Man versteht unter Grobeisen die stärkeren Eisensorten mit qua- dratischem, rechteckigem, kreisrundem, seltener sechs- oder achteckigem Querschnitte, welche aus Packeten durch einmalige Schweissung der- selben hergestellt werden. Eine bestimmte, allgemein gültige Grenze zwischen Grobeisen und Feineisen giebt es nicht; örtliche Gebräuche, insbesondere auch die Leistungsfähigkeit der Walzwerke einer Eisen- hütte, sind hierfür maassgebend.
Zu den Packeten benutzt man theils Rohschienen, theils Alteisen und Abfälle. Das Gewicht eines Packetes muss, wie auch bei Dar- stellung aller anderer Eisensorten, gleich sein dem Gewichte des fertigen Stabes plus dem Abbrande und dem Gewichte der abfallenden Enden. Die zu packetirenden Stäbe werden in Stücke von der entsprechenden Länge zerschnitten (gewöhnlich 450--600 mm) und dann derartig zu- sammengelegt, dass die Fugen gegen einander versetzt sind und die Zwischenräume möglichst klein ausfallen. Die Form der einzelnen zu packetirenden Stücke muss für ihre Anordnung maassgebend sein, und eine gewisse Uebung und Umsicht ist für eine gute Packetirung uner- lässlich.
Sollte das Packet wegen der ungünstigen Form der packetirten Stücke zum Auseinanderfallen geneigt sein, so bindet man es wohl mit Bindedraht zusammen.
Das Schweissen des entsprechend erhitzten Packetes pflegt in Spitz- bogenkalibern (S. 728) vorgenommen zu werden; man lässt es durch mehrere derartige Kaliber hindurchgehen, bevor es in die Fertigkaliber gelangt.
Rundeisen pflegt in Spitzbogenkalibern fortschreitend bis auf den vorletzten Querschnitt gestreckt zu werden; dann erhält es in einem einzigen Rundkaliber seine Vollendung (S. 728), durch welches es zwei Male unter Drehung um 90 Grad hindurchgeführt wird. Auch Quadrat- eisen, dessen Endkaliber überhaupt sich von den Spitzbogenkalibern nur durch die weniger stark gewölbte Form der Seitenflächen unter- scheidet, wird in dieser Weise gewalzt. Flacheisen wird, nachdem das Packet in Spitzbogenkalibern geschweisst worden ist, in geschlossenen Kalibern der Vollendwalzen fertig gestreckt, dabei ausgebreitet und nach jedem Durchgange um 180 Grad gedreht. Die Einrichtung der Flacheisenkaliber ist im Wesentlichen die nämliche wie bei den links- seitig befindlichen Walzen des auf S. 701 (Fig. 183) abgebildeten Roh- schienenwalzwerkes.
Feineisen und Walzdraht.
Man stellt diese Eisensorten dar, indem man Packete im Grob- eisenwalzwerke schweisst und zu Stäben auswalzt, diese zu kürzeren Stücken zerschneidet, welche Prügel oder Knüttel genannt werden, abermals Schweisshitze giebt (ohne Packetirung) und nun auf dünnere Querschnittsabmessungen auswalzt. Feineisen hat die nämlichen Quer- schnittsformen wie das Grobeisen, nur in entsprechend geringeren Ab- messungen; Walzdraht nennt man insbesondere die schwächsten Sorten
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Beispiele der Verarbeitung des Schweisseisens.
Darstellung des Grobeisens.
Man versteht unter Grobeisen die stärkeren Eisensorten mit qua- dratischem, rechteckigem, kreisrundem, seltener sechs- oder achteckigem Querschnitte, welche aus Packeten durch einmalige Schweissung der- selben hergestellt werden. Eine bestimmte, allgemein gültige Grenze zwischen Grobeisen und Feineisen giebt es nicht; örtliche Gebräuche, insbesondere auch die Leistungsfähigkeit der Walzwerke einer Eisen- hütte, sind hierfür maassgebend.
Zu den Packeten benutzt man theils Rohschienen, theils Alteisen und Abfälle. Das Gewicht eines Packetes muss, wie auch bei Dar- stellung aller anderer Eisensorten, gleich sein dem Gewichte des fertigen Stabes plus dem Abbrande und dem Gewichte der abfallenden Enden. Die zu packetirenden Stäbe werden in Stücke von der entsprechenden Länge zerschnitten (gewöhnlich 450—600 mm) und dann derartig zu- sammengelegt, dass die Fugen gegen einander versetzt sind und die Zwischenräume möglichst klein ausfallen. Die Form der einzelnen zu packetirenden Stücke muss für ihre Anordnung maassgebend sein, und eine gewisse Uebung und Umsicht ist für eine gute Packetirung uner- lässlich.
Sollte das Packet wegen der ungünstigen Form der packetirten Stücke zum Auseinanderfallen geneigt sein, so bindet man es wohl mit Bindedraht zusammen.
Das Schweissen des entsprechend erhitzten Packetes pflegt in Spitz- bogenkalibern (S. 728) vorgenommen zu werden; man lässt es durch mehrere derartige Kaliber hindurchgehen, bevor es in die Fertigkaliber gelangt.
