Nun werden die Glühtöpfe, falls man solche benutzte, an Ort und Stelle gebracht, die Einsatzöffnungen werden geschlossen, und das An- feuern kann beginnen.
Die Zeitdauer, während welcher die Gegenstände der Erhitzung preisgegeben werden, richtet sich zwar nach der Grösse derselben und dem beabsichtigten Grade der Entkohlung; für gewöhnliche kleinere Gegenstände indess, welche bis zur Schweissbarkeit entkohlt werden sollen, pflegt eine volle Woche erforderlich zu sein, wobei 2 Tage auf das Anfeuern und die allmähliche Steigerung der Temperatur, 3 Tage auf das Vollfeuer und 2 Tage auf die allmähliche Abkühlung zu rechnen sind. Grössere Gegenstände müssen noch ein bis zwei Tage länger im Vollfeuer erhalten werden. Die erforderliche Temperatur ist Hellroth- gluth. Eine genaue Regulirung derselben ist von Wichtigkeit. In zu niedriger Temperatur verläuft der Process zu langsam und die Gegen- stände bleiben zu kohlenstoffreich; in zu hoher Temperatur ist eine Beschädigung der Glühgefässe, ein Zusammensintern des aus der Tempermasse reducirten Metalles mit dem zu glühenden Eisen oder eine Umformung der allzu weichen Eisentheile durch den Druck der Tempermasse zu befürchten.
Wenn schliesslich die Abkühlung beendet ist, wird der Ofen ge- öffnet, die Gefässe werden ihres Inhaltes entleert, die geglühten Gegen- stände werden einzeln mit Hammer und Feile geprüft, ob sie weich und dehnbar genug sind, und, wenn die Prüfung ein befriedigendes Ergebniss geliefert hat, werden sie wiederum in umlaufenden, etwas scharfkantigen Sand enthaltenden Trommeln von der anhaftenden Tem- permasse gereinigt. Zu hart befundene Stücke werden zurückgelegt, um einem abermaligen Tempern unterzogen zu werden.
Die Ausgabe für Brennstoff beim Glühen pflegt nach Rott 30 bis 35 M per 1000 kg geglühter Waare zu betragen, so dass also beim Glühen mit Steinkohlenfeuerung etwa 21/2--3 t Brennstoff per t ge- glühten Eisens erforderlich sein dürften. Die Einrichtung der Oefen, insbesondere auch der Umfang des Betriebes wird jedoch diese Ziffern nicht unwesentlich beeinflussen können.
Auf die Abweichungen in dem Verfahren, wenn statt des schmied- baren Gusses Tempereisen für Tiegelgussstahldarstellung nach Tunner's Verfahren dargestellt werden soll, wurde zum Theil bereits hin- gewiesen.
5. Chemische Untersuchungen.
Die lehrreichsten, bis jetzt angestellten Untersuchungen über den Verlauf des Temperprocesses rühren von Davenport her. 1) Der- selbe benutzte für seinen Zweck Probestücke, aus einem weissen Holz-
1) Vergl. Literatur. Die Ergebnisse neuerer von Forquignon angestellter Untersuchungen bedürfen in gewisser Beziehung erst der Bestätigung, da sie manche auffällige Widersprüche gegenüber älteren Beobachtungen enthalten. Auch die letztere Abhandlung ist unter den Literaturnachweisen aufgeführt.
Das Arbeitsverfahren.
Nun werden die Glühtöpfe, falls man solche benutzte, an Ort und Stelle gebracht, die Einsatzöffnungen werden geschlossen, und das An- feuern kann beginnen.
Die Zeitdauer, während welcher die Gegenstände der Erhitzung preisgegeben werden, richtet sich zwar nach der Grösse derselben und dem beabsichtigten Grade der Entkohlung; für gewöhnliche kleinere Gegenstände indess, welche bis zur Schweissbarkeit entkohlt werden sollen, pflegt eine volle Woche erforderlich zu sein, wobei 2 Tage auf das Anfeuern und die allmähliche Steigerung der Temperatur, 3 Tage auf das Vollfeuer und 2 Tage auf die allmähliche Abkühlung zu rechnen sind. Grössere Gegenstände müssen noch ein bis zwei Tage länger im Vollfeuer erhalten werden. Die erforderliche Temperatur ist Hellroth- gluth. Eine genaue Regulirung derselben ist von Wichtigkeit. In zu niedriger Temperatur verläuft der Process zu langsam und die Gegen- stände bleiben zu kohlenstoffreich; in zu hoher Temperatur ist eine Beschädigung der Glühgefässe, ein Zusammensintern des aus der Tempermasse reducirten Metalles mit dem zu glühenden Eisen oder eine Umformung der allzu weichen Eisentheile durch den Druck der Tempermasse zu befürchten.
Wenn schliesslich die Abkühlung beendet ist, wird der Ofen ge- öffnet, die Gefässe werden ihres Inhaltes entleert, die geglühten Gegen- stände werden einzeln mit Hammer und Feile geprüft, ob sie weich und dehnbar genug sind, und, wenn die Prüfung ein befriedigendes Ergebniss geliefert hat, werden sie wiederum in umlaufenden, etwas scharfkantigen Sand enthaltenden Trommeln von der anhaftenden Tem- permasse gereinigt. Zu hart befundene Stücke werden zurückgelegt, um einem abermaligen Tempern unterzogen zu werden.
