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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Flusseisens
[Tabelle]

Der Verlauf kennzeichnet deutlich den englischen Process mit sehr
siliciumreichem, aber nur wenig überhitztem und manganarmem Roh-
eisen. Kohlenstoff verbrennt anfänglich gar nicht; erst nachdem die
Temperatur des Bades durch Verbrennung von mehr als 1.25 Proc.
Silicium erheblich gesteigert ist, beginnt auch die Kohlenverbrennung.
Stellt man die Analysenreihe graphisch dar, wie es schon früher beim
Puddel- und Herdfrischprocess geschehen ist, so erhält man die in
Fig. 266 auf S. 915 verzeichneten Curven.

Ganz ähnliche Ergebnisse erhielt Kessler bei zwei auf einem
norddeutschen (nicht näher bezeichneten) Eisenwerke im Anfange der
siebenziger Jahre angestellten Untersuchungen.1) Die eine dieser Ana-
lysenreihen, welche durch einen erheblich höheren Mangangehalt des
verarbeiteten Roheisens sich von der oben mitgetheilten unterscheidet,
ist folgende:

[Tabelle]

Beachtenswerth ist die Zunahme des Siliciumgehaltes nach Spiegel-
eisenzusatz. Obgleich eine Analyse des Spiegeleisens nicht mitgetheilt
ist, so unterliegt es kaum einem Zweifel, dass diese Zunahme auf einer
Siliciumreduction aus der Schlacke oder dem Birnenfutter durch Mangan
beruhe. Die hohe Temperatur, welche das Bad durch die reichliche
Verbrennung von Silicium erhalten hat, muss diese Reduction erheb-
lich befördert haben, während aus derselben Ursache der Kohlenstoff
des Zusatzes grossentheils durch den im Bade anwesenden Sauerstoff
verbrannt wurde und die Kohlenstoffanreicherung nur unerheblich ist.

2. Als Beispiel für den Verlauf des Processes bei Verarbeitung
eines weniger siliciumreichen Roheisens, aber starker Ueberhitzung
desselben im Schmelzofen, den sogenannten deutschen Process

1) Vergl. Literatur.
Die Darstellung des Flusseisens
[Tabelle]

Der Verlauf kennzeichnet deutlich den englischen Process mit sehr
siliciumreichem, aber nur wenig überhitztem und manganarmem Roh-
eisen. Kohlenstoff verbrennt anfänglich gar nicht; erst nachdem die
Temperatur des Bades durch Verbrennung von mehr als 1.25 Proc.
Silicium erheblich gesteigert ist, beginnt auch die Kohlenverbrennung.
Stellt man die Analysenreihe graphisch dar, wie es schon früher beim
Puddel- und Herdfrischprocess geschehen ist, so erhält man die in
Fig. 266 auf S. 915 verzeichneten Curven.

Ganz ähnliche Ergebnisse erhielt Kessler bei zwei auf einem
norddeutschen (nicht näher bezeichneten) Eisenwerke im Anfange der
siebenziger Jahre angestellten Untersuchungen.1) Die eine dieser Ana-
lysenreihen, welche durch einen erheblich höheren Mangangehalt des
verarbeiteten Roheisens sich von der oben mitgetheilten unterscheidet,
ist folgende:

[Tabelle]

Beachtenswerth ist die Zunahme des Siliciumgehaltes nach Spiegel-
eisenzusatz. Obgleich eine Analyse des Spiegeleisens nicht mitgetheilt
ist, so unterliegt es kaum einem Zweifel, dass diese Zunahme auf einer
Siliciumreduction aus der Schlacke oder dem Birnenfutter durch Mangan
beruhe. Die hohe Temperatur, welche das Bad durch die reichliche
Verbrennung von Silicium erhalten hat, muss diese Reduction erheb-
lich befördert haben, während aus derselben Ursache der Kohlenstoff
des Zusatzes grossentheils durch den im Bade anwesenden Sauerstoff
verbrannt wurde und die Kohlenstoffanreicherung nur unerheblich ist.

2. Als Beispiel für den Verlauf des Processes bei Verarbeitung
eines weniger siliciumreichen Roheisens, aber starker Ueberhitzung
desselben im Schmelzofen, den sogenannten deutschen Process

1) Vergl. Literatur.
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[916/1004] Die Darstellung des Flusseisens Der Verlauf kennzeichnet deutlich den englischen Process mit sehr siliciumreichem, aber nur wenig überhitztem und manganarmem Roh- eisen. Kohlenstoff verbrennt anfänglich gar nicht; erst nachdem die Temperatur des Bades durch Verbrennung von mehr als 1.25 Proc. Silicium erheblich gesteigert ist, beginnt auch die Kohlenverbrennung. Stellt man die Analysenreihe graphisch dar, wie es schon früher beim Puddel- und Herdfrischprocess geschehen ist, so erhält man die in Fig. 266 auf S. 915 verzeichneten Curven. Ganz ähnliche Ergebnisse erhielt Kessler bei zwei auf einem norddeutschen (nicht näher bezeichneten) Eisenwerke im Anfange der siebenziger Jahre angestellten Untersuchungen. 1) Die eine dieser Ana- lysenreihen, welche durch einen erheblich höheren Mangangehalt des verarbeiteten Roheisens sich von der oben mitgetheilten unterscheidet, ist folgende: Beachtenswerth ist die Zunahme des Siliciumgehaltes nach Spiegel- eisenzusatz. Obgleich eine Analyse des Spiegeleisens nicht mitgetheilt ist, so unterliegt es kaum einem Zweifel, dass diese Zunahme auf einer Siliciumreduction aus der Schlacke oder dem Birnenfutter durch Mangan beruhe. Die hohe Temperatur, welche das Bad durch die reichliche Verbrennung von Silicium erhalten hat, muss diese Reduction erheb- lich befördert haben, während aus derselben Ursache der Kohlenstoff des Zusatzes grossentheils durch den im Bade anwesenden Sauerstoff verbrannt wurde und die Kohlenstoffanreicherung nur unerheblich ist. 2. Als Beispiel für den Verlauf des Processes bei Verarbeitung eines weniger siliciumreichen Roheisens, aber starker Ueberhitzung desselben im Schmelzofen, den sogenannten deutschen Process 1) Vergl. Literatur.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1004>, abgerufen am 18.05.2024.