Zwecke entwickelten höheren Temperaturen, sowie den in diesen höheren Temperaturen zur Geltung gelangenden physikalischen und chemischen Vorgängen längere Zeit hindurch zu widerstehen. Diese Vorgänge sind ausser der einfachen Schmelzung die Ausdehnung und Zusammen- ziehung bei wechselnder Temperatur, die Berührung mit anderen hoch- erhitzten Körpern und die dabei gegebene Gelegenheit, mit diesen Ver- bindungen von niedrigerem Schmelzpunkte einzugehen; u. a. m.
Es folgt hieraus, dass der Begriff der Feuerfestigkeit keineswegs ein scharf umgrenzter, sondern vielmehr abhängig ist von der Art des Processes, bei dessen Durchführung die feuerfesten Materialien benutzt werden sollen. Ein Körper, der in dem einen Falle ausreichend haltbar ist, kann in einem andern Falle vollständig unbrauchbar sein, wenn entweder die Temperatur höher ist oder wenn andere chemische Ein- flüsse sich geltend machen. Ein an und für sich fast unschmelzbarer Körper wird nicht selten verhältnissmässig leicht schmelzbar, wenn er in Berührung mit gewissen anderen Körpern -- beispielsweise Asche von bestimmter Zusammensetzung -- gebracht wird. Es folgt hier- aus, dass die Wahl des feuerfesten Materials abhängig sein muss von der Art des durchzuführenden Processes, und zwar ebensowohl von der dabei entwickelten Temperatur an und für sich, als von den während des Processes herr- schenden chemischen Einflüssen.
Die feuerfesten Materialien kommen entweder als bestimmte Ge- steine, die nur noch einer äusseren Bearbeitung (Formgebung) bedürfen, um verwendbar zu sein, in der Natur vor, oder sie werden -- und zwar in weit grösseren Mengen als jene -- künstlich aus natürlich vorkommenden mineralischen Rohstoffen dargestellt.
Die Grundbestandtheile der meisten feuerfesten Materialien sind folgende:
Kieselsäure (Quarz), an und für sich fast unschmelzbar.
Thonerde, im reinen Zustande auch in den höchsten Temperaturen kaum sinternd und nach Bischof noch schwieriger schmelzbar als Kieselsäure.
Kalkerde und Magnesia. Beide sind an und für sich un- schmelzbar.
Eisenoxyd und Eisenoxyduloxyd. Beide Verbindungen erweichen nur in sehr hoher Temperatur und werden daher mitunter als feuerfeste Materialien benutzt, wo die Eigenthümlichkeit des Pro- cesses, insbesondere der beabsichtigten chemischen Wirkungen, die An- wendung anderer Körper ausschliesst. Eisenoxyd giebt in hoher Tempe- ratur einen, wenn auch geringen, Theil seines Sauerstoffgehaltes ab, ohne jedoch dadurch an Strengflüssigkeit einzubüssen.
Selten oder nie gelangen jedoch diese genannten Grundbestand- theile der feuerfesten Materialien im ganz reinen Zustande zur Ver- wendung. Auch die natürlich vorkommenden, als feuerfestes Material brauchbaren Gesteine enthalten neben einander stets mehrere jener Stoffe in mechanischer Mengung, theilweise auch wohl in chemischer Vereinigung (Thonerde im reinen Zustande z. B. kommt überhaupt nie
Die feuerfesten Materialien.
Zwecke entwickelten höheren Temperaturen, sowie den in diesen höheren Temperaturen zur Geltung gelangenden physikalischen und chemischen Vorgängen längere Zeit hindurch zu widerstehen. Diese Vorgänge sind ausser der einfachen Schmelzung die Ausdehnung und Zusammen- ziehung bei wechselnder Temperatur, die Berührung mit anderen hoch- erhitzten Körpern und die dabei gegebene Gelegenheit, mit diesen Ver- bindungen von niedrigerem Schmelzpunkte einzugehen; u. a. m.
Es folgt hieraus, dass der Begriff der Feuerfestigkeit keineswegs ein scharf umgrenzter, sondern vielmehr abhängig ist von der Art des Processes, bei dessen Durchführung die feuerfesten Materialien benutzt werden sollen. Ein Körper, der in dem einen Falle ausreichend haltbar ist, kann in einem andern Falle vollständig unbrauchbar sein, wenn entweder die Temperatur höher ist oder wenn andere chemische Ein- flüsse sich geltend machen. Ein an und für sich fast unschmelzbarer Körper wird nicht selten verhältnissmässig leicht schmelzbar, wenn er in Berührung mit gewissen anderen Körpern — beispielsweise Asche von bestimmter Zusammensetzung — gebracht wird. Es folgt hier- aus, dass die Wahl des feuerfesten Materials abhängig sein muss von der Art des durchzuführenden Processes, und zwar ebensowohl von der dabei entwickelten Temperatur an und für sich, als von den während des Processes herr- schenden chemischen Einflüssen.
