nehmen kann, wenn man sich überzeugen will, wie weit der Process vorgeschritten ist.
Die Kisten werden mit Eisenstäben und Holzkohlen bis auf eine Höhe von etwa 100 mm unterhalb des oberen Randes gefüllt. Auf die oberste Holzkohlenschicht kommt schliesslich eine möglichst luftdicht schliessende Decke, zu unterst aus altem Cementirpulver, darüber aus Ziegelmehl oder dergleichen bestehend.
Ist das Laden der Kiste beendet, vermauert man die Mannlöcher, schliesst die Eintragsöffnungen durch eingesetzte Steine, verstreicht die Oeffnungen für die Probestäbe mit Thonmörtel und schreitet zum An- feuern des Ofens. Allmählich steigert man die Temperatur bis zur hellen Rothgluth (Gelbgluth), welche nach Verlauf von etwa 11/2 Tagen, vom Beginne des Anfeuerns an gerechnet, erreicht zu sein pflegt. In dieser Temperatur erhält man den Ofen 7--9 Tage, je nachdem weicherer oder härterer Stahl erzeugt werden soll und je nachdem die Stäbe schwächeren oder stärkeren Querschnitt besassen.
Durch Herausnehmen einer Probestange nach Ablauf einer be- stimmten Zeit und durch Prüfung derselben überzeugt man sich, wie weit der Process vorgeschritten ist. Man lässt sie abkühlen und zer- bricht sie, um den Bruch zu besichtigen, schmiedet sie aus und härtet sie, biegt ein nicht gehärtetes Stück nach dem Ausschmieden kalt um (S. 665) u. s. f. Zu beachten ist, dass der in der Kiste befindliche Stahl auch während des Abkühlens des Ofens noch seinen Kohlenstoffgehalt anreichert, die Probe also entsprechend weniger hart sein muss als es der fertige Stahl werden soll.
Das Abkühlen des Ofens findet allmählich statt, indem man das Feuern einstellt und die Luftzuführungsöffnungen (bei directer Feuerung den Aschenfall) schliesst. Erst wenn die Temperatur unter Rothgluth gesunken ist, beschleunigt man durch allmähliches Oeffnen des Ofens (der Eintragsöffnungen u. s. w.) die Abkühlung, so dass nach Verlauf von etwa 5--7 Tagen von der Beendigung des Feuerns an das Aus- tragen der Kisten beginnen kann.
Im Ganzen pflegt die Zeitdauer für das Anfeuern, Vollfeuer und Abkühlung 15--20 Tage zu sein; hierzu kommt die Zeit für das Laden und Austragen der Kisten, abhängig von der Grösse derselben, da nicht gut mehr als zwei Arbeiter dabei beschäftigt werden können, und gewöhnlich 6--8 Tage beanspruchend, so dass die gesammte Zeitdauer eines Brandes einschliesslich der Vor- und Nacharbeiten 21--28 Tage zu betragen pflegt.
Die ausgetragenen Stahlstangen werden kalt zerbrochen und ihrem Bruchaussehen gemäss sortirt.
Da der Zweck des in Rede stehenden Processes eine Kohlenstoff- anreicherung ist, muss das Gewicht des eingesetzten Eisens ent- sprechend grösser werden. Diese Gewichtszunahme beträgt thatsäch- lich 0.5--0.75 Proc., je nachdem man kohlenstoffärmeren oder kohlen- stoffreicheren Stahl darstellte.
Der Verbrauch an frischen Holzkohlen pflegt per Tonne fertigen Stahles etwa 30 kg zu betragen, der Brennstoffaufwand bei Anwendung
Das Arbeitsverfahren und die Betriebsergebnisse.
nehmen kann, wenn man sich überzeugen will, wie weit der Process vorgeschritten ist.
Die Kisten werden mit Eisenstäben und Holzkohlen bis auf eine Höhe von etwa 100 mm unterhalb des oberen Randes gefüllt. Auf die oberste Holzkohlenschicht kommt schliesslich eine möglichst luftdicht schliessende Decke, zu unterst aus altem Cementirpulver, darüber aus Ziegelmehl oder dergleichen bestehend.
Ist das Laden der Kiste beendet, vermauert man die Mannlöcher, schliesst die Eintragsöffnungen durch eingesetzte Steine, verstreicht die Oeffnungen für die Probestäbe mit Thonmörtel und schreitet zum An- feuern des Ofens. Allmählich steigert man die Temperatur bis zur hellen Rothgluth (Gelbgluth), welche nach Verlauf von etwa 1½ Tagen, vom Beginne des Anfeuerns an gerechnet, erreicht zu sein pflegt. In dieser Temperatur erhält man den Ofen 7—9 Tage, je nachdem weicherer oder härterer Stahl erzeugt werden soll und je nachdem die Stäbe schwächeren oder stärkeren Querschnitt besassen.
Durch Herausnehmen einer Probestange nach Ablauf einer be- stimmten Zeit und durch Prüfung derselben überzeugt man sich, wie weit der Process vorgeschritten ist. Man lässt sie abkühlen und zer- bricht sie, um den Bruch zu besichtigen, schmiedet sie aus und härtet sie, biegt ein nicht gehärtetes Stück nach dem Ausschmieden kalt um (S. 665) u. s. f. Zu beachten ist, dass der in der Kiste befindliche Stahl auch während des Abkühlens des Ofens noch seinen Kohlenstoffgehalt anreichert, die Probe also entsprechend weniger hart sein muss als es der fertige Stahl werden soll.
