Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die feuerfesten Materialien.
Quarzes) von 45--65 Proc., der Wassergehalt von 10--15 Proc. Es
folgt aber aus dem oben Gesagten, dass die Bestimmung des Kiesel-
säure- und Thonerdegehaltes allein nicht für die Feuerfestigkeit maass-
gebend sein kann, sofern man nicht ermittelt, wie viel Kieselsäure im
freien Zustande zugegen und wie viel an Thonerde gebunden ist.1)

Alle Thone besitzen, wenn sie mit Wasser angefeuchtet sind, eine
grosse Bildsamkeit, und die aus ihnen geformten Gegenstände erhärten
bekanntlich, wenn sie getrocknet und gebrannt werden. Bei diesem
Trocknen und Brennen aber zieht sich der Thon, insbesondere der feuer-
feste Thon, während er seinen Wassergehalt entlässt, zusammen, er
schwindet, und die Folge davon ist die Entstehung von Rissen.

Gebrannter Thon hat, auch wenn er aufs Neue mit Wasser an-
gefeuchtet oder eingeweicht wird, seine Bildsamkeit eingebüsst und
schwindet nicht mehr, wenn er abermals gebrannt wird.

Jene Eigenschaft des Schwindens und Reissens beim Trocknen und
Brennen würde die Verwendung des Thones zur Herstellung feuer-
fester Körper erheblich erschweren; man nimmt sie ihm oder führt sie
doch auf ein bedeutend geringeres Maass zurück, indem man ihn mecha-
nisch mit anderen Körpern in Körnerform vermengt, welche an und
für sich wie in Berührung mit dem Thone unschmelzbar sind und
Magerungsmittel genannt werden.2)

Die Wirkung dieser Magerungsmittel ist sehr einfach. Da inner-
halb desselben Raumes um so weniger Thonmasse zugegen ist, je mehr
Magerungsmittel man zugesetzt hatte, so wird auch die Schwindung
entsprechend kleiner ausfallen. Zwischen den eingemengten Körnchen
und dem sie umschliessenden Thone aber entsteht bei dem Schwinden
des letzteren ein kleiner Zwischenraum; auf diese Weise erhält das
Ganze eine gewisse Porosität, durch welche das Entweichen der sich
bildenden Wasserdämpfe erleichtert wird, und welche zugleich die
Sprödigkeit des gebrannten Thonkörpers abmindert. Derselbe erträgt
deshalb auch leichter Temperaturveränderungen ohne zu reissen. Die
Menge dieser Zusätze muss sich natürlich nach der Beschaffenheit des
benutzten Thones richten und ist durchschnittlich um so grösser, je
fetter derselbe ist. Nicht selten kann man mehr als doppelt so viel
Magerungsmittel geben als die Menge des rohen Thones beträgt.

Als solche Magerungsmittel benutzt man vorwiegend folgende Körper.

Gebrannten feuerfesten Thon (Chamotte). Da derselbe, wie
erwähnt, die Eigenschaft zu schwinden verloren hat, so bildet er ein
vorzügliches Magerungsmittel. Derselbe wird entweder für diesen Zweck
besonders hergestellt oder, was jedenfalls billiger ist, man zerkleinert
die auf den Werken entstehenden Abfälle von schon benutzten feuer-
festen Steinen, Tiegeln u. dergl. und benutzt sie für diesen Zweck.

Quarz. Dass derselbe mechanisch dem feuerfesten Thone bei-
gemengt werden könne, ohne die Feuerbeständigkeit desselben erheblich
zu verringern, wurde schon mehrfach erwähnt. Nicht alle Vorkomm-

1) Ueber die Ausführung der Untersuchung vergl. Bischof, die feuerfesten
Thone. Leipzig 1876, S. 62 ff.
2) Sehr bildsamer Thon heisst fett, wenig bildsamer mager. Da jene Zusätze
die Bildsamkeit verringern, heissen sie Magerungsmittel.

