Bis zur Vollendung pflegen noch eine oder zwei Erhitzungen des Bleches, jedoch nur auf helle Rothgluth, erforderlich zu sein. Gewöhn- lich sind zwei Walzgerüste vorhanden, deren eins zum Vorwalzen dient, während das zweite für das Fertigwalzen bestimmt ist. Für Herstellung schwerer Kesselbleche kommen nicht selten Kehrwalzwerke (S. 720) zur Anwendung.
Die vorgeschriebene Länge und Breite der Blechtafel wird erzielt, indem man die letztere bald der Länge, bald der Quere nach zwischen den Walzen hindurchgehen lässt, so dass Streckung in beiden Richtungen stattfindet. Man erreicht hierdurch den andern Zweck, eine allzu ein- seitige Ausbildung der Fasern nach der einen Richtung zu vermeiden, mit welcher eine übermässige Schwächung der Festigkeit in der Rich- tung gegen die Faser Hand in Hand gehen würde. Die Fasern des fertigen Bleches erstrecken sich naturgemäss in derjenigen Richtung, in welcher das Blech zuletzt gewalzt wurde; dass immerhin die Festig- keit des Bleches in dieser Richtung grösser sei als in der entgegen- gesetzten, wurde schon früher erwähnt.
Um zu verhüten, dass der Hammerschlag, welcher auf den Blech- tafeln sich bildet, eingewalzt werde und die Reinheit der Oberfläche beeinträchtige, entfernt man denselben vor jedem neuen Durchgange durch Abkehren mit einem Besen.
Schliesslich wird die noch glühende Blechtafel auf einer eisernen Richtplatte mit Holzhämmern geebnet.
Panzerplatten, welche in der Neuzeit zum Schiffsbau wie zur Küstenbefestigung eine hervorragende Wichtigkeit erlangt haben, werden, sofern sie nur aus Schweisseisen bestehen, in Stärken bis zu 250 mm gefertigt. Sollen stärkere Panzer gegeben werden, so legt man mehrere Platten hinter einander (Sandwichsystem); häufig verwendet man jedoch in der Jetztzeit Panzer, welche an der einen Seite aus Schweisseisen, an der andern aus Flusseisen beziehentlich Flussstahl bestehen, nach einem von Wilson erfundenen, unten kurz besprochenen Verfahren gefertigt und Compoundplatten genannt werden.
Zur Herstellung der Schweisseisenplatten, sie mögen nun für sich allein den Panzer bilden oder zur Herstellung der Compoundplatten bestimmt sein, walzt man aus sehnigem Eisen zunächst Bleche von etwa 35 mm Stärke, 1100 mm Länge und 500 mm Breite und benutzt dieselben als Deckplatten für Packete, deren Einlage aus Stäben von 25 mm Stärke und 150--180 mm Breite gebildet wird, und deren Gewicht etwa 1 t beträgt. Aus vier solchen Packeten walzt man in je 2 Hitzen Platten von 50--60 mm Stärke, legt dieselben zu einem neuen Packete auf einander und stellt daraus Platten dar von 75 bis 80 mm Stärke bei etwa 3500 mm Länge und 1300 mm Breite. Von diesen werden so viele, gewöhnlich 5--7, auf einander gelegt, als für die vorgeschriebenen Abmessungen des fertigen Panzers erforderlich ist, auf etwa die doppelte Länge ausgewalzt, und in zwei gleiche Theile zerschnitten, welche nun wiederum zusammengelegt, geschweisst und zu der fertigen Platte ausgewalzt werden. Schliesslich wird die noch glühende Platte auf einer gusseisernen Unterlage durch Darüberrollen einer schweren Gusseisenwalze gerichtet.
Blechdarstellung aus Schweisseisen.
Bis zur Vollendung pflegen noch eine oder zwei Erhitzungen des Bleches, jedoch nur auf helle Rothgluth, erforderlich zu sein. Gewöhn- lich sind zwei Walzgerüste vorhanden, deren eins zum Vorwalzen dient, während das zweite für das Fertigwalzen bestimmt ist. Für Herstellung schwerer Kesselbleche kommen nicht selten Kehrwalzwerke (S. 720) zur Anwendung.
