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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
gesetzten feuerfesten Steinen besteht. Die Sohle der Gruben wird aus
eingeschüttetem Sande, mit zerkleinerten feuerfesten Steinen gemischt,
gebildet, eine Einrichtung, welche eine beliebige Verringerung der Höhe
der Gruben ermöglicht, wenn niedrigere Blöcke eingesetzt werden
sollen. Der Durchmesser der Gruben muss natürlich von dem Durch-
messer der einzusetzenden Blöcke abhängig sein; man pflegt ihn so zu
wählen, dass am Fusse des Blockes, wo derselbe seinen grössten Durch-
messer besitzt, rings herum etwa 35--40 mm Spielraum bleibt.

Die Blöcke kann man, wie es bei den beiden in Fig. 292 links-
seitig gezeichneten Blöcken geschehen ist, mit einem aus feuerfestem
Materiale hergestellten Deckel, welcher eben noch willig in die Grube
hineinpasst, abdecken, um den Kopf wärmer zu halten; unbedingt noth-
wendig ist jedoch dieses Verfahren nicht.

Die Gruben befinden sich in der Nähe des Giessraumes, so dass
derselbe Krahn, welcher die Gussformen ab- und die Blöcke empor-
hebt, auch dazu dient, sie unmittelbar in die Gruben einzusetzen.
Die Blöcke bleiben 20--30 Minuten in den Gruben und werden dann
sofort dem Walzwerke oder Hammer überwiesen.


Die Oefen, welche man zum Wärmen der Blöcke benutzt, die
letzteren mögen nun kalt oder warm eingesetzt werden, sind Flamm-
öfen und den früher beschriebenen Schweissöfen in ihrer Einrichtung
um so ähnlicher, auf je höhere Temperatur die Blöcke erhitzt werden
sollen, und je weniger sie vor Oxydation geschützt zu werden brauchen,
je kohlenstoffärmer also das zu erhitzende Eisen ist. Durch eine etwas
höhere Feuerbrücke, als sie die Schweissöfen für Sehneisen besitzen,
pflegt man in allen Fällen die Blöcke einer allzu unmittelbaren Be-
rührung der Flamme zu entziehen, welche hier nachtheiliger als beim
Erhitzen des Schweisseisens einwirken würde.

Auch für diesen Zweck ist ebenso wohl directe als Gasfeuerung
in Anwendung. Siemensöfen finden sich besonders häufig auf eng-
lischen und amerikanischen Werken; ihrer allgemeinen Anwendung
tritt auch bei der Verarbeitung des Flusseisens der Umstand hinderlich
entgegen, dass ihre Abhitze nicht, wie bei anderen Oefen (Bicheroux-
ofen, Lürmannofen u. s. w.), für die Kesselfeuerung verwendbar bleibt.

Eine eigenthümliche Nutzanwendung hat man vielfach in neuerer
Zeit von dem Umstande gemacht, dass die Flusseisenblöcke leicht, zumal
auf etwas abschüssiger Bahn, ein Fortrollen ermöglichen. Man giebt
dem Ofen einen nach dem Fuchse hin ansteigenden Herd von bedeu-
tender Länge, so dass die Gase ziemlich abgekühlt den Ofen verlassen,
setzt die Blöcke an der kältesten Stelle, also am Ende des Herdes ein
und rollt sie allmählich dem Gasstrome entgegen, um sie schliesslich
in der Nähe der Feuerbrücke dem Ofen zu entnehmen. Da der ganze
Ofen mit Blöcken gefüllt erhalten wird, welche, dem Gegenstrom-
principe (S. 26) entsprechend, in immer heissere Gegenden des Ofens
einrücken, je mehr Wärme sie selbst bereits aufgenommen haben, ist
die Wärmeausnutzung eine sehr günstige. Man nennt derartige Oefen
Rollöfen und baut sie ebenso wohl mit directer als mit Gasfeuerung.

Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
gesetzten feuerfesten Steinen besteht. Die Sohle der Gruben wird aus
eingeschüttetem Sande, mit zerkleinerten feuerfesten Steinen gemischt,
gebildet, eine Einrichtung, welche eine beliebige Verringerung der Höhe
der Gruben ermöglicht, wenn niedrigere Blöcke eingesetzt werden
sollen. Der Durchmesser der Gruben muss natürlich von dem Durch-
messer der einzusetzenden Blöcke abhängig sein; man pflegt ihn so zu
wählen, dass am Fusse des Blockes, wo derselbe seinen grössten Durch-
messer besitzt, rings herum etwa 35—40 mm Spielraum bleibt.

Die Blöcke kann man, wie es bei den beiden in Fig. 292 links-
seitig gezeichneten Blöcken geschehen ist, mit einem aus feuerfestem
Materiale hergestellten Deckel, welcher eben noch willig in die Grube
hineinpasst, abdecken, um den Kopf wärmer zu halten; unbedingt noth-
wendig ist jedoch dieses Verfahren nicht.

Die Gruben befinden sich in der Nähe des Giessraumes, so dass
derselbe Krahn, welcher die Gussformen ab- und die Blöcke empor-
hebt, auch dazu dient, sie unmittelbar in die Gruben einzusetzen.
Die Blöcke bleiben 20—30 Minuten in den Gruben und werden dann
sofort dem Walzwerke oder Hammer überwiesen.


Die Oefen, welche man zum Wärmen der Blöcke benutzt, die
letzteren mögen nun kalt oder warm eingesetzt werden, sind Flamm-
öfen und den früher beschriebenen Schweissöfen in ihrer Einrichtung
um so ähnlicher, auf je höhere Temperatur die Blöcke erhitzt werden
sollen, und je weniger sie vor Oxydation geschützt zu werden brauchen,
je kohlenstoffärmer also das zu erhitzende Eisen ist. Durch eine etwas
höhere Feuerbrücke, als sie die Schweissöfen für Sehneisen besitzen,
pflegt man in allen Fällen die Blöcke einer allzu unmittelbaren Be-
rührung der Flamme zu entziehen, welche hier nachtheiliger als beim
Erhitzen des Schweisseisens einwirken würde.

Auch für diesen Zweck ist ebenso wohl directe als Gasfeuerung
in Anwendung. Siemensöfen finden sich besonders häufig auf eng-
lischen und amerikanischen Werken; ihrer allgemeinen Anwendung
tritt auch bei der Verarbeitung des Flusseisens der Umstand hinderlich
entgegen, dass ihre Abhitze nicht, wie bei anderen Oefen (Bicheroux-
ofen, Lürmannofen u. s. w.), für die Kesselfeuerung verwendbar bleibt.

Eine eigenthümliche Nutzanwendung hat man vielfach in neuerer
Zeit von dem Umstande gemacht, dass die Flusseisenblöcke leicht, zumal
auf etwas abschüssiger Bahn, ein Fortrollen ermöglichen. Man giebt
dem Ofen einen nach dem Fuchse hin ansteigenden Herd von bedeu-
tender Länge, so dass die Gase ziemlich abgekühlt den Ofen verlassen,
setzt die Blöcke an der kältesten Stelle, also am Ende des Herdes ein
und rollt sie allmählich dem Gasstrome entgegen, um sie schliesslich
in der Nähe der Feuerbrücke dem Ofen zu entnehmen. Da der ganze
Ofen mit Blöcken gefüllt erhalten wird, welche, dem Gegenstrom-
principe (S. 26) entsprechend, in immer heissere Gegenden des Ofens
einrücken, je mehr Wärme sie selbst bereits aufgenommen haben, ist
die Wärmeausnutzung eine sehr günstige. Man nennt derartige Oefen
Rollöfen und baut sie ebenso wohl mit directer als mit Gasfeuerung.