Die feuerfesten Materialien.
Quarzes) von 45—65 Proc., der Wassergehalt von 10—15 Proc. Es
folgt aber aus dem oben Gesagten, dass die Bestimmung des Kiesel-
säure- und Thonerdegehaltes allein nicht für die Feuerfestigkeit maass-
gebend sein kann, sofern man nicht ermittelt, wie viel Kieselsäure im
freien Zustande zugegen und wie viel an Thonerde gebunden ist.1)

Alle Thone besitzen, wenn sie mit Wasser angefeuchtet sind, eine
grosse Bildsamkeit, und die aus ihnen geformten Gegenstände erhärten
bekanntlich, wenn sie getrocknet und gebrannt werden. Bei diesem
Trocknen und Brennen aber zieht sich der Thon, insbesondere der feuer-
feste Thon, während er seinen Wassergehalt entlässt, zusammen, er
schwindet, und die Folge davon ist die Entstehung von Rissen.

Gebrannter Thon hat, auch wenn er aufs Neue mit Wasser an-
gefeuchtet oder eingeweicht wird, seine Bildsamkeit eingebüsst und
schwindet nicht mehr, wenn er abermals gebrannt wird.

Jene Eigenschaft des Schwindens und Reissens beim Trocknen und
Brennen würde die Verwendung des Thones zur Herstellung feuer-
fester Körper erheblich erschweren; man nimmt sie ihm oder führt sie
doch auf ein bedeutend geringeres Maass zurück, indem man ihn mecha-
nisch mit anderen Körpern in Körnerform vermengt, welche an und
für sich wie in Berührung mit dem Thone unschmelzbar sind und
Magerungsmittel genannt werden.2)

Die Wirkung dieser Magerungsmittel ist sehr einfach. Da inner-
halb desselben Raumes um so weniger Thonmasse zugegen ist, je mehr
Magerungsmittel man zugesetzt hatte, so wird auch die Schwindung
entsprechend kleiner ausfallen. Zwischen den eingemengten Körnchen
und dem sie umschliessenden Thone aber entsteht bei dem Schwinden
des letzteren ein kleiner Zwischenraum; auf diese Weise erhält das
Ganze eine gewisse Porosität, durch welche das Entweichen der sich
bildenden Wasserdämpfe erleichtert wird, und welche zugleich die
Sprödigkeit des gebrannten Thonkörpers abmindert. Derselbe erträgt
deshalb auch leichter Temperaturveränderungen ohne zu reissen. Die
Menge dieser Zusätze muss sich natürlich nach der Beschaffenheit des
benutzten Thones richten und ist durchschnittlich um so grösser, je
fetter derselbe ist. Nicht selten kann man mehr als doppelt so viel
Magerungsmittel geben als die Menge des rohen Thones beträgt.

Als solche Magerungsmittel benutzt man vorwiegend folgende Körper.

Gebrannten feuerfesten Thon (Chamotte). Da derselbe, wie
erwähnt, die Eigenschaft zu schwinden verloren hat, so bildet er ein
vorzügliches Magerungsmittel. Derselbe wird entweder für diesen Zweck
besonders hergestellt oder, was jedenfalls billiger ist, man zerkleinert
die auf den Werken entstehenden Abfälle von schon benutzten feuer-
festen Steinen, Tiegeln u. dergl. und benutzt sie für diesen Zweck.

Quarz. Dass derselbe mechanisch dem feuerfesten Thone bei-
gemengt werden könne, ohne die Feuerbeständigkeit desselben erheblich
zu verringern, wurde schon mehrfach erwähnt. Nicht alle Vorkomm-

