Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bessemer- und der Thomasprocess.

Hier war die Temperatur in der Birne entschieden niedriger als
bei dem vorigen Falle, während dort der Kohlenstoff- und Mangan-
gehalt des Enderzeugnisses beträchtlich höher war; es erklärt sich hier-
aus leicht der grössere Eisengehalt der Neuberger Schlacke trotz des
beträchtlichen, die Verbrennung des Eisens behindernden Mangan-
gehaltes des Roheisens, welcher rasch oxydirt und von der Schlacke
aufgenommen wird. Eine beträchtliche Anreicherung des Eisengehaltes
der Schlacke tritt in beiden Fällen naturgemäss ein, nachdem der
grösste Theil des Silicium-, Kohlenstoff- und Mangangehaltes verbrannt
ist; die gesammte Schlackenmenge wird durch das Hinzutreten des
Eisenoxyduls vermehrt und der Kieselsäuregehalt der Schlacke sinkt.

Als drittes Beispiel möge die Zusammensetzung der Schlacken
des schwedischen Processes
dienen, welche mit den Eisenproben,
deren Zusammensetzung auf S. 919 mitgetheilt ist, genommen wurden.
Die Schlacken enthielten 1):

[Tabelle]

Die Endschlacke nach Spiegeleisenzusatz wurde leider nicht
untersucht.

Der Mangangehalt des verarbeiteten Roheisens war, wie die er-
wähnte Analyse des letzteren erkennen lässt, erheblich geringer als in
dem Roheisen des vorigen Falles; dass trotzdem der Mangangehalt der
Schlacke ziemlich beträchtlich ausfällt, beweist eben, dass die gesammte
Schlackenmenge gering gewesen sein muss. Der Eisengehalt ist gerade
wegen des geringen Mangangehaltes beträchtlich; eine deutliche Ab-
nahme aber ist in der zweiten Probe erkennbar, wo das Bad infolge
der stattgehabten Verbrennung des Siliciums und Mangans seine höchste
Temperatur erreicht hat, der Kohlenstoffgehalt des Eisens aber noch
ziemlich beträchtlich ist (1.3 Proc.).

Schwieriger als bei dem sauren Processe ist es bei dem basischen,
Schlackenproben von durchschnittlich richtiger Zusammensetzung wäh-
rend des Processes zu bekommen, da der reichlich zugeschlagene Kalk
erst allmählich wirklich verschlackt wird, der gebildeten Schlacke aber
grossentheils mechanisch in grösseren oder kleineren Stücken ein-
gemengt bleibt. Dieses Verhalten des Kalkes erklärt es auch, dass die
wirklich gebildete Schlacke im Anfange des Processes verhältnissmässig
reich ist an Kieselsäure; erst nach und nach wird mehr Kalk ver-
schlackt; aber gleichzeitig beginnt dann die Bildung und Verschlackung

1) Iron, vol. XIV, p. 3.
59*
Der Bessemer- und der Thomasprocess.

Hier war die Temperatur in der Birne entschieden niedriger als
bei dem vorigen Falle, während dort der Kohlenstoff- und Mangan-
gehalt des Enderzeugnisses beträchtlich höher war; es erklärt sich hier-
aus leicht der grössere Eisengehalt der Neuberger Schlacke trotz des
beträchtlichen, die Verbrennung des Eisens behindernden Mangan-
gehaltes des Roheisens, welcher rasch oxydirt und von der Schlacke
aufgenommen wird. Eine beträchtliche Anreicherung des Eisengehaltes
der Schlacke tritt in beiden Fällen naturgemäss ein, nachdem der
grösste Theil des Silicium-, Kohlenstoff- und Mangangehaltes verbrannt
ist; die gesammte Schlackenmenge wird durch das Hinzutreten des
Eisenoxyduls vermehrt und der Kieselsäuregehalt der Schlacke sinkt.

Als drittes Beispiel möge die Zusammensetzung der Schlacken
des schwedischen Processes
dienen, welche mit den Eisenproben,
deren Zusammensetzung auf S. 919 mitgetheilt ist, genommen wurden.
Die Schlacken enthielten 1):

[Tabelle]

Die Endschlacke nach Spiegeleisenzusatz wurde leider nicht
untersucht.