Die vorgeschriebene Länge und Breite der Blechtafel wird erzielt, indem man die letztere bald der Länge, bald der Quere nach zwischen den Walzen hindurchgehen lässt, so dass Streckung in beiden Richtungen stattfindet. Man erreicht hierdurch den andern Zweck, eine allzu ein- seitige Ausbildung der Fasern nach der einen Richtung zu vermeiden, mit welcher eine übermässige Schwächung der Festigkeit in der Rich- tung gegen die Faser Hand in Hand gehen würde. Die Fasern des fertigen Bleches erstrecken sich naturgemäss in derjenigen Richtung, in welcher das Blech zuletzt gewalzt wurde; dass immerhin die Festig- keit des Bleches in dieser Richtung grösser sei als in der entgegen- gesetzten, wurde schon früher erwähnt.
Um zu verhüten, dass der Hammerschlag, welcher auf den Blech- tafeln sich bildet, eingewalzt werde und die Reinheit der Oberfläche beeinträchtige, entfernt man denselben vor jedem neuen Durchgange durch Abkehren mit einem Besen.
Schliesslich wird die noch glühende Blechtafel auf einer eisernen Richtplatte mit Holzhämmern geebnet.
Panzerplatten, welche in der Neuzeit zum Schiffsbau wie zur Küstenbefestigung eine hervorragende Wichtigkeit erlangt haben, werden, sofern sie nur aus Schweisseisen bestehen, in Stärken bis zu 250 mm gefertigt. Sollen stärkere Panzer gegeben werden, so legt man mehrere Platten hinter einander (Sandwichsystem); häufig verwendet man jedoch in der Jetztzeit Panzer, welche an der einen Seite aus Schweisseisen, an der andern aus Flusseisen beziehentlich Flussstahl bestehen, nach einem von Wilson erfundenen, unten kurz besprochenen Verfahren gefertigt und Compoundplatten genannt werden.
Zur Herstellung der Schweisseisenplatten, sie mögen nun für sich allein den Panzer bilden oder zur Herstellung der Compoundplatten bestimmt sein, walzt man aus sehnigem Eisen zunächst Bleche von etwa 35 mm Stärke, 1100 mm Länge und 500 mm Breite und benutzt dieselben als Deckplatten für Packete, deren Einlage aus Stäben von 25 mm Stärke und 150—180 mm Breite gebildet wird, und deren Gewicht etwa 1 t beträgt. Aus vier solchen Packeten walzt man in je 2 Hitzen Platten von 50—60 mm Stärke, legt dieselben zu einem neuen Packete auf einander und stellt daraus Platten dar von 75 bis 80 mm Stärke bei etwa 3500 mm Länge und 1300 mm Breite. Von diesen werden so viele, gewöhnlich 5—7, auf einander gelegt, als für die vorgeschriebenen Abmessungen des fertigen Panzers erforderlich ist, auf etwa die doppelte Länge ausgewalzt, und in zwei gleiche Theile zerschnitten, welche nun wiederum zusammengelegt, geschweisst und zu der fertigen Platte ausgewalzt werden. Schliesslich wird die noch glühende Platte auf einer gusseisernen Unterlage durch Darüberrollen einer schweren Gusseisenwalze gerichtet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f1063"n="975"/><fwplace="top"type="header">Blechdarstellung aus Schweisseisen.</fw><lb/>
Bis zur Vollendung pflegen noch eine oder zwei Erhitzungen des<lb/>
Bleches, jedoch nur auf helle Rothgluth, erforderlich zu sein. Gewöhn-<lb/>
lich sind zwei Walzgerüste vorhanden, deren eins zum Vorwalzen dient,<lb/>
während das zweite für das Fertigwalzen bestimmt ist. Für Herstellung<lb/>