Die Ausgabe für Brennstoff beim Glühen pflegt nach Rott 30 bis 35 ℳ per 1000 kg geglühter Waare zu betragen, so dass also beim Glühen mit Steinkohlenfeuerung etwa 2½—3 t Brennstoff per t ge- glühten Eisens erforderlich sein dürften. Die Einrichtung der Oefen, insbesondere auch der Umfang des Betriebes wird jedoch diese Ziffern nicht unwesentlich beeinflussen können.
Auf die Abweichungen in dem Verfahren, wenn statt des schmied- baren Gusses Tempereisen für Tiegelgussstahldarstellung nach Tunner’s Verfahren dargestellt werden soll, wurde zum Theil bereits hin- gewiesen.
5. Chemische Untersuchungen.
Die lehrreichsten, bis jetzt angestellten Untersuchungen über den Verlauf des Temperprocesses rühren von Davenport her. 1) Der- selbe benutzte für seinen Zweck Probestücke, aus einem weissen Holz-
1) Vergl. Literatur. Die Ergebnisse neuerer von Forquignon angestellter Untersuchungen bedürfen in gewisser Beziehung erst der Bestätigung, da sie manche auffällige Widersprüche gegenüber älteren Beobachtungen enthalten. Auch die letztere Abhandlung ist unter den Literaturnachweisen aufgeführt.
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[943/1031]
Das Arbeitsverfahren.
Nun werden die Glühtöpfe, falls man solche benutzte, an Ort und
Stelle gebracht, die Einsatzöffnungen werden geschlossen, und das An-
feuern kann beginnen.
Die Zeitdauer, während welcher die Gegenstände der Erhitzung
preisgegeben werden, richtet sich zwar nach der Grösse derselben und
dem beabsichtigten Grade der Entkohlung; für gewöhnliche kleinere
Gegenstände indess, welche bis zur Schweissbarkeit entkohlt werden
sollen, pflegt eine volle Woche erforderlich zu sein, wobei 2 Tage auf
das Anfeuern und die allmähliche Steigerung der Temperatur, 3 Tage
auf das Vollfeuer und 2 Tage auf die allmähliche Abkühlung zu rechnen
sind. Grössere Gegenstände müssen noch ein bis zwei Tage länger im
Vollfeuer erhalten werden. Die erforderliche Temperatur ist Hellroth-
gluth. Eine genaue Regulirung derselben ist von Wichtigkeit. In zu
niedriger Temperatur verläuft der Process zu langsam und die Gegen-
stände bleiben zu kohlenstoffreich; in zu hoher Temperatur ist eine
Beschädigung der Glühgefässe, ein Zusammensintern des aus der
Tempermasse reducirten Metalles mit dem zu glühenden Eisen oder
eine Umformung der allzu weichen Eisentheile durch den Druck der
Tempermasse zu befürchten.
Wenn schliesslich die Abkühlung beendet ist, wird der Ofen ge-
öffnet, die Gefässe werden ihres Inhaltes entleert, die geglühten Gegen-
stände werden einzeln mit Hammer und Feile geprüft, ob sie weich
und dehnbar genug sind, und, wenn die Prüfung ein befriedigendes
Ergebniss geliefert hat, werden sie wiederum in umlaufenden, etwas
scharfkantigen Sand enthaltenden Trommeln von der anhaftenden Tem-
permasse gereinigt. Zu hart befundene Stücke werden zurückgelegt,
um einem abermaligen Tempern unterzogen zu werden.
Die Ausgabe für Brennstoff beim Glühen pflegt nach Rott 30 bis
35 ℳ per 1000 kg geglühter Waare zu betragen, so dass also beim
Glühen mit Steinkohlenfeuerung etwa 2½—3 t Brennstoff per t ge-
glühten Eisens erforderlich sein dürften. Die Einrichtung der Oefen,
insbesondere auch der Umfang des Betriebes wird jedoch diese Ziffern
nicht unwesentlich beeinflussen können.
Auf die Abweichungen in dem Verfahren, wenn statt des schmied-
baren Gusses Tempereisen für Tiegelgussstahldarstellung nach Tunner’s
Verfahren dargestellt werden soll, wurde zum Theil bereits hin-
gewiesen.
5. Chemische Untersuchungen.
Die lehrreichsten, bis jetzt angestellten Untersuchungen über den
Verlauf des Temperprocesses rühren von Davenport her. 1) Der-
selbe benutzte für seinen Zweck Probestücke, aus einem weissen Holz-
1) Vergl. Literatur. Die Ergebnisse neuerer von Forquignon angestellter
Untersuchungen bedürfen in gewisser Beziehung erst der Bestätigung, da sie manche
auffällige Widersprüche gegenüber älteren Beobachtungen enthalten. Auch die letztere
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1031>, abgerufen am 18.12.2024.
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