1) Ueber die Ausführung der Untersuchung vergl. Bischof, die feuerfesten
Thone. Leipzig 1876, S. 62 ff.
2) Sehr bildsamer Thon heisst fett, wenig bildsamer mager. Da jene Zusätze
die Bildsamkeit verringern, heissen sie Magerungsmittel.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0179" n="139"/><fw place="top" type="header">Die feuerfesten Materialien.</fw><lb/>
Quarzes) von 45&#x2014;65 Proc., der Wassergehalt von 10&#x2014;15 Proc. Es<lb/>
folgt aber aus dem oben Gesagten, dass die Bestimmung des Kiesel-<lb/>
säure- und Thonerdegehaltes allein nicht für die Feuerfestigkeit maass-<lb/>
gebend sein kann, sofern man nicht ermittelt, wie viel Kieselsäure im<lb/>
freien Zustande zugegen und wie viel an Thonerde gebunden ist.<note place="foot" n="1)">Ueber die Ausführung der Untersuchung vergl. <hi rendition="#g">Bischof</hi>, die feuerfesten<lb/>
Thone. Leipzig 1876, S. 62 ff.</note></p><lb/>
              <p>Alle Thone besitzen, wenn sie mit Wasser angefeuchtet sind, eine<lb/>
grosse Bildsamkeit, und die aus ihnen geformten Gegenstände erhärten<lb/>
bekanntlich, wenn sie getrocknet und gebrannt werden. Bei diesem<lb/>
Trocknen und Brennen aber zieht sich der Thon, insbesondere der feuer-<lb/>
feste Thon, während er seinen Wassergehalt entlässt, zusammen, er<lb/><hi rendition="#g">schwindet</hi>, und die Folge davon ist die Entstehung von Rissen.</p><lb/>
              <p>Gebrannter Thon hat, auch wenn er aufs Neue mit Wasser an-<lb/>
gefeuchtet oder eingeweicht wird, seine Bildsamkeit eingebüsst und<lb/>
schwindet nicht mehr, wenn er abermals gebrannt wird.</p><lb/>
              <p>Jene Eigenschaft des Schwindens und Reissens beim Trocknen und<lb/>
Brennen würde die Verwendung des Thones zur Herstellung feuer-<lb/>
fester Körper erheblich erschweren; man nimmt sie ihm oder führt sie<lb/>
doch auf ein bedeutend geringeres Maass zurück, indem man ihn mecha-<lb/>
nisch mit anderen Körpern in Körnerform vermengt, welche an und<lb/>
für sich wie in Berührung mit dem Thone unschmelzbar sind und<lb/><hi rendition="#g">Magerungsmittel</hi> genannt werden.<note place="foot" n="2)">Sehr bildsamer Thon heisst <hi rendition="#g">fett</hi>, wenig bildsamer <hi rendition="#g">mager</hi>. Da jene Zusätze<lb/>
die Bildsamkeit verringern, heissen sie Magerungsmittel.</note></p><lb/>
              <p>Die Wirkung dieser Magerungsmittel ist sehr einfach. Da inner-<lb/>
halb desselben Raumes um so weniger Thonmasse zugegen ist, je mehr<lb/>
Magerungsmittel man zugesetzt hatte, so wird auch die Schwindung<lb/>
entsprechend kleiner ausfallen. Zwischen den eingemengten Körnchen<lb/>
und dem sie umschliessenden Thone aber entsteht bei dem Schwinden<lb/>
des letzteren ein kleiner Zwischenraum; auf diese Weise erhält das<lb/>
Ganze eine gewisse Porosität, durch welche das Entweichen der sich<lb/>
bildenden Wasserdämpfe erleichtert wird, und welche zugleich die<lb/>
Sprödigkeit des gebrannten Thonkörpers abmindert. Derselbe erträgt<lb/>
deshalb auch leichter Temperaturveränderungen ohne zu reissen. Die<lb/>
Menge dieser Zusätze muss sich natürlich nach der Beschaffenheit des<lb/>
benutzten Thones richten und ist durchschnittlich um so grösser, je<lb/>
fetter derselbe ist. Nicht selten kann man mehr als doppelt so viel<lb/>
Magerungsmittel geben als die Menge des rohen Thones beträgt.</p><lb/>
              <p>Als solche Magerungsmittel benutzt man vorwiegend folgende Körper.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Gebrannten feuerfesten Thon</hi> (<hi rendition="#g">Chamotte</hi>). Da derselbe, wie<lb/>
erwähnt, die Eigenschaft zu schwinden verloren hat, so bildet er ein<lb/>
vorzügliches Magerungsmittel. Derselbe wird entweder für diesen Zweck<lb/>
besonders hergestellt oder, was jedenfalls billiger ist, man zerkleinert<lb/>