schwerer Kesselbleche kommen nicht selten Kehrwalzwerke (S. 720) zur<lb/>
Anwendung.</p><lb/><p>Die vorgeschriebene Länge und Breite der Blechtafel wird erzielt,<lb/>
indem man die letztere bald der Länge, bald der Quere nach zwischen<lb/>
den Walzen hindurchgehen lässt, so dass Streckung in beiden Richtungen<lb/>
stattfindet. Man erreicht hierdurch den andern Zweck, eine allzu ein-<lb/>
seitige Ausbildung der Fasern nach der einen Richtung zu vermeiden,<lb/>
mit welcher eine übermässige Schwächung der Festigkeit in der Rich-<lb/>
tung gegen die Faser Hand in Hand gehen würde. Die Fasern des<lb/>
fertigen Bleches erstrecken sich naturgemäss in derjenigen Richtung,<lb/>
in welcher das Blech zuletzt gewalzt wurde; dass immerhin die Festig-<lb/>
keit des Bleches in dieser Richtung grösser sei als in der entgegen-<lb/>
gesetzten, wurde schon früher erwähnt.</p><lb/><p>Um zu verhüten, dass der Hammerschlag, welcher auf den Blech-<lb/>
tafeln sich bildet, eingewalzt werde und die Reinheit der Oberfläche<lb/>
beeinträchtige, entfernt man denselben vor jedem neuen Durchgange<lb/>
durch Abkehren mit einem Besen.</p><lb/><p>Schliesslich wird die noch glühende Blechtafel auf einer eisernen<lb/>
Richtplatte mit Holzhämmern geebnet.</p><lb/><p><hirendition="#g">Panzerplatten</hi>, welche in der Neuzeit zum Schiffsbau wie zur<lb/>
Küstenbefestigung eine hervorragende Wichtigkeit erlangt haben, werden,<lb/>
sofern sie nur aus Schweisseisen bestehen, in Stärken bis zu 250 mm<lb/>
gefertigt. Sollen stärkere Panzer gegeben werden, so legt man mehrere<lb/>
Platten hinter einander (Sandwichsystem); häufig verwendet man jedoch<lb/>
in der Jetztzeit Panzer, welche an der einen Seite aus Schweisseisen,<lb/>
an der andern aus Flusseisen beziehentlich Flussstahl bestehen, nach<lb/>
einem von <hirendition="#g">Wilson</hi> erfundenen, unten kurz besprochenen Verfahren<lb/>
gefertigt und Compoundplatten genannt werden.</p><lb/><p>Zur Herstellung der Schweisseisenplatten, sie mögen nun für sich<lb/>
allein den Panzer bilden oder zur Herstellung der Compoundplatten<lb/>
bestimmt sein, walzt man aus sehnigem Eisen zunächst Bleche von<lb/>
etwa 35 mm Stärke, 1100 mm Länge und 500 mm Breite und benutzt<lb/>
dieselben als Deckplatten für Packete, deren Einlage aus Stäben von<lb/>
25 mm Stärke und 150—180 mm Breite gebildet wird, und deren<lb/>
Gewicht etwa 1 t beträgt. Aus vier solchen Packeten walzt man in je<lb/>
2 Hitzen Platten von 50—60 mm Stärke, legt dieselben zu einem<lb/>
neuen Packete auf einander und stellt daraus Platten dar von 75 bis<lb/>
80 mm Stärke bei etwa 3500 mm Länge und 1300 mm Breite. Von<lb/>
diesen werden so viele, gewöhnlich 5—7, auf einander gelegt, als für<lb/>
die vorgeschriebenen Abmessungen des fertigen Panzers erforderlich ist,<lb/>
auf etwa die doppelte Länge ausgewalzt, und in zwei gleiche Theile<lb/>
zerschnitten, welche nun wiederum zusammengelegt, geschweisst und<lb/>
zu der fertigen Platte ausgewalzt werden. Schliesslich wird die noch<lb/>
glühende Platte auf einer gusseisernen Unterlage durch Darüberrollen<lb/>
einer schweren Gusseisenwalze gerichtet.</p><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[975/1063]
Blechdarstellung aus Schweisseisen.
