In Deutschland bilden die zu röstenden Erze durchschnittlich einen
geringeren Theil der gesammten Beschickung, als in den genannten
Ländern; man schmilzt in den allermeisten Fällen mit Koks, so dass
eine vollständige Entschweflung kaum erforderlich ist, und die Röstung
besitzt im Allgemeinen nicht jene hohe Wichtigkeit als dort. Einzelne
Werke allerdings, deren Erzreichthum vorzugsweise aus Spathen und
Sphärosideriten besteht, sind auch mit umfänglichen Anlagen für die
Röstung derselben versehen. Die deutschen Röstöfen pflegen, diesen
Verhältnissen entsprechend, mittlere Grösse zu besitzen und sich durch
Einfachheit der Construction auszuzeichnen. Nicht selten röstet man
mehrere Erzgattungen (Spathe, Magnetite) nach einander in dem-
selben Ofen.


In früherer Zeit gab man, geleitet durch die damaligen Ansichten
über Wärmeverluste durch dünne Wände, den Röstöfen einen Kern-
schacht und umhüllte denselben mit einem Rauhgemäuer von oft ansehn-
licher Stärke. Solche ältere Röstöfen, schwerfällig in ihrer Construction,
sind noch heute auf verschiedenen Werken in Anwendung, da gewöhn-
lich kein Grund vorliegt, sie, wo sie einmal vorhanden sind, abzubrechen,
um sie durch moderner eingerichtete zu ersetzen.

Wo man indessen neue Oefen anlegt, pflegt man den früher
erörterten Grundsätzen für den Ofenbau gemäss zu verfahren: man um-
schliesst den Ofenschacht mit einer Rüstung, die bei kreisförmigem Quer-
schnitte desselben aus einem aus Blechtafeln zusammengenieteten Mantel
zu bestehen pflegt, mitunter auch wohl nur aus umgelegten Eisenringen
gebildet ist, und lässt das Rauhgemäuer fehlen. Der ganze Ofen wird
dadurch leichter, billiger und beansprucht erheblich weniger Platz, ohne
deshalb an Haltbarkeit einzubüssen. Die unten gegebenen Beispiele
moderner Eisenerzröstöfen werden geeignet sein, diese Construction näher
zu erläutern.


Die Leistungsfähigkeit eines Röstofens, d. h. die Menge des in
bestimmten Zeitabschnitten von demselben gerösteten Erzes, ist selbst-
verständlich zum grossen Theile von seinem Rauminhalte abhängig;
aber auch die Beschaffenheit der zu röstenden Erze, die Art der Feue-
rung und selbst der Bedarf an geröstetem Erz sprechen hierbei mit.
Erfahrungsmässig lässt sich der Betrieb der meisten Röstöfen, ins-
besondere der mit festen Brennstoffen geheizten, innerhalb ziemlich
weiter Grenzen beschleunigen oder verlangsamen, je nachdem es der
Betrieb verlangt, ohne dass andere Nachtheile daraus erwachsen, als
vielleicht ein bei allzu raschem Betriebe etwas erhöhter Brennstoffauf-
wand. So erklärt es sich, dass, während bei zahlreichen Oefen die täg-

1) Besondere Verdienste um die Röstung der steirischen Spatheisensteine u. s. w.
erwarb sich Bergrath Wagner in Mariazell, von welchem mehrere verschiedene,
noch jetzt in Mariazell, Neuberg und a. a. O. bestehende Röstofenconstructionen
herrühren.

Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Oefen.
selben gemeinsam. 1) Für dicht liegende Erze sind ganz niedrige Oefen
mit Gasheizung in Verwendung.

In Deutschland bilden die zu röstenden Erze durchschnittlich einen
geringeren Theil der gesammten Beschickung, als in den genannten
Ländern; man schmilzt in den allermeisten Fällen mit Koks, so dass
eine vollständige Entschweflung kaum erforderlich ist, und die Röstung
besitzt im Allgemeinen nicht jene hohe Wichtigkeit als dort. Einzelne
Werke allerdings, deren Erzreichthum vorzugsweise aus Spathen und
Sphärosideriten besteht, sind auch mit umfänglichen Anlagen für die
Röstung derselben versehen. Die deutschen Röstöfen pflegen, diesen
Verhältnissen entsprechend, mittlere Grösse zu besitzen und sich durch
Einfachheit der Construction auszuzeichnen. Nicht selten röstet man
mehrere Erzgattungen (Spathe, Magnetite) nach einander in dem-
selben Ofen.


In früherer Zeit gab man, geleitet durch die damaligen Ansichten
über Wärmeverluste durch dünne Wände, den Röstöfen einen Kern-
schacht und umhüllte denselben mit einem Rauhgemäuer von oft ansehn-
licher Stärke. Solche ältere Röstöfen, schwerfällig in ihrer Construction,
sind noch heute auf verschiedenen Werken in Anwendung, da gewöhn-
lich kein Grund vorliegt, sie, wo sie einmal vorhanden sind, abzubrechen,
um sie durch moderner eingerichtete zu ersetzen.