Rundeisen pflegt in Spitzbogenkalibern fortschreitend bis auf den vorletzten Querschnitt gestreckt zu werden; dann erhält es in einem einzigen Rundkaliber seine Vollendung (S. 728), durch welches es zwei Male unter Drehung um 90 Grad hindurchgeführt wird. Auch Quadrat- eisen, dessen Endkaliber überhaupt sich von den Spitzbogenkalibern nur durch die weniger stark gewölbte Form der Seitenflächen unter- scheidet, wird in dieser Weise gewalzt. Flacheisen wird, nachdem das Packet in Spitzbogenkalibern geschweisst worden ist, in geschlossenen Kalibern der Vollendwalzen fertig gestreckt, dabei ausgebreitet und nach jedem Durchgange um 180 Grad gedreht. Die Einrichtung der Flacheisenkaliber ist im Wesentlichen die nämliche wie bei den links- seitig befindlichen Walzen des auf S. 701 (Fig. 183) abgebildeten Roh- schienenwalzwerkes.
Feineisen und Walzdraht.
Man stellt diese Eisensorten dar, indem man Packete im Grob- eisenwalzwerke schweisst und zu Stäben auswalzt, diese zu kürzeren Stücken zerschneidet, welche Prügel oder Knüttel genannt werden, abermals Schweisshitze giebt (ohne Packetirung) und nun auf dünnere Querschnittsabmessungen auswalzt. Feineisen hat die nämlichen Quer- schnittsformen wie das Grobeisen, nur in entsprechend geringeren Ab- messungen; Walzdraht nennt man insbesondere die schwächsten Sorten
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Beispiele der Verarbeitung des Schweisseisens.
Darstellung des Grobeisens.
Man versteht unter Grobeisen die stärkeren Eisensorten mit qua-
dratischem, rechteckigem, kreisrundem, seltener sechs- oder achteckigem
Querschnitte, welche aus Packeten durch einmalige Schweissung der-
selben hergestellt werden. Eine bestimmte, allgemein gültige Grenze
zwischen Grobeisen und Feineisen giebt es nicht; örtliche Gebräuche,
insbesondere auch die Leistungsfähigkeit der Walzwerke einer Eisen-
hütte, sind hierfür maassgebend.
Zu den Packeten benutzt man theils Rohschienen, theils Alteisen
und Abfälle. Das Gewicht eines Packetes muss, wie auch bei Dar-
stellung aller anderer Eisensorten, gleich sein dem Gewichte des fertigen
Stabes plus dem Abbrande und dem Gewichte der abfallenden Enden.
Die zu packetirenden Stäbe werden in Stücke von der entsprechenden
Länge zerschnitten (gewöhnlich 450—600 mm) und dann derartig zu-
sammengelegt, dass die Fugen gegen einander versetzt sind und die
Zwischenräume möglichst klein ausfallen. Die Form der einzelnen zu
packetirenden Stücke muss für ihre Anordnung maassgebend sein, und
eine gewisse Uebung und Umsicht ist für eine gute Packetirung uner-
lässlich.
Sollte das Packet wegen der ungünstigen Form der packetirten
Stücke zum Auseinanderfallen geneigt sein, so bindet man es wohl mit
Bindedraht zusammen.
Das Schweissen des entsprechend erhitzten Packetes pflegt in Spitz-
bogenkalibern (S. 728) vorgenommen zu werden; man lässt es durch
mehrere derartige Kaliber hindurchgehen, bevor es in die Fertigkaliber
gelangt.
Rundeisen pflegt in Spitzbogenkalibern fortschreitend bis auf den
vorletzten Querschnitt gestreckt zu werden; dann erhält es in einem
einzigen Rundkaliber seine Vollendung (S. 728), durch welches es zwei
Male unter Drehung um 90 Grad hindurchgeführt wird. Auch Quadrat-
eisen, dessen Endkaliber überhaupt sich von den Spitzbogenkalibern
nur durch die weniger stark gewölbte Form der Seitenflächen unter-
scheidet, wird in dieser Weise gewalzt. Flacheisen wird, nachdem das
Packet in Spitzbogenkalibern geschweisst worden ist, in geschlossenen
Kalibern der Vollendwalzen fertig gestreckt, dabei ausgebreitet und
nach jedem Durchgange um 180 Grad gedreht. Die Einrichtung der
Flacheisenkaliber ist im Wesentlichen die nämliche wie bei den links-
seitig befindlichen Walzen des auf S. 701 (Fig. 183) abgebildeten Roh-
schienenwalzwerkes.
Feineisen und Walzdraht.
Man stellt diese Eisensorten dar, indem man Packete im Grob-
eisenwalzwerke schweisst und zu Stäben auswalzt, diese zu kürzeren
Stücken zerschneidet, welche Prügel oder Knüttel genannt werden,
abermals Schweisshitze giebt (ohne Packetirung) und nun auf dünnere
Querschnittsabmessungen auswalzt. Feineisen hat die nämlichen Quer-
schnittsformen wie das Grobeisen, nur in entsprechend geringeren Ab-
messungen; Walzdraht nennt man insbesondere die schwächsten Sorten
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 971. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1059>, abgerufen am 24.11.2024.
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