die auf den Werken entstehenden Abfälle von schon benutzten feuer-<lb/>
festen Steinen, Tiegeln u. dergl. und benutzt sie für diesen Zweck.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Quarz</hi>. Dass derselbe mechanisch dem feuerfesten Thone bei-<lb/>
gemengt werden könne, ohne die Feuerbeständigkeit desselben erheblich<lb/>
zu verringern, wurde schon mehrfach erwähnt. Nicht alle Vorkomm-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0179] Die feuerfesten Materialien. Quarzes) von 45—65 Proc., der Wassergehalt von 10—15 Proc. Es folgt aber aus dem oben Gesagten, dass die Bestimmung des Kiesel- säure- und Thonerdegehaltes allein nicht für die Feuerfestigkeit maass- gebend sein kann, sofern man nicht ermittelt, wie viel Kieselsäure im freien Zustande zugegen und wie viel an Thonerde gebunden ist. 1) Alle Thone besitzen, wenn sie mit Wasser angefeuchtet sind, eine grosse Bildsamkeit, und die aus ihnen geformten Gegenstände erhärten bekanntlich, wenn sie getrocknet und gebrannt werden. Bei diesem Trocknen und Brennen aber zieht sich der Thon, insbesondere der feuer- feste Thon, während er seinen Wassergehalt entlässt, zusammen, er schwindet, und die Folge davon ist die Entstehung von Rissen. Gebrannter Thon hat, auch wenn er aufs Neue mit Wasser an- gefeuchtet oder eingeweicht wird, seine Bildsamkeit eingebüsst und schwindet nicht mehr, wenn er abermals gebrannt wird. Jene Eigenschaft des Schwindens und Reissens beim Trocknen und Brennen würde die Verwendung des Thones zur Herstellung feuer- fester Körper erheblich erschweren; man nimmt sie ihm oder führt sie doch auf ein bedeutend geringeres Maass zurück, indem man ihn mecha- nisch mit anderen Körpern in Körnerform vermengt, welche an und für sich wie in Berührung mit dem Thone unschmelzbar sind und Magerungsmittel genannt werden. 2) Die Wirkung dieser Magerungsmittel ist sehr einfach. Da inner- halb desselben Raumes um so weniger Thonmasse zugegen ist, je mehr Magerungsmittel man zugesetzt hatte, so wird auch die Schwindung entsprechend kleiner ausfallen. Zwischen den eingemengten Körnchen und dem sie umschliessenden Thone aber entsteht bei dem Schwinden des letzteren ein kleiner Zwischenraum; auf diese Weise erhält das Ganze eine gewisse Porosität, durch welche das Entweichen der sich bildenden Wasserdämpfe erleichtert wird, und welche zugleich die Sprödigkeit des gebrannten Thonkörpers abmindert. Derselbe erträgt deshalb auch leichter Temperaturveränderungen ohne zu reissen. Die Menge dieser Zusätze muss sich natürlich nach der Beschaffenheit des benutzten Thones richten und ist durchschnittlich um so grösser, je fetter derselbe ist. Nicht selten kann man mehr als doppelt so viel Magerungsmittel geben als die Menge des rohen Thones beträgt. Als solche Magerungsmittel benutzt man vorwiegend folgende Körper. Gebrannten feuerfesten Thon (Chamotte). Da derselbe, wie erwähnt, die Eigenschaft zu schwinden verloren hat, so bildet er ein vorzügliches Magerungsmittel. Derselbe wird entweder für diesen Zweck besonders hergestellt oder, was jedenfalls billiger ist, man zerkleinert die auf den Werken entstehenden Abfälle von schon benutzten feuer- festen Steinen, Tiegeln u. dergl. und benutzt sie für diesen Zweck. Quarz. Dass derselbe mechanisch dem feuerfesten Thone bei- gemengt werden könne, ohne die Feuerbeständigkeit desselben erheblich zu verringern, wurde schon mehrfach erwähnt. Nicht alle Vorkomm- 1) Ueber die Ausführung der Untersuchung vergl. Bischof, die feuerfesten Thone. Leipzig 1876, S. 62 ff. 2) Sehr bildsamer Thon heisst fett, wenig bildsamer mager. Da jene Zusätze die Bildsamkeit verringern, heissen sie Magerungsmittel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/179
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/179>, abgerufen am 18.05.2024.