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[980/1068] Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens. gesetzten feuerfesten Steinen besteht. Die Sohle der Gruben wird aus eingeschüttetem Sande, mit zerkleinerten feuerfesten Steinen gemischt, gebildet, eine Einrichtung, welche eine beliebige Verringerung der Höhe der Gruben ermöglicht, wenn niedrigere Blöcke eingesetzt werden sollen. Der Durchmesser der Gruben muss natürlich von dem Durch- messer der einzusetzenden Blöcke abhängig sein; man pflegt ihn so zu wählen, dass am Fusse des Blockes, wo derselbe seinen grössten Durch- messer besitzt, rings herum etwa 35—40 mm Spielraum bleibt. Die Blöcke kann man, wie es bei den beiden in Fig. 292 links- seitig gezeichneten Blöcken geschehen ist, mit einem aus feuerfestem Materiale hergestellten Deckel, welcher eben noch willig in die Grube hineinpasst, abdecken, um den Kopf wärmer zu halten; unbedingt noth- wendig ist jedoch dieses Verfahren nicht. Die Gruben befinden sich in der Nähe des Giessraumes, so dass derselbe Krahn, welcher die Gussformen ab- und die Blöcke empor- hebt, auch dazu dient, sie unmittelbar in die Gruben einzusetzen. Die Blöcke bleiben 20—30 Minuten in den Gruben und werden dann sofort dem Walzwerke oder Hammer überwiesen. Die Oefen, welche man zum Wärmen der Blöcke benutzt, die letzteren mögen nun kalt oder warm eingesetzt werden, sind Flamm- öfen und den früher beschriebenen Schweissöfen in ihrer Einrichtung um so ähnlicher, auf je höhere Temperatur die Blöcke erhitzt werden sollen, und je weniger sie vor Oxydation geschützt zu werden brauchen, je kohlenstoffärmer also das zu erhitzende Eisen ist. Durch eine etwas höhere Feuerbrücke, als sie die Schweissöfen für Sehneisen besitzen, pflegt man in allen Fällen die Blöcke einer allzu unmittelbaren Be- rührung der Flamme zu entziehen, welche hier nachtheiliger als beim Erhitzen des Schweisseisens einwirken würde. Auch für diesen Zweck ist ebenso wohl directe als Gasfeuerung in Anwendung. Siemensöfen finden sich besonders häufig auf eng- lischen und amerikanischen Werken; ihrer allgemeinen Anwendung tritt auch bei der Verarbeitung des Flusseisens der Umstand hinderlich entgegen, dass ihre Abhitze nicht, wie bei anderen Oefen (Bicheroux- ofen, Lürmannofen u. s. w.), für die Kesselfeuerung verwendbar bleibt. Eine eigenthümliche Nutzanwendung hat man vielfach in neuerer Zeit von dem Umstande gemacht, dass die Flusseisenblöcke leicht, zumal auf etwas abschüssiger Bahn, ein Fortrollen ermöglichen. Man giebt dem Ofen einen nach dem Fuchse hin ansteigenden Herd von bedeu- tender Länge, so dass die Gase ziemlich abgekühlt den Ofen verlassen, setzt die Blöcke an der kältesten Stelle, also am Ende des Herdes ein und rollt sie allmählich dem Gasstrome entgegen, um sie schliesslich in der Nähe der Feuerbrücke dem Ofen zu entnehmen. Da der ganze Ofen mit Blöcken gefüllt erhalten wird, welche, dem Gegenstrom- principe (S. 26) entsprechend, in immer heissere Gegenden des Ofens einrücken, je mehr Wärme sie selbst bereits aufgenommen haben, ist die Wärmeausnutzung eine sehr günstige. Man nennt derartige Oefen Rollöfen und baut sie ebenso wohl mit directer als mit Gasfeuerung.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 980. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1068>, abgerufen am 25.05.2024.