war. Und eine solche Dauerseligkeit, die jedem Zufall Trotz bieten könnte -- und keine geringere war sein Luc. XI. 28.Zweck. Keine Seeligpreisung geht über die: Seelig sind die, die das Wort Gottes hören und es be- wahren. Die bekannte Parallelstelle gehört hieher: Jac. I. 21-25.Nehmet das eingepflanzte Wort auf mit Sanft- muth, welches euere Seelen mag seelig machen. Seyd aber Thäter des Wortes und nicht Hö- rer allein, die ihr Euch selber betrieget. Denn so jemand ein Hörer des Worts ist, und nicht ein Thäter, der ist einem Manne gleich, der sein Angesicht im Spiegel beschauet -- und nach- dem er sich selbst beschauet hat, hinging, und alsbald vergaß, wie Er war. Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freyheit, in das Gesetz, das uns frey, von allen Fehlern vollkommen rein haben will hineinschaut, und beharrt, und von der aufschlies- schliessenden und demüthigenden Wahrheit sein Auge nicht wegwendet -- der Wahrheit stille hält, und sich ganz von ihr leiten läßt, derselbe, weil er nicht ein ver- geßlicher Hörer, sondern ein Thäter der Wahr- heit ist, wird in seinem Thun seelig seyn. Thun macht weise, stark, frey; Thun des göttlichen Willens schließt mehr Geheimnisse auf, als alles Nachdenken, Forschen und Ergründen. Einfältiges Thun schließt dir die Götterwürde der Menschheit auf. Wer den Wor- ten des Herrn mit stiller, Trugloser, Kinderdemuth ge- horcht, in dessen innersten regen sich unglaubliche Kräfte. Der Mensch fühlt sich in dem Momente als ein neuge-
schaff-
Matthäus VII.
war. Und eine ſolche Dauerſeligkeit, die jedem Zufall Trotz bieten könnte — und keine geringere war ſein Luc. XI. 28.Zweck. Keine Seeligpreiſung geht über die: Seelig ſind die, die das Wort Gottes hören und es be- wahren. Die bekannte Parallelſtelle gehört hieher: Jac. I. 21-25.Nehmet das eingepflanzte Wort auf mit Sanft- muth, welches euere Seelen mag ſeelig machen. Seyd aber Thäter des Wortes und nicht Hö- rer allein, die ihr Euch ſelber betrieget. Denn ſo jemand ein Hörer des Worts iſt, und nicht ein Thäter, der iſt einem Manne gleich, der ſein Angeſicht im Spiegel beſchauet — und nach- dem er ſich ſelbſt beſchauet hat, hinging, und alsbald vergaß, wie Er war. Wer aber in das vollkommene Geſetz der Freyheit, in das Geſetz, das uns frey, von allen Fehlern vollkommen rein haben will hineinſchaut, und beharrt, und von der aufſchlieſ- ſchlieſſenden und demüthigenden Wahrheit ſein Auge nicht wegwendet — der Wahrheit ſtille hält, und ſich ganz von ihr leiten läßt, derſelbe, weil er nicht ein ver- geßlicher Hörer, ſondern ein Thäter der Wahr- heit iſt, wird in ſeinem Thun ſeelig ſeyn. Thun macht weiſe, ſtark, frey; Thun des göttlichen Willens ſchließt mehr Geheimniſſe auf, als alles Nachdenken, Forſchen und Ergründen. Einfältiges Thun ſchließt dir die Götterwürde der Menſchheit auf. Wer den Wor- ten des Herrn mit ſtiller, Trugloſer, Kinderdemuth ge- horcht, in deſſen innerſten regen ſich unglaubliche Kräfte. Der Menſch fühlt ſich in dem Momente als ein neuge-
ſchaff-
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[64[84]/0092]
Matthäus VII.
war. Und eine ſolche Dauerſeligkeit, die jedem Zufall
Trotz bieten könnte — und keine geringere war ſein
Zweck. Keine Seeligpreiſung geht über die: Seelig
ſind die, die das Wort Gottes hören und es be-
wahren. Die bekannte Parallelſtelle gehört hieher:
Nehmet das eingepflanzte Wort auf mit Sanft-
muth, welches euere Seelen mag ſeelig machen.
Seyd aber Thäter des Wortes und nicht Hö-
rer allein, die ihr Euch ſelber betrieget. Denn
ſo jemand ein Hörer des Worts iſt, und nicht
ein Thäter, der iſt einem Manne gleich, der
ſein Angeſicht im Spiegel beſchauet — und nach-
dem er ſich ſelbſt beſchauet hat, hinging, und
alsbald vergaß, wie Er war. Wer aber in das
vollkommene Geſetz der Freyheit, in das Geſetz,
das uns frey, von allen Fehlern vollkommen rein haben
will hineinſchaut, und beharrt, und von der aufſchlieſ-
ſchlieſſenden und demüthigenden Wahrheit ſein Auge
nicht wegwendet — der Wahrheit ſtille hält, und ſich ganz
von ihr leiten läßt, derſelbe, weil er nicht ein ver-
geßlicher Hörer, ſondern ein Thäter der Wahr-
heit iſt, wird in ſeinem Thun ſeelig ſeyn. Thun
macht weiſe, ſtark, frey; Thun des göttlichen Willens
ſchließt mehr Geheimniſſe auf, als alles Nachdenken,
Forſchen und Ergründen. Einfältiges Thun ſchließt
dir die Götterwürde der Menſchheit auf. Wer den Wor-
ten des Herrn mit ſtiller, Trugloſer, Kinderdemuth ge-
horcht, in deſſen innerſten regen ſich unglaubliche Kräfte.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 64[84]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/92>, abgerufen am 24.11.2024.
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