Das Abkühlen des Ofens findet allmählich statt, indem man das Feuern einstellt und die Luftzuführungsöffnungen (bei directer Feuerung den Aschenfall) schliesst. Erst wenn die Temperatur unter Rothgluth gesunken ist, beschleunigt man durch allmähliches Oeffnen des Ofens (der Eintragsöffnungen u. s. w.) die Abkühlung, so dass nach Verlauf von etwa 5—7 Tagen von der Beendigung des Feuerns an das Aus- tragen der Kisten beginnen kann.
Im Ganzen pflegt die Zeitdauer für das Anfeuern, Vollfeuer und Abkühlung 15—20 Tage zu sein; hierzu kommt die Zeit für das Laden und Austragen der Kisten, abhängig von der Grösse derselben, da nicht gut mehr als zwei Arbeiter dabei beschäftigt werden können, und gewöhnlich 6—8 Tage beanspruchend, so dass die gesammte Zeitdauer eines Brandes einschliesslich der Vor- und Nacharbeiten 21—28 Tage zu betragen pflegt.
Die ausgetragenen Stahlstangen werden kalt zerbrochen und ihrem Bruchaussehen gemäss sortirt.
Da der Zweck des in Rede stehenden Processes eine Kohlenstoff- anreicherung ist, muss das Gewicht des eingesetzten Eisens ent- sprechend grösser werden. Diese Gewichtszunahme beträgt thatsäch- lich 0.5—0.75 Proc., je nachdem man kohlenstoffärmeren oder kohlen- stoffreicheren Stahl darstellte.
Der Verbrauch an frischen Holzkohlen pflegt per Tonne fertigen Stahles etwa 30 kg zu betragen, der Brennstoffaufwand bei Anwendung
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Das Arbeitsverfahren und die Betriebsergebnisse.
nehmen kann, wenn man sich überzeugen will, wie weit der Process
vorgeschritten ist.
Die Kisten werden mit Eisenstäben und Holzkohlen bis auf eine
Höhe von etwa 100 mm unterhalb des oberen Randes gefüllt. Auf die
oberste Holzkohlenschicht kommt schliesslich eine möglichst luftdicht
schliessende Decke, zu unterst aus altem Cementirpulver, darüber aus
Ziegelmehl oder dergleichen bestehend.
Ist das Laden der Kiste beendet, vermauert man die Mannlöcher,
schliesst die Eintragsöffnungen durch eingesetzte Steine, verstreicht die
Oeffnungen für die Probestäbe mit Thonmörtel und schreitet zum An-
feuern des Ofens. Allmählich steigert man die Temperatur bis zur
hellen Rothgluth (Gelbgluth), welche nach Verlauf von etwa 1½ Tagen,
vom Beginne des Anfeuerns an gerechnet, erreicht zu sein pflegt. In
dieser Temperatur erhält man den Ofen 7—9 Tage, je nachdem
weicherer oder härterer Stahl erzeugt werden soll und je nachdem die
Stäbe schwächeren oder stärkeren Querschnitt besassen.
Durch Herausnehmen einer Probestange nach Ablauf einer be-
stimmten Zeit und durch Prüfung derselben überzeugt man sich, wie
weit der Process vorgeschritten ist. Man lässt sie abkühlen und zer-
bricht sie, um den Bruch zu besichtigen, schmiedet sie aus und härtet
sie, biegt ein nicht gehärtetes Stück nach dem Ausschmieden kalt um
(S. 665) u. s. f. Zu beachten ist, dass der in der Kiste befindliche Stahl
auch während des Abkühlens des Ofens noch seinen Kohlenstoffgehalt
anreichert, die Probe also entsprechend weniger hart sein muss als es
der fertige Stahl werden soll.
Das Abkühlen des Ofens findet allmählich statt, indem man das
Feuern einstellt und die Luftzuführungsöffnungen (bei directer Feuerung
den Aschenfall) schliesst. Erst wenn die Temperatur unter Rothgluth
gesunken ist, beschleunigt man durch allmähliches Oeffnen des Ofens
(der Eintragsöffnungen u. s. w.) die Abkühlung, so dass nach Verlauf
von etwa 5—7 Tagen von der Beendigung des Feuerns an das Aus-
tragen der Kisten beginnen kann.
Im Ganzen pflegt die Zeitdauer für das Anfeuern, Vollfeuer und
Abkühlung 15—20 Tage zu sein; hierzu kommt die Zeit für das Laden
und Austragen der Kisten, abhängig von der Grösse derselben, da
nicht gut mehr als zwei Arbeiter dabei beschäftigt werden können, und
gewöhnlich 6—8 Tage beanspruchend, so dass die gesammte Zeitdauer
eines Brandes einschliesslich der Vor- und Nacharbeiten 21—28 Tage
zu betragen pflegt.
Die ausgetragenen Stahlstangen werden kalt zerbrochen und ihrem
Bruchaussehen gemäss sortirt.
Da der Zweck des in Rede stehenden Processes eine Kohlenstoff-
anreicherung ist, muss das Gewicht des eingesetzten Eisens ent-
sprechend grösser werden. Diese Gewichtszunahme beträgt thatsäch-
lich 0.5—0.75 Proc., je nachdem man kohlenstoffärmeren oder kohlen-
stoffreicheren Stahl darstellte.
Der Verbrauch an frischen Holzkohlen pflegt per Tonne fertigen
Stahles etwa 30 kg zu betragen, der Brennstoffaufwand bei Anwendung
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1039>, abgerufen am 30.01.2025.
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