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Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.

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II.

Ach daß sie stets deinen Namen fürchten, und in
deinen Wegen mit unverletzter Treue wandeln
möchten, o Jesu! die, die ich als meine Freunde
geliebet! Dein Geist lehre sie wahre Weisheit, daß
sie die Zeit ihrer Wallfahrt zu einer gesegneten Vor-
bereitung zum Himmel gebrauchen. Jmmer sey ih-
nen die Tugend verehrungswürdig, und ihre redli-
che Ausübung erhalte ihr Gewissen rein und unver-
letzt. Stets bleibe für sie die gefährliche Bahn des
Lasters unbetreten, daß sie sich nicht vergehen gegen
deine heilige Gebote. Der Glaube an dich, o Welt-
heiland, schmücke ihre Seelen. Bewahre, stärke,
erhalte ihn in ihren Herzen bis sie ihren Lauf hienie-
den vollendet haben, und aufgenommen sind zu der
Wonne des Himmels. Amen.

III.
Fürbitten eines sterbenden Vaters oder
Mutter für ihre zurückzulassende
Kinder.

Rechter Vater, über alles was Kinder heißt im
Himmel und auf Erden, wenn ich dich nicht
unter diesem Namen kennete, wie schwer und bitter
müßte mir der Abschied von meinen Kindern seyn?
Jch sterbe, und lasse sie zurück in einer Welt, wo
Liebe, und Mitleiden gegen Verlassene bey nahe
ganz erstorben ist; in einer Welt, wo immer mehr
verführerische Beyspiele des Lasters als reizende Vor-
bilder der Tugend zu finden; ich lasse sie zurücke mit
menschlichen Neigungen, so wie die natürlichen Ge-
sinnungen derer sind, die in Sünden empfangen und

gezeu-
II.

Ach daß ſie ſtets deinen Namen fürchten, und in
deinen Wegen mit unverletzter Treue wandeln
möchten, o Jeſu! die, die ich als meine Freunde
geliebet! Dein Geiſt lehre ſie wahre Weisheit, daß
ſie die Zeit ihrer Wallfahrt zu einer geſegneten Vor-
bereitung zum Himmel gebrauchen. Jmmer ſey ih-
nen die Tugend verehrungswürdig, und ihre redli-
che Ausübung erhalte ihr Gewiſſen rein und unver-
letzt. Stets bleibe für ſie die gefährliche Bahn des
Laſters unbetreten, daß ſie ſich nicht vergehen gegen
deine heilige Gebote. Der Glaube an dich, o Welt-
heiland, ſchmücke ihre Seelen. Bewahre, ſtärke,
erhalte ihn in ihren Herzen bis ſie ihren Lauf hienie-
den vollendet haben, und aufgenommen ſind zu der
Wonne des Himmels. Amen.

III.
Fürbitten eines ſterbenden Vaters oder
Mutter für ihre zurückzulaſſende
Kinder.

Rechter Vater, über alles was Kinder heißt im
Himmel und auf Erden, wenn ich dich nicht
unter dieſem Namen kennete, wie ſchwer und bitter
müßte mir der Abſchied von meinen Kindern ſeyn?
Jch ſterbe, und laſſe ſie zurück in einer Welt, wo
Liebe, und Mitleiden gegen Verlaſſene bey nahe
ganz erſtorben iſt; in einer Welt, wo immer mehr
verführeriſche Beyſpiele des Laſters als reizende Vor-
bilder der Tugend zu finden; ich laſſe ſie zurücke mit
menſchlichen Neigungen, ſo wie die natürlichen Ge-
ſinnungen derer ſind, die in Sünden empfangen und

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[111/0113] II. Ach daß ſie ſtets deinen Namen fürchten, und in deinen Wegen mit unverletzter Treue wandeln möchten, o Jeſu! die, die ich als meine Freunde geliebet! Dein Geiſt lehre ſie wahre Weisheit, daß ſie die Zeit ihrer Wallfahrt zu einer geſegneten Vor- bereitung zum Himmel gebrauchen. Jmmer ſey ih- nen die Tugend verehrungswürdig, und ihre redli- che Ausübung erhalte ihr Gewiſſen rein und unver- letzt. Stets bleibe für ſie die gefährliche Bahn des Laſters unbetreten, daß ſie ſich nicht vergehen gegen deine heilige Gebote. Der Glaube an dich, o Welt- heiland, ſchmücke ihre Seelen. Bewahre, ſtärke, erhalte ihn in ihren Herzen bis ſie ihren Lauf hienie- den vollendet haben, und aufgenommen ſind zu der Wonne des Himmels. Amen. III. Fürbitten eines ſterbenden Vaters oder Mutter für ihre zurückzulaſſende Kinder. Rechter Vater, über alles was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, wenn ich dich nicht unter dieſem Namen kennete, wie ſchwer und bitter müßte mir der Abſchied von meinen Kindern ſeyn? Jch ſterbe, und laſſe ſie zurück in einer Welt, wo Liebe, und Mitleiden gegen Verlaſſene bey nahe ganz erſtorben iſt; in einer Welt, wo immer mehr verführeriſche Beyſpiele des Laſters als reizende Vor- bilder der Tugend zu finden; ich laſſe ſie zurücke mit menſchlichen Neigungen, ſo wie die natürlichen Ge- ſinnungen derer ſind, die in Sünden empfangen und gezeu-

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/113>, abgerufen am 18.12.2024.