Der Mangangehalt des verarbeiteten Roheisens war, wie die er-
wähnte Analyse des letzteren erkennen lässt, erheblich geringer als in
dem Roheisen des vorigen Falles; dass trotzdem der Mangangehalt der
Schlacke ziemlich beträchtlich ausfällt, beweist eben, dass die gesammte
Schlackenmenge gering gewesen sein muss. Der Eisengehalt ist gerade
wegen des geringen Mangangehaltes beträchtlich; eine deutliche Ab-
nahme aber ist in der zweiten Probe erkennbar, wo das Bad infolge
der stattgehabten Verbrennung des Siliciums und Mangans seine höchste
Temperatur erreicht hat, der Kohlenstoffgehalt des Eisens aber noch
ziemlich beträchtlich ist (1.3 Proc.).

Schwieriger als bei dem sauren Processe ist es bei dem basischen,
Schlackenproben von durchschnittlich richtiger Zusammensetzung wäh-
rend des Processes zu bekommen, da der reichlich zugeschlagene Kalk
erst allmählich wirklich verschlackt wird, der gebildeten Schlacke aber
grossentheils mechanisch in grösseren oder kleineren Stücken ein-
gemengt bleibt. Dieses Verhalten des Kalkes erklärt es auch, dass die
wirklich gebildete Schlacke im Anfange des Processes verhältnissmässig
reich ist an Kieselsäure; erst nach und nach wird mehr Kalk ver-
schlackt; aber gleichzeitig beginnt dann die Bildung und Verschlackung

