des durch Walzen hergestellten Rundeisens, deren Durchmesser mit- unter nur wenige Millimeter beträgt. 1) Man benutzt denselben theils unmittelbar für die mannigfachsten Zwecke, theils auch zur Herstellung des gezogenen noch feineren Drahtes, einer Arbeit, deren Besprechung nicht mehr in das Gebiet der Eisenhüttenkunde fällt, sondern der mecha- nischen Technologie angehört.
Da die Eisenstäbe um so rascher abkühlen und demnach das Aus- walzen um so stärker beschleunigt werden muss, je dünner ihr Quer-
[Abbildung]
Fig. 289.
schnitt ist, so sind für die Feineisen- darstellung rasch laufende Walzwerke nach dem Triosystem erforderlich. Für die feineren Rundeisensorten pflegt man drei bis sechs Walzgerüste zu kuppeln, so dass ein und derselbe Stab, nach- dem er in den Vorwalzen rasch auf eine bedeutende Länge gestreckt und dann umgebogen war, nunmehr schlan- genartig durch mehrere Walzgerüste gleichzeitig hindurcheilt. Man pflegt in Spitzbogen- oder Quadratkalibern, zwi- schen denen man zur Beschleunigung der Arbeit Ovalkaliber (S. 727) ein- schaltet, zu strecken und erst, wie bei Darstellung gröberen Rundeisens, in einem Rundkaliber die Vollendung zu geben.
Da die Arbeit des Drahtziehens er- heblich kostspieliger ist als die des Walzens, so liegt es im Interesse des Fabrikanten, Walzdraht von möglichst geringem Durchmesser herzustellen. Er- hebliche Fortschritte sind in dieser Be- ziehung während der letzten Jahrzehnte gemacht und insbesondere sind die Drahtwalzwerke zu grosser Vollkom- menheit ausgebildet worden. Es kommt hierbei nicht allein darauf an, dass das Walzwerk rasch strecke, d. h. mit grosser Umfangsgeschwindigkeit laufe, sondern es sind auch Vorrichtungen erforderlich, um das Einführen des zwischen den Walzen herauskommenden Endes des glühenden Stabes in das folgende Kaliber in möglichst kurzer Zeit und mit möglichster Genauigkeit zu ermöglichen; und es ist hierbei zugleich zu berücksichtigen, dass der Draht, um fernerhin gestreckt zu werden, eine Drehung um 90 Grade erleiden muss, ehe er in ein neues Kaliber eintritt. Häufig benutzt man für diesen Zweck Führungen, welche den Draht bei seinem Herauskommen aufnehmen; zur noch grösseren Erleichterung des Hinüberleitens hat man auch wohl parallele,
1) Meistens 41/2--5 mm; weniger als 4 mm selten.
Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
des durch Walzen hergestellten Rundeisens, deren Durchmesser mit- unter nur wenige Millimeter beträgt. 1) Man benutzt denselben theils unmittelbar für die mannigfachsten Zwecke, theils auch zur Herstellung des gezogenen noch feineren Drahtes, einer Arbeit, deren Besprechung nicht mehr in das Gebiet der Eisenhüttenkunde fällt, sondern der mecha- nischen Technologie angehört.
Da die Eisenstäbe um so rascher abkühlen und demnach das Aus- walzen um so stärker beschleunigt werden muss, je dünner ihr Quer-
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Fig. 289.
schnitt ist, so sind für die Feineisen- darstellung rasch laufende Walzwerke nach dem Triosystem erforderlich. Für die feineren Rundeisensorten pflegt man drei bis sechs Walzgerüste zu kuppeln, so dass ein und derselbe Stab, nach- dem er in den Vorwalzen rasch auf eine bedeutende Länge gestreckt und dann umgebogen war, nunmehr schlan- genartig durch mehrere Walzgerüste gleichzeitig hindurcheilt. Man pflegt in Spitzbogen- oder Quadratkalibern, zwi- schen denen man zur Beschleunigung der Arbeit Ovalkaliber (S. 727) ein- schaltet, zu strecken und erst, wie bei Darstellung gröberen Rundeisens, in einem Rundkaliber die Vollendung zu geben.