Wo man indessen neue Oefen anlegt, pflegt man den früher
erörterten Grundsätzen für den Ofenbau gemäss zu verfahren: man um-
schliesst den Ofenschacht mit einer Rüstung, die bei kreisförmigem Quer-
schnitte desselben aus einem aus Blechtafeln zusammengenieteten Mantel
zu bestehen pflegt, mitunter auch wohl nur aus umgelegten Eisenringen
gebildet ist, und lässt das Rauhgemäuer fehlen. Der ganze Ofen wird
dadurch leichter, billiger und beansprucht erheblich weniger Platz, ohne
deshalb an Haltbarkeit einzubüssen. Die unten gegebenen Beispiele
moderner Eisenerzröstöfen werden geeignet sein, diese Construction näher
zu erläutern.


Die Leistungsfähigkeit eines Röstofens, d. h. die Menge des in
bestimmten Zeitabschnitten von demselben gerösteten Erzes, ist selbst-
verständlich zum grossen Theile von seinem Rauminhalte abhängig;
aber auch die Beschaffenheit der zu röstenden Erze, die Art der Feue-
rung und selbst der Bedarf an geröstetem Erz sprechen hierbei mit.
Erfahrungsmässig lässt sich der Betrieb der meisten Röstöfen, ins-
besondere der mit festen Brennstoffen geheizten, innerhalb ziemlich
weiter Grenzen beschleunigen oder verlangsamen, je nachdem es der
Betrieb verlangt, ohne dass andere Nachtheile daraus erwachsen, als
vielleicht ein bei allzu raschem Betriebe etwas erhöhter Brennstoffauf-
wand. So erklärt es sich, dass, während bei zahlreichen Oefen die täg-

1) Besondere Verdienste um die Röstung der steirischen Spatheisensteine u. s. w.
erwarb sich Bergrath Wagner in Mariazell, von welchem mehrere verschiedene,
noch jetzt in Mariazell, Neuberg und a. a. O. bestehende Röstofenconstructionen
herrühren.
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[199/0239] Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Oefen. selben gemeinsam. 1) Für dicht liegende Erze sind ganz niedrige Oefen mit Gasheizung in Verwendung. In Deutschland bilden die zu röstenden Erze durchschnittlich einen geringeren Theil der gesammten Beschickung, als in den genannten Ländern; man schmilzt in den allermeisten Fällen mit Koks, so dass eine vollständige Entschweflung kaum erforderlich ist, und die Röstung besitzt im Allgemeinen nicht jene hohe Wichtigkeit als dort. Einzelne Werke allerdings, deren Erzreichthum vorzugsweise aus Spathen und Sphärosideriten besteht, sind auch mit umfänglichen Anlagen für die Röstung derselben versehen. Die deutschen Röstöfen pflegen, diesen Verhältnissen entsprechend, mittlere Grösse zu besitzen und sich durch Einfachheit der Construction auszuzeichnen. Nicht selten röstet man mehrere Erzgattungen (Spathe, Magnetite) nach einander in dem- selben Ofen. In früherer Zeit gab man, geleitet durch die damaligen Ansichten über Wärmeverluste durch dünne Wände, den Röstöfen einen Kern- schacht und umhüllte denselben mit einem Rauhgemäuer von oft ansehn- licher Stärke. Solche ältere Röstöfen, schwerfällig in ihrer Construction, sind noch heute auf verschiedenen Werken in Anwendung, da gewöhn- lich kein Grund vorliegt, sie, wo sie einmal vorhanden sind, abzubrechen, um sie durch moderner eingerichtete zu ersetzen. Wo man indessen neue Oefen anlegt, pflegt man den früher erörterten Grundsätzen für den Ofenbau gemäss zu verfahren: man um- schliesst den Ofenschacht mit einer Rüstung, die bei kreisförmigem Quer- schnitte desselben aus einem aus Blechtafeln zusammengenieteten Mantel zu bestehen pflegt, mitunter auch wohl nur aus umgelegten Eisenringen gebildet ist, und lässt das Rauhgemäuer fehlen. Der ganze Ofen wird dadurch leichter, billiger und beansprucht erheblich weniger Platz, ohne deshalb an Haltbarkeit einzubüssen. Die unten gegebenen Beispiele moderner Eisenerzröstöfen werden geeignet sein, diese Construction näher zu erläutern. Die Leistungsfähigkeit eines Röstofens, d. h. die Menge des in bestimmten Zeitabschnitten von demselben gerösteten Erzes, ist selbst- verständlich zum grossen Theile von seinem Rauminhalte abhängig; aber auch die Beschaffenheit der zu röstenden Erze, die Art der Feue- rung und selbst der Bedarf an geröstetem Erz sprechen hierbei mit. Erfahrungsmässig lässt sich der Betrieb der meisten Röstöfen, ins- besondere der mit festen Brennstoffen geheizten, innerhalb ziemlich weiter Grenzen beschleunigen oder verlangsamen, je nachdem es der Betrieb verlangt, ohne dass andere Nachtheile daraus erwachsen, als vielleicht ein bei allzu raschem Betriebe etwas erhöhter Brennstoffauf- wand. So erklärt es sich, dass, während bei zahlreichen Oefen die täg- 1) Besondere Verdienste um die Röstung der steirischen Spatheisensteine u. s. w. erwarb sich Bergrath Wagner in Mariazell, von welchem mehrere verschiedene, noch jetzt in Mariazell, Neuberg und a. a. O. bestehende Röstofenconstructionen herrühren.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/239>, abgerufen am 07.05.2024.