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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Schlesien werden Magneteisenerze gewonnen, obschon in geringeren
Mengen. Nordafrika liefert neben den erwähnten Roth- und Braun-
eisenerzen auch vortreffliche Magneteisenerze an europäische Eisenwerke;
auch in Corsika und Sardinien werden Magneteisenerze gewonnen. Arm
an diesen Erzen dagegen ist Grossbritannien.

Unter allen Erzen besitzt das reine Magneteisenerz seiner chemi-
schen Zusammensetzung gemäss den höchsten Eisengehalt. Beachtens-
werth ist allerdings, dass vollständig oder annähernd reine Erze weit
seltener unter den Magneteisenerzen als unter den Rotheisenerzen vor-
kommen; und daher wird der Eisengehalt, wie ihn manche Eisenglanze,
Glasköpfe u. s. w. besitzen, kaum jemals von den Magneteisenerzen
überboten. Sein Phosphorgehalt ist in den meisten Fällen ausserordent-
lich gering, obschon einzelne der Magneteisenerze durch eingewachsene
Apatite verunreinigt sind. Aus diesem Grunde ist das Magneteisenerz
ein besonders für Darstellung phosphorfreien Eisens gesuchtes Material
und das schwedische, seiner vortrefflichen Eigenschaften halber be-
rühmte Eisen, welches zum grossen Theile aus Magneteisenerzen er-
blasen wurde, verdankt jenen guten Ruf zumeist seiner Reinheit von
Phosphor. Einzelne Erze sind mit Quarz durchwachsen; andere enthalten
Kalkspath in ansehnlichen Mengen. Häufig findet sich ein grösserer
Gehalt an Schwefel-, Kupfer- oder Arsenkies; sonstige nicht seltene
Begleiter des Magneteisenerzes sind Hornblende, Chlorit, Granat, Zink-
blende, Bleiglanz. Eigenthümlich für manche, insbesondere skandinavi-
sche und nordamerikanische Erze ist ein Gehalt an Titansäure, welcher
häufiger und in beträchtlich grösseren Mengen als in Rotheisensteinen
auftritt, mitunter bis zu 10 Proc. steigt und dann allerdings nachtheilig
auf die Verwendbarkeit des Erzes einwirkt. 1)

Den erwähnten vortrefflichen Eigenschaften der Magneteisenerze
steht als eine seine Verwendung erschwerende Eigenschaft seine Schwer-
reducirbarkeit gegenüber. Unter allen bisher besprochenen Erzen ist
der Magneteisenstein der am schwierigsten reducirbare. Durch oxydi-
rende Röstung, welche das Eisenoxyduloxyd in Eisenoxyd überführt,
wird das Erz in ein leichter reducirbares umgewandelt; daher ist es
Regel, die Magneteisenerze nur im gerösteten Zustande zu verarbeiten.

Beispiele für die Zusammensetzung.

[Tabelle]
1) Vergl. S. 153.

Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Schlesien werden Magneteisenerze gewonnen, obschon in geringeren
Mengen. Nordafrika liefert neben den erwähnten Roth- und Braun-
eisenerzen auch vortreffliche Magneteisenerze an europäische Eisenwerke;
auch in Corsika und Sardinien werden Magneteisenerze gewonnen. Arm
an diesen Erzen dagegen ist Grossbritannien.

Unter allen Erzen besitzt das reine Magneteisenerz seiner chemi-
schen Zusammensetzung gemäss den höchsten Eisengehalt. Beachtens-
werth ist allerdings, dass vollständig oder annähernd reine Erze weit
seltener unter den Magneteisenerzen als unter den Rotheisenerzen vor-
kommen; und daher wird der Eisengehalt, wie ihn manche Eisenglanze,
Glasköpfe u. s. w. besitzen, kaum jemals von den Magneteisenerzen
überboten. Sein Phosphorgehalt ist in den meisten Fällen ausserordent-
lich gering, obschon einzelne der Magneteisenerze durch eingewachsene
Apatite verunreinigt sind. Aus diesem Grunde ist das Magneteisenerz
ein besonders für Darstellung phosphorfreien Eisens gesuchtes Material
und das schwedische, seiner vortrefflichen Eigenschaften halber be-
rühmte Eisen, welches zum grossen Theile aus Magneteisenerzen er-
blasen wurde, verdankt jenen guten Ruf zumeist seiner Reinheit von
Phosphor. Einzelne Erze sind mit Quarz durchwachsen; andere enthalten
Kalkspath in ansehnlichen Mengen. Häufig findet sich ein grösserer
Gehalt an Schwefel-, Kupfer- oder Arsenkies; sonstige nicht seltene
Begleiter des Magneteisenerzes sind Hornblende, Chlorit, Granat, Zink-
blende, Bleiglanz. Eigenthümlich für manche, insbesondere skandinavi-
sche und nordamerikanische Erze ist ein Gehalt an Titansäure, welcher
häufiger und in beträchtlich grösseren Mengen als in Rotheisensteinen
auftritt, mitunter bis zu 10 Proc. steigt und dann allerdings nachtheilig
auf die Verwendbarkeit des Erzes einwirkt. 1)

