Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Etwas über das Alter.

Bild eines sehr alten, dabey schlauen, feinen Mannes von jüdischer Nation. Jn dem Buge
an der Stirne, im Vorbuge der Nase, dem breiten vorstehenden Kinne, und in den breiten Schul-
tern finde ich die Spuren der Altersfähigen Anlage. Jm Blicke und Munde die feine Schlauheit
des Geizes.

Hier das ähnliche Bild eines aus Kraft- und Altersfähigkeit zusammengeknochten hundert-
jährigen Mannes v. Neuwied. Der ganze Umriß ist scharf, unlocker, und besonders in der Nase
und der Stirne ist viel Ausdruck von Dauerhaftigkeit, Mäßigung, fester Wärme, ohne Hitze und
Empfänglichkeit.

[Abbildung]
Sechstes Fragment.
Medizinische Semiothik. Oder etwas von den Kennzeichen der
Gesundheit und Krankheit.

Richt ich, ein erfahrner Arzt sollte noch eine physiognomische und pathognomische Semio-
thik
der Gesundheits- und Krankheitszustände schreiben; sollte den physiologischen Charakter der

Körper,
Z z 3
Etwas uͤber das Alter.

Bild eines ſehr alten, dabey ſchlauen, feinen Mannes von juͤdiſcher Nation. Jn dem Buge
an der Stirne, im Vorbuge der Naſe, dem breiten vorſtehenden Kinne, und in den breiten Schul-
tern finde ich die Spuren der Altersfaͤhigen Anlage. Jm Blicke und Munde die feine Schlauheit
des Geizes.

Hier das aͤhnliche Bild eines aus Kraft- und Altersfaͤhigkeit zuſammengeknochten hundert-
jaͤhrigen Mannes v. Neuwied. Der ganze Umriß iſt ſcharf, unlocker, und beſonders in der Naſe
und der Stirne iſt viel Ausdruck von Dauerhaftigkeit, Maͤßigung, feſter Waͤrme, ohne Hitze und
Empfaͤnglichkeit.

[Abbildung]
Sechstes Fragment.
Mediziniſche Semiothik. Oder etwas von den Kennzeichen der
Geſundheit und Krankheit.

Richt ich, ein erfahrner Arzt ſollte noch eine phyſiognomiſche und pathognomiſche Semio-
thik
der Geſundheits- und Krankheitszuſtaͤnde ſchreiben; ſollte den phyſiologiſchen Charakter der

Koͤrper,
Z z 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0441" n="365"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Etwas u&#x0364;ber das Alter.</hi> </fw><lb/>
              <p>Bild eines &#x017F;ehr alten, dabey &#x017F;chlauen, feinen Mannes von ju&#x0364;di&#x017F;cher Nation. Jn dem Buge<lb/>
an der Stirne, im Vorbuge der Na&#x017F;e, dem breiten vor&#x017F;tehenden Kinne, und in den breiten Schul-<lb/>
tern finde ich die Spuren der Altersfa&#x0364;higen Anlage. Jm Blicke und Munde die feine Schlauheit<lb/>
des Geizes.</p><lb/>
              <p>Hier das a&#x0364;hnliche Bild eines aus Kraft- und Altersfa&#x0364;higkeit zu&#x017F;ammengeknochten hundert-<lb/>
ja&#x0364;hrigen Mannes v. <hi rendition="#fr">Neuwied.</hi> Der ganze Umriß i&#x017F;t &#x017F;charf, unlocker, und be&#x017F;onders in der Na&#x017F;e<lb/>
und der Stirne i&#x017F;t viel Ausdruck von Dauerhaftigkeit, Ma&#x0364;ßigung, fe&#x017F;ter Wa&#x0364;rme, ohne Hitze und<lb/>
Empfa&#x0364;nglichkeit.</p><lb/>
              <figure/>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sechstes Fragment.</hi><lb/>
Medizini&#x017F;che Semiothik. Oder etwas von den Kennzeichen der<lb/>
Ge&#x017F;undheit und Krankheit.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">R</hi>icht ich, ein erfahrner Arzt &#x017F;ollte noch eine <hi rendition="#fr">phy&#x017F;iognomi&#x017F;che und pathognomi&#x017F;che Semio-<lb/>
thik</hi> der Ge&#x017F;undheits- und Krankheitszu&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;chreiben; &#x017F;ollte den phy&#x017F;iologi&#x017F;chen Charakter der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ko&#x0364;rper,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0441] Etwas uͤber das Alter. Bild eines ſehr alten, dabey ſchlauen, feinen Mannes von juͤdiſcher Nation. Jn dem Buge an der Stirne, im Vorbuge der Naſe, dem breiten vorſtehenden Kinne, und in den breiten Schul- tern finde ich die Spuren der Altersfaͤhigen Anlage. Jm Blicke und Munde die feine Schlauheit des Geizes. Hier das aͤhnliche Bild eines aus Kraft- und Altersfaͤhigkeit zuſammengeknochten hundert- jaͤhrigen Mannes v. Neuwied. Der ganze Umriß iſt ſcharf, unlocker, und beſonders in der Naſe und der Stirne iſt viel Ausdruck von Dauerhaftigkeit, Maͤßigung, feſter Waͤrme, ohne Hitze und Empfaͤnglichkeit. [Abbildung] Sechstes Fragment. Mediziniſche Semiothik. Oder etwas von den Kennzeichen der Geſundheit und Krankheit. Richt ich, ein erfahrner Arzt ſollte noch eine phyſiognomiſche und pathognomiſche Semio- thik der Geſundheits- und Krankheitszuſtaͤnde ſchreiben; ſollte den phyſiologiſchen Charakter der Koͤrper, Z z 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/441
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/441>, abgerufen am 23.11.2024.