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Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.

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nicht wieder kommen wird; und daß, wenn auch
mein Leben das höchste Ziel des menschlichen Al-
ters erreicht, meiner Stunden eben nicht sehr viele
sind.

Laß doch nicht zu, daß ich so leichtsinnig, wie der
größte Theil der Menschen in den Tag hinein lebe,
und mich weder um die Anwendung der gegenwärti-
gen Zeit, noch um die darauf folgende Ewigkeit be-
kümmere. Möchte ich vielmehr andern verblendeten
Menschen ein gutes heilsames Beyspiel seyn, und
eine nachdrückliche Ermunterung, daß sie mit ihrer
kurzen und unwiederbringlichen Zeit besser haushalten.

Erwecke du selbst, o Gott und Vater aller Men-
schen, in ihnen allen eine kräftige Lust, von ihrer Le-
benszeit einen bessern und weisern Gebrauch zu ma-
chen! Laß jeden Sterbenden für die noch Lebenden
eine laute nachdrückliche Warnungsstimme seyn, die
gelegene Zeit zu erkaufen!

Oefne allen leichtsinnigen Sündern, die ihre Buße
von einem Tag zum andern aufschieben, die Augen,
daß sie mit Schrecken den Abgrund wahrnehmen,
an welchem sie schwindeln! Laß ihnen ihre Sterb-
lichkeit und die schnelle Flüchtigkeit ihres kurzen und
ungewissen Lebens recht fühlbar und gleichsam hand-
greiflich werden, daß dieser letzte Tag dieser Woche,
der letzte Tag ihres lasterhaften Lebens sey, daß er
ihnen ein Bild von dem letzten Tag ihres Lebens und
dem Ende der Gnadenzeit sey! Ach! laß sie alle dich
suchen, weil du noch zu finden bist! Erwecke sie alle,
daß sie dich mit aufrichtiger Reue, Schaam und
Busse anrufen, weil du nahe bist! Gieb, o ewige
Liebe, daß heute noch viele Gottlose ihren Weg,
und viele Ungerechte ihre Anschläge verlassen, und
heute noch umkehren zu dir, o Herr, daß du dich
ihrer erbarmest, und ihnen vielfältiges Heil schaf-
fest!

Sey
C 4

nicht wieder kommen wird; und daß, wenn auch
mein Leben das höchſte Ziel des menſchlichen Al-
ters erreicht, meiner Stunden eben nicht ſehr viele
ſind.

Laß doch nicht zu, daß ich ſo leichtſinnig, wie der
größte Theil der Menſchen in den Tag hinein lebe,
und mich weder um die Anwendung der gegenwärti-
gen Zeit, noch um die darauf folgende Ewigkeit be-
kümmere. Möchte ich vielmehr andern verblendeten
Menſchen ein gutes heilſames Beyſpiel ſeyn, und
eine nachdrückliche Ermunterung, daß ſie mit ihrer
kurzen und unwiederbringlichen Zeit beſſer haushalten.

Erwecke du ſelbſt, o Gott und Vater aller Men-
ſchen, in ihnen allen eine kräftige Luſt, von ihrer Le-
benszeit einen beſſern und weiſern Gebrauch zu ma-
chen! Laß jeden Sterbenden für die noch Lebenden
eine laute nachdrückliche Warnungsſtimme ſeyn, die
gelegene Zeit zu erkaufen!

Oefne allen leichtſinnigen Sündern, die ihre Buße
von einem Tag zum andern aufſchieben, die Augen,
daß ſie mit Schrecken den Abgrund wahrnehmen,
an welchem ſie ſchwindeln! Laß ihnen ihre Sterb-
lichkeit und die ſchnelle Flüchtigkeit ihres kurzen und
ungewiſſen Lebens recht fühlbar und gleichſam hand-
greiflich werden, daß dieſer letzte Tag dieſer Woche,
der letzte Tag ihres laſterhaften Lebens ſey, daß er
ihnen ein Bild von dem letzten Tag ihres Lebens und
dem Ende der Gnadenzeit ſey! Ach! laß ſie alle dich
ſuchen, weil du noch zu finden biſt! Erwecke ſie alle,
daß ſie dich mit aufrichtiger Reue, Schaam und
Buſſe anrufen, weil du nahe biſt! Gieb, o ewige
Liebe, daß heute noch viele Gottloſe ihren Weg,
und viele Ungerechte ihre Anſchläge verlaſſen, und
heute noch umkehren zu dir, o Herr, daß du dich
ihrer erbarmeſt, und ihnen vielfältiges Heil ſchaf-
feſt!

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C 4
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[39/0041] nicht wieder kommen wird; und daß, wenn auch mein Leben das höchſte Ziel des menſchlichen Al- ters erreicht, meiner Stunden eben nicht ſehr viele ſind. Laß doch nicht zu, daß ich ſo leichtſinnig, wie der größte Theil der Menſchen in den Tag hinein lebe, und mich weder um die Anwendung der gegenwärti- gen Zeit, noch um die darauf folgende Ewigkeit be- kümmere. Möchte ich vielmehr andern verblendeten Menſchen ein gutes heilſames Beyſpiel ſeyn, und eine nachdrückliche Ermunterung, daß ſie mit ihrer kurzen und unwiederbringlichen Zeit beſſer haushalten. Erwecke du ſelbſt, o Gott und Vater aller Men- ſchen, in ihnen allen eine kräftige Luſt, von ihrer Le- benszeit einen beſſern und weiſern Gebrauch zu ma- chen! Laß jeden Sterbenden für die noch Lebenden eine laute nachdrückliche Warnungsſtimme ſeyn, die gelegene Zeit zu erkaufen! Oefne allen leichtſinnigen Sündern, die ihre Buße von einem Tag zum andern aufſchieben, die Augen, daß ſie mit Schrecken den Abgrund wahrnehmen, an welchem ſie ſchwindeln! Laß ihnen ihre Sterb- lichkeit und die ſchnelle Flüchtigkeit ihres kurzen und ungewiſſen Lebens recht fühlbar und gleichſam hand- greiflich werden, daß dieſer letzte Tag dieſer Woche, der letzte Tag ihres laſterhaften Lebens ſey, daß er ihnen ein Bild von dem letzten Tag ihres Lebens und dem Ende der Gnadenzeit ſey! Ach! laß ſie alle dich ſuchen, weil du noch zu finden biſt! Erwecke ſie alle, daß ſie dich mit aufrichtiger Reue, Schaam und Buſſe anrufen, weil du nahe biſt! Gieb, o ewige Liebe, daß heute noch viele Gottloſe ihren Weg, und viele Ungerechte ihre Anſchläge verlaſſen, und heute noch umkehren zu dir, o Herr, daß du dich ihrer erbarmeſt, und ihnen vielfältiges Heil ſchaf- feſt! Sey C 4

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/41>, abgerufen am 27.11.2024.