Die feuerfesten Materialien kommen entweder als bestimmte Ge- steine, die nur noch einer äusseren Bearbeitung (Formgebung) bedürfen, um verwendbar zu sein, in der Natur vor, oder sie werden — und zwar in weit grösseren Mengen als jene — künstlich aus natürlich vorkommenden mineralischen Rohstoffen dargestellt.
Die Grundbestandtheile der meisten feuerfesten Materialien sind folgende:
Kieselsäure (Quarz), an und für sich fast unschmelzbar.
Thonerde, im reinen Zustande auch in den höchsten Temperaturen kaum sinternd und nach Bischof noch schwieriger schmelzbar als Kieselsäure.
Kalkerde und Magnesia. Beide sind an und für sich un- schmelzbar.
Eisenoxyd und Eisenoxyduloxyd. Beide Verbindungen erweichen nur in sehr hoher Temperatur und werden daher mitunter als feuerfeste Materialien benutzt, wo die Eigenthümlichkeit des Pro- cesses, insbesondere der beabsichtigten chemischen Wirkungen, die An- wendung anderer Körper ausschliesst. Eisenoxyd giebt in hoher Tempe- ratur einen, wenn auch geringen, Theil seines Sauerstoffgehaltes ab, ohne jedoch dadurch an Strengflüssigkeit einzubüssen.
Selten oder nie gelangen jedoch diese genannten Grundbestand- theile der feuerfesten Materialien im ganz reinen Zustande zur Ver- wendung. Auch die natürlich vorkommenden, als feuerfestes Material brauchbaren Gesteine enthalten neben einander stets mehrere jener Stoffe in mechanischer Mengung, theilweise auch wohl in chemischer Vereinigung (Thonerde im reinen Zustande z. B. kommt überhaupt nie
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Die feuerfesten Materialien.
Zwecke entwickelten höheren Temperaturen, sowie den in diesen höheren
Temperaturen zur Geltung gelangenden physikalischen und chemischen
Vorgängen längere Zeit hindurch zu widerstehen. Diese Vorgänge sind
ausser der einfachen Schmelzung die Ausdehnung und Zusammen-
ziehung bei wechselnder Temperatur, die Berührung mit anderen hoch-
erhitzten Körpern und die dabei gegebene Gelegenheit, mit diesen Ver-
bindungen von niedrigerem Schmelzpunkte einzugehen; u. a. m.
Es folgt hieraus, dass der Begriff der Feuerfestigkeit keineswegs
ein scharf umgrenzter, sondern vielmehr abhängig ist von der Art des
Processes, bei dessen Durchführung die feuerfesten Materialien benutzt
werden sollen. Ein Körper, der in dem einen Falle ausreichend haltbar
ist, kann in einem andern Falle vollständig unbrauchbar sein, wenn
entweder die Temperatur höher ist oder wenn andere chemische Ein-
flüsse sich geltend machen. Ein an und für sich fast unschmelzbarer
Körper wird nicht selten verhältnissmässig leicht schmelzbar, wenn er
in Berührung mit gewissen anderen Körpern — beispielsweise Asche
von bestimmter Zusammensetzung — gebracht wird. Es folgt hier-
aus, dass die Wahl des feuerfesten Materials abhängig sein
muss von der Art des durchzuführenden Processes, und
zwar ebensowohl von der dabei entwickelten Temperatur
an und für sich, als von den während des Processes herr-
schenden chemischen Einflüssen.
Die feuerfesten Materialien kommen entweder als bestimmte Ge-
steine, die nur noch einer äusseren Bearbeitung (Formgebung) bedürfen,
um verwendbar zu sein, in der Natur vor, oder sie werden — und
zwar in weit grösseren Mengen als jene — künstlich aus natürlich
vorkommenden mineralischen Rohstoffen dargestellt.
Die Grundbestandtheile der meisten feuerfesten Materialien sind
folgende:
Kieselsäure (Quarz), an und für sich fast unschmelzbar.
Thonerde, im reinen Zustande auch in den höchsten Temperaturen
kaum sinternd und nach Bischof noch schwieriger schmelzbar als
Kieselsäure.
Kalkerde und Magnesia. Beide sind an und für sich un-
schmelzbar.
Eisenoxyd und Eisenoxyduloxyd. Beide Verbindungen
erweichen nur in sehr hoher Temperatur und werden daher mitunter
als feuerfeste Materialien benutzt, wo die Eigenthümlichkeit des Pro-
cesses, insbesondere der beabsichtigten chemischen Wirkungen, die An-
wendung anderer Körper ausschliesst. Eisenoxyd giebt in hoher Tempe-
ratur einen, wenn auch geringen, Theil seines Sauerstoffgehaltes ab, ohne
jedoch dadurch an Strengflüssigkeit einzubüssen.
Selten oder nie gelangen jedoch diese genannten Grundbestand-
theile der feuerfesten Materialien im ganz reinen Zustande zur Ver-
wendung. Auch die natürlich vorkommenden, als feuerfestes Material
brauchbaren Gesteine enthalten neben einander stets mehrere jener
Stoffe in mechanischer Mengung, theilweise auch wohl in chemischer
Vereinigung (Thonerde im reinen Zustande z. B. kommt überhaupt nie
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/175>, abgerufen am 21.11.2024.
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