Bis zur Vollendung pflegen noch eine oder zwei Erhitzungen des
Bleches, jedoch nur auf helle Rothgluth, erforderlich zu sein. Gewöhn-
lich sind zwei Walzgerüste vorhanden, deren eins zum Vorwalzen dient,
während das zweite für das Fertigwalzen bestimmt ist. Für Herstellung
schwerer Kesselbleche kommen nicht selten Kehrwalzwerke (S. 720) zur
Anwendung.
Die vorgeschriebene Länge und Breite der Blechtafel wird erzielt,
indem man die letztere bald der Länge, bald der Quere nach zwischen
den Walzen hindurchgehen lässt, so dass Streckung in beiden Richtungen
stattfindet. Man erreicht hierdurch den andern Zweck, eine allzu ein-
seitige Ausbildung der Fasern nach der einen Richtung zu vermeiden,
mit welcher eine übermässige Schwächung der Festigkeit in der Rich-
tung gegen die Faser Hand in Hand gehen würde. Die Fasern des
fertigen Bleches erstrecken sich naturgemäss in derjenigen Richtung,
in welcher das Blech zuletzt gewalzt wurde; dass immerhin die Festig-
keit des Bleches in dieser Richtung grösser sei als in der entgegen-
gesetzten, wurde schon früher erwähnt.
Um zu verhüten, dass der Hammerschlag, welcher auf den Blech-
tafeln sich bildet, eingewalzt werde und die Reinheit der Oberfläche
beeinträchtige, entfernt man denselben vor jedem neuen Durchgange
durch Abkehren mit einem Besen.
Schliesslich wird die noch glühende Blechtafel auf einer eisernen
Richtplatte mit Holzhämmern geebnet.
Panzerplatten, welche in der Neuzeit zum Schiffsbau wie zur
Küstenbefestigung eine hervorragende Wichtigkeit erlangt haben, werden,
sofern sie nur aus Schweisseisen bestehen, in Stärken bis zu 250 mm
gefertigt. Sollen stärkere Panzer gegeben werden, so legt man mehrere
Platten hinter einander (Sandwichsystem); häufig verwendet man jedoch
in der Jetztzeit Panzer, welche an der einen Seite aus Schweisseisen,
an der andern aus Flusseisen beziehentlich Flussstahl bestehen, nach
einem von Wilson erfundenen, unten kurz besprochenen Verfahren
gefertigt und Compoundplatten genannt werden.
Zur Herstellung der Schweisseisenplatten, sie mögen nun für sich
allein den Panzer bilden oder zur Herstellung der Compoundplatten
bestimmt sein, walzt man aus sehnigem Eisen zunächst Bleche von
etwa 35 mm Stärke, 1100 mm Länge und 500 mm Breite und benutzt
dieselben als Deckplatten für Packete, deren Einlage aus Stäben von
25 mm Stärke und 150—180 mm Breite gebildet wird, und deren
Gewicht etwa 1 t beträgt. Aus vier solchen Packeten walzt man in je
2 Hitzen Platten von 50—60 mm Stärke, legt dieselben zu einem
neuen Packete auf einander und stellt daraus Platten dar von 75 bis
80 mm Stärke bei etwa 3500 mm Länge und 1300 mm Breite. Von
diesen werden so viele, gewöhnlich 5—7, auf einander gelegt, als für
die vorgeschriebenen Abmessungen des fertigen Panzers erforderlich ist,
auf etwa die doppelte Länge ausgewalzt, und in zwei gleiche Theile
zerschnitten, welche nun wiederum zusammengelegt, geschweisst und
zu der fertigen Platte ausgewalzt werden. Schliesslich wird die noch
glühende Platte auf einer gusseisernen Unterlage durch Darüberrollen
einer schweren Gusseisenwalze gerichtet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 975. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1063>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.