Den erwähnten vortrefflichen Eigenschaften der Magneteisenerze
steht als eine seine Verwendung erschwerende Eigenschaft seine Schwer-
reducirbarkeit gegenüber. Unter allen bisher besprochenen Erzen ist
der Magneteisenstein der am schwierigsten reducirbare. Durch oxydi-
rende Röstung, welche das Eisenoxyduloxyd in Eisenoxyd überführt,
wird das Erz in ein leichter reducirbares umgewandelt; daher ist es
Regel, die Magneteisenerze nur im gerösteten Zustande zu verarbeiten.

Beispiele für die Zusammensetzung.

[Tabelle]
1) Vergl. S. 153.
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[170/0210] Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung. Schlesien werden Magneteisenerze gewonnen, obschon in geringeren Mengen. Nordafrika liefert neben den erwähnten Roth- und Braun- eisenerzen auch vortreffliche Magneteisenerze an europäische Eisenwerke; auch in Corsika und Sardinien werden Magneteisenerze gewonnen. Arm an diesen Erzen dagegen ist Grossbritannien. Unter allen Erzen besitzt das reine Magneteisenerz seiner chemi- schen Zusammensetzung gemäss den höchsten Eisengehalt. Beachtens- werth ist allerdings, dass vollständig oder annähernd reine Erze weit seltener unter den Magneteisenerzen als unter den Rotheisenerzen vor- kommen; und daher wird der Eisengehalt, wie ihn manche Eisenglanze, Glasköpfe u. s. w. besitzen, kaum jemals von den Magneteisenerzen überboten. Sein Phosphorgehalt ist in den meisten Fällen ausserordent- lich gering, obschon einzelne der Magneteisenerze durch eingewachsene Apatite verunreinigt sind. Aus diesem Grunde ist das Magneteisenerz ein besonders für Darstellung phosphorfreien Eisens gesuchtes Material und das schwedische, seiner vortrefflichen Eigenschaften halber be- rühmte Eisen, welches zum grossen Theile aus Magneteisenerzen er- blasen wurde, verdankt jenen guten Ruf zumeist seiner Reinheit von Phosphor. Einzelne Erze sind mit Quarz durchwachsen; andere enthalten Kalkspath in ansehnlichen Mengen. Häufig findet sich ein grösserer Gehalt an Schwefel-, Kupfer- oder Arsenkies; sonstige nicht seltene Begleiter des Magneteisenerzes sind Hornblende, Chlorit, Granat, Zink- blende, Bleiglanz. Eigenthümlich für manche, insbesondere skandinavi- sche und nordamerikanische Erze ist ein Gehalt an Titansäure, welcher häufiger und in beträchtlich grösseren Mengen als in Rotheisensteinen auftritt, mitunter bis zu 10 Proc. steigt und dann allerdings nachtheilig auf die Verwendbarkeit des Erzes einwirkt. 1) Den erwähnten vortrefflichen Eigenschaften der Magneteisenerze steht als eine seine Verwendung erschwerende Eigenschaft seine Schwer- reducirbarkeit gegenüber. Unter allen bisher besprochenen Erzen ist der Magneteisenstein der am schwierigsten reducirbare. Durch oxydi- rende Röstung, welche das Eisenoxyduloxyd in Eisenoxyd überführt, wird das Erz in ein leichter reducirbares umgewandelt; daher ist es Regel, die Magneteisenerze nur im gerösteten Zustande zu verarbeiten. Beispiele für die Zusammensetzung. 1) Vergl. S. 153.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/210>, abgerufen am 07.05.2024.