Da die Arbeit des Drahtziehens er- heblich kostspieliger ist als die des Walzens, so liegt es im Interesse des Fabrikanten, Walzdraht von möglichst geringem Durchmesser herzustellen. Er- hebliche Fortschritte sind in dieser Be- ziehung während der letzten Jahrzehnte gemacht und insbesondere sind die Drahtwalzwerke zu grosser Vollkom- menheit ausgebildet worden. Es kommt hierbei nicht allein darauf an, dass das Walzwerk rasch strecke, d. h. mit grosser Umfangsgeschwindigkeit laufe, sondern es sind auch Vorrichtungen erforderlich, um das Einführen des zwischen den Walzen herauskommenden Endes des glühenden Stabes in das folgende Kaliber in möglichst kurzer Zeit und mit möglichster Genauigkeit zu ermöglichen; und es ist hierbei zugleich zu berücksichtigen, dass der Draht, um fernerhin gestreckt zu werden, eine Drehung um 90 Grade erleiden muss, ehe er in ein neues Kaliber eintritt. Häufig benutzt man für diesen Zweck Führungen, welche den Draht bei seinem Herauskommen aufnehmen; zur noch grösseren Erleichterung des Hinüberleitens hat man auch wohl parallele,
1) Meistens 4½—5 mm; weniger als 4 mm selten.
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[972/1060]
Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
des durch Walzen hergestellten Rundeisens, deren Durchmesser mit-
unter nur wenige Millimeter beträgt. 1) Man benutzt denselben theils
unmittelbar für die mannigfachsten Zwecke, theils auch zur Herstellung
des gezogenen noch feineren Drahtes, einer Arbeit, deren Besprechung
nicht mehr in das Gebiet der Eisenhüttenkunde fällt, sondern der mecha-
nischen Technologie angehört.
Da die Eisenstäbe um so rascher abkühlen und demnach das Aus-
walzen um so stärker beschleunigt werden muss, je dünner ihr Quer-
[Abbildung Fig. 289.]
schnitt ist, so sind für die Feineisen-
darstellung rasch laufende Walzwerke
nach dem Triosystem erforderlich. Für
die feineren Rundeisensorten pflegt man
drei bis sechs Walzgerüste zu kuppeln,
so dass ein und derselbe Stab, nach-
dem er in den Vorwalzen rasch auf
eine bedeutende Länge gestreckt und
dann umgebogen war, nunmehr schlan-
genartig durch mehrere Walzgerüste
gleichzeitig hindurcheilt. Man pflegt in
Spitzbogen- oder Quadratkalibern, zwi-
schen denen man zur Beschleunigung
der Arbeit Ovalkaliber (S. 727) ein-
schaltet, zu strecken und erst, wie bei
Darstellung gröberen Rundeisens, in
einem Rundkaliber die Vollendung zu
geben.
Da die Arbeit des Drahtziehens er-
heblich kostspieliger ist als die des
Walzens, so liegt es im Interesse des
Fabrikanten, Walzdraht von möglichst
geringem Durchmesser herzustellen. Er-
hebliche Fortschritte sind in dieser Be-
ziehung während der letzten Jahrzehnte
gemacht und insbesondere sind die
Drahtwalzwerke zu grosser Vollkom-
menheit ausgebildet worden. Es kommt
hierbei nicht allein darauf an, dass das
Walzwerk rasch strecke, d. h. mit grosser
Umfangsgeschwindigkeit laufe, sondern
es sind auch Vorrichtungen erforderlich,
um das Einführen des zwischen den Walzen herauskommenden Endes
des glühenden Stabes in das folgende Kaliber in möglichst kurzer Zeit
und mit möglichster Genauigkeit zu ermöglichen; und es ist hierbei
zugleich zu berücksichtigen, dass der Draht, um fernerhin gestreckt zu
werden, eine Drehung um 90 Grade erleiden muss, ehe er in ein neues
Kaliber eintritt. Häufig benutzt man für diesen Zweck Führungen,
welche den Draht bei seinem Herauskommen aufnehmen; zur noch
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1060>, abgerufen am 24.11.2024.
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