1) Iron, vol. XIV, p. 3.
59*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f1011" n="923"/>
                <fw place="top" type="header">Der Bessemer- und der Thomasprocess.</fw><lb/>
                <p>Hier war die Temperatur in der Birne entschieden niedriger als<lb/>
bei dem vorigen Falle, während dort der Kohlenstoff- und Mangan-<lb/>
gehalt des Enderzeugnisses beträchtlich höher war; es erklärt sich hier-<lb/>
aus leicht der grössere Eisengehalt der Neuberger Schlacke trotz des<lb/>
beträchtlichen, die Verbrennung des Eisens behindernden Mangan-<lb/>
gehaltes des Roheisens, welcher rasch oxydirt und von der Schlacke<lb/>
aufgenommen wird. Eine beträchtliche Anreicherung des Eisengehaltes<lb/>
der Schlacke tritt in beiden Fällen naturgemäss ein, nachdem der<lb/>
grösste Theil des Silicium-, Kohlenstoff- und Mangangehaltes verbrannt<lb/>
ist; die gesammte Schlackenmenge wird durch das Hinzutreten des<lb/>
Eisenoxyduls vermehrt und der Kieselsäuregehalt der Schlacke sinkt.</p><lb/>
                <p>Als drittes Beispiel möge die Zusammensetzung der <hi rendition="#g">Schlacken<lb/>
des schwedischen Processes</hi> dienen, welche mit den Eisenproben,<lb/>
deren Zusammensetzung auf S. 919 mitgetheilt ist, genommen wurden.<lb/>
Die Schlacken enthielten <note place="foot" n="1)">Iron, vol. XIV, p. 3.</note>:</p><lb/>
                <table>
                  <row>
                    <cell/>
                  </row>
                </table>
                <p>Die Endschlacke nach Spiegeleisenzusatz wurde leider nicht<lb/>
untersucht.</p><lb/>
                <p>Der Mangangehalt des verarbeiteten Roheisens war, wie die er-<lb/>
wähnte Analyse des letzteren erkennen lässt, erheblich geringer als in<lb/>
dem Roheisen des vorigen Falles; dass trotzdem der Mangangehalt der<lb/>
Schlacke ziemlich beträchtlich ausfällt, beweist eben, dass die gesammte<lb/>
Schlackenmenge gering gewesen sein muss. Der Eisengehalt ist gerade<lb/>
wegen des geringen Mangangehaltes beträchtlich; eine deutliche Ab-<lb/>
nahme aber ist in der zweiten Probe erkennbar, wo das Bad infolge<lb/>
der stattgehabten Verbrennung des Siliciums und Mangans seine höchste<lb/>
Temperatur erreicht hat, der Kohlenstoffgehalt des Eisens aber noch<lb/>
ziemlich beträchtlich ist (1.<hi rendition="#sub">3</hi> Proc.).</p><lb/>
                <p>Schwieriger als bei dem sauren Processe ist es bei dem basischen,<lb/>
Schlackenproben von durchschnittlich richtiger Zusammensetzung wäh-<lb/>
rend des Processes zu bekommen, da der reichlich zugeschlagene Kalk<lb/>
erst allmählich wirklich verschlackt wird, der gebildeten Schlacke aber<lb/>
grossentheils mechanisch in grösseren oder kleineren Stücken ein-<lb/>
gemengt bleibt. Dieses Verhalten des Kalkes erklärt es auch, dass die<lb/>
wirklich gebildete Schlacke im Anfange des Processes verhältnissmässig<lb/>
reich ist an Kieselsäure; erst nach und nach wird mehr Kalk ver-<lb/>
schlackt; aber gleichzeitig beginnt dann die Bildung und Verschlackung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">59*</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[923/1011] Der Bessemer- und der Thomasprocess. Hier war die Temperatur in der Birne entschieden niedriger als bei dem vorigen Falle, während dort der Kohlenstoff- und Mangan- gehalt des Enderzeugnisses beträchtlich höher war; es erklärt sich hier- aus leicht der grössere Eisengehalt der Neuberger Schlacke trotz des beträchtlichen, die Verbrennung des Eisens behindernden Mangan- gehaltes des Roheisens, welcher rasch oxydirt und von der Schlacke aufgenommen wird. Eine beträchtliche Anreicherung des Eisengehaltes der Schlacke tritt in beiden Fällen naturgemäss ein, nachdem der grösste Theil des Silicium-, Kohlenstoff- und Mangangehaltes verbrannt ist; die gesammte Schlackenmenge wird durch das Hinzutreten des Eisenoxyduls vermehrt und der Kieselsäuregehalt der Schlacke sinkt. Als drittes Beispiel möge die Zusammensetzung der Schlacken des schwedischen Processes dienen, welche mit den Eisenproben, deren Zusammensetzung auf S. 919 mitgetheilt ist, genommen wurden. Die Schlacken enthielten 1): Die Endschlacke nach Spiegeleisenzusatz wurde leider nicht untersucht. Der Mangangehalt des verarbeiteten Roheisens war, wie die er- wähnte Analyse des letzteren erkennen lässt, erheblich geringer als in dem Roheisen des vorigen Falles; dass trotzdem der Mangangehalt der Schlacke ziemlich beträchtlich ausfällt, beweist eben, dass die gesammte Schlackenmenge gering gewesen sein muss. Der Eisengehalt ist gerade wegen des geringen Mangangehaltes beträchtlich; eine deutliche Ab- nahme aber ist in der zweiten Probe erkennbar, wo das Bad infolge der stattgehabten Verbrennung des Siliciums und Mangans seine höchste Temperatur erreicht hat, der Kohlenstoffgehalt des Eisens aber noch ziemlich beträchtlich ist (1.3 Proc.). Schwieriger als bei dem sauren Processe ist es bei dem basischen, Schlackenproben von durchschnittlich richtiger Zusammensetzung wäh- rend des Processes zu bekommen, da der reichlich zugeschlagene Kalk erst allmählich wirklich verschlackt wird, der gebildeten Schlacke aber grossentheils mechanisch in grösseren oder kleineren Stücken ein- gemengt bleibt. Dieses Verhalten des Kalkes erklärt es auch, dass die wirklich gebildete Schlacke im Anfange des Processes verhältnissmässig reich ist an Kieselsäure; erst nach und nach wird mehr Kalk ver- schlackt; aber gleichzeitig beginnt dann die Bildung und Verschlackung 1) Iron, vol. XIV, p. 3. 59*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1011
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1011>, abgerufen am 18.05.2024.